Mittwoch, 29. Februar 2012


Machwerk R.W. Aristoquakes

Teil 10 – 39

Märchenstunde im Olymp


Als nächster trat Alastor vor

(Ilias 5/77 Lykischer Gefährte des Sarpedon)

Und schwang sich aufs Podest empor.

„Die Story kenn ich“ rief er laut.

„Mama hat sie mir anvertraut.

Das hat sie damals mir erzählt

Als sie noch jung und unvermählt

Auf dem Land bei Butzenhausen

Lebte inmitten von Banausen.

Ich hab sie damals aufgeschrieben;

Drum ist erhalten sie geblieben.

Und dann las, im Ton sonor

Er die Geschichte allen vor.


Die beiden Frösche

wird fortgesetzt

Machwerk R.W. Aristoquakes

Teil 10 – 38

Märchenerzähler im Olymp


Um Aktaia zu belohnen

Stand man auf zum Applaudieren.

Nach Jubelrufen und Ovationen

Wollt sich auch Aktor nicht mehr zieren.

(Ilias 11/ 785, 16/14 Vater des Menoitios,

Großvater des Patroklos)

Der Papa von Menoitios

Und Großvater von Patroklos

War nach dem Alphabete nun

Als nächster dran, wie es Pflicht

Ward im Olymp und ein Gedicht

Den Heldenseelen kund zu tun.

Er erzählte höchst amüsabel

Von zwei Grünen eine Fabel

Welche Krott hießen mit Namen

Und aus Japan beide kamen.


Die beiden Frösche auf Wanderschaft

"Es waren einmal zwei Frösche, von denen der eine ganz nahe bei der Küstenstadt Osaka in einem Graben, der andere dicht bei der schönen Hauptstadt Kyoto in einem klaren Bach wohnte. Beide kamen auf den Gedanken, eine Reise zu machen, und zwar wollte der Frosch, der in Kyoto wohnte, sich einmal Osaka ansehen, und der andere, der in Osaka wohnte, hatte Sehnsucht, die Kaiserstadt Kyoto, wo der Mikado residierte, zu besuchen. Ohne dass sie sich kannten oder auch nur voneinander gehört hatten, machten sich daher beide zu derselben Stunde auf den Weg und begannen ihre mühsame Wanderung. Die Reise ging nur langsam vonstatten, denn ein Berg, dessen Höhe die Hälfte des Weges war, musste überschritten wird, und diesen Berg zu erklimmen, war für die Frösche ein mühsames Stück Arbeit. Doch endlich war die Spitze erreicht, und siehe da, beide trafen sich, glotzten sich im ersten Augenblick einander an und fingen dann an, sich zu unterhalten.

Als nun einer dem anderen den Beweggrund seiner Reise mitteilte, da lachten sie beide vor Vergnügen, setzten sich zusammen in das hohe Gras und beschlossen, erst ein wenig auszuruhen, ehe sie sich trennten. "Wenn wir nur größere Tiere wären", sprach der eine, "dann könnten wir von hier aus beide Städte sehen und könnten schon jetzt beurteilen, ob es sich der Mühe lohnt, noch weiter zu wandern."

"O, dem ist abzuhelfen", entgegnete der zweite, "wenn wir das Ziel unserer Reise von hier aus sehen wollen, so können wir uns aneinander aufrichten, und jeder blickt nach der Stadt hin, die er noch nicht kennt."

Dieser Vorschlag leuchtete dem anderen gewaltig ein, und gesagt, getan, die beiden kleinen Kerlchen stellten sich auf ihre langen Hinterfüße und hielten sich mit den Armen umschlungen, damit sie nicht umfielen. Der Frosch, welcher aus Kyoto kam, richtete seine Nase nach Osaka zu, und der, welcher aus Osaka kam, wandte die seine nach Kyoto. Und so standen sie da, ganz steif, still und versunken in ihre Betrachtungen. Nun hatten die dummen Frösche aber gar nicht bedacht, dass ihre großen Augen, wenn sie den Kopf so hoch in die Luft reckten, wie sie es taten, auf dem Rücken lagen und nach rückwärts blickten, und dass sie daher beide ihre eigene Heimat und die Stadt, von wo sie ausgegangen waren, zu Gesicht bekamen.

"Ach, was sehe ich?" rief der Frosch aus Osaka; "ich kann mir den Weg ersparen!" Und ganz dasselbe sagte der Frosch aus Kyoto, und wie beide zu dieser Erkenntnis gekommen waren, da ließen sie einander los, und plumps fielen sie in das Gras. Dann machten die beiden Frösche eine Verbeugung, sagten einander Lebewohl und wanderten heim. Bis an ihr Lebensende haben sie geglaubt, dass die Städte Kyoto und Osaka, die doch so grundverschieden sind, einander so ähnlich wären, wie ein Ei dem anderen, und nie haben sie ihren Irrtum, der aus ihrer Dummheit entsprang eingesehen."


wird fortgesetzt

Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.