Freitag, 26. Oktober 2012


Machwerk R.W. Aristoquakes
   Teil 10 - 459
  Märchenerzähler im Olymp

Satnios, des Enops Sohn
(Ilias 14/443; Sohn des Enops und einer
 Nymphe, von Aias verwundet)
Stieg nun im Elysium
Zum Vortrag auf das Podium.
Am Pult griff er zum Mikrophon
Und dann hat er routiniert
Das Froschmusikpoem rezitiert
Welches Aristoquakes einst bei Nacht
Sich vor langer Zeit hat ausgedacht.

 Der Tod des Kritikers
Teil I

Frosch Quadux quetschte Ton für Ton
Einst aus seinem Saxophon.
Was ihm da drang ans eigne Ohr
Das kam ihm sehr melodisch vor.
Er fühlte sich schon als Genie
Denn ihm gefiel die Melodie
Und der selbst erzeugte Klang
Schien schöner ihm als der Gesang
All seiner Kumpels die im Moor
 Sangen  jede Nacht im Chor.

Als er mit dicken Backen blies
Und kräftig einen Ton ausstieß
Rief ihm eine Fliege zu.
"Hör endlich auf, gib endlich Ruh.
Was Du da bläst in Dur und Moll
Ist wahrlich mehr als grauenvoll."

So die Moral von diesen Zeilen:
Geteilt sind Ansichten bisweilen!




Der Tod des Kritikers
Teil II

Da wollt Quadux der Fliege zeigen,
Dass er verstand auch gut zu geigen.
Mit schrillen missgestimmten Tönen
Ließ die Fidel er ertönen.
Ihm selbst gefiel die Melodie
Doch die Flieg, das dumme Vieh
Sprach zu ihm: "Hör auf du Thor;
Was du da geigst, das schmerzt mein Ohr.
Du willst den Tag mir wohl vergraulen
Mit deinem Kratzgeräuschejaulen.
Du bist ein Stümper glaub es mir.
Ein Musikus wird nie aus Dir!"


So die Bilanz auch dieser Zeilen:
Geteilt sind Ansichten bisweilen!



Der Tod des Kritikers
Teil III

Da griff der Frosch, der grüne, nasse
Gar ärgerlich zum Kontrabasse
Und ließ die tiefsten Saiten brummen
Um der Flieg, der frechen dummen
Prahlerisch wie's Fröschen eigen,
Was er noch so konnt' zu zeigen.

Doch die Kleine summte keck:
"Glaub mir, es hat keinen Zweck;
An deinem Kontrabass-Gedröhne
Sind harmonisch nicht die Töne."
"Aus dir" sprach sie ihm zum Verdruss,
"Wird nie ein rechter Musikus.
Was Du versuchst da bauernschlau
Das nenne ich schlicht nur Radau."

 

Der Tod des Kritikers
Letzter Teil


Da schritt der Frosch-Musik-Rabauke
Grinsend an die Kesselpauke.
Zu beweisen seine Größe
Drosch er mit donnerndem Getöse
Beidhändig auf die Felle ein.
"Was soll denn das nun wieder sein"
Schimpfte die Flieg "du lernst es nie,
Das ist nur Lärm ohn' Harmonie!"

Das schlug der grüne Musikus
Dem unzufriednem Kritikus
Den Schädel ein in seinem Frust.
Dann übte er mit Freud und Lust,
Ach was war es hörenswert
Weiter für das Froschkonzert.

Die Flieg konnt's nicht mehr hören
Und ihn auch nicht mehr stören.

So die Moral: Fehlt es an Lob
Wird selbst ein Virtuose grob.

Dem Kritikus sei nachgesagt:
"Wer seine Meinung ungefragt
Muss unbedingt zum Besten geben
Riskiert sein eignes Künstlerleben.
 

Fin

wird fortgesetzt



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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.