Donnerstag, 24. Mai 2012

Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 10 – 100
Lyriker im Olymp

Froschmedizin und Krötengift
Teil V

Die Heroenseelen im Elysium
Saßen staunend all herum
Und hörten sich den Vortrag an.
Der Heilgottseele zugetan
Rief Agamemnon, Atreus Sohn:
„Erzähl uns doch noch mehr davon“.
Spontaner Beifall aller Seelen,
Gefolgt von Trampeln und Krakeelen
Hat den Redner überzeugt.
Lächelnd hat er sich vorgebeugt.
„Hört auf damit“ dankte er heiter
Und hob abwehren die Hand.
Dann las aus dem Konzept er weiter
Vor was dort geschrieben stand.
Die Saugkröte bei Krebs und Pest
Tat ihre Arbeit allerbest‘.

Gar manche hat ihr eignes Leben
Für die Patienten hingegeben.
Wurd sie zum Saugen angesetzt
Saugte sie bis sie zuletzt
Vollgesogen mit Eiterschleim,
Einging selbst am Krankheitskeim.
Wurd sie als Mittel angewandt
Brauchte man Kröten allerhand.
Bei einem einzigen Weib allein
Gingen Hundertzwanzig ein
(Quelle: Nikui S. 34/35)
Weil sie beim Saugen überzogen
Und so lang an der Krebsbrust sogen,
Bis sie den Magen sich verdarben
Und am Krebst all selber starben.
Viel Frauen geheilt dadurch
Dankten es dem Kröten-Lurch
Später durch Ex-Voto-Gaben,

die sie ihr geopfert haben,
Wie auch der Gottheit die in Nöten
Geholfen hat in Form von Kröten.
Ich gehe später noch drauf ein
Nach dem Stichwort Krötenstein.
Doch nun zurück zur Medizin.
Im Mittelalter der Kretin

Hatte keine Krankenkasse
Wie heut sie hat ein jeder bald.
Als Patient der Armut-Klasse
Es sich selbst zu helfen galt.
Drum hat das Volk einst unumwunden
Die Krötenheilkunde erfunden.
Da gab’s, war einer mittellos,
Manch Mittelchen ganz kostenlos
Das bei Krankheit helfen konnt‘
Ohne Rezept und ohn‘ Diskont.
Eines dieser Mittel war
Die Dörrkröte, die offenbar
Als Vorläufer von Penizillin
Galt in der Krötenmedizin.
Ich halt mich hier nicht lange auf
Und geh‘  nur ganz kurz ein darauf
Denn vieles wird im Reim gedichtet,
Schon weiter vorn im Buch berichtet
Im Kapitel Fauler Zauber
Durch den Grünen Muckabstauber.
Was eine Dörrkrott war, wusst‘ jeder
Selbst wenn er nie zur Schule ging,
Denn eine solche zäh wie Leder
Einst unter jedem Dache hing
Oder aber aufgespießt,

Wie man es noch heute liest,
Nicht grad ästhetisch anzuschau’n,
Vorm Haus an jedem Gartenzaun.
(Nikui Ahmad, „Die Kröte in der Geschichte
der Medizin“ Dissertation , Köln 1976)
Getrocknetes Krötenfleisch hilft gut
Wenn man es auf die Wunde tut.
Das wusste Paracelsus schon
Und aufgekocht es zur Boullion
Tut es innerlich das Seine
Gegen Krankheiten gemeine.
Als Pestmittel, hat er gelehrt,
Ist die Kröte sehr begehrt.
Ihr Dörrfleisch zieht das Gift heraus
Und macht der Krankheit den Garaus.
„Wenn man sie gut gekaut verzehrt
Wirkt sie ganz bemerkenswert“,
Heißt es im Büchlein von der Pest.
„Die Kröte gibt der Pest den Rest“.
So beschrieb ein Doktor es.
Sein Name Johann Toxides.
Trockenkröten auf dem Land
Hatte jedermann zur Hand.


In den Großstädten hingegen
Nutzte man der Kröte Segen
Indem man sie pulverisiert
Hat zum Verkaufe offeriert.
Bufonides combusti exsiccati
Nannten die Apotheker sie.
Sie diente als Remedium
Wie auch als Narkotikum.
Trockenkröten als Arznei
Hatte der Seemann auch dabei
Wenn er jahrein, jahraus und rund die Uhr
Draußen auf dem Meer rum fuhr.
Kröten in Rum gut eingelegt
Bracht manches Schiff aus Indien mit.
Vom Heimwehdurste angeregt
Trank man an Bord den Rumverschnitt.
Nach einer solchen Krott-Saft-Kur
Blieben übrig meist die Kröten nur.
Den Seeleuten ist es bekommen;
Keiner hat Schaden dran genommen.
Die Kröten, so steht es geschrieben,
Sind größten Teils auf See geblieben
Und dieses ist dafür der Grund
Weshalb heut Fisch ist so gesund“.
Beifall gab‘s auf off‘ner Szene.
Die da klatschten waren jene,
Die einst selbst zur See gefahren,
Beteiligt an der Sache waren.
Äskulap lächelnd sprach spontan:
„Ihr habt für die Menschheit viel getan.
Hättet ihr nur am Rum genippt
Anstatt die Fässer auszusaufen,
Wär das Meer längst umgekippt.
An den Rumkröten die ihr in Haufen
Über Bord geworfen habt,
Hat sich die See gesund gelabt“.
„Seht ihr“ schrie Kecks im Übermut:
Dazu ist die Marine gut.
Hätten wir nicht all gesoffen
Hätte es die Welt gar schwer getroffen“.
Dann grinste er mit list’ger Mine
Und bracht `nen Toast aus. „Die Marine“
So schrie er in die Seelenrunde,
„So lang sie säuft, geht nicht zu Grunde.
So lange noch all die Matrosen
Haben reichlich Spirituosen,
Und starker Branntwein ist an Bord
Für Kapitän, Maate und Lord,
Solang wird sie auf See besteh’n;
Solang wird sie nicht untergeh’n“.
Homerisches Gelächter scholl
Tausend Seelenstimmen-voll
Durchs Elysium. „Ein dreifach hoch
Auf die Marine“. Lange noch
Konnten Kecks und Kameraden
In Jubel-Hochrufen sich baden.
Als es nicht ruhiger wurd im Saal
Rief Äskulap. „Verflucht nochmal
Hört auf damit, seid endlich still
Weil ich weitermachen will“.
Und dann begann er fortzufahren:
„Schon vor vielen hundert Jahren,
Hört zu, jetzt wird es interessant,
Wurden Kröten angewandt,
Wenn man erkannte am Symptom
Zur rechten Zeit das Karzinom,
Im offenen Geschwür zu Heilungszwecken
Den bösen Krebs heraus zu lecken.
Die Krötensaugkur wurd modern.
Nicht nur bei Weibern, auch bei Herrn,
So liest man es noch heut gerührt,
Hat zum Erfolge sie geführt.
Die Kröte als Arzneien-Schatz
Belegte einen Spitzenplatz.
Damals in der Pharmazie
Galt als Nonplusultra sie.
Zerhackt, gerieben pulverisiert



Hat jede Krankheit sie kuriert.
In Essig aufgekocht als Sud
Half sie getrunken schnell und gut
Gegen Typhus und Beulenpest.
Äußerlich ein Krötenrest
Auf schmerzende Stellen aufgelegt
Hat die Durchblutung angeregt,
Ließ die Pestbeulen verschwinden
Und förderte das Wohlbefinden.
Auch lebende Kröten, wird berichtet,
Wurden dazu abgerichtet
Den Kranken das Gift herauszuziehen.
Damit die Krott konnt‘ nicht entfliehen,
Hat man sie auf den Eiterwunden
Mit Tuchstreifen gut festgebunden.
Sie sog am Gift sich so lang voll
Bis es ihr aus den Augen quoll.
Manch Krott zum Heilzwecke gefangen,
Ist dick geschwollen eingegangen.
Wenn eine vom Gifte vollgesaugt
Überlebte mal mit List,
Hat sie zu sonst nichts mehr getaugt
Ale sie zu werfen auf den Mist.
Manch Kröte nach der Sättigung
Wurde mit dem Mist als Dung
Auf die Felder ausgebracht
Und erneut zu Geld gemacht.
In alten Büchern steht geschrieben,
Wer sich mit Kröten eingerieben
Täglich hat, der wurd nicht krank.
Ein Alter Holzschnitt, ihm sei Dank,

Beweist dass ich die Wahrheit sage.
Sogar die Damen jener Tage,
Auch sie wollten gesund ja sein,
Rieben sich mit Kröten ein.
Überall, selbst im Gesicht,
Nur an einer Stelle nicht
Denn dort kitzelte sie so,
Die Kröte wie sonst nirgendwo.
Am Po wurd sie nur angesetzt
Wenn man sich hatte dort verletzt
Oder wenn durch ein Geschwür
Sie erforderlich wurde dafür.
Manch edle Dame damals nahm,
`Ne Kröte sogar vor die Scham
Und zog sie ihrem Gatten vor.
Manch Krott ihr Leben so verlor
Weil oft ein Weibsbild übertrieb
Und sie zu Tode dabei rieb.
Auch den Fröschen ging’s nicht besser.
Gefangen aus dem Laichgewässer
Trugen ihn die Damen heim
Und taten’s mit ihm insgeheim.
Der Brave folgte. Was er sollte
Tat er so wie sie es wollte.
Von einem der dabei gewesen
Steht bei den Brüdern Grimm zu lesen.
Die Sache war meist sehr pikant.
Drum wurd auch nicht sehr viel bekannt.
Die Weiber taten’s meist allein.
Der Frosch ging dabei meistens ein
Oder er wurd, wenn gut er war,
In einen Prinz verwandelt gar
Indem an eine Wand geklatscht

 Sein Äußeres wurd so zermatscht
Dass als Frosch er folgenschwer
 Herunterfiel und war nicht mehr.
Die meisten Frösche, die galant
Konnten so metamorphosieren
Verschweigen das heut arrogant
Wohl weil sie sich doch sehr genieren.
***
wird fortgesetzt


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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.