Montag, 25. Juni 2012

Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 10 – 107

Froschmedizin und Krötengift
Teil XII Votivkröten / Ex Voto-Brauchtum

Vieles im Zusammenhang
Wäre hier noch von Belang.
Zum Beispiel was man wissen muss;
Bereits der Physiologus,
Dereinst die meistgeles’ne Fibel
Im Mittelalter nebst der Bibel,
Bringt Frosch und Krott im Überschwang
Mit Kindern Gottes in Zusammenhang.
„Die edlen Menschen“ heißt es dort
„Gleichen dem grünen Frosch an Land.
Sie ertragen Verfolgung, Feuer, Mord
Denn sie sind mit ihm verwandt.
Die anderen Kinder dieser Welt
Sind Wasserfrösche, mies eingestellt.
Wenn sie  die Versuchung trifft“,
So steht es in der alten Schrift,
"Tauchen in schlüpfriger Begierde
Sie in ihrer Fleischespein
Sogleich in den Pfuhl hinein.



Für Christen sind sie keine Zierde“.
So sprach Äskulap und dann
Fügte das Folgende er an:
„Von einer mir sehr gut bekannten
Heilverfahren-Anverwandten
Habe ich vor vielen Jahren
Über Kröten viel erfahren.
Die Kollegin Hildegard
(gemeint ist Hildegard von Bingen)
Hat manches Weib davor bewahrt,
Dass sie im Kindbett leiden musste.
Mit ihren „Tierischen Arzneien“
Sie schnell und gut zu helfen wusste.
Doch manches; sie möge mir verzeihen,
Was sie hat in ihr Buch geschrieben,
War doch ein wenig übertrieben.
Bisweilen ging in Sachen Lurch
Die Phantasie sehr mit ihr durch.
Ich will es auf den Punkt hier bringen:
„Die Heilige Hildegard aus Bingen
Hat mit den Wölfen einst arg laut
Geheult. Als des Herrn Jesus Braut
Stand sie dem Pontifex sehr nah
Und dem, das wissen wir schon lang,
War vor den Lurchen angst und bang.
Drum schrieb in Alemannia
Sie ohne dabei zu erröten,
Gar hässlich über Frösch‘ und Kröten.
„Die Kröte“ sagte sie, "ist sehr  gemein
Und lässt sich mit dem Teufel ein.
Sie brütet, weil sie böse ist,
Schlangeneier aus mit List,
Aus denen, das hätt sich gezeigt,
Der Anti-Christ hervor dann steigt".
Der Basilisk, gab sie bekannt,
Sei mit den Fröschen eng verwandt.
So manches andre sie noch schrieb
Das bis heut erhalten blieb.
Vom Laubfrosch sagt sie: „Er entsteht
Wenn ein laues Lüftchen weht",
Und mit `nem Nebensatz anbei,
Dass ein böser Geist er sei,
Der, wenn ihrem Wort man glaubt,
Jedem Christ den Glauben raubt.
Sie schrieb noch manches sehr absurde.
Dass heilig sie gesprochen wurde
Liegt daran, dass was sie verfasste
Dem Papst grad in den Kram gut passte.
Ich will ihr nicht zu nahe treten.
Sicher verstand sie auch zu beten
Und damit Politik in Sachen
Verteufelung des Lurch‘s zu machen.
Und dies, ich muss es deutlich sagen,
 Hat lange dazu beigetragen,
Dass Frösche und Kröten wie die Kurden
Lange Zeit verteufelt wurden.
Seit jener Zeit am Rhein zu Bingen
Statt Fröschen nur die Mäus‘ noch singen.
Im Strome steht auf rotem Stein
Der Mäuseturm mitten im Rhein.
Die Grünen zogen all von dort
Durch Hildegard beleidigt fort.
Das hat mit ihrem Schreiben,
So sag ich es spontan,
Sie konnten nicht mehr bleiben,
Die Benediktinerin getan.



Vom Mäuseturm im Rhein bei Bingen
Zurück nach Süddeutschland zu springen
Fällt schwer: Nach einem riesen Sprung
Nehmen wir an der Huldigung
Im Alpenlande sogleich teil
Die dort diente dem Seelenheil.
Opferkröten in Öl gemalt
Haben sich stets ausgezahlt.
Der Gottesmutter Dank zu sagen
Nach flehentlichem um Beistand bitten,
Wenn das Kind war ausgetragen
Und auch die Mama war wohlauf
Nach schwierigem Geburtsverlauf
Gehörte zu den guten Sitten
Die man dereinst im Alpenland
Mit der Kirchenkunst verband.
Man trug der Himmelskönigin
Ein Gemälde schnell zur Kirche hin
Um der Krott für ihr Betragen
Und ihre Hilfe Dank zu sagen.
So wie auch schon im Altertum
Man den Göttern brachte stumm,
Geheilt und aller Sorgen bar,
 Opferkröten zum Altar,
Taten es nach altem Brauch
Die Alpenländer-Frauen auch
Um die Madonna zu lobpreisen“.
Um was er vortrug zu beweisen
Zeigte Äskulap den Seelen
Votivtafeln die in den Landen
Am Alpenrande einst entstanden.






 „Ich will euch“ sprach er, „nicht verhehlen,
Dass manche Frau einst auf der Alp,
Weil Krotolt der böse Krötenalb,
Das garstige rotbauchige Tier

Geschadet hatte der Frucht in ihr,
Sodass verkrottet dann das Kind,
Sie fortwarf samt dem Bild geschwind
Durchs off‘ne Fenster auf den Mist.
Manch Kunstwerk so vergammelt ist,
Das Maria zugeschrieben,
Erhalten wäre uns geblieben
Wenn diese der Schwangeren im Bett
Anstatt nichts zu tun geholfen hätt“.
„Eines bleibt noch nachzutragen“
Ergänzte Äskulap geschwind
„Bevor wir damit fertig sind“.
„In Kärnten, das ließ ich mir sagen,
Wie auch in Bayern und in Schwaben,
Die Frauen Kröten geopfert haben
Damit sie nicht grad dort erkranken
Wo es besonders misslich war.
Auch im Elsass, in Tirol und Franken
Bracht man der Jungfrau Kröten dar.
Worauf der Krötenglauben fußt
Wird einem richtig erst bewusst
Wenn man durch alte Stuben geht
In denen jener Hauch noch weht,
Der im Geschichts- und Zeitenlauf
Aus dem Land der Pyramiden
Zog bis ins Alpenland hinauf
Wo er erhalten ist geblieben.
Die Kröte, das ist längst uns klar,
Ein Symbol dort für die Vulva war.
Sie wurd verherrlicht weil das Leben
Lustvoll sie konnte weitergeben.
Sie bot nebst Phallus Mann und Weib
Den allerschönsten Zeitvertreib.
Eine Kröte feist und fett
Zierte manches Ehebett.

Die Vulva um zu unterhalten
Geil und lustvoll aufgespalten,
Hat animiert, das ist wohl klar,
Zum Sex im Bett das Ehepaar.
Drum hat man sich gar oft geliebt“.
„Weil es solch Kröten nicht mehr gibt“
Lachte Äskulap und sprach,
„Lässt heut der Kindersegen nach“!
Alle Seelen lachten nun.
„Leider kann ich nichts mehr tun“
Grinste Asteropaios arg verlegen
(Ilias 12/102; 21/140; Sohn des Pelegon, Enkel des
Flussgottes Axios, Führer der Paioner, von Achilles getötet)
„Meiner Fruchtbarkeit wohl wegen,
Hat mir, was ich bräucht‘ dazu,
Rhadamanthys der Filou,
Als ich hier ankam, abgenommen“.
„Du wirst es nicht zurückbekommen“
Fiel ihm Äskulap ins Wort
Und fuhr in seiner Rede fort.
„Im Fruchtbarkeits-Zusammenhang
Ist noch was andres von Belang
Das ich bei Walter Hirschberg fand
Wo es aufgeschrieben stand.
„Frosch, Vulva, Leben, Kind, Geburt
Im Mythos stets verbunden wurd.
Eine alte Nabelklemme

Spannt den Bogen hin zur Gemme
Die, Aristoquakes war so lieb,
Uns in seinem Buch beschrieb.
Er zeichnet den Frosch im Zeitenlauf
Durch die Kulturgeschichte auf.
Die Verknüpfung zur Antike ist,
Wie ihr sicher alle wisst,
Diesem „Forscher“ gut gelungen.
Was dem Nilschlamm ist entsprungen,
Erforschte der Apologet.
Was in seinem Werke steht
Ist pure Wahrheit ungelogen
Auf Frosch und Krott zurechtgebogen.
Doch Spaß beiseite, lasst uns nun
`Nen Blick zur Männerwelt hin tun.
Man soll es nicht für möglich halten;
Einst bei Männern Kröten galten
Als Mittelchen gegen das Grimmen.
Auch vor manch anderer gar schlimmen
Krankheit hat sie einst beschützt.
Die Mannsleut‘ haben sie benützt,
So steht bei Nikui es beschrieben,
Um den „Bärvater“ zu stillen
Wenn der es hat zu arg getrieben.
Anstatt der Einnahme von Pillen
Gegen den Schmerz im Bauch und Magen
Hat Kröten man zum Pfaff' getragen,
Die der Bärkrott anverwandt
 Blähkröten wurden einst  genannt.

Weil gegen Verdauungsbeschwerden sie
Halfen war die Blähkrott-Therapie
Dereinst oft im Alpenland
Von den Bauern angewandt.
Und die Wirkung war famos.
Ein jeder wurd die Blähung los
Nachdem der Gottesmutter er
`Ne Kröte opferte zur Ehr".
"Mit andern Worten, schlicht und kurz"
Lachte die Seele  von Astyalos
(Ilias 6/29; Troer, von Polypoites getötet)
In der dritten Reihe los,
"Als Dank für einen kräft'gen Furz
Den der Votant ist losgeworden,
Ist eine Krott geopfert worden".
Die Seelen im Elysium
Lachten alle lauthals auf.
Äskulap auf dem Podium
Lächelte und sprach darauf:
"So ähnlich war es damals wohl.
  Doch nicht nur in Bayern und Tirol
Gab es diesen schönen Brauch
Sondern bei uns und an der Ostsee auch".
.
***


wird fortgesetzt

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.