Mittwoch, 12. Dezember 2012

Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 11 - 7
 6. Kriegstag
 - Ganz normaler Krieg -

Zehn Froschhüpfer entfernt nur knapp,
Dort wo sich in den Teich das Kap
Der Lotusblütenblätter schob
Kämpften zwei Krieger. Ziemlich grob,
Gar hinterhältig und gemein
Schlugen sie aufeinander ein.
Immer wieder stürmten sie
Aufeinander los, so wie
Es sonst im Wald, in Liebessachen
Nur brünstige wilde Hirsche machen.

Der Frosch hieß Schwellmöbbel mit Namen
Und galt am Teiche bei den Damen
Als äußerst mutiger Galan.
Der Mauser nannte sich Würgezahn.


So wie, weil sie sich nicht vertrugen,
Sich Aias einst und Hektor schlugen,
(Ilias 7/206 ff)
Vor Tojas Mauern in der Schacht,
Kämpften die beiden. Ein jeder dacht,
Dass er stärker als der andre sei.

Die Waffen klirrten zehn Minuten.
Dann war es wohl zuviel des Guten.
Ermattet fielen alle zwei,
Schwer atmend, alle Kraft verbraucht,
Voreinander in den Dreck.
Ihr Kampfeszorn war längst verraucht.
"Ich glaube, es hat keinen Zweck,
Dass wir noch länger weitermachen"
Keuchte die Maus zum Frosche. Der
Rappelte sich hoch am Speer
Und gab zurAntwort drauf, mit müdem Lachen:
"Du kennst mich nicht, schlägst auf mich ein;
Wo soll dabei der Sinn wohl sein?"


Nachdem die Maus zu Kräften kam,
Sie Platz an seiner Seite nahm:


"Auf deine Frage" sprach sie dann
"Ich keine Antwort finden kann.
Da musst du deinen König fragen.
Der weiß warum wir uns hier schlagen."

"Man sagt", erwiderte der Frosch,
Dass Krümeldieb, Troxartes Sohn,
Im Schilfe unsern Rex verdrosch
Und euer König sich den Thron
Von Lymnocharis wollte stehlen.
"Die wahren Kriegsgründe verhehlen"
Sprach Würgezahn, als der andre schwieg,
"Die Herrscher stets und nach dem Krieg
Fragt keiner mehr nach dem Warum."

"Schau dich auf dem Schlachtfeld um"
Griff Schwellmöbbel erneut zum Wort.
"Vom Adel ist kein Mausschwanz dort
Und auch nicht an der Front zu sehen.
Sie lassen all sich's gut ergehen.
Während wir hier ihre Schlachten schlagen
Und unsre Haut zu Markte tragen,
Leben sie in Saus und Braus!"

"Ja, ja," erwiderte die Maus,
"Es trifft immer nur die Kleinen!
Der König versteht es, dass die Seinen
Alle im Krieg zu Hause bleiben
Und ihm bei Hof die Zeit vertreiben.
Während wir mit dem Tribun
Die Drecksarbeit hier draußen tun
Und für sie das Letzte geben,
Machen sie sich all das schönste Leben.
Sie sitzen im Trockenen zu Haus
Und toben sich bei Hofe aus.
Krieg ist für die doch nur ein Wort
Von dem, obwohl sie es all nennen,
Sie die Bedeutung gar nicht kennen.
Wären die Adeligen hier vor Ort
Und lägen sie nebst uns im Dreck,
Dann würd' des Wortes Sinngehalt
Auch dem König deutlich bald.
Der ganze Krieg hat keinen Zweck,
Wenn die, die uns aufs Schlachtfeld treiben
Zu Haus am warmen Ofen bleiben
Und nichts mitbekommen von der Pracht
Und dem Gemetzel einer Schlacht."

"Was schlägst du vor, was kann man tun?"
Wollt die Maus vom Frosche wissen.
"Ich denke, es wäre opportun"
Erwiderte der Frosch gerissen,
"Wenn auch wir nach Hause geh'n
Und nach unsern Weibern seh'n."

"Da hast du Recht" sprach Würgezahn.
"Was geht uns zwei der Adel an.
Machs gut mein Freund, ich geh nach Haus.
Für mich ist dieser Krieg nun aus."

Schwellmöbbel hat drauf salutiert.
Dann sind die zwei nach Haus marschiert.
Die Maus nach Osten, heim ins Reich;
Der Frosch nach Westen Richtung Teich.

Weit sind beide nicht gekommen.
Der Frosch wurd kurz drauf festgenommen.


Drei Mäuse, es war ein Malheur,
Griffen sich den Deserteur.
Der wehrte sich zwar heldenhaft
Doch gegen drei kam er nicht an.
Ab ging es in Gefangenschaft.
Seine Freiheit war vertan.
Ob er sein Weib je wieder sah
Und was im Knast mit ihm geschah,
Ist unbekannt bis heut geblieben.
Das Froschheer hat ihn abgeschrieben.

Der Mauser hatte noch mehr Pech.
Eine Patrouille griff ihn auf.
Als er behauptete gar frech,
Dass er nur einen Dauerlauf
Machen würd' zwecks Kondition,
War des Hauptmanns Reaktion,



Ein Daumen der nach unten wies.
Dass dies für ihn nichts Gutes hieß,
Wusste der gute Würgezahn.
Es hat gar nicht so weh getan,
Wie er vor kurzem in der Schlacht
Hatte von seinem Tod gedacht.

Ein Froschdolch drang ihm in die Stirn.
Und traf genau das Zwischenhirn.
Das schmerzte ein bisschen anfangs zwar.
Den Rest nahm er schon nicht mehr wahr
Weil das Schmerzzentrum getroffen
In einer kleinen Pfütze Blut
Auf dem Boden vor ihm offen
Mitten auf dem Schlachtfeld lag.

Würgezahns Seele resolut,
Drängend und kein bisschen zag,
Zischte just als starb die Maus
Unterm Schwanz aus ihr heraus.

Man sagt, sie wäre umgekommen
Als auf dem Weg zum Hades sie
Den Weg hat via Styx genommen.
Doch ob das stimmt erfahr'n wir nie!

***

wird fortgesetzt

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.