Sonntag, 9. Dezember 2012

Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 11 - 4
 6. Kriegstag
 - Die Frösche schlagen zurück -


Draußen vor dem Mauseloch
Tobte die Schlacht indessen noch
Viel heftiger als je zuvor.
Die Frösche stürmten durch das Moor
Zu beenden den Konflikt,
Geschlossen mit dem ganzen Heer
Nun hinter den Mäusetruppen her.
Militärisch höchst geschickt
Wählten den Angriff sie mit Schwung
An Stelle von Verteidigung.
Maus um Maus wurd in der Schlacht
Nun von den Fröschen umgebracht.
Wie einst vor Troja die Epheben
Verloren reihenweis' ihr Leben,
Erging es nun den Maussoldaten.
In den Hinterhalt geraten,
Blieb ihnen oft der Zweikampf nur.
Sie schlugen sich zwar mit Bravour,
Doch die Frösche, die glitschig nassen,
Waren einfach nicht zu fassen.
Im Nahkampfe, im fairen Ringen
Ließ sich ein Frosch nur schwer bezwingen.

Das musst auch Schnüffelnas erfahren
Der mit seinen dreißig Jahren
So manche Schlacht hatt' schon geschlagen.
Nun ging's ihm selber an den Kragen.
Häppan Hutscheunke griff ihn sich
Und nahm ihn, es war fürchterlich,
In den Schwitzkasten mit Wucht.


Die Maus hat alles zwar versucht,
Dem grünen Unhold zu entkommen.
Doch der hatte sich vorgenommen,
Ihr das Leben auszublasen.
Er warf den Mauser auf den Rasen.
Danach stürzte der nasse Hüne
Sich auf ihn. Obwohl die kühne
Maus zu entkommen noch versuchte,
Hat der Frosch, der Gott verfluchte,
Außer Gefecht sie schnell gesetzt.


Dann drückte er in aller Ruh
Der armen Maus die Kehle zu.
Als diese ruhiger wurd zuletzt,
Wechselte mit einem Kniff
Er blitzschnell seinen Würgegriff

Und setzte den Nackenhebel an.
Danach mit einem Ruck spontan,
Brach er dem Mauser mit Geschick
Und ohne Skrupel das Genick.

Die Sitten waren rau im Krieg!
Nach dem hart erkämpften Sieg,
Der, das war dem Krieger klar,
 Nichts andres als `ne Mordtat war,
Wandte sich der Froschfilou
Gleich dem nächsten Gegner zu.

Es war Schnüffelnases Sohn.
Der kannt' sich aus im Pankration.
(Zweikampf im einstigen Olympia; Boxen und Ringen)
Er schlug Häppan roh zu Boden
Und rammte das Knie ihm in die Hoden,
Dass dem beinah die Sinne schwanden
Und ihm ganz anders wurd im Liegen.
Doch sein Mut war noch vorhanden!
"Ich muss die Maus auf mir besiegen",
So dachte er und dann, oh Graus,
Riss er der Maus ein Auge aus.


Wie die Serben, so brutal
Und ohne jegliche Moral
Wüteten einst im Kosovo,
Tat es der Frosch nun ebenso.
Er dacht als Pausbacks treuer Knecht:
"Ich pfeife auf das Tierkriegsrecht;
Wenn die Serben nicht drauf achten
Und statt fair zu kämpfen, feige schlachten,
Was soll als Frosch ich an die alten
Fairness-Regeln mich hier halten.
Die Thraker, auch wenn sie's nicht sollen,
(Datum der Niederschrift 9. 4. 99.)
Machen doch auch grad was sie wollen.
Des Serbenführers Meuchelscharen
Vertreiben alle Kosovoaren
Und wer nicht flieht, dem geht es schlecht.
Entgegen Tier- und Menschenrecht
Foltern, plündern, brandschatzen und morden
Die feigen Brüder aus dem Norden."
So dacht der Frosch und massakrierte
Den Mauser bis er dran krepierte.

Nebenan, ein Stückchen weiter,
Brach der Krieger Huckepeiter,
Einem Mauser mit Geschick
Per Ohren-Schwanz-Griff das Genick.


Sieben Mäus in Perfektion
Hatte er so getötet schon.
Das Schöne an dieser Kampfart war,
Dass kein Blut floss. Manchmal zwar
Hat eine Maus, so überrissen,
Einen Ködel noch geschissen.
Doch dieses Mal ging alles glatt;
Sie war dazu wohl schon zu matt!

Überall in Pausbacks Reich
Wurd gekämpft nun. Rund den Teich
Stellten die Mäus zum Zweikampf sich.
Hieb um Hieb und Stich auf Stich
Wurd ausgeteilt und eingesteckt.
Die Frösche hatten Blut geleckt
Und gingen gar respektlos vor.
Rapätschke schlug 'ner Maus das Ohr
Mit einem flinken Schwerthieb ab,
Worauf die Maus ihm kontra gab.
Als Antwort rammte sie den Speer
Ihm dorthin wo es schmerzte sehr.


Das Eisen mit gezieltem Stoß
Traf Rapätschke in die Scham.
Was er dort hatte, war er los.
Vor Schmerz und auch aus tiefem Gram
Und hasserfüllt sah er nun rot.
Er schlug den Gegner vor sich tot.
Er selbst starb später dann im Bett
Bei Doktor Murks im Lazarett.

Am Wiesenhain bei Moosbachau,
Vorm Schilfsaume im Hetschengau
Trafen zwei Krieger aufeinander.
Wie Dareios und Alexander
Schlugen sie aufeinander ein.
"Du verdammtes graues Schwein,
Ich bring dich um" Schrie Korlhux laut
Und hat dabei auf Gott vertraut,
Dass der ihm beisteh'n wür'd im Krieg.
"Gott mit uns, Pausback der Sieg",


So stand ins Stahlblech es getrieben
Auf seinem Kampfschilde geschrieben.
Den gleichen Spruch auf sich bezogen
Trug der Mauser auf dem Schilde.
Gott war den Fröschen mehr gewogen
Als Schwänzner aus der Mäuse-Gilde.
Die Frösche Nacht für Nacht im Moor
Lobpriesen singend ihn im Chor.
Die Mäuse hatten solch Konzert
Ihm zur Ehr noch nie gegeben
Sondern laut nur dann geplärrt,
Wenn Kneiper ihnen wollt ans Leben.
(Kneiper ist bei Rollenhagen der Falke)
Aus diesem Grund stand Gott im Streite
Dem grünen Korlhux nun zur Seite.
Er lenkte dessen Schwert, verlieh ihm Kraft.
Die Schneide traf den Lanzenschaft
Seines Gegners und sie schnitt ihn durch.
Nun hatte leichtes Spiel der Lurch.
Sein nächster Schwertstreich bracht das Aus.
Kopflos sank die arme Maus
Ins Gras vor ihrem Gegner nieder.
Gekämpft hat sie im Krieg nie wieder.

So manche Maus ward in der Schlacht
Beim Kampf ins Jenseits nun gebracht.
Frosch Utzeporch mit seinem Speer
War hinter dem Mauser Wühler her.
Der stolperte über sein Schwert.
Er wollte aufsteh'n, das fiel schwer
Weil ihn die Angst die Kräfte nahm.
Bevor er auf die Beine kam
Traf ihn Utzeporches Speer
Und hat am Halse ihn versehrt.
Er wurde so genau getroffen,
Dass jedes Überlebenshoffen
Umsonst gewesen wäre, weil
Nichts mehr war im Halse heil.


Schlagader, Luft- und Speiseröhre,
Die Geschmacksnerven der Zunge,
Kehlkopf, Stimmbänder und Wirbelsäule
Waren durchtrennt. "Junge, Junge"
Und dass man nun den Krieg verlöre"
Dacht er sterbend. Ohne Geheule
Und ohne jeden Schmerzensschrei
Brach ihm das Aug; es war vorbei;
Verflucht noch mal und sapperlot,
Bevor er noch dem Mäusegott
Ein letztes Grußwort konnte senden.

Dass sein Leben in der Schlacht
So gar plötzlich würde enden,
Hatte zuvor er nicht gedacht.
Noch gestern wollt er an die Front
Das hat er nun nicht mehr gekonnt.

Doch auch nach Maus Wühlers Tode,
Ging das Morden wie es Mode
Seit Kain und Abel ist in Kriegen,
Sinnlos weiter um zu siegen
In einem Streit, das war längst klar,
Der nicht mehr zu gewinnen war.

Auch Zwiebackknuspler hatte Pech.
Nachdem er Paddenquäker frech
Sein Schwert hatt' in den Bauch gedrückt,
Hat der die Lanze schnell gezückt
Und sie in ihn hineingebohrt,
Dass sie ihm durch die Nieren stach
Und krachend dann am Schafte brach.


Der Tod riss beide mit sich fort
Als er mit festem Schritt und Tritt
Herrschend übers Schlachtfeld schritt.
Und hat ihnen den Krieg verdorben.
Überall wurd nun gestorben.
Dem Mäusen in der Unterzahl,
Blieb am Ende nur die Wahl
Zu sterben oder um zu leben,
Sich dem Feinde zu ergeben.

Maus Qietscherich in ihrer Not
Machte Muckestrat ein Angebot.
Als der sich wollte grad erfrechen
Um den Mauser zu erstechen,
Und seine Lanze hob zum Stoß,
War ihre Todesangst so groß,
Dass mit lauter Stimme sie
Panisch "Hilfe, Hilfe" schrie
"Tu es nicht" hat sie gefleht.


"Lass mich leben wenn es geht."
Bettelnd sank sie vor ihm nieder.
"Ich geb' dir alles was ich habe
Wenn du mich schonst, als Dankesgabe."
"Bitte, bitte", immer wieder
Bat sie "Ich bitt dich lass mich leben.
Was du willst werd ich dir geben.
Ich habe Frau und Kind zu Haus.
Was soll denn meine kleine Maus
Daheim im Mausloch ohne mich?
Ach lieber Freund, ich bitte dich,
Schone mein Leben. Glaube mir,
Was du willst, das geb' ich dir.
Wenn du anstatt nun zuzustechen
Würdest die Lanze für mich brechen,
Würd' ich dir sehr dankbar sein.
Ich lad' dich in mein Mausloch ein.
Selbst mein Weib biet ich dir an.
Also sei ein Ehrenmann
Und vergiss den dummen Streit.
Komm mit mir, es ist nicht sehr weit.
Ich hab noch ein Stück Speck im Haus.
Auch geb' ich was zu trinken aus.
Alles was so feine Herrn
Wie du zum Essen mögen gern,
Sollst du, den Gaumen dran zu laben,
Als Gast bei mir zu Hause haben.
Mandeln, Nüsse, Käs und Brot.
Bei mir daheim herrscht keine Not.
Frischen Rahm mit Butterkuchen;
Alles das kannst du versuchen.
Mein Weib wird dir das Beste geben.
Eiswein von gefror'nen Reben
Gibt statt Wasser es zu trinken.
Griebenschmalz, gekochter Schinken,
Pasteten, Muscheln, Kaviar.
Nichts ist bei uns zu Hause rar.
Trüffel, Kekse und Pralinen,
Eiscreme, Pudding mit Rosinen,
Sirup, Honig, Marmelade,
Für dich wäre uns nichts zu schade.
Selbst Hummerschwanz mit Marzipan,
Was ich selbst am liebsten mag,
Und schnabulier' so manchen Tag,
Biet ich dir zum Essen an.
Mein Weib würde dich gern verwöhnen.
Du könntest deiner Fresslust frönen,
Um wie es für dich angemessen,
Dich einmal richtig satt zu fressen.
Zum Nachtisch gibt es Schokofliegen.
All das könntest du bei uns kriegen!
Wenn du versprichst, mich zu verschonen
Werd ich gar fürstlich dich belohnen.
Ich habe ein paar Mücken noch
Daheim in meinem Mauseloch.
Wenn du das Leben schenkst mir hier,
Schenk ich ein paar Kröten dir,
Welche ich hab angespart
Zu haus im Strohsack aufbewahrt."

Da ließ der Frosch die Lanze sinken.
"Den Eiswein kannst du selber trinken.
Auf ein paar Fliegen komm ich mit.
Auf die hab ich grad Appetit.
Vielleicht kann ich auch ein paar Mücken
Im Anschluss daran noch verdrücken
Und falls Gelegenheit sich böte
Nähm' ich danach noch eine Kröte."
So hat der Frosch zur Maus gesprochen
Und seine Lanze drauf zerbrochen.
***
Wie die Sache weiter geht
In der nächsten Folge steht

 wird fortgesetzt

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.