Freitag, 11. Februar 2011

Machwerk R.W. Aristoquakes

Teil 4 – 5

er Prinz

war tot und seine Leiche

Ward viel beweint in Pausbacks Reiche.

So manche grüne Wasserfee,

Kam zur Beerdigung zum See.

Die grüne Witwe Schlüpferich

Klagte und weinte bitterlich.

„Ausgerechnet Du musst sterben,

Wer soll nun deine Mücken erben?

Ach, wie ist das fürchterlich.

Was soll ich nur machen ohne dich?

Du fehlst mir jetzt schon, und unsern Laich

Fischt der Hecht sich aus dem Teich.

Den Quappen die ich hätt bekommen.

Wurd der Vater heut genommen,

Vom alten Beyßkopf. Seine Tat

Soll büßen er im Zölibat.

Kein Weib soll sich im Vatikan

Dem Prinzenmörder jemals nah’n.

Ohne Nachwuchs soll er leben.

Seinem Gotte nur ergeben

Soll der alte Kröterich,

Den schändlichen Mord am grünen

Prinz von Quakebrück zu sühnen,

Auf Knien rutschen ewiglich“!

Mit diesem Fluch in Anbetracht

Des Verblichenen der Papst bedacht,

Nahm das Volk, was opportun,

Vom toten Prinzen Abschied nun.

Auf einem frischen Lotusblatte

Auf das man ihn gebettet hatte,

Fuhr man den Leichnam durch den Teich

Nach Hause durchs halbe Königreich.

Und während sie ihm noch Kränze wanden,

War seine Seel‘ schon auferstanden.

Sie ward nach ihrer Überfahrt

Über den Unterweltstrom Styx,

In Erwartung ewiglichen Glücks,

Vorerst im Hades aufbewahrt.

Während in der Unterwelt

Sich Seel um Seel hat eingestellt,

Um sich im Hades auszuruh’n,

Gab’s oben reichlich noch zu tun.

Im Manntierdorfe schlug die Uhr

Elf Mal. Die Tiere kämpften stur

Weiter ohne Rast verbissen.

Vom Kriegsgeschehen mitgerissen,

Blieb keine Zeit fürs Abendbrot.

Einer schlug den andern tot.

Im Kichererbsen-Bombenhagel

Starb Grundel durch den rost‘gen Nagel,

Den Springinsfeld ein Mausrekrut,

In ihn hineinstieß resolut.

Er sank ins Gras. Um elf Uhr zwei

War’s mit dem armen Kerl vorbei.

Kurz d’rauf, so steht’s im Kriegsbericht,

Starb der Mörder. Seiner Pflicht,

Grundels Tod im Feld zu sühnen,

Kam Großklapp nach, einer der grünen

Helden von der Gegenseite.

Bevor sie suchen konnt‘ das Weite,

Traf es die Maus nun knüppeldick.

Ein Baumstupf war ihr Missgeschick,

Den Großklapp, der Frosch, er sei verflucht,

Auf‘s Aug ihr hieb, mit voller Wucht.

Mit blutendem Schädel sank sie nieder.

Die Sonne sah sie niemals wieder.

Der Krieg, nach altem Ritual,

Wurd intensiv nun und brutal.

Selbst Zivilisten hat man jetzt,

Gequält und aus dem Land gehetzt.

Überall nur Zank und Streit.

Kein Platz mehr für Zufriedenheit.

Siviso Protz, der große grüne,

Frosch auf dem Weg vom Bad nach Haus,

Traf auf Blitzgeschwind die kühne

Judo- und Jiu-Jitsu- Maus.

„Halt“, rief die und hob die Hand.

„Du wandelst hier auf Mäuseland!

Du weißt genau, das darfst du nicht“,

Schrie sie dem Grünen ins Gesicht,

Und fügte an: „ich rate dir,

Verschwinde möglichst schnell von hier,

Denn sonst wird es hier gleich krachen

Und ich werd dir Beine machen“

Sein frecher Mausesohn im Nu,

Ergänzte das Folgende dazu.

„Papa ist ein großer Held

Und die stärkste Maus der Welt“!

Der zog schon die Jacke aus

Und forderte den Frosch heraus.

Protz sah an ihm den roten Dan.

Indessen sprach der Sohnemann:

„Papa ist der Champion hier.

Warte ab, gleich zeigt er’s dir“!

Doch es sollte anders kommen,

Als man es sich vorgenommen.

Der Frosch hat nun die Faust geballt

Und klärte so den Sachverhalt.

Wer den Kampf gewonnen hat?...

…So höre ich euch fragen.

Jener der den Gürtel hat.

Der andre liegt geschlagen

Im Staub was man ja sehen kann.

Enttäuscht jammert sein Sohnemann.

Verrechnet hat man sich! Zu dumm,

Den Dan hat nun der Gegner um.

Er ist der neue Meister.

Siviso Protz, so heißt er!

Blitzgeschwind mit Veilchenaugen,

Wurd‘ langsam wach, konnt‘ nicht recht glauben,

Dass ein andrer war der Champion jetzt.

„Ich hab den Gegner unterschätzt“,

Dacht er. Da hörte Protz er sagen:

„Das darf man nicht laut Rollenhagen“!

Bei dem steht klar im Kriegsbericht:

„Unterschätz den Gegner nicht“!

Dann, eh die beiden sich besannen,

Schritt der Sieger stolz von dannen.

Doch Frieden hält nur kurze Zeit

Wenn einer nur dazu bereit

Und der andere mit Macht,

Ist auf Rache nur bedacht!

So traf der stolze grüne Recke,

Auf den Rächer, der zum Zwecke,

Auf dass, den Frosch er nun verhaut,

Sich vor ihm hatte aufgebaut.

„Du mieser Lump“, sprach er zum Frosche,

„Ich hau dir gleich was auf die Gosche,

Mein Bruder liegt halb tot um Staub,

Ich sag dir dieses, mit Verlaub,

Was ich durchs Schilfrohr hab gesehen,

Das wird jetzt hier mit dir geschehen.

Ich bring dich um, du blöde Padde“.

Das war das Ende der Debatte.

Der Frosch hat sich die Maus gegriffen

Und biss ich wütend in den Schwanz.

Sie hat vor Schmerzen laut gepfiffen

Und zog am Ende die Bilanz.

Weil vom Schwanze fehlte ihr ein Stück,

Zog sie sich vom Kampf zurück.

Weise verschwand sie fix im Rohr

Und wagte nimmer sich hervor.

Der große grüne Protz hingegen,

Zog durchs Feindesland verwegen,

Bis am See ihm ein Soldat

Der Mausarmee entgegen trat.

„Halt“, schrie der, „du Partisan“

Und griff zum Schwert dabei spontan.

Der große grüne riss den Schild,

Ihm aus dem Arm und wurde wild.

Er schöpfte Wasser damit schnell

Und stellte der Maus sich zum Duell.

Mutig kämpfend wie ein Leu;

Wissend, dass Mäuse wasserscheu,

Schüttete er all das Nass

Aus dem Schild wie aus `nem Fass

Dem Mäuserich entgegen. So verrucht

Trieb er diesen in die Flucht.

Die Maus, gekränkt in ihrer Ehr,

Lief nicht zurück zum Mäuseheer.

Sie zog den Kriegsrock heimlich aus

Und schlich am Feldrain sich nach Haus.

In Mausulina, in ihrem Loch,

Sie sich bis Kriegsende verkroch.

Die schlaue Maus, sie hatte Glück,

Manch andre kam nie mehr zurück.

Der Krieg, der schreckliche Tyrann,

Nahm manchem Mäuschen ihren Mann.

Maus Wurstlieb wurd, es sollt so sein,

Getötet von Frosch Knickebein.

Der hatte ihr, die ihm verhasst,

`Nen Stich mit seinem Dolch verpasst,

Dass sie stöhnend todeskrank,

Sterbend vor ihm niedersank.

Der Frosch drückte die Äuglein ihr

Zu und sprach: „Verzeihe mir.

Es ist der Krieg, der ohne Sinn,

Rafft uns und unsre Völker hin“.

Dann faltete er, so wie es Brauch

Bei ihm zu Hause unleugbar

Am Teiche vor dem Kriege war,

Die Händchen sanft ihr auf den Bauch,

Und legte traurig, voller Harm,

Den grauen Schwanz ihr in den Arm.

Dann sprach zur Toten er frivol.

„Machs gut, viel Glück und lebe wohl“

Und zog den Dolch ihr aus der Brust,

Weil sie ja nicht mehr kämpfen musst‘.

Die tote Maus am Schlachtfeldrand

Ihr Kumpel Leckars später fand.

Der war entsetzt und sprach zur Leiche:

„Es ist im Kriege stets das Gleiche.

Die besten Krieger müssen sterben,

Damit die Führer Ruhm erwerben“.

Dann nahm er Platz auf einem Stein.

Mit seiner Trauer ganz allein,

Dacht er über das Ungemach

Des Krieges und darüber nach,

Wie man seinem Mäuseleben,

Einen bessern Sinn könnt geben.

„Kriege sind“, so dachte er,

„Heut‘ zu Tag‘ kein Mittel mehr,

Um Zwistigkeiten auszuräumen“.

So saß er und begann zu träumen.

„Was ist, wenn ich nach Hause geh

Und nach Weib und Kindern seh?

Was ist, wenn ich beende hier,

Den Krieg für mich und desertier?

Was ist, wenn ich als guter Christ,

Den Rücken kehre Streit und Zwist?

Was ist, wenn ich die Waffen strecke

Und keinen mehr mit Blut beflecke?

Was ist, wenn ich verzicht‘ auf Rache,

In des toten Freundes Sache“?

Was wäre wenn, so dachte er:

Da kam die Froscharmee daher.

Im Gleichschritt stürmte Pausbacks Truppe,

An von der Maulwurf-Hügelkuppe.

Sie haben eine Fahn‘ geschwenkt,

Auf welcher stand, dass Gott sie lenkt.

Die Frösche kannten kein Erbarmen

Und stachen tot den wack’ren armen,

Mauser mit einem einz‘gen Lanzenstich,

Dass der zusammen sank in sich.

Die Waffe drang durch Maus und Baum.

Das Blut floss durch den Zwischenraum.

Vorbei der süße Traum von eben,

Bezahlt gar teuer mit dem Leben.

Die Frösche indessen, nach dem Stoß,

Bekamen die Lanze nicht mehr los.

Sie saß zu tief in Maus und Stamm.

Die Frösche zogen kraftvoll stramm.

Da brach der Schaft, man glaubt es kaum.

Frosch Hupps schlug einen Purzelbaum

Und brach beim Landen sich den Steiß.

Kecks, der grüne Naseweis,

Erlitt `nen Oberschenkelbruch.

Ranus, beim hastigen Versuch,

Dem Freund im Sturze auszuweichen,

Brach sich das Kreuz. Das Todeszeichen

Direkt beim Aufprall, nach dem Sturz,

War ein lang gezog’ner Furz,

Der in der Tonfrequenz nicht zag,

Bei hundert Hertz in etwa lag.

Die Duftnote entsprach der Fliege,

Der letzten, die er aß im Kriege.

Frosch Pitschnass, der im Fallen noch,

Die Blähung von dem Kumpel roch,

Sprach zornig, und er hatte Recht.

„Der Proviant im Krieg ist schlecht“,

Worauf auch er zu Boden sank

Und verendete, weil lungenkrank.

Hupps, Kecks, Ranus und Pitschnass,

Lagen tot und leichenblass,

Auf dem Schlachtfeld schon herum.

Frosch Korax, im Delirium,

Starb mit der Faust am Lanzenstock,

Zwei Stunden später erst am Schock.

Jag de Schnak und Kill de Flieg,

Kämpften weiter noch im Krieg.

Sie schlugen tapfer und gekonnt,

Sich nach vorne durch, zur Front.

Dort sind die letzten zwei der Sieben,

Gefallen und im Feld geblieben!

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.