Mittwoch, 10. August 2011

Machwerk R.W. Aristoquakes

Teil 8 – 31

Brückenschlag über den Fluss

Streit im Olymp


achdem

man das Personal ersetzt

Hatte und die Waffen neu gewetzt,

Die Mäus‘ nach Froschheim zu gelangen,

Sind hohes Risiko gegangen.

Um sechzehn Uhr zehn am Nachmittag

Gelang ihnen der Brückenschlag

Über den Okidanos-Strom.

Die ersten Soldaten autonom

Drangen nun ins Froschreich ein.

Für viele sollt es das Ende sein.

Hunderte die abgekürzt

Sind dabei ins Meer gestürzt.

Manche wurd gerettet zwar.

Für die meisten jedoch war,

So berichtet die Legende,

Weil sie ertranken, es zu Ende.

Großes Pech hatt' Sahneschnute.

Der Maussoldat, der resolute

War seinen eignen Weg gegangen.

Da haben die Frösche ihn gefangen.

Sie zogen, als er am Aste hing,

Am Schwanz ihn bis er unterging.

Nach einer knappen Schrecksekunde,

Die zu kurz war ein Gebet zu sprechen,

Hörte den Weidenast er brechen

An dem er ängstlich zappelnd hing.

Als es urplötzlich abwärts ging

Dachte er „nun ist es aus“.

Und sie hatte Recht! Die Maus

Ging elendiglich zu Grunde.

Die Frösche grinsten, hatten Spaß.

„Jetzt machen wir sie richtig nass“,

Sprach Eutze zu den Kameraden.

„Wie die Hamelner verladen

Wurden einst von einem Sänger,

Ich glaub er nannt‘ sich Rattenfänger,

So legen wir mit Intellekt,

Die Mäuse, da sie dumm sind, rein.

Ich hab den Plan schon ausgeheckt;

Ich mach das ganz allein.

Ich brauch dazu nicht einmal Waffen;

Ihr müsst `ne Flöte mir beschaffen

Dann mach ich mit dem Mäusen Schluss.

Wie Moses einst beim Exodus,

Sein Volk führte nach Haus durchs Meer,

So gebe ich mich dafür her

Die Mäus aus unserm Land zu führen.

Ihr werdet mich zum König küren

Wenn ich das Maus-Volk mit Bedacht

Hab aus unserm Reich gebracht".

Damit die Rede machte Sinn

Reichte man ihm das Gewünschte hin.

Eutze dankte, „ja famos,

Bald seid ihr eure Sorgen los“.

Dann nahm der selbstbewusste Frosch

Die Weidenflöte in die Gosch

Und stieg damit pfeifend fix an Land.

Die Mäus, die Lanzen in der Hand,

Haben der Melodie gelauscht

Und folgten dem Musikus sogleich

Von dessen schönem Spiel berauscht,

Den Weg hinab, zurück zum Teich.

Bestimmt das halbe Mäuseheer

Lief dem Pfeiffrosch hinterher.

Zu abertausenden Millionen

Und aus allen Maus-Regionen,

Folgten ihm die Mäuse nach

Hinab zum Seeufer gemach.

Als der grüne Sonderling

Spielend dann ins Wasser ging,

Folgten sie ihm weiter alle.

Alle hüpften mit „juche“

Wie in Hypnose in den See.

Alle die ins Wasser sprangen,

Fröhlich „halleluja“ sangen

Alle saßen in der Falle

Ein Zurück gab es nicht mehr

Weil der Rest vom grauen Heer,

So wie im katastrophalen Gescheh’n

Von Duisburg im Jahre zweitausendzehn,

Von hinten weiter zur Musik hin drängte

Und die im Wasser all ertränkte.

Allesamt sind sie ersoffen.

Und Tausende der grauen Horden

Sind an Land zertrampelt worden

Weil sie in der engen Schlucht

Vergeblich einen Weg zur Flucht

Suchten und nicht fanden.

Die Frösche die im Wasser standen

Jubelten schadenfroh dazu.

„Bald haben wir vor den Mäusen Ruh“!

Zeus sah den Massenmord. Er hat geflucht

Und nach Erklärungen gesucht.

Er fragte im Olymp die Seinen

Was zum Pogrom sie würden meinen.

Apoll dem schönen jungen Gott

Entfuhr ein Fluch: „Ja sapperlot,

Lass die Mäuse doch krepieren.

Ich könnt mich köstlich amüsieren

An dem, was da die Frösch für Sachen

Mit den dummen Viechern machen.

Da sprach Pan der Schwerenöter

Zu Sminheus dem Rattentöter:

„Solang man Gott mich nennt und Pan,

Bleib ich den Mäusen zugetan.

Auch mir, wenn ich die Flöte spiele,

Folgen die Tiere. Schon sehr viele

Hab ich so an mich gebunden.

Ich geb‘ es zu ganz unumwunden,

Dass ich vor mehr als einem Jahr

Noch selbst ein solches Tierchen war.

(Fabeln der Welt: Siehe auch Santoianni, Seite 25)

Ich war dabei als am Golan

Die Mäuse stürzten sich spontan,

Damals aus religiösen Gründen,

Hinab zu sühnen all die Sünden,

Die unser Volk begangen hatte.

Zeus fuhr dazwischen: „Die Debatte“,

Er ballte seine Hand zur Faust,

„Über diesen Holocaust,

möchte ich hier nie wieder hören.

Warum sich über was empören,

Das du als Maus hast einst getan.

Heute kommt es mir drauf an,

Dass wir unser Image wahren.

Was wir früher einmal waren,

Braucht niemand außer uns zu wissen“.

Er lachte: Dann sprach er gerissen:

„Auch ich hab oft in Mausgestalt

Bei meinem Parnass-Aufenthalt,

Als mit Ambrosia ich gedealt,

Euch manchen üblen Streich gespielt“!

Die Götter schwatzten aufgeregt:

„Mich hast du auch hereingelegt“

Meldete sich Bacchus nun.

„Ich konnte nichts dagegen tun.

Als ich deinen Kelch trank aus

Hast du verzaubert mich zur Maus.

Fünfhundert Jahre oder mehr

Rannte ich geschweift umher

Im Pelze; später dann sogar

Stellte ich den Satan dar.

Mit Baal hast du mich gleichgesetzt.

Das hat mich damals sehr verletzt.

„Du bist schuld“, schimpfte er laut.

„Du hast das Leben mir versaut“!

„Du laberst wieder mal im Suff“

Sprach Zeus, „wir sind hier nicht im Puff.

Also mäßige, ich bitte dich,

Den Ton denn sonst vergess‘ ich mich.

Bacchus emotionsgeladen

Hat den Obergott gerügt:

„Du hast dem Olympus großen Schaden

Durch deinen Unsinn zugefügt.

Was Apollo, mir und Pan

Im Leichtsinn du hast angetan,

Werden wir dir nie verzeih’n“!

Da mischte Smitheus sich ein.

„Was soll die Menschheit von dir denken?

Wie soll sie dem Vertrauen schenken,

Der wie du, so unbedacht,

Aus seinen Söhnen Tiere macht“?

Apoll schrie seine Wut heraus.

Erst als Frosch und dann als Maus

Musst ich im Parnass und hier

Zweitausend Jahre dienen dir.

Als Frosch musste in Delphi ich

Orakeln Jahrhunderte lang für dich.

Als Smintheus dann in der Antike

Musst ich erlernen von der Pike

Wie man sich geben muss als Maus.

Quietschend saß ich in der Ecke

Wenn die Priester mich mit Specke

Locken wollten aus dem Loch

Damit sie auf den Knien mir

Huldigen konnten, so wie dir.

Ich ärgere mich heute noch

Wenn ich daran denken muss“!

„Hört auf damit, macht endlich Schluss

Kinder“ schimpfte zornig Hera da.

„Verärgert mir nicht den Papa.

Auch wenn es anders euch erscheint;

Er hat es stets nur gut gemeint.

Er brauchte Helfer, die auf Erden

Als Götter nicht erkannt gleich werden.

Drum sandte er als Frosch und Maus

Getarnt euch in die Welt hinaus.

Er liebt euch alle, glaubt es mir.

Drum seid ihr heut auch wieder hier.

Er holte euch, ihr seid sein Glück

Aus diesem Grund nach hier zurück.

Er hat euch gern auch wenn er flucht.

Ich hab so oft es schon versucht

Ihm klarzumachen, dass mit Liebe

Man mehr erreicht. Doch Hiebe

Gab es nie, das müsst ich wissen“!

„Mich hat er aus dem Olymp geschmissen

Dass ich bis nach Lemnos flog

Weil ich dir im Ehestreite,

Nachdem er Dich betrog,

Stand als guter Sohn zur Seite“.

Hephaistos wütend aufgebracht

Hat Vorwürfe ihm nun gemacht.

"Meine Füße, schau mich an;

Das hast du mir einst angetan.

Ich wurde zum Krüppel. Deine Gunst

Erwarb ich durch die Schmiedekunst.

Nur weil ich gute Waffen schmiede

Und für dich schuf die Ägide,

Hast du mich akzeptiert als Sohn.

Von Liebe bisher nicht ein Ton“.

Da polterte der Göttervater

Zornig los: „Je rabiater

Man einen Klotz wie dich erzieht,

Umso besser wird der Schmied“!

Hera die ihm zugehört

Hat ganz plötzlich sich empört:

„Bacchus, er war noch nicht acht,

Hast du das Saufen beigebracht.

Und das Huren, nicht von mir;

Nein, das hat er auch von Dir.

Hermes musste als Bote

Zum Hades bringen Tote.

Dein Bruder, was dir einerlei,

Brachte ihm manch Unart bei

Die für `nen Gott nicht angebracht.

Zum Dieb hat er ihn gar gemacht.

Du weißt sicher noch wie dazumal

Er Apoll die Herde stahl“!

Zeus lachte still in sich hinein.

„Was ein echter Gott will sein“

Sprach er, „man will ja was besitzen,

Muss hie und da sich was stibitzen“.

Hera nun sehr aufgeregt

Hat zornig weiter losgelegt:

„Das Lügen hat er auch von dir.

Maia mög‘ verzeihen mir.

Hätt‘ ich ihn nicht zu mir genommen

Wäre er total verkommen.

Als Vater bist du ein Versager“!

Zeus fuhr hoch vom Götterlager

Und sah sich die Familie an.

„Zum Donnerwetter“ schrie er dann,

„Ihr seid alle was geworden.

Meinen Vater musst‘ ich morden

Um den Olymp euch zu erhalten.

Ihr solltet danken euerm Alten,

Dass er in allen Lebenslagen

Zu euch hält! Euch zu beklagen

Ist wahrlich hier nicht angebracht.

Ich hab das alles nur gemacht

Damit ihr’s besser habt im Leben.

Mein letztes Hemd hab ich gegeben

Und in Stücke es gerissen

Für euer aller Wickelkissen.

Ich besorg für euch en gros

Das tägliche Ambrosio

Und schenke euch anstatt von Wein,

Nur den besten Nektar ein.

Ich lass Ganymed ihn sieden,

In gold‘nen Bechern euch kredenzen.

Mir scheint ihr seid mit nichts zufrieden.

Auch für Götter gibt es Grenzen,

Die sie, wenn sie es bleiben wollen,

Besser nicht überschreiten sollen“!

So sprach der Obergott. Darauf

Griff man ein neues Thema auf.

„Seht dort unten“ schrie da Pan.

Seht euch diesen Gauner an.

Im Buschwerk unten, schlecht zu seh’n

Sah er Saduj Toiraski steh’n;

Mit einem Säckchen in der Hand

Worin sich Mause-Gold befand.

Auch Hermes sah auf und dann hinab.

„Die Maus, die ich bestochen hab“

Sprach er und hat dabei gegreint,

„Hat den Verräter, wie mir scheint

Gefunden und den Judaslohn

Ihm übergeben bereits schon“.

Dass richtig die Vermutung war

Wurd auch den andern Göttern klar

Als der Frosch, der gottverdammte,

Der aus Satans Pfuhle stammte,

Versteckt im Busch am Teufelsmoor

Kramte seinen Lohn hervor.

Fünf Mäuse sprangen gar verwegen,

Dem Verräter da entgegen

Und zeigten zornig ihm die Krallen

Da ließ der Frosch den Beutel fallen

Als hätt‘ sein Unrecht er erkannt

Und ist erschrocken fortgerannt.

Die Götter in Olympus lachten

Und alle, die Alten wie die Jungen,

Heimlich anerkennend dachten:

„Der Trick ist Hermes gut gelungen.

Mit dem Erlöser ist es aus!

Sterben wird er durch die Maus.

Brotnager wird es sicher richten

Und den Frosch für uns vernichten“.

Wie im Olymp vorhergesehen

Ist auf Erden es geschehen.

Doch vorher, anno dazumal,

Traf man sich zum Paschamahl.

Der Verräter heuchlerisch,

Saß in der Runde mit am Tisch.

Es schmeckte ihm, er aß für zwei.

Dann rief die Häscher er herbei.

Mit einem Kuss, wie delikat,

Besiegelte er den Verrat.

Der Grüne wurde wie berichtet

Es im Buch der Bücher steht,

Obwohl nicht schuldig, hingerichtet.

Er starb am Kreuz. Er ließ sein Leben
Mit zwei andern im Verein
Dem Froschvolk Hoffnung neu zu geben.
Im Machwerk welches hier entsteht

Geht Aristoquakes noch drauf ein.

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Wie die Geschichte weitergeht

In der nächsten Folge steht.

wird fortgesetzt

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.