Donnerstag, 26. Februar 2009

Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 1-2

Nicht weit vom Olympos, den ihr kennt,
Den man den Berg der Götter nennt,
Lag einst ein Teich. An seinem Rand
Ehrwürdig eine alte Weide stand.

Oben auf des Berges Spitze,
Direkt unter dem Göttersitze,
Rauschte ein klarer kühler Quell,
Der springend über Felsen schnell
Strebte dem fernen Walde zu.
Dort tränkte er in aller Ruh,
Im warmen Maiensonnenschein
Bäume, Kräuter und Blümelein.
Er hegte Fische, Frösche, Schnecken
Und speiste Büsche, Gräser, Hecken,
Während er zum See hin floss,
In den er sprudelnd sich ergoss.

Dort wo an seinem Ufersaum
Am Schilfrand stand der alte Baum,
Erklang mit süßem reinem Schall,
Das Lied nicht nur der Nachtigall,
Auch Rohrdommel, Amsel, Meise, Star,
Dort im Geäst versammelt war,
Um den Göttern durch ihr Singen
Den Dank fürs Dasein darzubringen.

Allabendlich der Vögel Sang,
Durch die Lüfte froh erklang
Und Antwort gab mit Freudenschall
Der Götterberg im Widerhall.

Nachdem die Nacht den Tag erlöst,
Die Vögel all schon eingedöst,
Begann nicht ganz so hörenswert,
Unterm Baum das Froschkonzert.

Das Loblied welches mit Geduld
Und Inbrunst das Froschvolk nächtelang
Im Frühling hier im Schilfrohr sang,
Galt dem Froschherrscher als Huld.


König Pausback herrsche hier.
Der ganze See war sein Revier.
Die Grenze seines Königreichs
War das Uferband des Teichs,
An dem allabendlich im Rohr
Die Untertanen all im Chor,
Ihn, den sie sich dereinst erkiesen
In den schönsten Tönen priesen.

Eines Tags, im Monat Mai,
Von der Regierungsarbeit frei,
Rief der König die Nation
Mit ihm zu feiern vor dem Thron.

Die Herolde wurden ausgesandt
Um überall im Froschvolkland,
Lautstark und mit vollen Backen
Die Einladungen auszuquaken.

Ein Frühlingsfestspiel aufzuführen,
Sich bei Hof zu amüsieren
Und wieder mal in Saus und Braus
Zu feiern mit dem Königshaus,
War der Sinn und alle kamen
Herbeigeeilt mit ihren Damen.

Zum Auftakt gab’s ein Freudenmahl.
Fliegen satt, nur erste Wahl.
Grillkäfer, Motten- und Wurmkotelett,
Gebraten fein in Spinnenfett,
Asseln, Maden, Schaben,
Alles war zu haben.
Wespen, Läuse, Wanzen,
Als Aufschnitt und im Ganzen.
Zum Nachtisch konnt’ verdrücken
Jeder noch zehn Mücken.

Getrunken wurde Mückensaft.
Den Bauch gefüllt mit purer Kraft,
Folgte nach der Völlerei,
Der Festlichkeit bei Hof Teil zwei.

Ein Turnier war angesetzt.
Das ganze Froschvolk drängte jetzt
Hin zum Schilfrohrdomizil
Wo man mit Spaß am Ritterspiel,
Der Grünen gegen die Braunen
Das Spiel der Ritter konnt’ bestaunen.


Der König saß im Sonnenschein
Auf seinem Throne ganz allein
Während seine Mannen
Mit dem Turnier begannen.

Hüpfen, Klettern, Überspringen,
Griechisch und auch Freistilringen,

Griechisch römisch


Lanzen werfen, Bogenschießen,


Stechen, Hauen, Fliegenspießen,

Fliegen spießen

Schwimmen, tauchen, Wassertreten.
All das zeigten die Athleten.

Reiten, Fechten, Würmerhetzen,

Wettreiten und fechten

Mückenfangen zum Ergetzen.

Mückenfang

Aufrechtsteh’n auf gradem Fuß,
Den anderen am Ohr zum Gruß.

Lustig war das Ritterspiel.
Kurzweil gab es dabei viel.
Schlickweitwurf und Dreckschlammschlacht
Hat man dem Volke vorgemacht.

Mückenfang mit Fliegenklatsche,
Oder mit der Zungenpatsche

Mit Fliegenklatsche

Im Sprunge eine Muck erklappen.
Ein leckres Würmlein so zu schnappen

Würmlein schnappen

Dass es, bevor man es verschluckt,
Mit dem Schwanze nicht erst zuckt.
Aufrecht, wie ein Mensch zu stehen

Aufrecht wie ein Mensch

Mit Glotzaugen um Ecken sehen.
Mit dem Kopf voraus so wie der Hecht,
Steckentauchen kunstgerecht.
Mit offenen Maul ohne zu trinken
Im Wasser auf- und niedersinken.

Das Volk indes im kühlen Schatten,
Saß auf moosbedeckten Matten
Und klatschte Beifall den Soldaten
Die alles gaben und alles taten,
Was sie gelernt beim Militär,
Wenigstens so ungefähr.

Zum Schluss, aus dem Elite-Korps,
Trat ein Einzelkämpfer vor.
Mit Namen hieß er Quacker.
Der Kämpfte wahrlich wacker.

Einzelkämfer "Quacker"

Er kannte jeden Trick.
Wie einer Mücke das Genick
Man bricht ohne dass sie lange summt
Zeigte er. Sie war verstummt
Bevor sie sich noch recht versah,
Was im Zweikampfe geschah,
War der Hebel angesetzt, ruck zuck.
Es schien ganz leicht, ein kurzer Druck,
Schon war die Mücke mühelos
Gekillt und ihre Sorgen los.

Das Publikum geriet ins Staunen.
Durch die Reihen ging ein Raunen,
Als der Einzelkämpfer dort
Mit seiner Vorstellung fuhr fort.

Nun ging es drum `nen Wurm zu fangen
Und zwar einen von den langen.
Mit dem Schwerte und mit Tücke,
Zerschnitt er ihn in Stücke.
Die waren nicht mehr ganz solang,
So dass das Fangen ihm gelang.

Der Jubel rings umher war groß.
„Bravo“, schrie das Volk, „famos“.

Doch für Ovationen war
Keine Zeit: Das wurde klar
Als Pausback nun, der Potentat,
Selbst in die Arena trat.

„Lasst uns um die Wette springen“,
Sprach er. „Wer mich kann bezwingen,
Dem gebührt der Lorbeerkranz
Und beim Ball der erste Tanz“.

Hei, wie sind sie da gesprungen.
Die besten Hüpfer waren die jungen.
Die hatten Kraft noch in den Waden
Und hüpften Energie geladen,
Weit über die Dreimetermarke.
„Prassophagus II, der Starke“
Sprang drei Meter zehn genau.

Drei Meter und zehn Zentimeter

„Hurra“ jubelte da seine Frau,
„Das war der größte Satz von allen“.
„Denkste, auf den Bauch gefallen“
Sprach der König lächelnd heiter
Und sprang gut einen Meter weiter.

Der Jubel kannte keine Grenzen.
Gern ließ Pausback sich bekränzen.
Den Lorbeer trug ganz zweifelsohne
Er lieber noch als seine Krone.

Keine Kommentare:

Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.