Mittwoch, 2. Juli 2008

Froschmäusekrieg nach Prof. Dr. B. Fahland 1902


Ein Mäuslein, das den Tücken der Katze sich entwand,

wollt dürstend sich erquicken an eines Weihers Rand.

Bald hat ein Frosch gesehen den zarten Mäusemann

am Ufer trinkend stehen und hob zu sprechen an:

Wie nennst du dich mit Namen? Wie deine Heimat sich?

Aus welch erlauchtem Samen rühmst du entsprossen Dich?

Das Zögern Fremdling schwinde, sprich alles offen aus.

Wenn ich dich würdig finde, führ ich dich in mein Haus.

Geschenke will nicht wenig ich geben dir zugleich.

Ich heiße Pausback, König bin ich im Fröschereich.

Schlammbert beim Frühlingswinde in Liebe zugesellt

Der schönen Weiherlinde erzeugte mich der Held.

Auch du gewiss bist einer, der Zepter trägt und Kron,

so stattlich ist sonst keiner denn nur ein Königsohn.

Auch scheinst du mir ein Streiter, ein wackrer im Gefecht:

Drum zaudere nicht weiter und nenne dein Geschlecht!

Da sprach die Stimm erhebend der edle Mäuserich,

freimütig Antwort gebend und Auskunft über sich:

„Was, Völkerhirt, du fragest , das ahnt schon dein Gemüt:

Ich bin wie du es sagtest, aus fürstlichem Geblüt!

Brotkrümellieb ich heiße, mich zeugte Allnagich,

Leckmehle hat die weiße, im Heu geboren mich.

Prinzessin war die Mutter, sie stahl mit List und Fleiß,

und zog mich groß mit Butter, mit Kuchen, Obst und Mais.

Wie aber könnt ich werden, dir König, je ein Gast?

Bereiten würde Fährden mit meiner Freundschaft Last.

Im feuchten Elemente lebst froh du wie ein Fisch,

bei Wasserhuhn und Ente, mir deckt der Mensch den Tisch.

Was er in seine Scheuern, in Keller heinset ein,

davon erheb ich Steuern, als wär es alles mein.

So oft mich Früchte reizen, nehm ich von Hirse, Spelt,

von Bohnen, Linsen, Weizen so viel, wie mir gefällt.

Ich weiß den leckren Kuchen, mit Zuckerüberguß,

gar listig aufzusuchen, und Butter, Honig, Mus,

Brot, Käse, Speck und Schinken, Wurst, Braten allerlei,

dazu was Menschen trinken, Milch, süßen Wein, Gebräu.

Nicht Käfer würden schmecken, noch Regenwürmer mir,

auch Fliegen nicht und Schnecken, das ekele Getier.

Wonach als Leckerbissen ihr Frösche sonst euch sehnt,

mag nimmer ich genießen, an bessre Kost gewöhnt.

Und lächelnd mit Behagen erwidert Pausback mild;

Ich sehe zwar, der Magen, Freund alles bei dir gilt.

Doch vieles zum Ergötzen wird gewähren dir mein Haus

Und reichlich dir ersetzen auch einen leckern Schmaus.

Uns Fröschen hat gegeben Kronions weiser Plan,

dass jeder zwiefach leben und zwiefach wohnen kann:

Bald hüpfen kühn und munter vom Teiche wir auf Land,

bald tauchen schwimmend unter wir tief bis auf den Sand.

Dies alles selbst zu sehen hast du Gelegenheit,

lass nicht vorübergehen, was dir sich bietet heut.

Auf meinen Rücken springe und halte wacker aus.

Sei überzeugt ich bringe dich sicher in mein Haus.

Brotkrümeldieb nicht länger der Lockung widerstand,

hüpft auf des Sumpfes Sänger mit leichtem Sprung von Land.

Um Pausbacks feisten Nacken er fest die Arme schlang,

besorgt ihn könne packen der Wogen wilder Drang.

So lange seinen Blicken das Ufer nahe blieb.

Ritt froh auf Schwimmers Rücken der kecke Krümeldieb.

Doch als ihn wild bespülten die wogen ringsumher,

sich ihm die Augen füllten mit Tränen mehr und mehr.

Schon pochte ihm das Herze in Bangigkeit und Reu,

schon stöhnte er voll Schmerze, dass aus es mit ihm sei.

Er raufte sich die Haare, kniff ein den Schwanz in Not,

mehr als ich offenbare, tat er vor Angst halbtot.

Da hebt seich eine Schlange hoch aus der Flut empor,

streckt drohend ihre lange Gestalt weit sichtbar vor.

Ale er das musste schauen, erstarrt erst recht sein Blut,

und Pausback selbst im grauen verlor den rechten Mut.

In seinem jähen Schrecken er plötzlich ganz vergaß,

dass sich nicht konnte decken der Freund der auf ihm saß.

Er schoss im Stoß behände tief auf des Teiches Grund,

entrann dem bösen Ende, weil er des Tauchens kund.

Wie aber gings dir armen, verratnem Mäuselein?

Wer fühlte nicht Erbarmen mir dir in deiner Pein?

Ein Anblick wars zum Weinen, wie du in deiner Not

wild strampelnd mir den Beinen entgegen triebst dem Tod.

Jetzt zieht die Well ihn nieder, jetzt stößt sie ihn heraus,

geschlucktes Wasser wieder speit er in Strömen aus.

Bald liegt er auf dem Rücken, bald treibt er auf dem Bauch

und kläglich im Ersticken quiekt er nach Mäusebrauch.

Nicht konnt er dem Verderben entfliehn, der Wogen Graus

Und nahe schon dem Sterben haucht er die Klage aus:

Was deine Tück ersonnen, O Pausback, arger Wicht,

wird kommen an die Sonnen, wenn schon mein Auge bricht.

Du warfst von deinem Leibe mich ab mit bösem Stoß,

dass schiffbrüchig ich treibe im Wasser, rettungslos.

Du konntest mich bezwingen zu Lande nimmermehr

im Laufen, nicht im Springen, und nicht mit Faust noch Speer.

Ins Wasser drum gezogen, worin du Meister bist,

hast du mich und betrogen durch deiner Worte List.

Nicht werden dir entgehen die Früchte deiner Tat

Und Rache wird entstehen aus deiner Frevelsaat.

So schied, vom Tod gebrochen, des Helden Seele hin;

Doch ließ nicht ungerochen der Gottheit Walten ihn.

Denn alle Taten sichten die Himmlischen gerecht;

Den Lohn sie darnach richten, ob gut sie sind, ob schlecht.

Wie in der Not so feige Pausback seinen Gast verließ,

saß fern am Strand als Zeuge der Mauser Körnerbiss.

Ein Freund des toten Helden lief er mit Wehgeschrei,

den Seinen schnell zu melden, was hier geschehen sei.

Als diese es vernommen, ergreift sie wilder Groll.

Man lässt den Herold kommen, der rings verkünden soll,

dass jeder Mann der mause, frühmorgens finde sich

zur Sitzung ein im Hause des Herrschers Allnagich.

Ihm schlug die größte Wunde der Tod des Krümeldieb,

des Leiche noch zur Stunde fern auf dem Wasser trieb.

Und als geschart am Morgen die Mäuse sind zu Ort,

steht auf, gebeugt vor Sorgen, der Greis und spricht das Wort:

Nicht gegen mich, ihr Freunde, allein gerichtet ist

Der Frösche, unsrer Feinde, verräterische List.

Doch bin ich zu beklagen weit mehr als ihr es seid,

hat keiner doch zu tragen wie ich, so schweres Leid.

Drei Söhne hat geboren mein Weib Leckmehle mir.

Die drei hab ich verloren, mein Trost sie, meine Zier.

Den ersten hat die Katze, der Mäuse Schreck und Graus,

erschlagen mit der Tatze, als er verließ das Haus.

Den zweiten, wisst ihr alle, hat jüngst ein böser Mann

Gelockt in eine Falle und ihn erwürgt alsdann.

Der letzte jetzt, der dritte, zur Wonne mir geschenkt,

liegt in des Teiches Mitte, durch Pauseback ertränkt.

Zum Himmel schreit nach Rache ein so verruchter Mord!

Pflicht ist’s und Ehrensache, zu rächen ihn sofort!

Ein jeder kehre wieder jetzt eilig in sein Haus

und wappne Leib und Glieder, zu ziehen in den Strauß.

Sie folgten dem Geheiße und schafften sich die Wehr;

Die stellten sie nach Weise der Mäuse kunstvoll her:

Sie brechen Bohnen grüne, in ihre Hälften fein.

Aus jeder eine Schiene sie schaben für das Bein.

Es lag da eine Katze, die längst gestorben war.

Dass diese nicht mehr kratzte, war aller Augen klar.

Die Tote sie enthäuten, zerstückeln dann das Fell;

Aus jedem Stück bereiten sie einen Harnisch schnell.

Auch werden durch Eichelhüllen die Scheitel helmbedeckt,

zerborstene Lampen Tüllen als Schilde vorgestreckt.

Scharfspitzige Nadeln ragen als Speere in ihrer Hand:

Welch Feind wohl möchte wagen den kleinsten Widerstand!

So unter Waffen standen die Mäuse kampfbereit,

Doch auch die Frösche fanden zu ihrer Rüstung Zeit.

Der Lärm, der in die Weite aus Feindeslager scholl,

macht alle Wasserleute bestürzt und unruhvoll.

Sie tauchen aus dem Grunde des Teiches auf sofort

Und sammeln sich zur Stunde an einem trocknen Ort

Hier sitzen sie im Kreise und halten eifrig Rat,

erwägend, was die Mäuse in Wehr gerufen hat.

Da naht der viel gesandte Herold der Mäuse schon.

Topfkriecher er sich nannte, des Käsefrettichs Sohn.

Der schreitet mit der Bürde der Kriegserklärung her

und spricht mit ernster Würde ein Wort bedeutungsschwer.

Ihr seht in meinen Händen, O Frösche diesen Stab,

zum Zeichen, dass mich senden die Mäuse zu euch ab.

Sie lassen euch verkünden durch meinen Mund, dass heut

ihr Frösche werdet finden sie alle kampfbereit.

Gemordet ist im Teiche durch eures Königs List

Brotkrümeldieb, die Leiche dort auf dem Wasser fließt.

Drum wappnet euch, ihr Fürsten, ihr Mannen euch mit Mut!

Die Mäusehelden dürsten nach Rache und nach Blut!

Der Bote heimwärts kehrte, als dies gesprochen war.

Verwirrt hat, was sie hörte, der Frösche kühne Schar.

Sie richten ihre Blicke voll Zorn auf Pausback hin.

Doch dieser traut dem Glücke und spricht mit listgem Sinn:

Nie würde ich je begehen, ihr Freunde, solche Tat!

Auch hab ich nicht gesehen, wer sie begangen hat.

Schuld soll man keinem geben am Tod des Mäuserich,

Er selbst entriss das Leben durch eigne Torheit sich.

Der Narr, so will mir scheinen, wollt uns, den Fröschen gleich,

mit seinen Mäusebeinen durchschwimmen unsern Teich.

Dabei ist er versunken, wie könnt es anders sein?

Und elend ist ertrunken das dumme Mäuselein.

Jetzt klagen frecher Weise mich, der ich schuldlos bin,

des Mordes an die Mäuse mit frevelhaftem Sinn.

Doch gilt es schnell zu brechen der Feinde Übermut,

und darum will ich sprechen was mir erscheint als gut:

In voller Waffenrüstung, die Lanze in der Hand,

besteigen wir die Brüstung, wo steil der Uferrand

sich niedersenkt zum Weiher, erwarten dort den Stoß:

Dann atmen wir bald freier und sind die Sorgen los.

Denn alle, die sich wagen zu nah an uns heran,

die packen wir beim Kragen und werfen Mann für Mann,

nachstoßend mit den Füßen, zur Tiefe sie hinab,

dass sie ersaufen müssen im kalten Wassergrab.

Dann werden schleunig weichen, die noch am Leben sind.

Doch unser Siegeszeichen soll Kind und Kindeskind

verkünden, dass im Kriege mit Ruhm wir uns bedeckt

und im glorreichem Siege die Mäuse hingestreckt!

Darauf des Königs Mannen, von Tatendurst erfüllt,

zu rüsten sich begannen mit Panzer, Speer und Schild.

Um ihre Beine wanden sie Malvenblätter sich

und vor die Brust sie banden als Harnisch Wegerich.

Seerosenblätter bilden mit vielem Kunstgeschick

sie um zu festen Schilden in kurzem Augenblick.

Spitzbinsen liefern Speere, gar passend für die Hand.

Als Helme schneckenleere Gehäuse gibt der Strand.

Und als sie so versehen mit Waffen jedermann,

da steigen zu den Höhen des Ufers sie hinan.

Die Lanzen hoch geschwungen erwarten sie vereint,

von Heldenmut durchdrungen den rachedürstgen Feind.

Doch Zeus zum Sternenhimmel berief die Götter all,

wies auf das Kriegsgetümmel, des rings den Erdenball

durchbebt in seinen Weiten, und auf die mächtge Schar,

die jetzt auf beiden Seiten zum Kampf gerüstet war.

Er lächelte gar heiter und sagte gütevoll:

Da seht ihr wackre Streiter, die jeder achten soll.

Drum geb ich euch, ihr Götter, die ihr versammelt seid,

anheim, wem ihr als Retter erscheinen wollt im Streit.

Und zu Pallas Athene , der Tochter wandt er sich

und sprach: Glutäugge Schöne, du wirst doch sicherlich

beschirmen gern die Mäuse? Sie tanzen froh und frei

in deines Tempels Kreise und naschen allerlei.

Drauf spricht sie zum Kroniden, die sonst so kampfbereit:

Ich werde mich entschieden nicht mischen in den Streit!

Mich sollt es nicht betrüben, wenn bis zum letzten Mann

die Mäuse alle blieben, erschlagen auf dem Plan.

Mich ärgern die Halunken von Tag zu Tage mehr:

Bald haben sie getrunken mir alle Lampen leer,

bald ohne Rücksicht wagen sie Kränze, die man mir

geweiht hat, zu benagen mit lüsterner Begier.

Das Böseste verübten sie jüngst mit ihrem Zahn,

wodurch sie mich betrüben mehr als ich sagen kann.

Mit vielem Fleiß gewoben hatt ich mir ein Gewand,

das musste jeder loben als Kunstwerk meiner Hand.

In dieses Kleid die Wichte mir nagten Loch an Loch

und machten es zunichte – das schmerzt mich immer noch.

Auch hat zum dritten Male gemahnt durch seinen Sohn

der Schneider, dass ich zahle fürs Nähen ihm den Lohn.

Dass ich nicht bin bei Kasse ist aller Welt jetzt klar.

So sehr ich aber hasse der Mäuse freche Schar,

will ich doch unterstützen auch ihre Feinde nicht:

Denn sie in ihren Pfützen verletzen auch die Pflicht.

Als gestern heim ich kehrte, ermüdet aus der Schlacht

und Ruhe sehr begehrte, hab ich die ganze Nacht

kein Auge zugeschlossen, durch ihr Geschrei gestört,

und bass hats mich verdrossen, wie wenig man mich ehrt.

Auch möchte es allen frommen, zu meiden die Gefahr

und nahe nicht zu kommen so hitzger Krieger Schar.

Drum lasst uns ferner bleiben auf des Olympos Höhn

und auf der Kämpfer Treiben in Ruhe niedersehn.

In die Trompeten stießen die Mücken jetzt mit Macht.

Schnell rückte, als sie bliesen das Mäuseheer zur Schlacht.

Vom Himmel Zeus daneben warf donnernd seinen Strahl.

Es lauscht die Welt mit Beben dem grausen Kriegssignal.

Als man im Waffentanze zu messen sich begann,

da traf zuerst die Lanze den kühnen Leckermann.

Lautquaker warf ihn nieder totwunde in den Staub.

Bald streckte er die Glieder, des finstern Todes Raub.

Lochschlüpfer mit dem Speere, in wilder Kampfeslust,

durchbohrt Sumpfhausens Wehre und tief des Helden Brust.

Da raubt die schwere Wunde das Leben ihm sogleich.

Die Seel enteilt dem Munde und flieht ins Schattenreich.

Getroffen wird der Mäuse gepriesener Herold.

Ihn zwang zur Todesreise der starke Mummelhold.

Verwundet an dem Kopfe hat ihn der grimme Speer,

und nie aus einem Topfe wird je er naschen mehr.

Gekämpft mit Nüsseknacker im heißen Zwiegefecht

hat Moderich gar wacker, bis eine Wunde schwächt.

Da hält den Kampfesmühen er nicht mehr länger stand

und wirft um schnell zu fliehen, den Schild aus seiner Hand.

Doch wie er will sich bücken und tauchen in die Flut,

trifft ihn ein Speer im Rücken, dass er mit seinem Blut

am Ufer färbt die Wellen des Teiches purpurrot.

Erstarren lässt die schnellen Gliedmaßen ihm der Tod.

Dort sinkt verwundet eben zu Boden Tellerleck.

Eh er sich kann erheben, springt Lauchgrün auf ihn keck.

Der schleift ihn zu dem Teiche, zieht in die Tiefe ihn.

Bald trägt die Flut als Leiche des Helden Leib dahin.

Doch Bröckeldieb ihn rächte sofort mit tapfrer Hand,

als Lauchgrün zum Gefechte zurück schwamm an das Land.

Kaum haben dessen Füße den Uferrand erreicht,

wird er durchbohrt vom Spieße und seine Seel entweicht.

Als Wiesenhupf gesehen, von fern des Freundes Tod,

ergriff im Vorwärtsgehen er eine Handvoll Kot.

Er schleuderte die Masse dem Mörder ins Gesicht

und raubte ihm im Hasse ums Haar das Augenlicht.

Wie Bröckeldieb die Lider mit Müh geöffnet hat,

vergilt er doppelt wieder dem Feind die schnöde Tat.

Als eine Last der Erde lag nahe auf dem Feld

ein Stein, den ohn Beschwerde aufhob der zornge Held.

Mit Riesenkräften schnellte er den gewaltgen Stein

auf Wiesenhupf, zerschellte ihms rechte Schienenbein.

Der musste hinkend schleichen voll Schmerzen aus der Schlacht.

Er hat ein böses Zeichen vom Kampfe heimgebracht.

Doch Bröckeldieb, der Sieger, erlag dem Schicksal auch.

Ihn stieß ein tapfrer Krieger die Binse in den Bauch.

Der Käferschluck- so hieß er- macht vollends ihm garaus.

Denn mit der Lanze riss er ihm das Gedärm heraus.

Dem Pfützefroh zersplittert beim Stoß der Lanze Schaft,

und dennoch er nicht zittert vor Wurststibitzers Kraft.

Er trifft ihn an der Stirne mit einem Stein so gut,

dass ihm mit dem Gehirne zur Erde fließt das Blut.

Verwundet an der Zehe wird Pausback mit dem Speer.

Das tut ihm gar zu wehe, nicht mag er kämpfen mehr.

Er lässt, die er betrogen, die Seinen feig im Stich

und rettet in die Wogen mit schnellem Sprunge sich.

So tobte unentschieden die Schlacht noch lange Zeit

und manchem will ermüden der Arm im harten Streit.

Doch endlich vorwärts dringen die Mäuse immer mehr

und schon zum Weichen zwingen sie ihrer feinde Heer.

Die Frösche sind gefallen bereits in großer Zahl:

Hans Poggenheim vor allen, Mooregg und Binsental.

Auch Mückenschnapp getötet ist durch der Feinde Wut

und Kotlieb hat gerötet das Gras mit seinem Blut.

Es war im Mäuseheere ein löwenmutger Held.

Der räumte mit dem Speere gar manchen aus der Welt.

Er hieß der Schinkenhöhler, sein Vater Semmelbilch,

sein Großahn Griefenstehler, die Mutter Nippemilch.

Mit drohender Gebärde prahlt er im stolzem Mut,

dass er vertilgen werde die ganze Fröschebrut.

Die Feinde jäh erschaudern ob diesem Schreckenswort.

Sie stürzen ohne Zaudern sich in den Teich sofort.

Auch hätte wohl vollendet der Held, was er gedroht,

wenn Zeus nicht selbst gesendet Erretter aus der Not.

Der sah es, dass den Armen Verderben nahe war,

und wandte im Erbarmen sich an die Götterschar.

Weh mir! was muss ich sehen! so sprach er voller Schmerz-

es ist ein Werk geschehen, das mir bewegt das Herz.

Was er gedroht, vollstrecken wird Schinkenhöhler bald.

Zurück wird jetzt ihn schrecken nicht mehr der Flut Gewalt.

Drum stürme schnell vom Himmel, Athene, wie ein Wind!

stürz dich ins Kampfgetümmel, mein schlachtenkundges Kind!

mit dir mag Ares gehen: euch beiden wird vereint

der Held nicht widerstehen, so stark er auch erscheint!

Darauf erwidert Hera: Nicht Pallas’ Heldenkraft,

nicht Ares blutge Wehre den Fröschen Rettung schafft.

Nein alle Himmelgötter, so viele unser sind,

wir müssen jetzt als Retter aufmachen uns geschwind.

Noch besser ists, es schlichtet den Kampf dein Blitz , o Zeus,

mit dem du einst vernichtet den Riesen Kapaneus,

und im Gigantenstreite selbst den Enceladus.

Auf! Wirf den Blitz auch heute, dem alles weichen muss!

Zeus tat wie ihm geraten, und fasste sein Geschoss,

das ihm Cyclopen hatten geschmiedet tadellos.

Er wirbelt mit der Rechten den rotumflammten Blitz,

mit dem er pflegt zu fechten von seinem Herrschersitz.

Er wirft ihn krachend nieder, dass von dem Donnerschall

erbebend hallen wider Olymp und Erdenball.

Doch kann die Frösche schützen nicht seiner Macht Gewicht:

Sein Donnern schreckt, sein Blitzen die kühnen Mäuse nicht.

Mit größerer Hitze dringen sie auf die Frösche ein

und schwören umzubringen sie alle, groß und klein.

Da sandt im Augenblicke der allerschlimmsten Not

ein Mittel noch zum Glücke der hohe Himmelsgott.

Den Fröschen schickt zu Hilfe er wackrer Kämpen Schar,

die in dem Uferschilfe bisher verborgen war.

Auf Zeus’ Befehl marschieren sie vor mit schwerem Tritt

aus ihren Standquartieren, bedächtig Schritt vor Schritt.

Umschirmt sind diese Recken mit starkem Panzer rings.

Gewaltge Waffen strecken sie vor sich, rechts und links.

Zur Seite schielend ragen die Augen, starr wie Stahl.

Beschiente Beine tragen den Leib, acht au der Zahl.

Man nennt die Panzerkrieger, die jetzt auf Zeus’ Geheiß

losrücken auf die Sieger, auch Krebse, wie man weiß.

Als sie mit ihren Scheren erscheinen auf dem Feld,

wie könnte da sich wehren der stärkste Mäuseheld.

Jedweden Speer sie knicken, wie einen dünnen Stab,

und ihren Gegnern zwicken sie Schwänz und Arme ab.

Vor Schmerz die Mäuse schrieen in jämmerlichem Ton,

und bald entsetzt sie fliehen vom Schlachtenfeld davon.

Und als zum Ozeane die Sonne niederstieg,

da war auf weitem Plan verstummt der grause Krieg.

Zeus reibt vergnügt die Hände, auch manches Glas er leert,

froh, dass der Streit zu Ende und Friede eingekehrt.

R.W. Aristoquakes
der Autor des Mammutwerkes
mit einem seiner Kriegsberichterstatter

Fortsetzung folgt

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.