Freitag, 21. Dezember 2012

Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 11 - 13
 6. Kriegstag
 - Brunnenvergifter und andere Helden -

Er musste gar nicht lang sinnieren,
Da fiel ihm etwas Kluges ein.
"Wenn wir die Quappen massakrieren
Mit Gift am Teiche insgeheim,
Können wir den Fröschen schaden."
Graurücker sah den Kameraden
Heintückisch an. "Was das betrifft,
Komm mit, wir holen Rattengift."

Gesagt getan in Pausbacks Reich
Schlichen sie von Teich zu Teich
Und töteten, es ging sehr gut,
Mit Gift den Froschnachwuchs. Die Brut
Die bereits in den Wehen lag
Starb komplett beim Giftanschlag
und die Quappen sowieso.
Embryo um Embryo
Haben die beiden abgetrieben
So dass nur Leichen übrig blieben.


"Ach was ist das doch bequem"
Dacht Graurücker gar rabiat.
Der Kindermord von Bethlehem
War nichts gegen die Heldentat,
Mit Rattengift verstreut schön fein
Am Froschteiche dafür zu sorgen,
Dass Friede werde endlich morgen.


"Wir gehen in die Geschichte ein.
So wie noch heut den Großen Lord,
Nach dem Ägypter Massenmord,
Gemäß dem Pentateuch als Held
Man feiert in der Judenwelt,
So wird man uns von hier bis Bayern,
Vom Eridanos bis zum Belt,
In der gesamten Mäusewelt,
Nach Jahrtausenden noch feiern."

So dacht Maus Graurücker bei sich.
Doch es kam anders. Krotterich,
Einer der tapfersten Epheben
Der Froscharmee sprang zornig eben,
Just als träumte so die Maus,
Aus dem Schilfrohre heraus.


Als der das Schwert mit seiner Linken
Auf Graurücker ließ niedersinken,
Wollt die andre Maus ihn blenden.
Es sollte für beide tödlich enden.
Graurücker verlor den Kopf.
Sein Kamerad, der arme Tropf,
Wurde an einen Ast gebunden
Am Schwanze aufgehängt gefunden.
Aus seiner Nas' tropfte es rot.
Als man ihn fand war er schon tot.


Den Mörder, nach der dreisten Tat
Maus Muskulus erstochen hat.
Sie schlitzte ihm mit ihrem Speer
Den feisten Bauch auf, so dass er
Blutüberströmt zu Boden sank.
Schwer verletzt und todeskrank
Lebte er noch zwei Minuten.
Just als nachließ grad das Bluten,
Entfloh die Seel' mit letztem Hauch
Ihm aus dem neuen Loch im Bauch.



Auch der Kamerad musst sterben,
Der Krotterich in seiner Not
Noch beisteh'n wollte nach dem Tod.
Als sein Langschwert ging in Scherben,
Stach Muskulus von unten her
Dem Frosch, er hieß Quaks Quakeduchs
In die Weiche seinen Speer.
Der tapfere Frosch schrie keinen Mucks.
Er war bekannt schließlich als Held.
Er biss die Zähne aufeinander
So wie vor Troja Alexander,
(Gemeint ist Paris, der auch Alexandros
genannt wurde)
Als der einst gegen Menelaus
(Menelaos)
Ausfocht einen Waffenstrauß.
Sterbend sank er auf dem Feld
Neben seinem Kumpel nieder.
Schmerzend zuckten ihm alle Glieder
Noch zwei, dreimal, dann war er tot.



Sich vom Kampfe auszuruh'n,
Legte Muskulus sich nun
Am Schilfrohrrande voller Wonne,
Zur Erholung in die Sonne.
Den Helm hatte er abgenommen
Denn dieser war nicht sehr bequem.
Da ist Krattje Krutsch gekommen.
Dem war das durchaus angenehm.
Als Muskulus ward eingenickt
Stahl er den Kriegshut sich geschickt.
Während die Maus im süßen Traum
Schnarchend lag am Wiesensaum,
Setzte sich der grüne Schelm
Auf den Kopf des Feindes Helm.
Stolz hüpfte er  dann zum Teich hinab
Wo es schön glattes Wasser gab,
Das man, ohne es zu putzen,
Als Spiegel bestens konnte nutzen.


Als Krattje just ins Wasser sah,
Sich spiegelnd zu betrachten,
Ohne auf den Feind zu achten,
Das Unglück dann am Teich geschah.
Der Frosch dacht grad mit frohem Mut:
"Was steht der Kriegshelm mir doch gut"!
Da drang des Mausers Speer von hinten
Gar plötzlich in den froh gesinnten
 Frosch an seiner Lende ein.
Es sollte des Stolzens  Ende sein.
Die Lanze, ach es war ein Graus,
Kam aus der Brustwarze heraus.
Krattje erschrak und fiel vornüber.
Nach einem Wassernasenstüber
Verlor er die Besinnung und
Sank kopfüber auf den Grund
Des Spiegels der dabei zerbrach.
Während der Mauser nochmals stach
Und weil er nicht mehr zu sich kam,
Es ein schlimmes Ende nahm.
Krattje ist im Teich ersoffen.
Der Mauser davon kaum betroffen,
Zog in sein Mausloch sich zurück,
Das  gegenüber, nur ein kleines Stück
Entfernt am grünen Wiesenhag
Ganz dicht am Binsenrohre lag.

Aus ihrem sicheren Bau heraus
Hat Muskulus die tapf're Maus,
Frosch Kunter Kunkatz attackiert,
Der von der Front zurückmarschiert
Ins Schilf ist weil er Urlaub hatte.
Aus ihrer dunklen Kasematte


Stieß sie zur Schandtat fest entschlossen,
Den Speer dem Frosche in die Flossen.
Erst durch seinen linken Fuß
Und dann, zu allem Überfluss,
Um den Quacks zu knechten,
Auch noch durch den rechten.
Kunter Kunkatz so versehrt,
Ist lebend zwar noch heim gekehrt
Doch sein Urlaub war verdorben.
Er konnt' die Füße nun zum Tauchen
Und auch zum Schwimmen nicht mehr brauchen.
Als ihn `ne Fröschin hat umworben
Und er zu ihr in frohem Hoffen
Ins Wasser sprang, ist er ersoffen.

Am Froschteich, wo man ihn gut kannte
Und wo man ihn nur Kunter nannte,
Haben die Fröschinnen getrauert.
Am meisten hat ihn Mock bedauert,
Mit welcher als verlobt er galt.
"Du hast zum Heulen keinen Grund"
Sprach Quackä Quagersch ihr zum Trost
Und hat die Trauernde gekost.
Um sie vom Leide abzulenken
Wollt er ihr seine Liebe schenken.


Da traf im Wasser ihn ein Speer
Gar heimtückisch von hinten her.
Den hatte aus dem Schilf heraus
Gezielt geschleudert eine Maus.

Als Quackä wollte grad Mock beglücken
Schlug er ein auf seinem Rücken
Und weil der Speer war ziemlich lang
Er die Geliebte mit durchdrang.
Dem Paar beim Zärtlichkeitsaustausch
Vereint im süßen Liebesrausch,
Ging die Sache an die Nieren.
Doch die Lust zum Amüsieren
Ließen beide sich nicht nehmen.
Das konnt' die Maus im Schilf vernehmen,
Welche die beiden jetzt von nah
Vor sich im Wasser zappeln sah.
Sie grinste nur und dacht verroht.
"Das ist der allerschönste Tod,
Der einer Frau passieren kann.
Zu enden so mit einem Mann,
Wie es Mock mit dem Epheben
Quackä Quagersch durft erleben,
Ist eine Gunst die offenbar
Nur Fröschen vorbehalten war.

Die beiden Liebenden im Teich
Starben zwar. Jedoch ihr Laich
Überlebte. Für die Quappen,
Es waren tausend an der Zahl,
Musste, es blieb ihm keine Wahl,
Der König das Kindergeld berappen.

Pausbacks Schatulle war fast leer.
Er hatte viel zu viel fürs Heer
Und die Marine schon verbraten.
Der Sold für seine Froschsoldaten
Verschlang in Kriegszeiten beinah
Den gesamten Volksetat.

Er war verschuldet und zwar sehr;
Genau genommen fast noch mehr
Als es die stolzesten Staaten waren
In Europa wie auch anderswo.
Als er sich drüber war im Klaren
Machte er es ebenso
Wie es jene alle taten,
Nach und nach auf Raten.


***


Was Pausback getan hat in der Not
Im Kriege anno dazumal,
Als Sparsamkeit wurd zum Gebot,
Berichten wir das nächste Mal.


wird fortgesetzt


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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.