Samstag, 18. August 2012

Machwerk R.W. Aristoquakes
   Teil 10 - 247
  Märchenerzähler im Olymp

Als nächster musst' Imbrasos nun
(Ilias 4/520; Vater des Peireos)
Seine Erzählerpflichten tun.
Peireos Vater, hoch betagt
Trat ans Rednerpult und dann
fing er sogleich unverzagt
Von Hansel zu erzählen an
Und wie es dereinst dazu kam
Dass der 'ne Krott zur Gattin nahm.



Die seltsame Heirat



Vor langer Zeit hatte ein Bauer drei Söhne, von denen der mittlere ein rechter Lapp war. Man mochte ihm auftragen, was man wollte, alles tat er verkehrt. Eines Tages war er ganz betrübt, denn seine Brüder wollten ihm einen Teil der Hauswirtschaft nicht überlassen, weil er gar so dumm war.
Da wusste er sich vor Ärger und Verdruss gar nicht zu fassen und ging in den Wald hinaus, um seine Brüder nicht mehr zu sehen. Als er so durch den dichten, dunklen Forst dahinwanderte, hörte er plötzlich in der Nähe seinen Namen rufen. Er dachte sich wer das sei und ging der Gegend zu, aus der die Stimme zu kommen schien.
Er war nicht weit gegangen, so gelangte er zu einem schönen, blauen See und erblickte am Gestade eine Kröte, der ihm immer zurief: "Hansl, Hansl!"
 "Was willst du denn?" fragte Hansl, der ganz erstaunt war.
 "Nichts sonst", antwortete die Kröte. "Ich bin so mutterseelenallein, und da möchte ich dich zur Gesellschaft haben."
Der Hansl hatte Mitleid mit dem armen Tier, setzte sich auf einen Stein und plauderte die längste Zeit mit der Kröte. Wie es dann Abend wurde, und ein kühler Luftzug strich schon über das Wasser, da dachte sich Hansl, ich muss doch heimgehen, und nahm von der Kröte Abschied. 
Diese sagte aber: "Komm mich bald wieder besuchen, und dann kannst du verlangen, was du willst, ich werde es dir geben." Er gab ihm auch ein Stäbchen und fuhr fort: "Nimm dieses Stäbchen, und wenn du damit in den See hineinschlägst, weiß ich schon, dass du da bist."
Nach diesen Worten hüpfte sie ins Wasser, dass es einen lauten Patsch tat, und Hansl ging freudig mit seinem Stäbchen nach Hause. In der Nacht konnte er nicht schlafen, denn immer dachte er an die Kröte und das Stäbchen, und er wunderte sich sehr, ob wohl das, was die Krott gesagt hatte, wahr sei. In aller Frühe, als die Hennen noch auf einem Fuß standen und schliefen, stand er schon auf, nahm das Stäbchen und wanderte in den dunklen Wald hinaus und ging, bis er zum See kam. Und wie er dort war, schlug er mit dem Stäbchen ins Wasser, dass es weite Wellen schlug, und sogleich hörte er die Kröte fragen: "Hansl, was willst du?"
 Er antwortete: "Drei Schneuztüchlein."
Kaum hatte er es gesagt, so flogen drei schöne Tücher aus dem Wasser heraus, und Hansl ging damit voll Freude nach Hause. Als er dort war, dachte er bei sich, ich habe so schöne Schneuztücher, und meine Brüder haben nur schlechte; ich muss ihnen schon auch zwei davon geben. Gedacht, getan! Das schönste Tuch behielt er für sich, die andern beiden gab er seinen Brüdern.
Am anderen Morgen ging Hansl wieder, bevor der Tag graute, in den Wald zum See hinaus und schlug mit dem Stäbchen ins Wasser. Da fragte die Kröte wieder: "Was willst du?", und Hansl antwortete: "Drei schöne Schnupftabakbüchsen."
Kaum hatte er es gesagt, kam die Krott aus dem Wasser herausgewatschelt und sprach: "Lieber Hansl, ich kann dir diese nicht geben, denn ich habe keine vorrätig. Tu aber einen anderen Wunsch, und ich werde ihn erfüllen."
Da besann sich der Lapp nicht lange und sprach: "Das liebste wäre mir, wenn ich heiraten könnte und dürfte!"
Der Kröte schien dieser Wunsch zu gefallen, und sie erwiderte: "Wenn du heiraten willst, so soll dir bald geholfen sein. Du heiratest mich, und dann ist alles abgetan."
Als Hansl dies hörte, hatte er die größte Freude, denn er hatte jetzt auch eine Braut. Jetzt konnten die Dorfmädchen sehen, dass er doch eine gekriegt hatte. Er setzte sich nun auf einen Stein nieder, und die Krott kroch auf seinem Knie herauf, und sie saßen den ganzen Tag beisammen und besprachen alles, was bei solchen Gelegenheiten besprochen wird. Und als sie noch nicht alles abgeredet hatten, fing es schon an zu dunkeln, die Kröte nahm von Hansel Abschied und sprang in den See hinein, und Hansel eilte voll Freude nach Hause. 


Am folgenden Tag, es war gerade ein Samstag, ging er, ohne dem Vater oder den Brüdern etwas davon zu sagen, in den Pfarrhof und sagte dem Pfarrer, er wolle jetzt heiraten und habe mit seiner Braut alles in Ordnung. Er bat dann, der Herr Pfarrer möge den Verkündzettel schreiben und ihn morgen nach der Predigt verkünden.
Der Pfarrer glaubte anfangs, Hansl sei nicht bei Sinnen, und wollte ihm nicht willfahren. Als dieser aber auf seinem Vorhaben bestand, gab der Geistliche nach, und schrieb, was ihm Hansl ansagte, staunte aber nicht wenig, als der junge Bauer keine Braut nannte. Sie zu nennen, hatte ihm nämlich die Kröte verboten. Der Pfarrer mochte fragen und tun, was er wollte, Hansl erwiderte immer: "Ich darf meine Braut nicht nennen."
Am Sonntag wurde die Hochzeit verkündet, und alle Zuhörer lachten hellauf, dass der Lapp, ohne eine Braut zu haben, heiraten wollte. Als er aus der Kirche nach Hause kam, waren Vater und Brüder über ihn böse und verlachten ihn. Ihm war jedoch alles gleichgültig, und er kümmerte sich nicht darum und ging oft zum See zu seiner Kröte hinaus.
Endlich kam der Hochzeitstag, und da hättest du die Freude des Hansl sehen sollen!
Als es noch nicht Ave-Maria geläutet hatte, fuhr er schon in einer prächtigen Kutsche in den Wald hinaus, um seine Braut zu holen. Als er am See ankam, wartete die Kröte schon am Ufer, wurde von Hansl sogleich in die Kutsche gehoben, und dann ging es im schnellsten Trab über Stock und Stein der Kirche zu. Vor der Kirchtür wurde sie wieder aus dem Wagen gehoben und patschte an der Seite  Bräutigams zum Altar, wo der Geistliche auf das Brautpaar schon harrte.
Dieser machte keine kleinen Augen, als er die garstige Kröte sah, nahm aber keinen Anstand, das seltsame Paar zu trauen. Nach dem Gottesdienst watschelte die Kröte wieder zur Kirchentür, wurde von Hansl wieder in den Wagen gehoben und fuhr dann mit ihrem Manne von dannen zum See. Wie sie dort angekommen waren, hob Hansl sie wieder aus dem Wagen, und sie sprang lustig in den See hinein.
Da war Hansl gar traurig und wusste nicht, was er tun sollte. Er nahm endlich sein Stäbchen und schlug in das Wasser, und siehe da! – eine wunderschöne Frau stieg aus dem See und eilte auf den Hansl los und halste und herzte ihn, dass er fast erdrückt wurde.
Dann stiegen beide in die Kutsche und fuhren in das Dorf zurück. Da staunte jung und alt die Braut an, denn so eine schöne Frau hatte man noch nie gesehen.
Es gab nun eine lustige Hochzeit, bei der ihnen der Himmel voller Geigen hing und der Tisch voll Speisen war, und die Braut war glückselig, dass sie erlöst war. Hansl und seine reiche, schöne Frau lebten lange, lange Zeit glücklich und zufrieden beisammen und sprachen noch oft im Alter von ihrer seltsamen Heirat.

wird fortgesetzt

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.