Dienstag, 15. Januar 2013

Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 12-14
- Die Musen berichten -

Als erste griff in Ungeduld
Aristomyomaximus am Pult
Behände sich das Mikrophon.
"Ich weiß, ihr wartet lange schon
Darauf, dass wir den Dichter stellen vor
Der mit Phantasie, Geschick und viel Humor,
Nach der entsetzlich langen Zeit,
Von mehr als gut dreitausend Jahren
Erklärte sich dazu bereit,
Für alle die dabei einst waren,
Und nun als Seelen hier im Elysium
Für ein paar Ewigkeiten bleiben,
Die Ilias neu zu schreiben.
(Die Redewendung "Die Ilias neu zu schreiben"
bedeutet so viel wie "etwas Unsinniges zu tun")

Ihr fragt euch sicherlich warum
Macht Aristoquakes das.

Er tut es weil den Krieg er hasst
Und weil es ihm nicht passt,
Das sagt er allen unverhohlen,
Die Kartoffeln aus der Glut zu holen,
Die andre, um sich dran zu laben,
Im Leichtsinn hinein geschmissen haben.

Weil er die Oberschicht nicht  mag,
Und jene kann schon gar nicht riechen
Die den Herrschen Tag für Tag
Im Eigennutze dorthin kriechen,
Obwohl es dort am intensivsten  stinkt,
Von woher ein Vorteil ihnen winkt.

Er mag, so hat er's mir beschrieben
Leute nicht die hintertrieben,
Alles auf die ach so lieben
Götter und Untergötter schieben.
So wie es dereinst unbedacht
In der Ilias hat Homer gemacht.

Er will den Meister nicht belehren
Der uns all geschaffen hat,
Und den wir alle hoch verehren.
Doch die Zeit hat in der Tat
So mancherlei verändert sehr
Seit der alternde Homer
Die Ilias für uns schrieb,
Die bis heut erhalten blieb.

Doch heutzutage taugt das Poem
Obgleich zu lesen es ist schön,
Nicht mehr dazu, um unsrer Jugend
Aufzuzeigen was als Tugend
In der Welt von heute gilt.

Ein solch kriegerisches Bild
Wie es Homer hat einst gemalt,
In dem so mancher damit prahlt
Mit jenen die er in der Schlacht
Hat tapfer bereits umgebracht,
Passt nicht mehr in unsre Zeit.

Aristoquakes nutzt jegliche Gelegenheit
Homers Werk mit unscheinbaren Tieren
 Statt unsereins zu parodieren."

Frösche und Mäuse sind es die
In der Batrachomyomachie,
Anstatt von Helden sich bekriegen
Und mal verlieren und mal siegen.

Weil das gut ankommt heut beim Volke
Versucht er auf des Idas Wolke
Sich mit seiner Kunst zu setzen
Und all jene schnellstens wegzuhetzen,
Die verherrlichend den Krieg beschreiben
Falls sie uneinsichtig bleiben."

Er sein Machwerk, in dem er sich dazu bekennt,
Dass er zwar an den Schöpfer glaubt
Doch auch zu sagen sich erlaubt,
Dass jenen, welcher schuf das Leben
Es hat schon lang vor Zeus gegeben."

Vor vielen Millionen Jahren schon,
So behauptet voller Hohn
Er seit dem ersten Dichtversuch,
Ganz vorne gleich in seinem Buch,
Irgendwann, bald nach den Affen,
Hat der uns Menschen schon erschaffen.
Und wenn das so ist, behauptet er
Dann hat belogen uns Homer.

Alle Götter, die er kennt
Und die mit Namen er benennt,
Sagt er, der Phantasie entsprangen
Jenen die ihre Lieder sangen.

So wäre es nach altem Brauch
Leider bei uns Griechen auch."

"Der will sich dort nur profilieren"
Fluchte von seinem Platze aus Achill.
"Weil er bekannt schnell werden will
Wird er uns Helden all blamieren!

Verflucht noch mal und sapperlot
Er nutzt es aus ziemlich bigott
Dass unser Volk und unser Gott
Mal wieder kurz vor `nem Bankrott,
Wie wir hier ja wissen, steht.
Weil es ihm nicht ums Reimen geht,
Sondern darum, dass unser Land
Das zurzeit bereits am Rand
 Und nicht im Herzen von Europa liegt,
Aus dem Staatenbündnis fliegt,
Nimmt in dieser heiklen Sache
So an unsern Göttern Rache.

Weil er glaubt dass alle Griechen
Nach Berlin zu Kreuze kriechen,
Um bei Mutti Merkel Kohlen
Zum Überleben abzuholen,
Stellt er sich dichtend dar als Held.
Wir pfeifen auf das bisschen Geld
Und bleiben hier uns selber treu."
Seinem schlimmen Wutausbruch
Folgte des Peliden's Fluch:
(Ilias 1/245 und öfter. Pelide ist ein sinnverwandtes
Wort für Achill den Sohn des Peleus)
"Ich hasse diesen Gernegroß."


Die Seelen, alle fassungslos,
Zuckten mit den Flügeln scheu.
Gar sehr verunsichert und still
Sahen sie zu Maxima hinauf,
Die mit dem iPod in der Hand
Oben am Rednerpulte stand.
Die sprach ganz ruhig als Antwort drauf
An die Adresse von Achill:

"Ich weiß mein Freund, dass dessen Schrift,
So wie auch manchen andern hier,
Dich schmerzhaft in die Seele trifft,
So wie eines Schwertes Hieb.
So ging es anfänglich auch mir,
Denn wir fühlten uns als Götter
Weil Homer uns so beschrieb."

"Aber Achill, so glaub mir doch"
Erlaubte ohne ihn zu rügen
Die hübsche Muse sich gleich noch
Als Gegenwort ihm anzufügen:

"Aristoquakes ist kein Spötter!
Er sieht die Dinge wie sie sind.
Weil er 'ne klare Meinung hat,
Wendet er sich nie im Wind
So wie ein morsches Blatt.
Was er denkt, das spricht er an.
Er hat sich selten noch vertan.

Dann, was von dem gelernt sie hatte,
Stellte dem erlauchten Korps
 Zwecks der weiteren Debatte
Nach und nach, sie langsam vor.

Dabei hielt sie ihren iPod hoch.
Und gab das Suchwort Ägypten  ein.
Es war so, wie es sollte sein.
In Bruchteilen von Sekunden
Konnte sie so bekunden,
Was Aristoquakes schon immer sagte,
Dass dort vor Tausenden von Jahren,
Die Frösche jene Götter waren
Von denen die eignen allesamt
Später haben abgestammt.

Die Seelen im Elysium
Waren all geschockt.
Alle blieben stumm!
Nur Achill begehrte auf.
"Das hat bestimmt im Zeitenlauf
Der alte Geißbock Pan verbockt,



Denn der macht sich an alles ran
Was er nur so kriegen kann."


Da haben die Heldenseelen unbedacht,
Weil sie den ihnen Anverwandten
Und seine Gier nach Weibern kannten,
Alle lauthals schallend losgelacht.

Der genannte Gott jedoch,
Sich seiner zügellosen Lust
Und seiner Schwächen längst bewusst
Sich unterm Podium schnell verkroch.

Dort saß er nun der geile Bock,
Direkt unter Maxis Rock,
Wo er still an Heket dachte
Und auch daran, wie's  Isis machte.



***

Wie die Musen weiter dann
Unterstützten jenen Mann
Dessen Namen Ihr nun kennt,
Euch der das nächste Mal hier nennt.


 wird fortgesetzt




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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.