Dienstag, 7. Juni 2011

Machwerk R.W. Aristoquakes

Teil 8 – 10

Die heroische Schlacht 3. Tag


ährend

die Flotte seeklar machte

Im Felde keiner daran dachte

Eine Pause einzulegen.

Die Frösche kämpften höchst verwegen.

Unten am Eridanos-Anger

Hatten Slick-Slopper und Modder-Ganger

Zwei graue Feinde aufgespürt.

Dem einen hat man ungerührt

Die Lanze durch den Leib gejagt

Ohne das man ihn erst hätt gefragt.

Er quietschte sterbend nur und pfiff.

Als er es begriff

War für Abwehraktivität

Es längst bereits zu spät.

Auch dem andern war der Tod gewiss!

Nachdem Slopper ihn ins Wasser schmiss

Ist er geschockt und arg betroffen,

Weil er nicht schwimmen konnt‘, ersoffen.

Slick-Vorst hat nur zugeschaut

Und quakte „bravo“ dazu laut.

Ein Stück weiter nebenan,

Machte Kretzer sich daran

Einen Mauser zu bezwingen

Und ihn für immer umzubringen.

Als dieser auf dem Rücken lag

Nahm er ihn gänzlich in Beschlag.

Er sprach zum Gegner „tut mir leid,

Ich bin aufs Morden nicht erpicht

Tu auch nur, glaub mir, meine Pflicht“.

Dann stach er ihm den Dolch mit Schneid

In den Hals ohn‘ weit‘res Wort

Und vollendete den Mord.

Das war zwar nicht gerade fein,

Doch es war Krieg. Es musste sein.

Schlickhopser, ein Froschrekrut,

Sprang von hinten, listig resolut,

Wie ein Leu auf eine Maus

Und löschte ihr das Leben aus

Indem die Klinge er sodann

Von hinten setzte tückisch an.

Sein Schwert drang in die Lende ihr,

Dass sie röchelnd alle vier

Sterbend schnellstens von sich streckte

Und unter ihm im Dreck verreckte.

Schlickhopser der Tunichtgut,

Hat ihr dann im Übermut,

Ihren langen Schwanz gestutzt.

Den hat der Feld-Koch dann benutzt,

Gemischt mit andren Kleinigkeiten,

Leckeren Eintopf zu bereiten.

Die Frösche wussten; „Krieg und Kampf

Funktioniert nicht ohne Mampf“.

Zwei Mäuse die ihm zugeschaut,

Waren darüber nicht erbaut.

Sie machten kehrt, sich schnell davon.

„Nach der Haager Konvention,

Ist das verboten“ sprach die eine.

Die andre fluchte „das Gemeine

Ist, dass jeder macht was ihm gefällt.

Kein Krieger sich noch heut dran hält

Was in Den Haag wurd abgemacht.

Im Kriege, wenn es erst mal kracht

Und die Lage steht gar schlecht,

Pfeift mancher General aufs Recht.

Und dann fügte sie spontan

Namen von Kriegsverbrechern an.

Von Hitler, Stalin und Idi Amin

Bis zu Gaddafi, Karadcic und Mladic hin

Reichte die Aufzählung der Namen

Die ihr ins Gedächtnis kamen.

„Ach ja, so ist’s beim Militär.

Gekämpft wird längst nicht mehr so fair

Wie Homer es uns beschrieb.

Manches auf der Strecke blieb.

Was bei den Griechen einst im Heere

Zählte noch, wie Mut und Ehre

Kannst du heute lange suchen“.

Die andre wollt erwidern drauf.

Da griff tückisch unter lautem Fluchen

Der Frosch Amphibius sie auf.

Von hinten kam das feige Vieh

Und schrie wie wild: „Ich habe sie“!

Als er dies hatte gesagt

Hat es sein Kamerad gewagt,

Da er den Ruf vernommen,

Aus dem Versteck heraus zu kommen.

Der eine hielt, der andre stach.

Der Mäuserich zusammenbrach.

Die Lanze stak in seinem Herz.

Die Seele war längst himmelwärts,

Obwohl noch ziemlich jung an Jahren,

In den Olymp hinauf gefahren.

Ein andrer Frosch, Hetsch Hinkebein

Griff sich einen Kieselstein.

Wie der Blitz im Sturmgewitter

Traf der Stein und ging in Splitter

Wie es geplant mit Hintersinn,

An eines Feindes grauem Kinn.

Die Maus vom Frosch derart bedroht,

Nicht grad ein Bild des Ruhmes bot.

Sie machte kehrt und ist rasant

Ins nahe Schilfdickicht gerannt.

Der Maussoldat, derart vertrieben

Ist eine Weile dort geblieben.

Traf sich im Rohr mit den Kollegen

Um in aller Ruh zu überlegen,

Was man als nächstes in der Schlacht

Nun in Sache Rache macht.

Gutkäschen sprach: „ihr wisst es alle,

Wir haben da noch diese Falle,

In welcher kürzlich Kornefraß

Eingeklemmt am Schwanze saß“:

Und dann fuhr mit Stolz im Wort

Er erklärend sogleich fort:

„Ich weiß nun wie sie funktioniert;

Ich hab beim Manntier spioniert

Und mehrmals bereits zugeschaut

Wie das Ding wird aufgebaut“.

Warenfried gab zu bedenken:

„Man könnte sich das Kreuz verrenken

Dabei wenn man das Ding zur Schlacht

Mit großer Mühe spannend macht“.

Gutkäschen meinte nur „ach was,

Wir holen das Ding, marsch, marsch fürbass“.

Mäuselmann, Gutkäschens Sohn,

Wandte ein im Zauderton:

„Schon mancher, der `ne Falle baute,

Allzu sehr darauf vertraute,

Dass der Speck nur den anlockt,

Für den er wurde eingebrockt.

Doch leider gibt es oftmals doch

Auch die andern Brüder noch,

Die weil sie was leck‘res riechen,

Mit der Nas am Boden kriechen

Und ohne jegliches Bedenken,

Den Schritt zur Speisekammer lenken.

Schon manche hat es dort erwischt

Wo reichlich ihr ward aufgetischt“.

„Ach was“ sprach Gutkäschen erneut:

„Das passiert uns nicht mehr heut“.

So wurd sechs Kriegern anbefohlen

Die Falle schnell heranzuholen.

Die schleppten sie auf ihrem Ast

Herbei. „Achtung aufgepasst“

Schrie Wettelauf und hat begonnen,

Langsam erst und sehr besonnen.

Dann schob er schneller immer weiter,

Dümmer werdend denn gescheiter,

Damit er es auch schafft

Mit seiner ganzen Muskelkraft

Den stählernen Bügel mit Hauruck

Nach oben hin mit vollem Druck.

Die Sache wurde mehr und mehr

Interessant und spannender.

Je weiter er nach oben kam

Wurden Wettelauf die Arme lahm.

Beinah hatte er’s geschafft.

Da verließ ihn jäh die Kraft.

Die Falle schnappte zu, rabautz

Der Fallensteller lag pardauz

Unter dem Bügel; blutig rot

Seine Nase. Er war tot.

Als seine Seele gar nicht froh

Zischend durch das Loch entfloh,

Das Mäuse unterm Schwänzchen tragen

Hörten die andern War‘nfried sagen.

„Seht ihr, ich habe es geahnt“.

Sprach er klug und hat gemahnt;

„Wer andern eine Grub will graben,

Muss neben Kraft auch Hirn noch haben“.

Die Mäuse konnten es nicht lassen.

Ohne den Sinn der Falle zu erfassen

Hat man das Ding mit starker Hand

Und Umsicht noch einmal gespannt.

„Nun klappt es“ schrie in Arroganz

Der Fähnrich Stolzner. Doch sein Schwanz

Löste den Mechanismus aus.

Es war grauenhaft: Der Maus

Wurde der Kopf genau am Kragen

Mitsamt den Ohren abgeschlagen.

Nie wieder hat in einer Schlacht

Der Fähnrich so etwas gemacht.

Das Mausefallen-Missgeschick,

Bei welchem dem Fähnrich das Genick

Gebrochen wurd, war eine Lehr

Die man vergessen hat nie mehr.

Nie wieder war seit jener Zeit

Eine Maus dazu bereit,

Einen Frosch, was schief gegangen,

Mittels Mausefall‘ zu fangen.

Andre Mittel wie den Speer

Nutzte man hingegen mehr

Fortan nun im Waffenstreite.

Besonders auf der Mäuseseite

Verstand im weit’ren Kriegsgeschehen

Man damit bestens umzugehen.

Der erste der das spüren musst‘

War Großwarz. Mitten in die Brust

Fuhr ihm Schneidzahns Nadelspeer.

Das glorreiche siebte Froschkampfheer

Verlor mit ihm den besten Streiter.

Die andern machten trotzdem weiter.

So wie man es ihn einst gelehrt

Griff Laichemoor nach seinem Schwert

Um dem Mörder es mit Prahlen

Verzugslos sogleich heimzuzahlen.

Er stürmte wildentschlossen vor.

Im Rachewahn am Teufelsmoor

Stolperte er über Steine;

Stach Schwert und Dolch sich in die Beine.

Schneidezahn vom Mäuseheer

Konnt‘ vor Lachen fast nicht mehr.

Er sprach zur ulkigen Figur

Die der andere da machte.

„Übereifer schadet nur“!

Was der Frosch sich dabei dachte

Als die Maus ihn Dümmling rief,

Behielt er für sich exklusiv.

Nie wieder hat er sich im Feld

Zu einem Zweikampfe gestellt,

Schneidezahn am Blut gerochen

Hat noch manchen Frosch erstochen.

Den tapf’ren Breviceps Corunck

Erstach von hinten der Halunk‘.

Er sprang ihm auf den Rücken

Als der sich wollt verdrücken

Und stach das Schwert dem feigen Lurch

Vom Nacken her nach vorne durch.

Die Maus hat Ruhm sich so erworben.

Der Frosch hingegen ist gestorben.

Das Mäuseheer gewann an Land

Im Kampfe nun die Oberhand.

Von überall aus Feld und Moor,

Stürmten Brotnagers Truppen vor.

Die Frösche fielen wie die Fliegen.

Jeder zweite blieb nun liegen,

Vom Gegnerheer mit Leidenschaft

Im Völkerkrieg dahingerafft.

Das dritte Mausschwanz-Ritterkorps

Rückte von Westen kommend, stürmend vor

Und griff das Froschheer von der Flanke

An, dass jeder Fluchtgedanke

Der armen Frösche ward mit Macht

Im Ansatz schon zunicht‘ gemacht.

Die tapfersten Helden im tierischen Streite

Starben dahin. Auf olivgrüner Seite.

Wurde die Lage nun fatal.

Die Mäuse in der Überzahl

Und zum Äußersten entschlossen,

Hieben, kratzten, stachen, schossen.

Tausende von Froschrekruten

Fielen in nur fünf Minuten.

Doch die grausame Schlachterei

War noch lange nicht vorbei.

Es war gerade zehn Uhr dreißig.

Beide Armeen mehr als fleißig,

Schlugen wie es sollte sein

Im Kriege aufeinander ein.

Um zehn Uhr zweiunddreißig dann

Das erste Großgefecht begann.

Maus Fürchtenix von Ringelschwanz

Rammte aus der Halbdistanz

Ihren Speer in Quarzkrott‘s Brust

Dass dem verging die Mordeslust.

Sie schaute nochmal näher hin

Als ob sie suchte nach dem Sinn

Für ihr Morden schuldbewusst.

In des Gegners off’ner Brust

Pochte das Herz und spritzte Blut

Milz und Leber nicht mehr heil.

Die Lunge zerfetzt zum größten Teil.

Man sah dem Frosch ging es nicht gut.

Quarzkrotts Seele blutig rot

Rang gerade mit dem Tod.

Mit Grauen wandte sie sich ab

Und bracht den nächsten Frosch auf Trab

Indem sie mit der Lanze ihn

Solang stach bis er war hin.

Weiter ging es hin und her.

Zum Denken blieb kaum Zeit jetzt mehr.

Das Blut floss nun im

Felde so

Wie es einst floss in Waterloo.

Der Unterschied dazu war nur

Dass vom Kriegsende keine Spur

Sich angedeutet hat im Streit

Wie bei Napoleon seiner Zeit.

Frösche und Mäuse kämpften weiter.

Der Korse war wohl doch gescheiter.

Gut eine halbe Stunde lang

Dauerte der Waffengang

Bis pünktlich exakt elf Uhr zwei

Das Intermezzo war vorbei.

Hundertausende von Toten

Lagen über kreuz und quer

Auf dem Schlachtfeld nun umher.

Der Anblick den die Leichen boten,

Im eigenen Gedärm und Blut

Machte deutlich wie akut

Die Lage war auch jetzt noch immer.

Es schien beinah als wär sie schlimmer

Als sie war vor Stunden noch.

Der Gestank der Leichen kroch

Mit all dem Blut zum Fluss hinunter

Und mischte sich dem Wasser unter.

Wie einst als Moses mit dem Stab

Ägypten seine Plagen gab,

Färbte sich auch jetzt der Strom

Im untrüglichen Kriegs-Symptom,

Als wär auch er vom Tod bedroht,

Von blau zu lila, dann zu rot.

Den Heeren, die gleich Räuberbanden

Am Eridanos-Ufer standen

Blieb keine Zeit im Kampfgeschehen,

Sich das Schauspiel anzusehen.

Man ließ die roten Fluten rinnen.

Die Schlacht galt es erst zu gewinnen

Und das war für die Frontsoldaten

Mehr als des Moses Zaubertaten.

Später, als der Krieg verwonnen

War hat man sich drauf besonnen,

Dass statt dem Töten andre Sachen,

Leichter und schneller glücklich machen.

Doch vorerst hatte im Völkerstreit

Für solches kein Soldat noch Zeit.

Waffenstillstand drei Minuten!!!

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wird fortgesetzt

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.