Mittwoch, 30. Januar 2013

Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 13-6
- Beginn 7. Kriegstag -
-Vorbereitungen für die Schlacht-

Inzwischen war die Nacht vergangen.
Der Tag hatt' grad erst angefangen,
Da wurd die Froscharmee geweckt.
Der UvD Quaks von der Born
Blies dreimal laut ins Muschelhorn.

Das grüne Volk ist hoch geschreckt.
Während sich die einen wuschen
Hüpften die anderen zum Duschen.
Manche, um sich wach zu trimmen,
Sprangen ins Wasser um zu schwimmen.

Vom langen Sprungbett mit juchhe,
Um den Schlaf sich zu vertreiben,
Sprangen sie den kühlen See.


Andre sah man die Augen reiben.
Sie kamen gähnend aus dem Rohr
Hüpfend nach und nach hervor.
Zwei Epheben, nach dem Waschen,
Trafen am Tümpel eine Maid.


Die wollt die Helden wohl vernaschen.
In ihrem Tüllgardinenkleid
Trat sie vor die beiden hin.
"Was hast du denn mit uns im Sinn?"
Fragte der eine von den Recken.
"Was soll   die Aufmachung bezwecken?
Du hast ja noch das Nachthemd an!"
Der andre, er hieß Hoppeparn,
Kannte die holde grüne Fee.
"Nun zieh schon aus das Negligee"
Sprach er grinsend zu der Maid.
"Wir haben noch ein bisschen Zeit.
Ein bisschen hüpfen nach dem Baden
Kann vor der Schlacht gewiss nicht schaden."

Was die drei dann vor der Schlacht
Im Schilfe haben noch gemacht,
Ist bis heut geheim geblieben.
Ob sei es zu dritt dort trieben
Weiß nur der Meister Adebar
Der, obwohl er nicht geladen war,
Die drei im Röhricht überraschte
Und seinerseits sie all vernaschte.


Der grüne Hupp, ein Offizier,
Hatte indes die ganze Nacht
Mit dem Mäuschen Schwänzelzier
In einem Mausloch zugebracht.
Ihr Mann, ein General beim Heer,
War lange schon zu Haus nicht mehr.
Nacht für Nacht im Planungsstab
Er alles für Troxartes gab.
Und auch am Tag kam er nicht heim.
Da nahm die Gattin insgeheim
Den Leutnant Hupp zu sich ins Haus.
Der kannte sich viel besser aus
Im Bette als der eigne Gatte.
Der Leutnant, weil er lieb sie hatte,
Hat ihr am Morgen vor der Schlacht
Ein paar Blümchen noch gebracht.


"Wie lieb von dir, vergiss mich nicht"
Sprach sie zu Hupp. Der dreiste Wicht
Wurde später füsiliert.
"Wer mit dem Feind fraternisiert"
Sprach der Herr General intim
Im Kriegsgerichtshofe zu ihm,
"Ist ein Verräter. Als Offizier
Wollen wir dich nicht mehr hier.
Für einen wie dich, ohn' Funken Ehr
Gibt es keinen Platz im Heer.
Drum hat sich das Gericht entschlossen,
Du wirst standrechtlich erschossen!"

Dann ging alles wie geschmiert.
Nachdem der Leutnant degradiert
Worden war, ganz unumwunden
Hat man die Augen ihm verbunden.
Dann gab der Major ohn' Hehl
Den Rekruten den Befehl:
"Legt an, entsichert, Feuer frei!"
Schon war's mit Leutnant Hupp vorbei.

Das arme Mäuschen Schwänzelzier
Weinte sich tags drauf zu Haus,
Als Hupp nicht kam, die Augen aus.
"Schad um den grünen Offizier",
So dacht sie anfangs, Später dann


Lachte sie sich Schötzpoch an,
Der auf  Streife durchs Revier
Ihr Mausloch hatte inspiziert.
Er blieb den ganzen Krieg bei ihr.
Es heißt er wäre desertiert.

Ehe die Völkerschlacht begann
Quax vom See, der Feldmarschall
Sich auf Hutschepatt besann.
Pausbacks treuester Vasall
War ein Seher und ein schlauer
Hoch studierter Vogelschauer,
Und wie die meisten Ornithologen,
Dem Königshof gar wohl gewogen,
Weil allesamt sie gar verlogen
Von dort ja ihr Gehalt bezogen.

Wie Kalchas einst, des Thestor's Sohn
(Iias 1/69; 2/300; 13/45, 70; Sohn des Thestor,
Seher der Achäer)
Geweissagt hat vor Ilion,
So konnt' auch er den eignen Leuten
Den Flug der Vögel bestens deuten.

Drum ward `nem Boten anbefohlen,
Den Seher schnell herbeizuholen.

Es dauerte `ne ganze Zeit,
Die Truppe machte schon Radau,
Bis Hutschepatte stand bereit
Endlich dann zur Vogelschau.


"Schau hin" sprach er zu Quax vom See,
Dem Befehlshaber der Froscharmee,
Siehst du die sieben Mücken dort,
Welche von uns nach Westen fort
In Richtung Mausulina fliegen;
Dies bedeutet, du wirst siegen,
Sei gewiss, heut in der Schlacht.
Allerdings, die Fliege macht
Mir Sorgen, welche grad die Mucken
Im Fluge, so scheint es, will schlucken.

`Ne Stubenfliege , wie ihr wisst.
Ein Zeichen für den Satan ist.
Beelzebub, der Herr der Fliegen


Ist für hinterhältige Intrigen
Schon seit dem Altertum bekannt.
In der Bibel oft genannt,
(2 Kön 1,2; 1,3; 1,6; 1,16; Mt 10,25; 12,24;  12,27;
Mk 3,22; Lk 11,15, 11,18; 11,19, und unter Baal
an ungezählten anderen Bibelstellen des AT)
Wird er dem Teufel gleichgestellt.
Als der Chef der Unterwelt
Dient er nicht grade unserm Wohl.
Als Fliege getarnt jagt er frivol,
Ihr seht es selbst, die heil'gen Mücken
Um sie vom Himmel sich zu pflücken.
Wenn ich die Sache richtig deute,
Gewinnen wir die Schlacht zwar heute,
Doch bis zum Endsieg, schätz ich vage,
Dauert es noch gut drei Tage.

Doch andrerseits die Siebenzahl
In Verbindung mit der Eins
Im Vogelflug horizontal,
Nach dem Seher-Einmaleins,
Weist wahrlich hört, ich sag es euch,
Uns aufs Buch der Bücher hin.
Drum sollten wir im Pentateuch
Nachschlagen um den Hintersinn
Des Vogelfluges zu ergründen.
Wenn wir mit jenen uns verbünden,
Die verschlüsselt mit der Eins und Sieben
Die Götterbotschaft uns einst schrieben,
Liegen wir richtig. Freunde dann
Werden wir siegen irgendwann.
Wir sollten die Bücher Mose lesen.
Was vor Jahrtausenden gewesen
Als das Pentateuch entstand
In Kanaan im lykierland,
(Ilias 2/877; 6/168, Landschaft im Süden Kleinasiens)
Ist darin von den guten alten
Jahwenisten festgehalten.

Auch würd' ich dringend euch empfehlen
Auf Homerus mehr zu achten.
Die Bibel-Ilias-Parallelen
In Bezug auf Völkerschlachten
Sind offensichtlich; beide Bände
Beschreiben, das ist heut längst klar,
Da gibt es kaum noch Widerstände,
Was einst geschah. Verschlüsselt zwar,
Spiegeln sie die Wahrheit bieder
In allen Einzelheiten wider.
Doch muss, auch das bleibt noch zu nennen,
Man den rechten Schlüssel kennen
Der weide Bände wohl durchdacht,
Erst zu einem Werke macht.

Der Code, die Batrachomyomachie,
Später in Griechenland geschrieben,
Wurde anonym vertrieben.
Verschlüsselt wurd die Parusie
In Form der Frosch- und Mäuseschlacht
(Gemeint ist die sonderbare Auferstehung des ermordeten
Mäuseprinzen Krümeldieb, der urplötzlichplötzlich wieder ins
dramatische Geschehen auf dem Schlachtfeld eingreift)
Darin dem Leser dargebracht.
Leider haben die Katholen
In Rom daraus ganz unverhohlen,
Was ihnen erschien zu aufgebauscht,
Entfernt und manches ausgetauscht.
So manchen Vers man um- verfasste
Damit er zum neuen Dogma passte,
Welches in Rom fortan kanonisch,
Allein selig machend, sprich katholisch,
Vom Papst, weil der unfehlbar ist,
Als bindend wurd erklärt mit List.

Damit die Wahrheit keiner findet
Sorgten die Päpste dazumal
Dafür, dass das Buch verschwindet.
Vermutlich liegt das Original
Sicher verwahrt  in einer Bank
Im Vatikan im Panzerschrank."

Da fuhr der Hofnarr stante pede
Dem Seher Hutsch'patt in  die Rede:
"Ja aber was hat denn das nun
Mit unsrer Schlacht heute zu tun?"
Wollte er listig und gerissen
Vom Vogelflugdeuter nun wissen.

Der sprach darauf: "Die Sach' ist die:
Der Beelzebub, das dreiste Vieh,
Der in der Bibel-Variante
Sich manchmal Baal auch ganz schlicht nannte,
Der am Himmel dort die sieben Mucken
Wie du wohl siehst, will grad verschlucken,
Hat sich, so wurde mir verkündet
Mit den Mäusen heut verbündet."

"Wenn das stimmt, oh weh, oh Graus,
Dann ist es mit dem Siegen aus"
Hat der Narr drauf konsterniert
Im ersten Schocke reagiert.

"Man sagt der Beelzebub hat Macht
Noch immer. Wenn er in der Schacht
Den Mäusen beisteht, ach herrje....
Dann steht es schlecht um die Armee."

"Was rätst du mir, was soll ich nun
In dieser Situation denn tun"
Hat Quax den Narren da gefragt.
Der hat gegrinst und drauf gesagt:

"Wenn der Teufel eine Fliege ist
Rat ich dir, dass du sie frisst.
Dann ist's mit seiner Macht vorbei."

"Schafft mir die dreiste Flieg herbei"
Hat Quax vom See sofort befohlen.
"Wer sie vom Himmel kann mir holen,
Den befördere ich zum Leutenant
Und mach ihn zu meinem Adjutant."

Der Narr mit eingeübtem Schwunge
Schnalzte einmal mit der Zunge
Die klebrig wie ein Klebeband
Ihr Ziel gekonnt am Himmel fand.

Die dreiste Flieg, gefangen so,
Wirkte nun nicht mehr so froh
Als kurz vorher als Fressmoloch
Auf der Jagd nach Mücken noch.

Der Narr hat sie gleich Quax gegeben.
Der nahm ohn' Zögern ihr das Leben
Indem er ihr die Flügel brach
Und sein Schwert ins Herz ihr stach.


"Nun friss ihn auf den alten Baal"
Riet der Hofnarr kollegial.
"Wir haben längst von ihm genug!"

"Ohn' Beelzebub der Vogelflug"
Mischte sich da der Seher ein,
"Muss neu von mir gedeutet werden."

Quaks vom See mit Schluckbeschwerden
Biss indes die Fliege klein
Und dacht dabei: "Der Herr der Fliegen
Wird mir schwer im Magen liegen."

Nachdem er sie geschluckt dann hatte
Unterbrach er die Debatte.

"Genug damit du Scharlatan
Sprach er zu Hutschepatt spontan,
Und seine Stimme klang nach Groll:
"Ich hab von Dir die Nase voll.
Du bist in Sachen Vogelflug
Wie mir scheint, nicht firm genug.
Der Narr, mein neuer Adjutant,
Hat die Situation erkannt.
Was er für mich hat prophezeit
Wurd stante pede Wirklichkeit.
Als Seher muss ich dich entlassen
Weil mein Adju weitaus besser ist!"

Hutschepatt wollt es nicht fassen.
"Ja aber" sprach er drauf mit List
"Der Narr bekommt ja immer Recht.
Doch ohne mich ergeht's euch schlecht.
Ich prophezei dir, bis zur Nacht
Verlierst du ohne mich die Schlacht.
Ohne mich könnt ihr nicht siegen.
Ich werdet heute Prügel kriegen
Wie die Troer einst vor Ilion."

Danach, wie Kalchas, Thestors Sohn,
Zog beleidigt Stück für Stück
Er ins Schilfrohr sich zurück.

Wo Mopsos ihm den Tag verdarb
Indem im Seherwettstreit der
Sagte zutreffender vorher.

Wie Kalchas einst am Kummer starb
So erging es auch Frosch Hutschepatte
Auf einer alten Seegrasmatte,
Die er benutzt hatte als Bett,
Fand nach dem Krieg man sein Skelett.
Seine Seele offenbar
Beim Beelzebub inzwischen war.

Doch dieses hier nur eingeschoben.
"Ich muss deinen Scharfsinn loben"
Sprach Quax vom See, der Feldmarschall,
Zum Narren nach dem Zwischenfall.
"Ich danke dir, das war famos.
Nun sind den Beelzebub wir los
Und den Seher, diesen Gauch,
Dank deiner klugen Rede auch.
Ohn' dich wär's sicher schief gegangen.
Nachdem den Satan wir bezwangen,
Bin ich sicher, dass den Krieg
Wir auch beenden mit `nem Sieg.
Dann wurd der Narr zum Adjutant
Und zu Quakses Leibleutnant ernannt.

***

Wie's auf dem Schlachtfeld weitergeht
In der nächsten Folge steht.
Vorausgesetzt der Muse frommt
Es dass sie heut noch zu mir kommt,
Dann geht es froh und heiter
Im Krieg schon morgen weiter.

wird fortgesetzt


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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.