Dienstag, 15. März 2011

Machwerk R.W. Aristoquakes

Teil 5 – 10

aum war

sein Name ausgesprochen,

Zog der Graf den Degen und

Hat im Flug `ne Mück erstochen.

Er tat es mit dem Hintergrund,

Seinen Freunden zu erklären

Wie man führt mit ordinären

Gegnern, wie Mäusen, ein Gefecht.

Man sah sofort, er focht nicht schlecht.

Ein ganzes Rudel Stubenfliegen,

Musste er ganz allein bekriegen.

Mit Hieb und Stich und höchst verwegen,

Trat den Feinden er entgegen.

Ein Ausfallschritt, dann eine Finte,

Das Blut spritzte wie rote Tinte.

Sieben Gegner in Sekunden,

Haben so den Tod gefunden.

Die letzte Fliege, Nummer acht,

Hat sich aus dem Staub gemacht

Und dachte flüchtend insgeheim:

„Der kommt aus Tauberbischofsheim“!

Das Publikum indessen pries

Den wackeren Fechter der verlegen,

Als wäre es ein Schaschlik-Spieß,

Reinigte den Degen.

Der Adel ließ in vollen Zügen,

Sich an Pausbacks Hof vergnügen.

Nebenan, im Varietee,

Quax Hydromedusa vom See,

Ohne dass er Feuer fing

Für eine Flieg durchs Feuer ging.

Nach ihm trat Hyla Nackedei

Zum letzten Mal am Abend auf.

Die Damen schimpfen „Sauerei“.

Die Herren standen mehr darauf.

Sie zeigte neckisch, später dreist,

Was das Wörtchen Nacktfrosch heißt.

Manchem hat’s die Sprach‘ verschlagen.

Doch das hat man gern ertragen.

So manches gab es noch zu sehen,

Auf das selbst Adelsfrösche stehen.

Pitsch und Patsch mit Freistilringen,

Wollten die Gäste in Stimmung bringen.

Den meisten hat’s gefallen.

Den älteren nicht allen.

Dann trat Sümpfler auf. Mit Starallüre,

Sang lausstark er die Ouvertüre,

Vom siebten Satz im Froschkonzert.

Es war wirklich hörenswert.

Komtess von Ewreck Sumpfemoor

War begeistert vom Tenor.

Sie warf ihm heimlich Blicke zu

Und bat ihn so zum Rendezvous.

Ob geklappt hat, was sie wollte,

Ihr Geheimnis bleiben sollte.

Aus Madrid ein Quakador,

Führte was Besonderes vor.

Fliegenstierkampf- Weltpremiere,

Den Gästen und dem Rex zu Ehre.

Die nächste Nummer, wohlgeraten,

War die der Boden-Akrobaten.

„Die grüne Neune“ nannten sie

Sich selbst in Könner-Ironie,

Kaum zu glauben, aber wahr,

Ohne jedes Mobiliar,

Ohne Stützen oder Seile,

Bauten sie in aller Eile,

Einen Turm, vier Frösche hoch.

Der letzte, der nach oben kroch

War Tätschke; als er oben stand,

Er vor sich eine Fliege fand.

Er griff zu, der Turm brach ein;

Das sollt der Gag der Nummer sein.

Wie man sich fit hält und auch jung,

Zeigte der nächste Akrobat.

Er brachte einen Wurm in Schwung,

Und hüpfte mit ihm akkurat,

Vor dem werten Publikum,

Wie Cassius einst im Ring herum.

Die Gäste rasten. Wie im Sturm

Eroberte der Frosch mit Wurm,

Die Herzen aller. Unvergessen,

Wie das Sprungseil aufgefressen

Ward vom Sportler dann zum Schluss.

Das konnte nicht mal Cassius!

Manches, was wurde vorgeführt,

Ging ein bisschen weit,

Doch die Künstler ungeniert,

Grinsten dazu breit

Und auch die Herrn war‘n angetan,

Von dem was sie all Neues sah’n.

Die Damen freilich arg genierlich,

Zeigten sich weniger begierlich.

Doch manche, die sich gab entsetzt

Hat es in praxi umgesetzt,

Zu Hause dann ganz ungeniert,

Und fand nun Gefallen dran,

Wie auf dem Fest bereits ihr Mann.

So die Moral daraus gezogen:

„Manch Dame hat schon mal gelogen

Und bot als Meinung das wohlfeil,

Von dem sie dacht das Gegenteil“!

Noch viele Künstler gab‘s zu seh’n

Die sich vom Kriegs- und Kampfgescheh’n

Ablenken wollten in der Nacht

Vor der nächsten Schlacht.

Pausback scheute keine Kosten.

Selbst Frösche aus dem fernen Osten,

Allesamt hoch renommiert,

Hat fürs Fest er engargiert.

Aus Thailand, direkt aus Bangkok,

Trat sechsarmig auf ein Siamfrog.

Der brachte Grüße und Mücken mit,

Von Phumiphol und Sirikit.

Zwei Tennis-Größen vom Grand-Slam

Spielten Tennis höchst mondän.

Mangels Court und mangels Ball,

Wurd mit ‚ `nerFliege, die schön prall,

Mit Jux-Einlagen-Firlefanz,

Gespielt auf kürzeste Distanz.

Dass der Flieg das blöde Spiel

Der Tennis-Provis nicht gefiel,

Haben die Zuschauer vernommen,

Denn sie hat manches abbekommen,

Was eigentlich dem Filzball galt.

Am Ende sah sie von Gestalt,

Kaum noch nach einer Fliege aus.

Das hat die Kleine noch vernommen,

Doch kurz drauf ist sie umgekommen

Weil Graf Hütschke, der auf Fliegen stand,

Sie zu sich nahm mit Sachverstand,

Denn so weichgeklopft wie sie,

War erst köstlich solch ein Vieh.

Einen Puppenspieler gab es auch.

Wie es bei solchen Künstlern Brauch,

Sprach der gewitzt, betont sonor

Aus dem Bauch die Antwort vor,

Die der Puppe zugedacht.

Im Zwiegespräch ging’s um die Schlacht.

Der Künstler fragte seine Puppe:

„Wer wird die Schlacht gewinnen morgen“?

Da klang es von seiner Fingerkuppe:

„Mach dir darum keine Sorgen,

Ich werd‘ es sein. Das Mäuseheer

Locke ich in unser Meer.

Dort werd‘ ich, falls sie nicht ersaufen,

Die wasserscheuen erst mal taufen

Um sie mir zu unterjochen

Oder für ewig einzulochen.

Du weißt, ich bin im Krieg versiert.

Und dann wird über sie regiert“.

Der Puppenspieler an der Reihe

Sprach: „Lieber Königssohn verzeihe,

Ich zieh mit dir ja in den Krieg.

Was bringt denn mir ein unser Sieg“?

Darauf der freche Königsjunge,

Zeigte dem Künstler frech die Zunge.

Die Gäste lachten alle dumm.

Keiner wusste so recht warum.

Nur Pausback, der alte Lumpenhund

Rieb sich die Hände aus gutem Grund,

Denn der Puppenspieler war sein Sohn

Und der kannte als Prinz sein Handwerk schon.

Im Tanzsaal, nebenan indes

Wirbelte das Jungvolk kess

Über das glatte Moosparkett.

Keiner woll’t schon jetzt ins Bett.

Foxtrott, Tango-Walzerschritt,

Alle machten alles mit.

Hüpp und Hupp diagonal,

Hüpften lustig durch den Saal.

Krak und Krax, mit frohem Sinn,

Legten einen Seitstepp hin,

Dass die Mücken, erstaunt über alle Maßen

Zu stechen die Gäste ganz vergaßen.

Kreet und Krate, beide nobel,

Tanzten vornehm Paso Doble.

Der Doppelschritt-Zwei-Viertel-Takt

Hatte vollends sie gepackt.

Wange an Wange, hin und her,

Keiner dacht an Krieg nun mehr.

Samba, Rumba, Cha-Cha-Cha.

“Tänze sind für alle da”

Rief Köcks der alte Frosch-Filou.

Aufdringlich der Fürstin Hübschding zu.

Die, weil er ihr auf die Nerven ging

Sprach: „Es gibt Schöneres im Leben;

Tanzen, das ist nicht mein Ding“.

„Es gibt viele andre, kleine Dinge, die

Viel wichtiger sind“, ergänzte sie

Und hat ihm einen Korb gegeben.

Doch der grüne Wolllüstling,

Sprach: “Ach was, du junge Haut,

So wirst du niemals meine Braut“.

Da hat sie es sich überlegt

Und tanzte mit ihm angeregt

Einmal hin und einmal her.

Er sprach: „Der Rest ist auch nicht schwer“.

Und tatsächlich, so benommen,

Sind zusammen sie gekommen.

Jeder tanzte seinen Stil.

Jeder so, wie’s ihm gefiel.

Auf Abstand und noch etwas scheu,

Weil der jeweils andre neu,

Tanzte Muckel Quakekess

Mit einer grünen Sumpfkomtess.

Später als man war bekannt,

Tanzte man dann mehr galant.

Jeder schwofte, wie er dacht,

Dass am meisten Spaß es macht.

Fürst Rana hatte auf Flamenco Bock.

Seine Gattin Kicke Tugendsam

Im rotschwarzen Rüschen-Rock,

Sich wie in Spanien einst benahm,

Als sie zum Honey-Moon vor Jahren,

Im Süden auf Mallorca waren.

Die Fröschels, welche aus Bayern kamen,

Sich entsprechend auch benahmen.

Sie tanzte barfuß, er mit Schuh‘


Und beide jodelten dazu.

Zu guter Letzt, der grüne Herr,

Tanzte einen Schuhplattler.

Zum Watschentanz hatt‘ er nicht Lust,

Weil er ja in die Schlacht bald musst,

„Doch“ sprach er, „ihr könnt sicher sein,

Ich lad das Mausvolk dazu ein“!

Alle tanzten, keine Frage,

In dieser Nacht nach Stimmungslage.

Dass gut gelaunt er war, bewies,

Ein Frosch, der Croak Pumilo hieß.

Er bot höflichst und mit Eleganz,

Madam Croakett beim Tango-Tanz,

Was ein Meister bieten kann,

Beschwingt auf dem Parkett ihr an.

Sie knickte ein, bei jedem Schritte,

Genau in ihrer Körpermitte

Und er, der grüne Gigolo,

Wusste ganz genau wieso.

Er hielt die Partnerin mit Charme,

In seinem starken grünen Arm

Und beugte dazu kühn sein Knie.

Er wusste Bescheid und wusst auch wie.

Damit Croakett, die Nimmersatte,

Von seinem Knie auch etwas hatte,

Hielt er, ganz in ihrem Sinne,

In dieser Stellung etwas inne.

Erst als Madam im Tangoglück,

Die Augen schoss, trat er zurück

Und wechselte zur Belustigung,

Aufs andre Knie, im Tangoschwung.

So ging es immer hin und her,

Bis seine Partnerin Croakett

Flüsterte, „ich kann nicht mehr,

Komm schnell ich möcht zu Bett.

Lass uns miteinander schlafen“.

Als ihre Blicke sich dann trafen,

Sprach er zu ihr im Scherze rüde.

„Wieso, bist du denn etwa müde“?

Dann trug er auf den Händen sie

Hinauf ins noble Schlafgemach.

Sie flüsterte, „du weißt schon wie,

Du mich machst wieder wach“!

Wie Pumilio das gemacht,

Wurde bis heute nicht bekannt.

Doch am Morgen vor der Schlacht,

Wirkte froh er und entspannt.

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wird fortgesetzt

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.