Donnerstag, 17. Mai 2012

Machwerk R.W. Aritoquakes
Teil 10 – 97

Froschmedizin und Krötengift
 Teil II

Asklepius sprach: „Das Krötengift,
Erwähnt in einer alten Schrift
Auch der Frauenfeind Juvenal

Satirisch zugespitzt zweimal.
Er tadelt Klytaemestra und
Aischylos aus gutem Grund.
Agamemnon umzubringen,
Wär ohne erst das Beil zu schwingen,
Viel leichter mit Krötengift gegangen.
„Mit einer Axt am Stiel `nem langen
Hat mich mein eignes Weib erschlagen“
Hörte man den Atriden klagen
Und dann zornig weiterunken:
„Krötengift im Wein getrunken
Wär ein schön’rer Tod gewesen“.
„Es gibt noch vieles nachzulesen
Von Kröten“ fuhr der Redner fort.
„Im Altertum und grade dort,
Wo Römer sich mit Griechen stritten,
Entstanden all die dummen Sitten
Vom Froschkult bis zum Krötenzauber
Von denen der Magier Muckabstauber,
Die wichtigsten hat schon erzählt.
Ach was wurd der Frosch gequält“.
„Als ich studierte“ sprach er leise,
„Haben wir Frösche haufenweise,
Weil uns das Tier hat interessiert,
Gefangen, betäubt und dann seziert.

Da ging es oftmals recht brutal
Zu dabei. So manches Mal
Wurde schon bei der Narkose
Gepfuscht, wie ich bekennen muss,
So dass am End‘ die Diagnose
Hieß Herzstillstand durch Exitus.
Manchmal war es ein Skandal
Was sich im Leichenfleddersaal,
Heute kann ich es ja sagen,
Damals hat sich so zugetragen.
Manchem Student der Alma Mater
Hat ein Frosch sein junges Leben
Für Forschungszwecke hingegeben.
Selbst Hippokrates der Ärzte-Vater
Hatte manchen Froschbauch in der Mitten

Aus purer Neugier aufgeschnitten.
Auch ich hab hunderte seziert
Und von innen sie studiert.
Der Frosch, ihr Seelen glaubt es mir,
Ist das best‘ studierte Tier.
Er wurd den Mäusen vorgezogen,
Zum Forschungszweck für Physiologen.
C. Bernard nennt das grüne Vieh
Den Hiob der Physiologie,
Was besagt, dass man ihn quälte.
Der für die Forschung auserwählte,
Ohne nach dem Warum zu fragen,
Ließ es geschehen ohn`zu klagen.
Doch manchmal quakte er gar laut
Wenn man lebendig ihm die Haut


Gemäß den Forschungskatalogen,
Über die Ohren hat gezogen.
Zum Versuchstier hochgelobt
Wurd er getestet und erprobt
Als wäre er ein Krieger der
Rekrutiert wird für das Heer.
Herztätigkeit und Reflektion.,
Stoffwechsel und Darmfunktion,
Muskelkontraktion, Elektrizität,
Nervenstärke, Sexualität,
Hirntätigkeit, Intelligenz,
Sprungvermögen und Potenz,
Lungenvolumen, Blasengröße,
Drüsenfunktion, Quakschallstöße,
Stuhlgang, Urin Verdauungszeit,
Sehstärke, Schleimhautnässe, Giftigkeit
Atem-, Hüpf-und Speichtest,
Ob die Haut ist wasserfest.
Magen-, Milz-Lungenfunktion,
Dehnungs-Schmerz und Druckfunktion;
Blutdruck, Pulsschlag, Warzenschmuck,
Schallblasen In- und Außendruck
Blutbild, Hautfeuchtigkeit, Temperatur.
Testserien jahrelang, und rund um die Uhr.
Alles wurd mit ihm probiert.
Spallanzani hat Tausende seziert.
Nollet, der ein Abt einst war,
Zwängte die Frösche in Hosen gar
Damit beim Sex den Samen sie
Spritzten ins „Verhüterli“.
Die Laudatio Ranae beschrieb
Was man noch mit ihnen trieb.
Man hat, wie Karl Rothschuh uns erzählt,
Den Frosch gemartert und gequält.
Er wurd im Strom-Versuch gereizt
Und mit Säure gar gebeizt.
Man hat mit Feuer ihn gebrannt
Und ihn dabei „du Frosch“ genannt.
Man blies ihn im Versuchsverlauf

Durch den eignen Hintern auf.
Man stach, er galt als zäh und stark
Ihm Nägel in das Rückenmark.
Man ließ den Quaks im Wasser kochen;
Hat ihm die Augen ausgestochen,
Ihm lebend den Kopf gar abgeschnitten.
Entsetzlich hat der Frosch gelitten.
Ein Blutbad wurde angerichtet.
Man reizte ihn mit Gift und Gas
Und trieb Schabernack mit ihm zum Spaß.
Das halbe Froschvolk wurd vernichtet.
Noch manches müsst die Klageschrift
 Erwähnen was den Frosch betrfft.
Manche  schlimme Grausamkeit
Ging selbst Robert Boyle zu weit,
Und der, das muss man dazu wissen,
Hat ihm das Herz herausgerissen.
Der arme Frosch sprang hin und her
Und tat als ob das gar nichts wär.
Mancher Forscher arg verrucht,
Hat nach der Seele gar gesucht
Und im Frosch herumgewühlt.
Die Schmerzen die der Quax gefühlt
Haben muss bei der Tortur
Erduldete die Kreatur
Ohne einmal sich zu wehren.
Den Frosch, so denk ich, gilt’s zu ehren.
Das tapf’re Kerlchen dekapitiert,
Hat selbst im Tod nicht protestiert.
Man sollt auf’s  Denkmal ihn erheben
Denn er gab sein kostbar Leben
Millionenfach der Forschung hin.
Ohne den Frosch die Medizin,
Das sage ich als Internist,
Wär längst nicht was sie heute ist.
Ich denke es ist meine Pflicht
Auch darauf einmal hinzuweisen.
Des Frosches Verdienst gilt es zu preisen.
Ihr Seelen all, nehmt mein Gedicht
Als Laudatio für den kühnen
Frosch, den uns noch immer grünen.
Er war, das weiß heut jedes Kind,
Der Menschheit immer wohlgesinnt.
Hoch leb die Gattung der Ranae;
Hoch leb der Frosch Exploratae.
***
Solchen Beifall gab’s noch nie
Für einen Frosch-Gedicht-Vortrag.
„Man muss dem tapf’ren grünen Vieh
Ein Denkmal setzen, keine Frag“,
Rief Achill nun durchs Elysium.
„Noch heute kümmre ich mich drum“.
Der Vortrag war noch nicht zu Ende
Da klatschten die Seelen sich die Hände
Beinah wund. „Achill, Achill
Skandierten sie. „Seid ruhig, ich will“,
Sprach der Gefeierte,  „bis morgen
Ein solches Denkmal gleich besorgen
Ich werde es euch schenken.
Das stellen wir bei uns hier auf
Damit später im Zeitenlauf
Wir dem Frosche stets gedenken“.
Und tatsächlich, er hielt Wort,
Das sei hier schnell vorrausgeschickt.
Tags drauf stand solch ein Denkmal dort
Und auf dem Sockel als Relikt
Aus jener ach so schlimmen Zeit.
Saß ein Frosch und grinste breit.
Darunter tief in Stein getrieben
Stand ein Satz ganz groß geschrieben:
„SIRAP-ANAR-REGIEF“ und dieses hieß

Nichts anderes als dass Paris,
Den man auch Alexandros nannte,
Wenn man’s von hinten hat gelesen,
Ist ein feiger Frosch gewesen.
Doch der, weil er den Trick nicht kannte,
Hat es bis heute nicht erfahren.
So blieb ihm des Achilles Rache
In der Achillesfersen-Sache
Erspart, die vor dreitausend Jahren
Achill der Pelide an ihm nahm.
Dass heut die Sach‘ heraus erst kam
Verdanken Aristoquakes wir
Der niederschrieb die Story hier.
***
wird fortgesetzt


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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.