Montag, 14. Mai 2012

Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 10 – 89
Lyriker im Olymp

Noch niemals im Elysium
Hatte es so etwas gegeben.
Die Seelen hüpften all herum
Als würden sie in Körpern leben
Und tanzten froh zur Polka-Weise
Hin und her und rund im Kreise.
Allesamt ganz ungeniert
Haben sich tanzend amüsiert.
„Ach was ist das für ein Spaß;
Ich mach mir fast die Hose nass“
Grinste Hektor. „Herrjemine“
Lachte da Andromache.
„Mir geht es ähnlich, solche Lust“
Sprach sie zu ihm „wie eben just
Hab‘ ich schon lang nicht mehr verspürt“.
Da hat er sie hinausgeführt.
Nebenan im Separee
Flüsterte Andromache
Ihm ins Ohr im trauten Ton:
„Weißt du noch in Ilion,
(anderer Name für Troja)
Ach was war das für `ne Nacht
Als du Skamandrios gemacht“.
(Beiname für Hektors Sohn Astyanax)
Traurig lächelnd sagte er:
„Das ist schon eine Weile her.
Ach was warst du für ein Weib.
Ich hatte Waffen noch und Leib!
Doch außer Flügeln hab ich nun
Nichts mehr womit ich könnt das tun
Was wir damals nach der Schlacht
In Troja haben einst gemacht“.
„Wie schade“ flüsterte intim
Und wehmütig sie drauf zu ihm,
Dass wir als Seelen nicht mehr können
Was wir auf Erden nächtelang
Ach du warst ja so vital,
Taten verliebt so manches Mal“.
„Ich würd es gern dir nochmal gönnen“
Sprach er während draußen mit Gesang
Die andern vergnügten sich beim Tanz.
Zwei Stunden ging der Firlefanz
Zum Polkatakt inzwischen schon.
Wäre Arisbas nicht gekommen
(Ilias 17/344; Vater des Leiokritas)
Hätt es ein schlimmes End genommen.
Der sprang aufs Podium und schrie
Mit Schärfe im Soldatenton:
„Hört endlich auf mit diesem Mist
Der schändlich für jede Seele ist.
Ich hab für euch `ne Elegie.
Die kennt ihr sicherlich noch nicht.
Also gebt doch bitte Ruh
Und hört mir endlich einmal zu.
Danach trug er ein Gedicht
Vor von kriegerischen Tieren
Ein paar Fröschen und zwei Stieren.

Die Frösche
die ein Stiergefecht ansehen
Johann Benjamin Michaelis

Als kriegerische Tiere,
Durch Herrschsucht entzweit,
Gerieten zwei Stiere
Zusammen in Streit.

Nun lag an den Wiesen
Des Kampfs ein Morast,
Wo Frösche vor diesen
Ihr Lager gefasst.

Die quakten voll Freuden
In schlammiger Ruh',
Und sahen hier beiden
Als Müßige zu.

Als nun alles Feuer
Dem einen verlosch,
Da fuhr aus dem Weiher
Ein eisgrauer Frosch.

Flieht! rief er, ihr Kinder!
Ihr seht ja die Not.
Die Schlacht dieser Binder
Bringt allen den Tod.

Wieso denn? rief mutig
Die lustige Schar.
Ihr seht ja wie blutig
Der eine schon war.

Verspielt er, so bleibet
Ihm bloß der Morast;
Dann, Kinder, vertreibet
Den stampfenden Gast!

Sogleich brüllt der Sieger
Den vollen Triumph;
Der andre der Krieger
Flieht wütend in den Sumpf.

Sieh hier ein Reich, zu schwach zum Widerstand,
Um dessen Grenzen sich zwei mächt'ge Feinde schlagen.
O unglücksel'ges Vaterland!
Mehr darf der Patriot nicht sagen.
***

wird fortgesetzt

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.