Montag, 21. Mai 2012

Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 10 – 99
Lyriker im Olymp

Froschmedizin und Krötengift
 Teil IV

„So ist es“ rief eine Seele kess.
Es war die von Aristoteles.
„Im meine Schrift De anima
Hab ich was Homerus sagt
Einst notiert. Als Scholastika
Ist das Werk noch heut gefragt.
Für die Seele gilt der Satz.
Sie ist des Körpers größter Schatz.
Sie belebt das Ganze und
Verlässt sie ihn, ist das der Grund
Für ihn den Löffel abzugeben
Denn er kann ohn‘ sie nicht leben.
Wenn der gute Geist ihm fehlt,
Der von Geburt an ihn beseelt,
Hört er auf zu leben.
Aus diesem kühlen Grunde eben
Stirbt der Mensch und auch das Tier.
Deshalb sind auch wir all hier
Und die Sünder körperlos
Unten noch im Tartaros“!
„So ist’s“ griff Äskulap darauf
Sogleich den Faden wieder auf.
„Der Geist, wie ihr nun alle wisst,
Bei Mensch und Tier unsterblich ist.
Das hab auch ich herausgefunden,
Ist mit dem Körper er verbunden,
Jenem zum Wohle er gereicht.
Doch wehe dem, wenn er entweicht;
Dann kommt es, was ihm ständig droht“
Achill sprach‘s aus: „Dann ist er tot“!
Alle schwiegen nun betroffen.
„Es bleibt nur eine Frage offen“
Hakte Platon nochmals ein:
„Wie kann es“ fragte er „dann sein“
Dass der Frosch dekapitiert
Sein Leben nicht sofort verliert?
Wie ist dann, verdammt noch mal,
Der Zusammenhang kausal“?
„Ein Frosch kann so lange noch hüpfen
Bis die Seele kann entschlüpfen“
Erklärte Asklepius vom Fache,
Dem anderen darauf die Sache.
„Wird ein Frosch dekapitiert
Er im Reflexe reagiert.
Er kneift erschreckt den Hintern dicht.
So kann die Seel entweichen nicht.
Dann hüpft, geköpft er froh und heiter,
Mit eingesperrter Seele weiter.
Erst wenn der Frosch wird langsam schwach
Und sein Schließmuskel gibt nach,
Kann die grüne Seel entweichen.
Der Körper als letztes Lebenszeichen,
Ihm ist das letztlich alles schnurz,
Entlässt die Seele mit `nem Furz.
Dann lässt er fünfe grade sein
Und stellt sich auf das Sterben ein“.
„Auch mir ist’s dereinst so ergangen“
Hakte `ne grüne Seele ein.
„Um in die Freiheit zu gelangen,
Musst ich, obgleich ich bin sehr klein,
Mich nach anstrengendem Drängen,
Durch meine Frosch-Kloake zwängen.
Nach einem Furz bin ungelogen,
Nonstop ich bis hierher geflogen.
Ach was war das fürchterlich.
Nur ungern erinnere ich mich“
So hörten die andern Kallüx unken.
„Pfui, was hat das schlimm gestunken.
Nie wieder ging ich dort hinein.
Ich bin so froh nun hier zu sein“.
„Uns geht’s hier im Elysium“
Fuhr Äskulap im Vortrag fort,
„Allen besser und darum
Ist hier für uns der rechte Ort.
Alles was wir hier zu tun
Haben ist uns auszuruh‘n
Und Froschgeschichten anzuhören.
Ich bitte euch mich nicht zu stören,
Wenn ich, was mein Gedicht betrifft,
Fortfahr‘  gemäß der Überschrift,
In Sachen Lurchen-Medizin.
„Die Krott, nach des Plinius‘ Doktrin,
Ist ein unheilvolles, gift’ges Tier.
Andererseits schreibt er von ihr,
Im Überschwang leicht überspitzt,
Dass sie auch Heilkräfte besitzt
Wie sonst kein and’res Lebewesen.
So steht bei Gaius auch zu lesen,
Dass Krötenleber als Remedium
Wunder wirken kann. Jedoch warum
Hat er nicht dazugeschrieben.
Die uns erhalten ist geblieben
Steht noch manch Sententia
Die uns der römische Adept
Notiert hat und auch als Rezept.
Von ihm stammt  jenes Öl-Dekokt
Mit Krötenteilen eingebrockt,
Das gegen Rheuma, Podagra und Gicht
Helfen soll laut dem Bericht.
(Ahmad Nikui S. 26/27)
So manches Kröten-Liniment
Die Überlieferung uns nennt.
Die Krott, wie es den Alten schien,
War hilfreich in der Medizin.
Sie gelangte zu Ehr und Ruhm
Seit Plinius ihr im Altertum,
Wie ich hab just gerad berichtet,
Seltsames hat angedichtet.
Ihr Atem könne Menschen töten,
Erzählte er ohn‘ zu erröten.
Später im Mittelalter dann,
Hängte man die Pest ihr an.
Und dass die Luft sie schlimm verdürbe,
So dass die Menschheit daran stürbe.
So log Wilhelm von Auvergyne dreist
Im mittelalterlichem Kirchen-Geist
Und bischhöflichem Pastorale
Und er schrieb, dass er es wisse,
Gar giftig sei die Krötenpisse
Und dass wenn sie damit trifft
Man sterben müsst sofort am Gift.
Das stärkste Gift der Kröte steckt
In ihrer Leber. Wer dran leckt
Geht jämmerlich danach zugrunde;
So lautete des Bischofs Kunde.
Fragt man: Wo her kommt all der Stuss
Ist die Antwort Plinius.
Dass Kröten wirklich giftig sind
Weiß hierzulande jedes Kind,
Doch nur dann, wie es nun heißt,
Wenn man sie samt der Haut verspeist.
Was einem grundsoliden Mann
Der Kröten isst, passieren kann,
Berichtete uns aus der Schweiz
Karl Sroka kürzlich seinerseits.
 Doktor Srokas Laborant,
Sein Name wird hier nicht genannt,
War ein Gourmet, der Frösche aß.
Als Kröten er nur noch besaß,
Weil die Frösche waren aus,
Nahm er jene mit nach Haus,
Und hat jene daheim stattdessen
Der ersteren all aufgegessen.
Die Folgen stellten sich bald ein.
Sie sollten ganz erheblich sein.
Der Mann war fortan dauern müd.
Physis, Psyche und Gemüt,
Bislang ein eingespieltes Team,
Gerieten durcheinander Ihm.
Das einstige Abstinenz-Symbol
Frönte nun dem Alkohol.
Der Mann, der einst galt als stabil
Ward ganz plötzlich nun labil.
Er wirkte, es war ominös,
Gespalten, kraftlos und nervös.
Lachen, Trauer, Zorn und Wut
Wechselten einander ab.
Er wurde zu einem Tunichtgut
Wie es noch keinen zuvor gab.
Dem Verlangen nach Geselligkeit
Folgte der Wunsch nach Einsamkeit.
Er klagte über Unlust nun
Und konnte nichts mehr richtig tun.
An Hitze und Blutandrang im Kopf,
An Schwindel und Gedächtnisschwäche,
Sowie an Krämpfen litt der arme Tropf.
Als ob er gleich zusammenbräche,
So sah der gute Mann jetzt aus.
Auch seine Ehefrau zu Haus,
Die man eines Tags befragte,
Aufschlussreiches dazu sagte:
„Er leidet an Epilepsie
Und im Bette schläft er ein.
Anstatt galant zu mir zu sein
Bedient er sich der Onanie.
Sein Penis ist schlimm angeschwollen.
Als ich ihn habe streicheln wollen,
Sah ich, dass er entzündet war.
Beim Masturbieren offenbar,
So hat das dreiste Weib beteuert,
Hätte er ihn sich wundgescheuert.
Sie ging noch weiter ins Detail
Doch will ich euch das hier ersparen.
So hat der Doktor auch erfahren,
Dass es bei ihr so ähnlich sei.
Seit er ihr Kröten bracht der Flegel,
Anstatt der Froschschenkel ins Haus,
Käm‘ viel zu früh nun ihre Regel
Und Flour albus  flöss ihr dauernd aus.
Auch gab sie zu, dass ihr die Lust
Zur Zweisamkeit abhandenkam
Und dass sie manchmal unbewusst,
Statt ihm nun ihre Finger nahm.
Die Seelen grinsten all im Saal
Als Äskulap `ne Pause machte.
Paris, Helenas Ex-Gemahl,
Auf den Punkt die Sache brachte:
„Die Kröte ist, das hörten wir,
Ein wirklich hinterhält’ges Tier.
Doch and‘rerseits  aus Krötenfett
Macht man die allerfeinsten Salben.
Und in Ägypten allenthalben
Trug man ihr Bild als Amulett.

Wie der Skarabäus war
Sie ein Sinnbild offenbar
Für Wiedergeburt und ew’ges Leben“.
„So ist es“ sprach Äskulap, „drum eben
Lasst mich zum nächsten Stichwort kommen.
Die Krott wurd auch dazu genommen,
Als Ganze oder auch in Teilen,
Die schlimmsten Krankheiten zu heilen.
Man hat ihr Schlimmes angetan.
Setzte sie gar zum Entgiften an.
Man ließ sie, dazu soll sie taugen,
Den Eiter aus den Wunden saugen.
Auch zum Entmilchen diente sie.

So manches Mal das arme Vieh
Verhalf saugend, es war schlichtweg Mord,
Einem Weibsbild zum Abort.
Und was kaum bekannt bislang,
Doch wichtig im Zusammenhang,
Ist dass sie manchen geilen Mann
Zog sexuell in ihren Bann.
Sie diente dem oralen Sex.
Die Seelen waren all perplex
Und schwiegen gar betreten still.
„Das glaub ich dir nicht“ schrie Achill
Nach einer kurzen Nachdenkpause.
„Unter manchem Bett in Hause“
Ergriff Äskulap erneut das Wort
Und fuhr in seiner Rede fort,
Saß im Nachttopf eine Kröte
Für die sexuellen Nöte
Die einen Mann oft dann grad plagen
Wenn er aus Gründen der Vernunft
Einen Beischlaf kann nicht wagen,
Was ein jeder wohl versteht
Weil wegen ihrer Niederkunft
Es nicht sein darf oder geht.
Da musste eben ab und an
Wie schon gesagt, die Kröte ran.

Die Ehefrau sah gerne zu,
Und hatte Spaß beim Gaffen
Und  lachte heimlich froh dazu
Wenn er es gleich im Zoo die Affen
Im Bett mit einer Kröte trieb.
„Bald hab ich selbst dich wieder lieb“
Pflichtete sie einmal gar
Ihm bei, nachdem er glücklich war.
Die Kröte, sicher glaubt ihr’s nicht,
Übernahm ganz gern die Pflicht
Von dem schwanger‘n Eheweib.
Für sie war es ein Zeitvertreib
Und außerdem ging beim Verkehr
Sie ganz selten aus nur leer.
Wie des Praxiteles Hetäre
Dacht sie, dass sie die schönste wäre
Denn sie wurd reichlich belohnt.
Wenn   einem Mann sie beigewohnt
Hatte und es gut gemacht
Wurd ihr ein Extra-Wurm gebracht.
In ihrem Nachtgeschirr-Quartier

 
Unterm Bett ging gut es ihr.
Sie bekam für ihre Huld
Mehr oft als ihr der Mann war schuld.
Frische Fliegen ohn‘ sie zu fangen,
Sind ihr täglich zugegangen.
Ab Mittag freilich gab’s nichts mehr.
Dafür am Abend umso mehr
Falls sich im Bett der Ehemann
Nicht auf was anderes besann.
Manchmal schrie er „Heureka,
Die geht ja ran wie Monica.
(Querverweis auf die Praktikantin B. Clintons
im Weißen Haus, die den Präsidenten der USA
 dort oral mehrmals sexuell befriedigt hat)
Was dieser Ruf bedeuten sollte
Die Kröte gar nicht wissen wollte.
Sie tat im Bette ihre Pflicht.
Mehr tut `ne Phryne nun mal nicht.
***
Wie die Sache weitergeht
In der nächsten Folge steht

wird fortgesetzt





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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.