Freitag, 16. Dezember 2011


Machwerk R. W. Aristoquakes

Teil 8 - 77


Froschkonzert im Lindenbaum

von Roland Wiegran für die Familie Gruber

Als dereinst der Donaustrom
im eignen Bett noch autonom,
als klares blaues Glitzerband,
sich durch die deutschen Lande wand,
lebte ich im Bayernland,
wo nach dem Krieg ich Heimat fand.

Aus jener Zeit, die lang schon her,
berichtet eine alte Mähr,
von einem Frosch, der offenbar,
getauft mit Donauwasser war.

In Oberndorf, wo wie zum Gruß,
der Fels erhebt sich überm Fluss,

erzählt man heute noch davon,
obgleich so lang es her ist schon.

Damals, vor rund hundert Jahren,
als die Fähre noch gefahren
und beide Flussufer verband,
im Dorfe noch die Linde stand.

Mächtig, knorrig und uralt.
Siebenhundert Jahre bald.
Aus jener Zeit stammt die Geschichte,
von welcher ich Euch nun berichte.

Ein Frosch, von Poikham her schon weit
gewandert war zum Donaustrom.
Doch der Fluss war viel zu breit
für ihn, den grünen Gnom.

Der Lurch jedoch kannte den Brauch.
Blähte den Kropf und auch den Bauch.
Quakte lauthals „Überfaaaahrn“.
Und da kam auch schon der Kahn.

Der Fährmann nahm in aller Stille
den grünen Frosch in seine Zille.
Doch weil dieser ihn genarrt,
umsonst wollte die Überfahrt,
warf der Gute ihn zum Schluss,
wütend in den Donaufluss.

Der Hetsch fand solches übertrieben.
Bis nach Matting abgetrieben,
ist er schließlich dort gestrandet,
wo der Strom den Kies anlandet.

Nach einer Rast von ein paar Wochen,
ist er über den Berg gekrochen,
nach Oberndorf zurück gemach,
wo zugefügt ihm ward die Schmach,
denn er sehnte sich nach Rache
in der Überführungssache.

Nach zwei Wochen hupf, hupf, hupf,
fand er einen Unterschlupf
in einem Donauseitenarm.

„Schön verschilft, das Wasser warm“,
dacht der Frosch im Stillen eben,
„mein Gott ja, hier lässt sich’s leben“,
als sich durchs Rohr, als ob sie’s ahnte,
den Weg zu ihm `ne Kröte bahnte.

Die hat er sich zum Weib genommen.
Und so ist es dann gekommen,
dass er seinen Zorn vergaß,
der ihm tief im Herzen saß.

Weil der Frosch kein Weiberschinder,
stellten nach der Gattenwahl,
sich sehr bald schon ein die Kinder,
drei- vierhundert an der Zahl.

Zu ernähren all die Quappen
musst‘ er manche Fliege klappen.
Um sie alle durchzubringen,
musst‘ ihm noch viel mehr gelingen.

So hat den Bauern er gewitzt,
ab und zu `nen Wurm stibitzt.
Zweimal hat er sich’s erlaubt,
dem Bräu die Spinnen weggeraubt.

Einmal war er gar so dreist
und hat beim Bäck `ne Mück verspeist.
Engerlinge, Asseln, Maden,
hat den Landwirten zum Schaden,
er gar frech und unverhohlen,
von den Feldern weggestohlen.

So kam aus Poikam das Geschlecht,
in Oberndorf ganz gut zurecht.

Ach was war die Sommerzeit
an der Donau einst so schön.
Keine Sorgen weit und breit,
im Schilfe dort am Fuß der Höh‘n.

Dann wurd es Winter, Schnee und Sturm.
Mücken, Asseln, Fliegen Wurm,
machten sich gar plötzlich rar.
Der Laubfrosch arg verzweifelt war.
Und das Wetter obendrein.
Aus war‘s mit dem Sonnenschein.

„`Ne neue Bleibe muss schnell her“,
dachte da der Frosch bei sich,
denn es fröstelte ihn sehr
als er durch das Schilfrohr schlich.

Nach langer Suche fand zum Glück
er einen Baum der morsch und alt.
In jenen zog man sich zurück.
Dort war es mollig und nicht kalt.

Der alte Frosch und seine Jungen
fanden das Baumversteck gelungen.
Dort gab es Laub in Hüll‘ und Fülle.
Und ringsherum als sich‘re Hülle,
dreißig Zentimeter Rinde
von der dicken alten Linde.

Mitten im Dorfe hielt man brav,
gemütlich erst mal Winterschlaf.

Irgendwann im Frühjahr dann
fing der Baum zu treiben an.
Die Fröschlein rieben sich die Augen,
konnten es erst gar nicht glauben.
Draußen war es schon ganz hell
und es wurde wärmer schnell.

„Hurra, der Frühling zieht ins Land“
quakte der Alte mit Verstand.
Vor Freude blähte er die Brust.
Auch Weib und Kinder voller Lust,
schlüpften aus den Blätterlaken
und fingen fröhlich an zu quaken.

So sangen allesamt im Chor,
dem Frühling sie ein Liedchen vor.
mitten im Dorf, man glaubt es kaum.
Froschkonzert im Lindenbaum.

Und weil die alte Linde hohl,
im Durchmesser zweifünfzig wohl,
tönte dumpf der Frösche Schall
im alten Holz im Widerhall.

Der Baumriese, in Eleganz,
schwang mit zum Lied in Resonanz.
Korax, korax, qua qua qua,
alle Fröschlein sind schon da“.

Draußen um die Linde lief
`ne Bank auf der der Fährmann schlief
wenn er hatt‘ grad nichts zu tun,
sich vom Schaffen auszuruh’n.


So auch an jenem Frühlingstag.
Man stell‘ sich vor, wie der erschrak,
als der Froschgesangverein
in das Quakkonzert fiel ein.

Der arme Mann. Dessen Gewissen,
litt eh schon an Gewissensbissen,
seit damals er, im letzten Jahr
zum Frosch so hinterhältig war.
Als dieser hatte ihn genarrt,
wollt kostenlos die Überfahrt,

hatte der Fährmann, weil gekränkt,
den armen Frosch im Strom ertränkt.
In den Baum zurückgereist,
so schien’s , war nun sein grüner Geist,
zu sühnen jene Freveltat,
die er dereinst verbrochen hat.

Aus dem Traume hochgeschreckt,
hat sich der Fährmann schnell versteckt.
Hinter der nahen Friedhofsmauer
fand er Schutz im Angstschweißschauer.

„Der Frosch“, so sagte man es hier,
„gilt als Auferstehungstier“.
Doch was die Leut` im Dorf empfanden,
hatte der Fährmann falsch verstanden.

Er dachte deshalb offenbar,
dass im Baum der Teufel war
welcher gekommen, ihn zu holen.
Drum schlich er heimlich und verstohlen
zum Dorfschullehrer hin geschwind,
welcher damals schon als Kind,
im Notfalle mit Rat und Tat
ihm oftmals beigestanden hat.

„Herr Lehrer, bitte helfen Sie“,
er lauthals durch die Schule schrie.
„Im Lindenbaum der Satan steckt.
Was meinen Sie, was der bezweckt?“

Die Kinder, die das auch gehört,
auf dem Heimweg arg verstört,
haben still bei sich gedacht,
„was der Teufel dort wohl macht?“
Und alle sind im großen Bogen
am Lindenbaum vorbeigezogen,
und alle haben ihn vernommen,
den Lärm der dort herausgekommen.

Der Lehrer, ein gar mut`ger Mann,
nahm sich des Fährmanns sogleich an.
Er hakte sich den Armen unter.

So zogen sie ins Dorf hinunter,

zu hören wie der Satan schreit.

Es war gerade Mittagszeit.

Die alte Kirchturmuhr vertraut,

schlug zwölf Schläge , ziemlich laut.

„Bong, bong, bong“ dröhnten die Glocken.

Was sind die Frösche da erschrocken.

Im Versteck im hohlen Baum,

wagten sie zu atmen kaum.

Die alten Frösche wie die Quappen,

hielten erst mal ihre die Klappen.

Der Lehrer draußen trat indes

an den Baum und legte kess

sein rechtes Ohr nun an die Rinde,

der morschen, alten großen Linde.

„Ich höre nichts!“ Nach kurzer Zeit,

„Lass mich in Ruh, es tut mir leid.

Du warst wohl gestern, was nicht neu,

wieder mal zu lang beim Bräu.

Wenn Du verträgst nicht mehr das Bier,

so rate dringend ich nun Dir.

Gewöhn’s Dir ab, trink Milch wie ich,

denn sonst fürwahr dann holt er Dich,

der Satan, welchen Du im Traum,

gehört hast schon im Lindenbaum.

Nach diesen Worten, arg frustriert,

ist der Herr Lehrer heim marschiert.

Er hatte andere Interessen.

Erst mal wollt er Mittagessen.

Der Fährmann dacht‘: „Ich glaub‘ ich spinne,

ich hab‘ beisammen doch die Sinne“.

Zu Haus der Lehrer, kurz danach,

beim Mahl zu seiner Gattin sprach:

„Der Überführer, Gott sei Dank,

ist nur besoffen und nicht krank.

Das gibt sich wieder Du wirst sehn,

bald schon wird’s ihm besser geh’n“.

Der Tag verging, der Abend kam.

Bei Froschen‘s man sich ruhig benahm.

Die Feierabendglocke klang.

Die Frösche schwiegen weiter bang.

Der Mond zog auf am Donaustrand.

Das Dorf schlüpfte ins Nachtgewand.

Der Fährmann, er war längst zu Haus,

dacht an den nächsten Tag mit Graus.

Was würd der neue Morgen bringen?

Würd es dem Geist im Baum gelingen,

ihn für die letzte Überfahrt

zu holen nach Gespensterart?

So dacht der Fährmann, der kein Recke

und schlüpfte unter seine Decke.

Der Lehrer saß bei seinem Weib.

Er las ein Buch zum Zeitvertreib.

Was all die andern grade taten

möchte ich lieber nicht verraten.

Die Kinder schliefen alle schon.

Da, ein teuflisch lauter Ton!

Korax, korax, quak , quak quak“,

dass alles aus dem Schlaf hochschrak.

Die Frösche schöpften neuen Mut,

denn nachts sang sich’s besonders gut,

zumal der Vollmond silbern schien.

Alle Frösche sahen ihn

durch ein Astloch, auch die Sterne

glitzerten in weiter Ferne.

Eine laue Frühlingsnacht.

Für’s Froschkonzert grad recht gemacht.

Lustig und mit Stimmgewalt

mit prall geblähten Kröpfen,

quakten sie im Baume bald,

neue Arien sich zu schöpfen.

Lauter noch als in der Früh,

korax, korax, Quackeri,

alle Fröschlein sind schon da,

korax, qua und quackera“.

Ihr Liedchen hundertstimmenfach,

schallte hinauf bis nach Abbach.

Den Leuten, welche dort zur Kur,

das „Korax“ in die Ohren fuhr.

Sie drückten zwar die Augen zu,

doch aus war es nun mit der Ruh.

Es klang melodisch grauenvoll

als der Gesang zum Lärm anschwoll.

Der hohle Baum in Vibration

verstärkte tausendfach den Ton.

Wie aus einem Kontrabass,

dröhnte es aus dem Gelass,

durch’s Astloch, hin an jedes Ohr,

aus dem Lindenbaum hervor.

Jeder Hetsch im Donautal,

bis hinauf sogar nach Saal,

stimmte ein in das Konzert.

Ach was war es hörenswert.

In Oberndorf, gar keine Frag‘,

vom Lärm das Epizentrum lag.

Das ganze Dorf war hochgeschreckt.

Nur einer der blieb zugedeckt.

Der Fährmann, ängstlich immer noch,

unter der Decke sich verkroch.

Schließlich wurd um Mitternacht

dem Höllenlärm ein End gemacht.

Als die alte Kirchenuhr

mit ihrem Gong dazwischenfuhr,

und auch in Abbach, Poikam, Saal,

die Uhren anno dazumal

schlugen im Land noch weit und breit

alle zu der gleichen Zeit,

hat der Kirchenglockenschlag

abrupt beendet das Gequak.

Ruhe kehrte alsbald ein.

Auch der Froschgesangverein

im Oberndorfer Lindenbaum

hielt die Schallblasen im Zaum.

Sternenhimmel deckte zu,

das Donautal mit heil’ger Ruh.

Dann, als die Nacht dem Tage wich.

Die Oberndorfer wälzten sich

noch müde, weil im Schlaf gestört,

aus den Federn. „Unerhört“,

der Bürgermeister alsbald sprach

zum Pfarrer. „Welch ein schlimmer Krach

war das nachts im Lindenbaum?

Oder war es nur ein Traum“.

Der Pfarrer, auch noch schreckensbleich,

sprach: „Mit der Köchin hab ich gleich

gebetet eine Litanei

bis endlich war der Spuk vorbei“.

Das ganze Dorf, `s lag auf der Hand,

sich bald am Lindenbaum einfand,

um bei Tageslicht zu sehen

was in der Nacht war dort geschehen.

Doch die alt ehrwürd’ge Linde

rauschte leise nur im Winde.

Mächtig in den Himmelsraum

reckte sich der stolze Baum.

Behäbig wiegte er die Krone.

Doch nichts von jenem Geistertone,

der in der Nacht so grauenvoll

heulend aus seinem Innern scholl.

Der Fährmann welcher abseits stand,

mit einer Axt in seiner Hand,

wusste wer im Baume stak

und wem es galt das Froschgequak.

Respektvoll blieb entfernt er steh`n.

Er dacht` sonst wär’s um ihn gescheh`n.

Schließlich sprach der Lehrer: „Nun,

lasst uns unsre Arbeit tun.

Es war der Sturm der letzte Nacht

diesen Radau in Dorf vollbracht“.

Der Bürgermeister hat genickt,

die Leute alle heim geschickt.

Doch was der Lehrer da gesagt,

hat den Bauern nicht behagt.

So mancher hat sein Unbehagen

ängstlich mit nach Haus getragen.

Zwei Stunden später ebenda

nun das folgende geschah.

Im Baum, die Frösche ruhten noch.

Draußen, von der Bank aus kroch

der Max nach oben, Ast für Ast,

gekonnt und mutig. Beinah fast

war er oben angekommen.

Da hat das Quaken er vernommen,

das aus dem Stamm, er war nicht bang,

nach oben ihm zu Ohren drang.

Korax, quax“, in etwa so,

quakten unten irgendwo,

Frösche der Verzweiflung nah.

Als Max vor sich das Astloch sah,

im Durchmesser zwei Ellen wohl.

Fix schwang er sich hinein ins Hohl.

Klettersicher und gewandt,

er im Inneren verschwand.

Gut fünfzehn Meter unter ihm

endete der Holzkamin.

Der Maxel ist darangegangen,

hinabzusteigen unbefangen.

Doch plötzlich er den Halt verlor.

Rabums“ lag unten nun der Tor.

Saß im hohlen Baume fest,

mittendrin im Froschennest.

Nach Stunden voller Bangen

hat erneut es angefangen:

Korax, korax, korax quax“,

der alte Frosch zu quaken wagte.

„Angenehm, und ich bin Max“

der Klettermaxe darauf sagte.

„Was nun?“ So Max im Angstgefühl.

Die Hetsche darauf sachlich kühl:

„Zweifelsohne, keine Frage,

ist recht misslich unsre Lage“.

Ein andrer sprach, „lasst uns bedenken,

wie wir die Retter auf uns lenken“.

Der nächste dann. „Ein Hilfeschrei

führt bestimmt jemand herbei,

der uns aus dem Loche zieht,

bevor ein Unglück uns geschieht“.

Gesagt, getan, so wurd‘s gemacht.

Es war schon spät, bereits nach acht.

Hiiiilfe, quaaak“, so schrie man laut.

Es ging durch Mark und Bein und Haut.

Froschmenschliches Nachtgeplärr.

O ja die Lage war prekär.

Hiiiilfe, quak und quackeri,

doch niemand kam noch hörte sie.

Da plötzlich wurd es Maxe klar,

dass es ja heute Samstag war.

Aschfahl wurd‘ er und leichenblass,

weil‘s ganze Dorf im Wirtshaus saß.

So war’s in Oberndorf der Brauch.

So war’s an jenem Samstag auch,

als im Baume eingesperrt,

man um Hilfe hat geplärrt.

„Wenn die erst mal im Wirtshaus sind“

sprach Max, „das weiß doch jedes Kind,

ist ihnen alles einerlei,

vergebens unser Hilfeschrei“.

Und dann schlug er weise vor:

„Wir legen uns erst mal aufs Ohr,

Morgen ist Sonntag. Nach der Messe

zeigen sie bestimmt Interesse.

Wenn sie ausgeschlafen sind

retten sie uns ganz geschwind“.

Bei Bier und Tanz hat unterdessen,

das Volk den Geist beinah vergessen,

welcher in der letzten Nacht

hatte noch Radau gemacht.

Beim Bräu, am Samstag allemal,

war Stimmung wieder in Lokal.

Da ging’s hoch her beim Schafkopfspiel,

und mancher trank ein Glas zu viel.

Der Gerstensaft war köstlich hier

wie sonst nirgendwo ein Bier.

Bei Gläserklirren und Gesang

blieb man am Samstag oft recht lang.

Schnell vergaß man dort die Sorgen.

Das Wirtshausleben hatte Reiz.

Die Oberndorfer ihrerseits

blieben meistens bis zum Morgen

und haben wie immer Samstag Nacht,

ziemlichen Rabatz gemacht.

Der Trubel dort im Gästezimmer,

war arg laut und noch viel schlimmer,

und das Gejauchz‘ in großen Saal,

beim Tanze lauter allemal,

als das Froschkonzert, viel mehr,

in der andern Nacht vorher.

Die Frösche und Max im Lindenbaum,

konnten Ruhe finden kaum.

Dann endlich, so um kurz nach drei,

war die Sauferei vorbei.

Es wurde ruhig. Ihr kennt den Grund.

Einmal bellte noch ein Hund.

Nur der Mond zog seine Bahn,

sah sich das Dorf von oben an,

das nun im tiefen Schlummer lag.

Dann wurd es hell. Den neuen Tag

grüßte in ihrem Sonntagsrocke,

mit „bim bam bum“ die Kirchenglocke.

Wie es seit jeher wollt der Brauch,

war es an jenem Sonntag auch.

Das ganze Dorf, so sollt es sein,

fand sich zur Hochamtmesse ein.

Ein Platz blieb leer, recht sonderbar!

Keiner wusst‘ wo Maxe war.

Der Bürgermeister sprang schnell auf,

flitzte heim im Dauerlauf,

seinen Sohn herbeizuholen,

ihm den Hintern zu versohlen.

Die Wandlung war gerad‘ vorbei.

Mit Zeter-Mordio-Geschrei

und einem Zettel in der Hand,

der Dorfschulz‘ in der Kirche stand.

Schluchzend, der Verzweiflung nah,

wie keiner vormals ihn je sah.

Der Lehrer mit dem Kirchenchor

sang das Kyrie grad‘ vor.

Die Orgel tönte altvertraut,

nicht immer richtig aber laut.

Da hat der Pfarrer, kurz und trocken,

abgebrochen das Frohlocken,

indem er dem Organisten flink,

mit beiden Armen gab `nen Wink.

Der Bürgermeister vorm Altar,

in dem so andächtigen Kreis,

verlas den Zettel lapidar.

Dort stand geschrieben, schwarz auf weiß:

„Papa, ich bin zum Lindenbaum,

um nach dem Rechten dort zu schau’n.

Sorgt Euch nicht. Ich komm um sieben“

So hatte Max es aufgeschrieben.

Das war die Lage. Jeder wusste

dass etwas nun geschehen musste.

Was hat mit Max sich zugetragen?
Hatt
‘ das Gespenst gar zugeschlagen,
das gestern dort im Lindenbaum,
dem Fährmanne erschien im Traum?
Der Pfarrer sprach: „In Gottes Namen,
wir kürzen ab,“ und dann das „Amen“.

Der Bürgermeister darauf, „nun,

was wollen wir als nächstes tun?“

„Also Leut‘, macht Euch bereit,“

sprach der Lehrer dann gescheit.

„Lasst uns raus zur Linde gehen

und uns nach dem Rechten sehen.

Habt keine Angst, bei Tageslicht,

gespenstert es bestimmt dort nicht“.

Dem Fährmann, das war allen klar,

die Sache nicht geheuer war.

Obwohl es kühl war und nicht heiß,

stand auf seiner Stirn der Schweiß.

Der Pfarrer wollte grad was sagen.

Da hat sich etwas zugetragen,

was das Volk im Kirchenschiff

erschütterte. Die Angst ergriff

allesamt im Gotteshaus.

Keiner wagte sich hinaus.

Von dort, ein schauerlicher Ton

bracht allesamt aus der Räson.

Durch das offne Kirchentor,

drang es den Christen schrill ins Ohr.

Alle sind zu Tod erschrocken.

Lauter als die Kirchenglocken,

vom Lindenbaum her, einwandfrei.

kam der Schrei.

Es hörte sich so gruslig an,

dass mancher sein Gebetbuch nahm,

und darin sein Gesicht verbarg.

Es klang furchterregend arg.

Hiiiilfe, korax, helft uns doch.

Wie lange dauert es denn noch?

Hiiilfe, korax, Hilfeee quax,

Hilfeee, Hiiilfeee, hier spricht Max“.

Der hohle Baum war schuld daran,

dass der Schrei verzerrt ankam.

Der Rettungsruf, so sehnsuchtsvoll,

im Baumstamm zum Orkan anschwoll

und dann zwischen den Kirchensäulen,

anwuchs zum Gespensterheulen,

welches sich im Gotteshaus,

widerhallend tobte aus.

Keiner wagte aufzumucken.

Viele sah man sich ängstlich ducken.

Manche, die sonst nicht so heilig,

sah man nun beten fromm und eilig.

Die jungen so wie auch die Alten

sah man jetzt die Hände falten,

um heimlich ein Gebet zu sprechen.

Auch die ansonsten ziemlich frechen,

Oberndorfer Buben nun,

hatten besseres zu tun,

als zu schielen nach den Köpfen,

mit langen Haaren dran und Zöpfen.

Auch die allerschlimmsten drei,

oben in der Sakristei,

haben, es war ganz gediegen,

andächtig plötzlich geschwiegen.

Der Pfarrer, der nicht ängstlich war,

glich Zittergras auf dem Altar.

Die Ministranten alle zwei,

sehnten die Eltern sich herbei.

Der Mesner, weil vor Angst ganz krank,

zur Beruhigung Messwein trank.

Der alte Bräu, der sonst so cool,

saß schlotternd auf dem Kirchenstuhl.

Der Haferbauer nebenan,

ein großer stattlich tapfrer Mann,

bekam auf einmal irgendwie,

vor lauter Ängsten weiche Knie.

Nur Helmut, der sehr tapfer war,

ganz vorne in der Lümmelbank,

machte seinen Zwistel klar.,

war stets bereit für einen Zank.

Er wühlte, wie es seine Masche,

lässig in der Hosentasche,

und suchte dort nach einem Stein.

„Ich werd der allerletzte sein,

der, falls das mit dem Satan stimmt,

vor jenen draußen Reißaus nimmt.

Er soll nur kommen“, dachte er

und spannte sein Gummischießgewehr.

Der Krämer welcher linkerhand

direkt neben Helmut stand,

war nicht so mutig, hatte Schiss.

Das merkte man an dem Gebiss,

welches aus erwähntem Grunde,

klapperte in seinem Munde.

Den andern ging es ähnlich doch,

die hatten ihre Zähne noch.

Der Pfarrer fasste sich ein Herz,

den Blick nach oben, himmelwärts,

sprach er: „Die Lage ist prekär.

Wenn es die Seel‘ vom Pfalzgraf wär,

von Otto“, so der Priester bang,

„welcher starb auf Oberstrang,

dann könnt es sein, dass dieser jetzt,

aus Rachgier durch die Gegend hetzt.

Vorsicht sei hier das Gebot,

bei einem Graf, selbst wenn er tot,

weiß man nie was der so macht,

besonders wenn er umgebracht.

Der alte Schmied hatt` dick die Faxen.

„Ich geh hinaus und such nach Maxen“,

so hörte man ihn wütend fluchen,

und dann tatsächlich ging er suchen.

Der Helmut schloss dem alten Mann,

sich mit seiner Zwille an.

Klein Gerda, weil den Max sie mochte,

mit dem Fuß am Betstuhl pochte,

sie fügte an das Wort das schlimme,

„Feiglinge“ in ihrem Grimme

und lief, die Messe war ja aus,

aus der Kirche flugs hinaus.

Der Bürgermeister kurz drauf schon,

folgte, Max war ja sein Sohn.

Dann der Lehrer hinterher,

denn er war ja schließlich wer.

Schließlich der Herr Pfarrer dann

schloss sich zögernd auch noch an.

Nach dem Vorbild von Hochwürden,

nahm das Volk nun auch die Hürden,

welche freilich man nicht sah,

die trotzdem jedoch waren da.

So zogen sie in Prozession,

aus der Kirche still davon,

hinaus zum alten Lindenbaum,

um dort gemeinsam nachzuschau’n,

wo der kleine Maxe blieb

und was das Gespenst so trieb.

Der Geist im Baum schritt zur Attacke.

„Hilfe, Hilfe und Gequacke

drang aus dem Baum in Dur und Moll.

Der Fährmann hatt‘ die Hosen voll.

Doch Gerda, die ganz vorne stand,

hat die Stimme gleich erkannt.

Sie war sich sicher über dies.

Im hohlen Lindenbaumverließ

saß ihr Freund der Max gefangen.

Keiner wusst` wie’s zugegangen.

Der Lehrer hatt‘ ´ne Theorie,

die grenzte sehr an Phantasie.

„Der Bursch muss in den Baum hinein,

durch Zauberei gekommen sein“.

Die andern ließen ihn gewähren,

denn keiner konnte sich erklären,

wie der Bürgermeistersohn

kam in diese Situation.

Nur einer, der wusste Bescheid.

Weil er in seine Jugendzeit,

im hohlen Baume selbst einst war,

kannt‘ er den Weg. Ihm war es klar

wie man auf dem Lindenbaum

hineinkam in den Innenraum.

Es war vom alten Bäck der Sohn.

Doch dieser schwieg nur monoton.

Er dachte gern daran zurück,

wie damals er das Kletterstück.

das ihm Lust und Laune machte,

an manchem Tag mehrmals vollbrachte.

Gar oft hat er im Baum verweilt,

an einem Stricke abgeseilt.

Er kannt‘ auch heut den Einstieg noch

durch welchen er als Junge kroch.

Als Bub hatte er manche Nacht

im hohlen Baume zugebracht.

Jetzt, wo das ganze Dorf hier stand,

der Bäck, tief in Erinnerung fand

in jene Zeit noch mal zurück.

In seine Kindheit voller Glück.

Wie Schuppen fiel`s von seinen Augen,

was er erlebt einst, kaum zu glauben.

Er wusst` es noch, als wär es heut,

wie er als Bub sich einst gefreut,

als er das Versteck gefunden,

mit Wäscheleine umgebunden.

Was hatte er auf diesem Baum

alles gemacht. Den Kindheitstraum,

hat, mit Phantasie gepaart,

im Herzen er sich aufbewahrt.

Doch konnt‘ den andern er nicht sagen

was einst sich alles zugetragen.

So stand der Bäck, nicht mehr grad jung,

versunken in Erinnerung.

Er dacht daran, wie er gelacht,

als er sein Geschäft gemacht,

von einem Ast im hohen Bogen,

und wie die Oma, ungelogen,

unten sprach zu ihrem Mann,

„ich glaub es fängt zu regnen an“.

Auch konnte niemals er vergessen,

wie er dort oben einst gesessen,

staunend hat mit angesehen,

was mit der hübschen Maid geschehen,

die sechzehn grad‘ und schon so wild.

Er sah vor sich ganz scharf das Bild

und die Lust in ihren Augen.

Kaum zu glauben.

Er schmunzelt, „heut bald siebzig alt,

sie immer noch als Jungfer galt“.

Auch dacht er dran, was einst geschah,

was er genau durchs Astloch sah.

Wie eine Sünderin gar wüst

ihre Sünden hat gebüßt.

Es war hinter der Friedhofmauer.

Er selbst hoch oben auf der Lauer,

hatte ganz genau geseh’n

was unterm Holunderbusch gescheh`n,

der damals noch als dichter Strauch

wucherte wie‘s Efeu auch,

am alten Mauerwerk empor.

Aus der Kirche trat hervor,

eine die vom Beichten kam

und sich gar auffällig benahm.

Sie ging im Friedhof hin und her,

als ob noch was zu beichten wär.

Dann schlüpfte sie ins Blätterwerk

des Busches. Des Bäck’s Augenmerk

galt damals ganz dem was er sah.

Er lächelt, was dann geschah,

hat niemand er bis heut verraten.

Des Hochwürdens Heldentaten,

aus der guten Zeit der alten,

hatte er stets für sich behalten.

Jener, aus der Sakristei,

schlich wenig später sich herbei.

Mit aufgestauter Emotion,

gab er ihr die Absolution.

Der Bäck erinnerte genau,

sich an den Pfaffen und die Frau.

Er sieht den Pfarrer heute noch,

wie er aus dem Buschwerk kroch,

mit einem Kopf, der leuchtend rot,

und wie, als sie die Röcke raffte,

er grinsend hinterher ihr gaffte.

Heut sind die beiden längst schon tot.

Wär, was einst war, bekannt geworden,

so dacht bei sich er schelmisch jetzt,

hätt man nach Regensburg zum Orden

den Pfarrer sicher strafversetzt.

Dort galt das Zölibat zwar auch,

doch gab`s dort einen andern Brauch.

Die (w) barmherzigen Brüder waren

damals schon sehr welterfahren.

Hätten, wäre er hingekommen,

sich gern des Pfarrers angenommen.

So manches fiel dem Bäck noch ein.

Nicht alles muss erzählt hier sein.

Einmal sah er von schräg oben,

zwei Liebende sich gar verloben.

Ach was fand die Maid es nett.

Im elterlichen Ehebett,

es war gar spät und längst schon Nacht,

haben die zwei einst das gemacht,

was die meisten vor dem Ruh`n,

wenn sie nicht müde sind, noch tun.

Nur lässt man heut, lernt man sich kennen,

nicht wie einst das Licht hell brennen.

In Oberndorf, vor fünfzig Jahren,

das hat der Bäck als Kind erfahren,

tat sich nachts so mancherlei.

Auch an manche Rauferei

erinnerte der Bäck sich nun.

Er war zu klein, um mitzutun.

Vieles hat er von hoch oben

mitangesehen. Auch den groben

Knecht, der spät nach Mitternacht,

eine Fremde angemacht,

welche in Abbach war zu Kur,

zwecks der guten Luft dort nur.

Sie hat dem Knechte, dem verrohten,

sich im Mondschein dargeboten.

Der junge Bäck konnt zwar nichts seh’n,

doch jedes Wort genau versteh`n.

Obgleich die Umstände obszön,

er nahm sie auf der Lindenbank,

und sprach, „du bist so schön und rank“.

Sie stöhnte nur, „wie ist`s hier schön“.

Später sprach sie leis‘ das Wort“

„Oberndorf als Luftkurort,

hat nebst Dir mir doch von allen,

am allerbesten noch gefallen“.

Ja, auf der Bank vorm Lindenbaum,

erfüllte sich so mancher Traum.

So manches Pärchen, jung verlobt,

hat für die Ehe dort geprobt.

So manches Fröschlein Bäck dort sah,

tief unter sich, dem Himmel nah.

Manch anderer, der nur geträumt,

hat damals allerhand versäumt.

So hat sich´s dereinst zugetragen.

Doch durfte Bäck es keinem sagen,

was er durchs Astloch einst betrachtet,

sonst würd `er heute noch verachtet.

Mein Gott, wie lang ist das schon her,

dass im hohlen Baum saß er.

Ein Menschenalter beinah schon...

Da schrie der Bürgermeistersohn:

„Hilfe, holt mich hier heraus.

Ich halte das nicht länger aus.

Mit Fröschen, Unken Krötentier,

hocke ich im Baumstamm hier

seit gestern Nachmittag um sieben.

Wo seid Ihr denn nur abgeblieben?

Bin Euch wohl gänzlich einerlei?

Kein Mensch von Euch kam nachts vorbei“,

so fluchte Max jetzt unverhohlen,

„um mich hier herauszuholen.

Keinem von Euch Deppen allen

ist mich zu retten eingefallen.

Ich bitt Euch holt mich schnell heraus,

denn es ist fürwahr ein Graus

mit Fröschen den so engen Raum,

zu teilen hier im Lindenbaum“.

Jetzt hatten sie den Max erkannt.

Ein Opa, der mit ihm verwandt,

pochte an des Baumes Rinde

uns sprach zu seinem Enkelkinde:

„Halt tapfer aus, gleich kommt die Säge“.

Dann dröhnten die Äxte. Derbe Schläge

musste nun der Baum einstecken.

Die drinnen saßen still im Schrecken.

„Hoffentlich“, dacht Max bei sich,

trifft aus Verseh’n die Axt nicht mich.

Das ganze Dorf, schier jeder Mann,

griff zum Werkzeug nun spontan.

Der mächt`ge Baum, der so uralt,

trotzte nochmals der Gewalt.

Obgleich von innen morsch und hohl,

stand er für Stärke als Symbol.

Die Keile die er nun bekam,

gelassen er entgegennahm.

Sieben Meter im Umfang.

Keine Säge ist so lang.

Schlag um Schlag drang in die Rinde

der stolzen, prächt`gen alten Linde.

Sie stellte sich noch einmal stur,

ließ sich fällen langsam nur.

Stück für Stück und Span um Span,

man ihr nun das Leben nahm.

Nach zwei Stunden. „Da ein Loch,

Maxels Hand, Hurra“. Dann kroch,

es sah ziemlich gruslig aus,

ein glitschig nasser Hetsch heraus.

Der hüpfte zweimal, schrie laut „quak“,

so dass ein jedermann erschrak.

Was dann geschah, wissen die Leut

in Oberndorf noch alle heut.

Vierhundert Fröschlein, „hupf, hupf, hupf“,

sprangen aus dem Unterschlupf,

hüpften lustig weg und froh,

und verschwanden irgendwo.

Nur der alte Hetsch der saß,

warzig hässlich noch im Gras.

Hat sich nicht davon getrollt,

als ob er noch was sagen wollt.

Mit Respekt in loser Weise,

stand man um ihn herum im Kreise.

Keiner wusst vor lauter Bangen,

mit dem Frosch was anzufangen.

So mancher dachte heimlich doch

„das ist der Satan“ immer noch.

Dann hat einer es gewagt.

Trat in den Kreis gar unverzagt.

Der Fährmann, der als Feigling galt,

hob den Frosch, der glitschig kalt

auf mit seiner bloßen Hand,

trug ihn zur Donau mit Verstand.

Dort warf er die Fähre los.

Setzte ihn über, kostenlos.

Auf der andern Donauseite,
nahm der Fährmann ihn beiseite.
Sprach zum Frosch“ „Verzeihe mir,
dass ich so garstig war zu Dir.

Als damals Du zu uns gekommen,
hab ich mich sehr schlecht benommen.
Bitte trag mir das nicht nach.
Ich so was auch nie wieder mach“.

Der Hetsch, er quakte keinen Ton,
hüpfte glücklich nur davon.
Er schlug den Weg nach Poikam ein.
Dort war der Rest vom Froschverein.

Der Fährmann war, seit jenem Tage,
ein andrer Mensch, gar keine Frage.
Als er zurück zur Linde kam,
auch er sich eine Axt nun nahm.
Es galt ja Maxe zu befreien.
Den hörte man grad wieder schreien:
„Hilfe, so beeilt Euch doch,
sonst muss ich hier verhungern noch“.

Schlag um Schlag und Hieb um Hieb,
man die Keile tiefer trieb.
Dem alten Baum in seinem Schmerz,
letztendlich brach das Wurzelherz.
Aufrecht stehend starb er nun.
Ohne einen Schrei zu tun,
neigte er sein Haupt und dann,
fing sein Sterbestündchen an.
Als er fiel da ächzte er.
Dann war es aus. Er lebt nicht mehr.

Im Sturz, der Pfarrer schluckte sauer,
riss er ein die Kirchhofmauer.
Die Straße diente ihm als Bahre,
dem Alten. Siebenhundert Jahre
stand aufrecht er in Oberndorf.
Die Wunden, dick bedeckt mit Schorf,
welche ihm die Zeit geschlagen,
hat mit Würde er getragen.

Er war der älteste von allen.
Nach ihm sind viele noch gefallen.

Aus seinem hohlen Stamme dann,
kroch der Maxel irgendwann.
Der schaute frech und glücklich drein.
Auch Gerda konnt zufrieden sein.

Den Oberndorfern wurde klar,
dass ein Freund gestorben war.

„Was war dem Baum in all den Jahren“,
dacht mancher still, „ so widerfahren.
Krieg und Frieden, Schwefel, Pest,
doch auch manches Freudenfest.
Liebe, Hass, Geburt und Tod,
Armut, Reichtum, Hunger, Not,
Andacht, Trauer, Fröhlichkeit,
alles recht zu seiner Zeit.

Mitten im Dorfe ganz zentral,
thronte er so kolossal.
Jahrhunderte kommen und auch geh`n,
hat der stolze Baum geseh`n.
Hochwasser, zweimal im Jahr,
Eisstau, der nicht selten war.
Viel Wasser lief den Strom hinunter.
Die Kinder spielten froh und munter
in seinem Schatten. Welch ein Glück?
Vorbei. Die Zeit kehrt nie zurück.

Wenn Du nun heute die Geschichte,
gelesen hast, hier im Gedichte,
und fragst, wo diese Linde stand,
die selbst der Frosch so wohnlich fand.

Komm her, ich reiche Dir die Hand.
Lass führen Dich ins Donauland
Bei Abbach, wo der Strom sich schmiegt
eng an den Fels, das Dorf still liegt.
Oberndorf im Donautal,
so wie anno dazumal.

Erst vor kurzem war ich dort,
wieder mal im Heimatort.

Vom Hanslberg aus hört‘ ich schon,
den mir so sehr vertrauten Ton.

Verzeiht, falls leeres Stroh ich drösche.
Im Tale quakten froh die Frösche.
Sie kommen dort noch immer vor,
leben vergnügt im Uferrohr,
so wie einst vor hundert Jahren,
als die Fähre noch gefahren,
und am grünen Donausaum,
thronte der stolze Lindenbaum.

wird fortgesetz

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.