Mittwoch, 16. Mai 2012

Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 10 – 96
Lyriker im Olymp

Als nächste Seele schließlich dann
War die von Asklepios nun dran.
(Ilias 2/731; 4/194; 11/518; Vater von Podaleirios und
Machon, thessalischer Fürst der Ärzte im Heer der Achäer)


Als thessalischer Fürst geboren
Ward er zum Heiler auserkoren.
Als Arzt im Heere der Achäer
War er der erste Europäer,
Der, weil er sie selbst erfand,
Von der Heilkunst was verstand.
In der Hand trug der Adept
Für seinen Vortrag das Konzept.
Er nahm sich Zeit. Auf dem Podest
Begann er schließlich sattelfest
Was er zum Thema Frosch wollt sagen,
Ganz zwanglos gleich dort vorzutragen.
Sein Vortrag trug die Überschrift
Froschmedizin und Krötengift.

Froschmedizin und Kötengift
Teil I

„Macht es euch all recht bequem“.
So begann er mit seinem Poem.
„Ich werde `ne Stunde etwa reden.
Ganz sicher habe ich für jeden
Was Interessantes zu erzählen.
Ihr könnt das Thema selber wählen.
Wenn einer etwas wissen will
So kann er gern mich unterbrechen“.
Als erster unterbrach Achill,
Der hörte sich viel lieber sprechen
Als den Pillendreher oben.
„Ich will dein Wissen nur erproben“
Sprach er linkisch zum Kollegen.
„Wo sitzt die Achillessehne“?
Wollte er dann vom Doktor wissen.
„Das“ sprach der „ist eben jene
Die dir Apollon hat zerrissen
Als Fersengeld du wolltest geben.
Es kostete dich einst das Leben;
Ich denk, du weißt es selber doch,
Viel besser als wir alle noch.
In Troja am SkäischenTore.
Dein Tod sorgte einst für Furore“.

Die Heroen all im Saal
Lachten. Achilles wieder mal
War der Blamierte. Er saß still
Im Zorn schwelend bei Helena.
„Du weißt es sicher noch Achill“
Stichelte Alexandros da.
„Ihr dürft es ruhig alle wissen,
Dass in die Hose du geschissen
Hast, als mein Pfeil dich fliehend traf“.
(Zur Erklärung: Der Pfeil wurde von  Gott Apoll
in die Verse des Fliehenden gelenkt)
„Das ist mir gar nicht aufgefallen“,
Grinste des Peliden Biograph
Homer, “sonst hätt ich’s aufgeschrieben.
So ist was sterbend dir passiert,
In der Ilias nicht notiert
Der Nachwelt unbekannt geblieben.
Achill saß purpurrot vor Zorn
Und blickte wütend stur nach vorn.
„Na warte“ dachte er bei sich,
Paris wart ab ich kriege dich.
Dann knutschte er mit Helena
So dass der andere es sah.
Alexandros in wilder Eifersucht
Hat gezetert und geflucht.
Wäre nicht Äskulap gewesen,

 Äakulap's Büste


Der weiter begann nun vorzulesen,
Hätt es `nen Seelenmord gegeben.
So durften beide weiterleben.
Indessen der Podest erhöhte
Asklepios sprach von der Kröte.

Die Kröte
Diese seit dem Altertum
Gilt als giftig und darum
Bekam sie in der Medizin
Einen Ruf mit Doppelsinn.
Sie wurde Phryne einst genannt.
Ob sie mit jener war verwandt
Die bei Apelles sich bewährt,
Und auch einst dem Praxiteles
Modell stand wunderschön und kess

Ist bis heute nicht geklärt.
Fest steht eines klipp und klar;
Dass sie sehr gefährlich war.
Plinius schrieb, sie hätte Hörner
Die das Tier gleich `nem Geschwulst,
Trug zum Schutz als Augenwulst.
Er schrieb: „Die Hörner sind voll Gift
Womit sie spritzt. Weh‘ dem sie trifft.
Dann muss der stärkste Gegner sterben
Das Gift hat einen ziemlich herben
Geruch, so dass, wenn man dran riecht,
Tagelang an Krankheit siecht.
Sie spritzt das Gift aus ihren Drüsen
Über die eingebauten Düsen,
Stets zum Giftangriff bereit,
Viele Zentimeter weit“.
„Das Tier, das weiß man lange schon,
Ist der Ekel in Person“;
So schrieb es Paracelsus noch
Nachdem er an einer Kröte roch.
Doch lange, lange schon davor
Schrieb der Arzt Apollodor
Über die Gefährlichkeit
Der Krott und ihrer Giftigkeit.
„Ihr Gift“ schrieb er, ihm war dar klar,
„Macht Frauen sofort unfruchtbar.
Blutiger Ausfluss geht ihr ab,
Als ob sie ihre Tage hat.
Die Glieder schwellen einer an,
So dass sie nicht mehr atmen kann
Und Galle tritt nach einer Stund‘
Der Gebissenen aus dem Mund“.
„Man wird wie Buchsbaumholz so bleich“
Schrieb er weiter einfallsreich.
„Der Magen schmerzt als ob er brennt:
Wenn man nicht gleich zum Doktor rennt,
Folgt ein gar schlimmer Singultus
Und unkontrollierter Samenfluss“.
Berichtete uns einst davon
Dass gar giftig sind die Kröten
Und dass ihr Biss könnte einen töten.
Nikander wie Apollodor
Schlagen uns als Antidot
In Pech gekochtes Froschfleisch vor
Und gegen die akute Atemnot
Krötenmilz vermischt mit Wein
Sollt` nach `nem Biss sehr hilfreich sein.
Auch soll dem Kranken man mit Zwang
Wein einflößen stundenlang.
Um zum Erbrechen ihn zu bringen
Soll man ihn zum Saufen zwingen
Solange bis er nicht mehr kann.
Der Erschöpften soll alsdann,
Zu lindern ihm seine Beschwerden
Besonders heiß gebadet werden.
Doch man gebe ihm zuvor
Wurzeln von dem Schilfrindrohr.
Die lindern seinen Krötenschmerz
Und entgiften schnell sein Herz.
Dem Patient, zum sich Erholen
Wurde Schwerstarbeit drauf anempfohlen,
Bis zur Erschöpfung zum Genesen.
So kann man es noch heute lesen
Noch mancherlei Remidia
Hat Apollodor gekannt
Und gegen Vergiftung angewandt.
„Was ich von dir noch wissen will“
Meldete, er konnt’s nicht lassen,
In seiner Neugier sich Achill
Um nochmal gründlich nachzufassen.
„Wie konnt‘ es zur Vergiftung kommen“
Wollte übereif’rig  und beflissen,
Er von Äskulap gern wissen.
„Die Frage ist mir höchst willkommen“
Ging der Befragte gleich drauf ein.
Es musste“ sprach er „wohl so sein,
Wie es Varro hat beschrieben.
Die Römer würden Frösche lieben.
Sie waren so darauf versessen,
Dass zweimal wöchentlich zum Essen,
Froschschenkel nebst Fleisch und Fisch,
Standen beim Adel auf dem Tisch.
Als die Frösche wurden rar
Aß man in Rom die Kröten gar.
Krötenschenkel der Gourmet
Aß und auch die Hautevolee.
So mancher wohlbeleibte Mann,
Weil er beim Essen übertrieb,
Starb, so war es einst, daran“.
„Aineias uns erhalten blieb
Obwohl er einst im Übermaß,
Wie mancher Troer Frösche fraß“,
Lachte Achill. „Er bracht‘ den Brauch,
So denk ich, nach Italien auch.
Noch heute im Lavinium
Isst man Frösche gern darum.
Die Achäer grinsten all.
Homer nach diesem Zwischenfall,
Hat müd indessen nur gegähnt.
„Vergil hat nichts davon erwähnt“!
Doch dann sprach er zu Äskulap
Der mit seinem Schlangenstab

Fuchtelnd in der rechten Hand,
Oben auf dem Podium stand:
„Ach Doktor so erzähl uns doch
Von den Fröschen etwas noch
Und ich bitt‘ dich wirklich sehr
Auch vom Krötengift noch mehr“.
***
wird fortgesetzt


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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.