Montag, 17. Dezember 2012

Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 11 - 11
 6. Kriegstag
 -Ein kluger Zivilist  -

Wer dem tapferen Epheben
Mit dem Dolche einst das Leben,
Als er vom Donnerbalken kam,
Feige und hinterhältig nahm,
Blieb bis heute unbekannt.

Praunz Utzepuck, mit ihm verwandt,
Entdeckte den toten Schwager. Ach
Was war das für ein Ungemach.


Ein Dolch ragte dem armen Frosch
Direkt unter der grünen Gosch,
Ach es war fürwahr ein Graus,
Aus dem Kehlkopfsack heraus.
Der arme Kerl, der tapfre gute,
Lag tot in seinem eignen Blute
Am Schilfrohrrand  mit starrer Mine.

"Er saß wohl grad auf der Latrine",
So dachte Utzepuck bei sich,
"Als ihn traf des Feindes Stich.
Ein feiger hinterhält'ger Mord!
Und noch dazu im eignen Lager!"
Weiter dacht Rapetschges Schwager:
"Unbewaffnet, auf dem Abort!
Wie kann ein Gegner so gemein
Und hinterhältig denn nur sein."
"Ich werd dich rächen" sprach er dann,
"Mehr kann ich für dich nicht mehr tun!"
Dann zog er sich die Rüstung an
Und ließ den toten Schwager ruh'n.

Er kannte zwar den Mörder nicht,
Doch jeder verdammte Mäusewicht,
So dacht er, konnt's gewesen sein.
 
"Du verdammtes graues Schwein"
Rief er Popcornraschler zu.
"Komm her du dreister Pelzfilou
Dann schlag ich dir den Mausbart ab
Mitsamt dem Kopfe und den Ohren
Und schick zum Hades Dich hinab,
Gleich hast dein Leben du verloren."


Doch Popcornraschler war nicht bang.
Als Utzepuck sein Langschwert schwang
Griff auch er zu seinem Schwert.
Keiner der zwei blieb unversehrt.
Am Ende waren beide hin.

"Was mach der Krieg denn für `nen Sinn"
Hat Hejdscha weise, weil betagt,
Den Oberst Paradux gefragt
Als die beiden bei den Leichen
Vergebens nach `nem Lebenszeichen
Beim Frosche haben lang gesucht.


Der Oberst hat den Feind verflucht.
"Die verdammten Mäus" sprach er
"Machen uns das Leben schwer.
Sie bringen ohne jeden Grund
Unsre besten Frösche um.
Troxartes, dieser Lumpenhund
Schert sich nicht im Geringsten drum,
Wie seine Männer marodieren.
Man müsst sie alle liquidieren.

Wie des Serbenführers Horden
Treiben sie es all. Sie morden
Vergewaltigen und plündern.
Mein Bataillon mit tausend Mündern
Ist zu versorgen heut schon schwer.
Demnächst geht es gar nicht mehr.
Weil die Mäus uns alles stehlen
Wird uns die Verpflegung fehlen
Um die Truppe zu ernähren.
Wie soll im Krieg man sich bewähren
Wenn man nichts zu essen hat?"
So jammerte er selbst betroffen
Kläglich und ließ die Frage offen.

"Ihr werdet sicher alle satt"
Wandte Hejdscha darauf ein.
"So schlimm wird es nun auch nicht sein.
Weil Pausback alles für euch tut,
Und neben immer neuen Waffen,
Die beste Kost lässt euch beschaffen,
Geht es Euch Soldaten gut.

Ihr lebt wie Maden all im Speck.
Was euch nicht schmeckt, das werft ihr weg.
Von euerm Abfall, glaubt es mir,
Leben als Zivilisten derzeit wir.
Wir sind viel schlechter dran im Krieg
Als die Marine und das Heer.
Wir haben überhaupt nichts mehr.
Euern Nachschub zwecks dem Sieg,
Den ihr, was ihr auch sicher wollt,
Baldmöglichst nach Hause bringen sollt,
Spart Pausback mit dem Einsatzstab
Uns, seinem Volk, vom Munde ab.
Ihr Soldaten dürft nicht klagen.
Euch wird alles nachgetragen.
Die Verpflegung für die Schlacht
Wird euch an die Front gebracht.
So wie die Mäuse plündern hier
Tut es in Mausulina ihr.
So wie der Feind uns ganz gezielt
Die besten Brocken alle stiehlt
Und sie ohn' jegliches Konzept
Ganz offen aus dem Lande schleppt,
So macht es ihr nach altem Brauch,
Bei den Mäusen sicher auch.
Und dir als Oberst sowieso,
Dir untersteht ja das Depot,
Du hockst ja an der Quelle und
Hast  zum Jammern keinen Grund.
Weil stets im Krieg die Offiziere
Tragen Sorge für das ihre.
Das haben immer sie gekonnt,
Schmerzt euch der Bauch nicht an der Front."
So sprach Hejdscha zu Paradux
Teils im Ernst und teils aus Jux,
Und dann fügte er spontan
Gleich das Folgende noch an:

"Du hat keinen Grund zu flennen.
Würdest du die Lage kennen,
In der wir uns zu Haus befinden
Würdest anders du empfinden.
Die Grauschwänze bei uns im Ort
Trugen nicht nur des Essen fort.
Mücken, Asseln, Würmer, Fliegen.
Nichts Fressbares ließen sie uns liegen.
Was wir nicht vergraben hatten
Stahlen uns die Bonsai-Ratten.
Alles hat man uns gestohlen.
Bei uns gibt's nichts mehr nun zu holen.
 Die Plünderer kamen zu dritt.
Sie nahmen wirklich alles mit.
Ein Maussoldat war gar so dreist


Und trug Homer fort. Ob verspeist
Die Mäuse die Ilias haben
Oder sie dem König gaben,
Klug überlegt und wohlbedacht,
Als Taktikhandbuch für die Schlacht,
Weiß ich nicht."  "Das könnte sein"
Hakte der Oberst Paradux ein,
Und dann mit lautem Zorn im Wort
Fuhr er erklärend weiter fort:

"Das hätt' ich ihm nicht zugetraut.
Troxartes, der oberste Kriegsherr dort
In Mausulina auf dem Thron,
Holt für den Krieg die Instruktion
Sich aus dem Nachlass von Homer.
Kein Wunder, dass das Mäuseheer
Dem unsern überlegen ist.
Mit Tücke und mit Hinterlist,
Befragt vor jeder Ruhmestat
Homerus heimlich er um Rat.

Wie Schuppen fäll'ts mir von den Augen.
Die alten Kampfberichte taugen,
Das weiß heut jeder Dummerjan,
Weit mehr als jeder Angriffsplan
Den unsre Generalität
Ersinnt und vorlegt meist zu spät.
Während die Unsern sich besinnen
Die Mäus' zu kämpfen schon beginnen.
Sie schlagen bei Homerus nach,
Und der, das weiß man, war vom Fach.
So sind die grauen Homeriden
Überlegen uns im Pläne schmieden.
Mein Gott, ich kann es noch nicht fassen,
Wie konntet ihr euch stehlen lassen
Was wir im Krieg so dringend bräuchten?"

Da wurd der Oberst unterbrochen.
Mit schelmisch lust'gem Augenleuchten
Hat Hejdscha nun zu ihm gesprochen:

"Da gibt es nur zwei Möglichkeiten.
Entweder holet ihr beizeiten
Die Ilias euch zurück
Oder ihr pfeift all auf Homer
Und richtet euch nach der Bibel mehr.
In der steht manch Husarenstück,
Das selbst die Mäuse noch nicht kennen.
Das gute alte Pentateuch
Ist ganz bestimmt sehr nützlich euch.
Es wird dir manche Kriegslist nennen
Die Jahwe einst als junger Mann
Für seine Helden sich ersann.

Wer das Alte Testament
In allen seinen Teilen kennt.
Der schätzt es. Macht ruhig den Versuch,
Für die Front, als Kriegshandbuch,
Ist, das will ich nicht verhehlen,
Die Bibel bestens zu empfehlen.

Wie man die Haut zu Markte trägt
Und wie man sich im Kriege schlägt,
Dass einem möglichst nichts passiert,
Ist in dem Buche aufskizziert.
Darum lenkt euer Augenmerk
Auf das alte Regelwerk.
Es wurd von Juden mit Bedacht
Für das Manntier einst gemacht.
Der Elbmarx hat es übersetzt,
(Name für Martin Luther im Froschmeuseler
von Georg Rollenhagen 16. Jh.)
So dass wir Frösche heut und jetzt,
Im Kriege wie im Frieden auch,
Es nutzen zum täglichen Gebrauch.

Das Buch gilt als das A und O
Für jeden Feldherrn der den Krieg
Beenden will mit einem Sieg.
Es ist im Felde ebenso
Geeignet wie die Iliade.
Um Homer ist es zwar schade,
Aber die Bibel,  glaub es mir.
Das sag ich ganz vertraulich dir,
Ist besser geeignet, da sie zum Heil
Und Sieg beschreibt auch das Detail .

Von der Genesis bis zu Maleachi
(Letztes Buch im Alten Testament)
Sollte ein guter Feldherr sie
Beherrschen wie das Alphabet.
Was in der Septuaginta steht
Sollte jeder Krieger wissen
Denn so brutal und so gerissen
Wie die Jahwisten Sieg um Sieg
Erstritten sich im Glaubenskrieg,
Ging es in den alten Zeiten
Selbst bei Homer nicht zu beim Streiten.

Drum schlägt der Frosch bei Ungemach
Bevor er in die Schlacht heut zieht,
Am besten in der Bibel nach.
Gleich vorne an, im Bereschit,
In der Genesis vier Strich acht
(AT, Gen 4,8)
Wird aufgezeigt wie man es macht.
Wie Kain den Bruder hat erschlagen
Wird uns dort schriftlich vorgetragen.
Vom Brudermorde seiner Zeit
War's bis zum Völkerkrieg nicht weit.
In der Genesis vier Strich zwo
Wird es uns berichtet so.
Bei Exodus fünfzehn drei steht gar,
Dass Jahwe selbst ein Krieger war."

"Der Herr, weil selbst er war Soldat,"
Sprach Hejdscha nun zu Paradux,
Hilft weiter sicher dir mit Rat,
Denn das steht fest, der alte Fuchs
War auf dem Schlachtfeld einst zu Haus
Und kennt in Sachen Krieg sich aus.
Weil er in so mancher Schlacht
Ganz vorne selbst hat mitgemacht,
Mutig und mit viel Geschick,
Kennt er jeden feigen Trick.
Und immer hat, wenn er begonnen,
Die Schlacht am Ende er gewonnen.

Nur einst, als er mit Jakob stritt,
(Gen. 32, 23-33)
So teilt es uns die Bibel mit,
Hätt' er den Kampf beinah verloren.
Er blieb nur deshalb ungeschoren,
Weil er mit einem dreisten Kniff,
Lösen konnte Jakobs Griff.
Er renkte dabei, ach oh Graus,
Dem tapfern Mann die Hüfte aus."

"Wahrlich Freund, ich sage dir,"
Fuhr Hejdscha nun mit Ernst im Wort
In seiner Red zum Oberst fort:
"Die Bibel solltet im Kriege ihr
Öfter mal zu Rate ziehen.
Ich hätt' euch meine gern geliehen
Doch die hat mir ein Kombattant,
Der Ratten aus der Hand gerissen
Und ins Feuer gleich geschmissen.
Dort ist sie leider dann verbrannt."

Ob Oberst Paradux den Rat
Annahm, den ihm ganz privat,
Ein Zivilist hatte gegeben
Ist geheim. So manches Leben
Wäre ganz anders ausgegangen
Wenn einer früher angefangen
Hätte im Testament zu lesen
Wie es bei Jahwe ist gewesen.

***

Was alles, es war allerhand,
Vom Kriege in der Bibel stand,
Es ist wirklich ein Skandal,
Berichte ich das nächste Mal.

wird fortgesetzt




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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.