Freitag, 25. November 2011

Machwerk R.W. Aristoquakes

Teil 8 – 68

Was der Narr zum Kriege meint


ausbacks

Narr noch immer schwieg.

Doch auch er kannte den Krieg.

Er hatte manche wilde Schlacht

In jüng‘ren Jahren mitgemacht

Und sein Blut dafür vergossen,

Das andre auf den Leitersprossen

Aufrückten bis zum General.

Er kannte seine Pappenheimer

Doch er war noch nie ein Schleimer.

„Ich sage es dir noch einmal“

Sprach zornig er zu Käseklauer

Dem Kriegsminister arg in Brass

Der ihm gegenüber saß.

Und dann wurde er genauer:

„Jeder Krieg ist Idiotie!

Wer für das Töten führt Regie

Ist ein Verbrecher. Leider doch

Gibt’s davon viel zu viele noch.

Ratten wie Hitler, Gaddafi und Amin

Rafften die halbe Menschheit hin.

Statt weiser Friedenspolitik

Kampf wie einst am Hissarlik.

Ihr habt, so hab ich’s grad erfahren,

Nichts gelernt in all den Jahren

Die seit Troja sind vergangen“!

„Die Frösche haben angefangen“

Warf der König fluchend ein

Und fuhr in seinem Zorne fort:

„Es war ein feiger Meuchelmord

Was Pausback der feige Teichpirat

Am See mit meinem Sohne tat.

Doch die Rache die ist mein.

Er soll mir dafür bluten

Für Krümeldieb den guten

Der keinem je hat wehgetan“.

Käseklauer nebenan

Stimmte Troxartes sofort zu:

„Wir geben nicht nach und nicht eher Ruh

Bis gerächt der Mord am Königssohn.

Wir fordern, dass der Mörder blecht

Mit seinem Leben und dem Thron.

Das ist, so denk ich, nur gerecht“.

„Wer das Volk zum Krieg aufwiegelt

Und sich selbst im Loch einigelt

Wie sie es tun Herr Kriegsminister,

Ist nichts wert und ein Philister“

Erwiderte der Narr spontan

Und fügte ein paar Sätze an

Welche vor ihm die andern beiden,

Das sah man, mochten gar nicht leiden.

„Wer den Krieg zum Freund sich wählt

Und im Hochmut darauf zählt

Mit Baal den Teufel auszutreiben

Der wird am End‘ Verlierer bleiben!

Im Kriege gibt es keinen Sieger.

Auf beiden Seiten fallen Krieger

Tausend-und millionenfach.

Krieg ist eine schlimme Sach‘.

Beiden Seiten beschert statt Brot

Übel er und Hungersnot.“

So begann er und fuhr fort:

„Krieg ist nichts als Massenmord!

Wenn er die Völker erst bedroht

Fährt reiche Ernte ein der Tod

Denn das allein ist dessen Ding.

Er geht reihum. Mit seinem Schwert

Hat er manch Volk schon ausgezehrt

Bis es am Ende unterging.

Seine Faust, so eisig kalt

Kennt kein Mitleid, nur Gewalt.

Der Sensenmann, er ist kein Ritter;

Sein Handwerk lernte er als Schnitter.

Seine Arbeit ist die Mahd,

Und die versteht er in der Tat.

Der Knochenmann kommt zu uns allen

Früh genug. Im Krieg zu fallen

Durch ihn bereits in jungen Jahren

Das solltet ihr dem Volk ersparen“!

Dann dem König zugewandt

Gab er `nen Nachsatz ihm bekannt:

„Es welkt der Kranz in deinem Haar,

(frei übersetzt nach James Shirley 1596-1666)

Drum hoher Held, tu ab die Pracht;

Den Sieg, dein Ruhm, so groß er war

Dein Glanz und deine ganze Macht,

Dein Geld, dein Gut und all dein Hab

Vergeht, liegst du erst selbst im Grab.

Nur was man Gutes tut lebt fort

Blüht noch im Staube unverdorrt“!

Troxartes war es anzuseh’n;

Ihm war die Predigt nicht genehm

Welche der Narr ihm hat gehalten.

„Soll ich die Händ‘ im Schoße falten“

Sprach zornig er; „an Frieden glauben

Wenn Feinde mir die Söhne rauben?

Auch wenn viel Maus-Blut wird noch fließen,

Mit Pausback werd‘ ich Frieden schließen

Erst wenn er selbst sich mir ergibt

Oder als Leiche vor mir liegt.

Auf meine Art, mit blanken Waffen

Will ich im Lande Frieden schaffen

Und Käseklauer steht im Streite

Bis zum Endsieg mir beiseite“.

Dem hat des Königs Wort gefallen.

Zackig ließ er die Hacken knallen.

„Heil Dir“ rief er im Kriech-Reflex,

„Hoch leb Troxartes Mäuse-Rex“.

Der Narr stimmte ein Kriegslied an

Und dacht‘: „Ich bin nicht schuld daran“!

Er summte leis im Überdruss

Das Lied von Matthis Claudius:

„`S ist Krieg! `s ist Krieg, Mein Gott o wehre

Und rede uns darein!

`S ist leider Krieg und ich begehre

Nicht schuld daran zu sein!

Was sollt ich machen wenn mit Grämen

Und blutig bleich uns blass

Die Geister der Erschlag‘nen kämen

Und vor mir weinten, was?

Wenn wack‘re Mäus‘ die Ehre suchten,

Verstümmelt und halbtot

Im Staub sich wälzend vor mir fluchten

In ihrer Todesnot?

Wenn tausend Väter, Mütter, Bräute

Die glücklich bisher all‘samt waren

Im Krieg das Grauen nun erfahren.

Wenn Hungersnot und böse Seuchen

Freund und Feind stürzen ins Grab,

Wenn Feuersbrünste sie all scheuchen

In die Dunkelheit hinab.

Was hülf‘ mir Kron‘ und Geld und Ehre?

Die könnten mich nicht freu‘n!

`S ist leider Krieg – und ich begehre

Nicht schuld daran zu sein“!

Während der Narr noch leise sang

Von draußen Lärm nach drinnen drang.

Ausgelöst ward der Krawall

Durch einen feigen Überfall.

Die Frösche waren durchgebrochen.

Des Königs Garde lag erstochen

Und mausetot vor dem Palast.

Den Hauptmann hatten sie gefasst

Und als Geisel mitgenommen.

Der Stoßtrupp so wie er gekommen,

Heimlich und auf leisen Sohlen,

Hat sich durch’s Schilf davongestohlen

Und tauchte im Teiche dann putzmunter

Im lauen Wasser temporär

So als ob nichts gewesen wär

Nach dem Angriff wieder unter.

Was den Hauptmann hat betroffen;

Der ist dabei mit abgesoffen.

Er konnt‘ nicht schwimmen, ist ertrunken;

Wie Krümeldieb im See versunken.

„Sie sind weg“ rief der Minister.

„Mit dem Sieg im Marschtornister“

Ergänzte der König. „Ich bin froh

Dass ich leb“. „Ich ebenso“

Sprach Käseklauer: „Ich schicke dir

`Nen neuen Gardeoffizier

Nebst hundert Mann die dich bewachen

Und ihre Sache besser machen

Als der Hauptmann Eisenfresser.

Ich schick dir den Oberst Ratibor.

Der ist als Zugführer weit besser;

Bei dem kommt so was nicht mehr vor“.

Der Narr, der abseits stand dieweil

Dachte sich seinen eig‘nen Teil.

Er hat Käsklauer nicht getraut;

Doch das sagte er nicht laut.

Er wies nach draußen auf den Pfeil

Am Portal: „Rex Pausback Heil“

Sand auf dem Zettel pfeildurchbohrt

Und drunter Wort für Wort:

„Dem tapfersten Volk in einem Krieg

Gebührt Tag für Tag der Schlachtensieg

Und dass dieses nur wir Frösche sind

Weiß auf der Welt ein jedes Kind“!

Und noch einmal „Rex Pausback Heil“!

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Was weiter noch im Krieg geschah

Berichtet so, wie er es sah

Aristoquakes Euch im nächsten Teil.

wird fortgesetzt

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.