Donnerstag, 14. Februar 2013

Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 13-19
- 7. Kriegstag -
-  Das Kriegsglück wendet sich  -

Schnell sprach der König ein Gebet:

"Ihr Götter all, ich fleh euch an.
Ich hab nichts Unrechtes getan!
Euch ist doch sicher allen klar,
Dass es ein Unfall damals war.

Dass Krümeldieb ersoffen ist,
Wie ihr sicher alle wisst,
Lag dran, dass er nicht schwimmen konnt'!

 
Als die Seeschlange am Horizont
Damals vor uns ist aufgetaucht
Hat er sein Leben ausgehaucht.


Hätt' er sich an mir festgeklammert
Könnte er noch heute leben.
Die Sache ging deshalb nur daneben,
Weil er losließ mich und hat gejammert,
Anstatt an mir sich festzuhalten.
Er war sein eignes Fehlverhalten
Damals als die Schlange kam
Und den besten Freund mir nahm.

Ach Zeus, du weißt es sicher doch
Besser als die andern noch,
Dass ich Troxartes Sohn sehr schätzte.
Dass Parteckfresser ich vergrätzte
War nicht meine Absicht. Ach
Lieber Gott, ich bitt dich mach
Dass Zephyros sich schlafen legt
(Ilias 4/275; 4/423; 7/63;  9/5; 11/ 305; 16/148;  19/415; 23/200;
Westwind, aus Thrakien, stürmisch, schnellster Wind, jagt die
Wolken auseinander, zeugte des Achilles Rosse, tafelt  mit den Göttern)



Und Eurus durch das Schilfland fegt.
(Ostwind, der drückende Regenluft und Gewitter bringt)
Ich bitt dich, rette die Armee.
Lass sie nicht verbrennen.
Du wirst doch einen Trick wohl kennen
Oder irgendeinen Dreh,
Mit welchem Zephyros du kannst foppen
Und sein wildes Fauchen stoppen.
Wenn du Eurus blasen lässt,

Dann rettest du den Froschepheben
Meiner Armee ihr kostbar Leben.
Und Vater Zeus, es wär' ein Segen,
Schick uns auch ein bisschen Regen
Dass er das Schilfgras schön durchnässt.
Ich fleh dich an Gott Zeus, spiel du
Dem Narren bessre Karten zu,
Damit er's leichter hat im Krieg
Und für mich erkämpft den Sieg.
Was könnte dir ein Maussieg nützen?

Halt die Ägis, uns zum Schutz
Über das Heer damit zum Trutz
Meine Landknechte und Bogenschützen
Sich im Feld noch mal besinnen.
Lass mich diese Schlacht gewinnen.
Wenn du mir mit den Untergöttern
Beistehst werd ich dich vergöttern
Bis ans Ende meiner Tage.
Du siehst es doch, Gott Zeus die Lage
Für mein Volk ist mehr als schlimm."

Da griff Gott Zeus in seinem Grimm
Darüber dass man ihn gestört
Hatte auf des Idas Spitze,
Und über das Gebet empört,
Zum Donnerkeile und zum Blitze.

Krachend schlug es unten ein.

"Das wird wohl ein Gewitter sein"
Dachte der Narr. Was dann geschah
Ging selbst ihm und Keckpätt nah,
Der mit dem Schwerte in der Hand
Trotzig an seiner Seite stand.

Was war gescheh'n? Was war passiert?
Der Kronide, im Zorne, aus Versehn,
Hatte mit seinem Donnerkeil,
Der tapfren Froscharmee zum Heil,
'Ne Regenwolke auch getroffen.
Diese durchlöchert, unten offen,
Schüttete ihr Wasser aus.
Den Mauskriegern war es ein Graus.
Die Kämpfer des dritten Heerskorps
Sprangen um nicht nass zu werden,
Auf dem Schlachtfelde am Moor
In ihre Löcher in der Erden.

Dort wollten sie verschreckt vom Krachen
Des Donners eine Pause machen
Um Mut zu schöpfen nebenbei
Für die weitere Keilerei.

Das Regenwasser lief putzmunter
Gurgelnd indes den Hang herunter
Und zehrte die Flammen, die bergauf
Sich fressen wollten, gierig auf.
Es stürzte in die Löcher gar.
Wo bisher es schön trocken war,
Stand das Wasser bestenfalls,
Nun  den Mäusen bis zum Hals.
Ach was haben sie gepfiffen.
Als die Lage sie begriffen
Sprangen eilig, Maus um Maus,
Fix auf das Schlachtfeld sie hinaus
Um notgedrungen, ohn' zu zagen,
Sich weiter mit dem Feind zu schlagen.

Von des Kroniden Donnerschlag,
Der die Welt am hellen Tag
Getroffen hatte mit aller Macht
War auch Gott Eurus aufgewacht.
Er hatte just grad bei der alten
Eos ein Nickerchen gehalten.
( Ilias 19/1; 23/227; Morgenröte, steigt aus
dem Okeanos und sendet das Licht über die Erde)

Ausgeruht und mit Elan
Fing er sogleich zu blasen an.
Er hatte das dringende Verlangen
Seine lang geschonten Wangen,
Wieder einmal aufzuprusten
Und das Feuer auszupusten.

Von Osten aus, als Gegenwind
Besiegte er Aurora's Kind.
(Von Asträus geschwängert ist sie die Mutter der Winde,
Deren und Asträus Spross,
Der Westwind namens Zephyros,
Hat sich nicht sehr lang gewehrt.
Er ward vom andern umgekehrt!
Und auch das Feuer kehrte stumm
Nun in die Gegenrichtung um.

Für die Frösche war es gut.
Den Mäusen indessen kam die Glut,
Und das war weiß Gotte kein Segen,
Von vorne plötzlich nun entgegen.
Sie waren drüber arg entsetzt.

Vom Schwelbrand an den Strand gehetzt
Hatte sich abrupt die Lage
Verschlechtert, das stand außer Frage.
Sie wussten weder ein noch aus.
Man war im See ja nicht zu Haus.
Vorne Feuer, hinten Wasser!
Der Gegensatz konnte nicht krasser,
Das sahen die Mäusekrieger ein,
Als er es jetzt war, nicht mehr sein.

Vorne heiß und hinten nass;
So macht das Kämpfen keinen Spaß.
Von hinten kühl, von vorne heiß;
Das bracht die Mäuse arg in Schweiß.
Sie hatten zwar die freie Wahl
Zwischen den Flammentod in Qual
Oder dem nassen Tod im Wasser,
Sich ganz nach Belieben zu entscheiden.
Die eine blass, die andre blasser,
Mocht' keine Art so richtig leiden.
So liefen hektisch kreuz und quer
Sie am Strande hin und her.


Die Flammen rückten immer näher.
"Soldaten" schrie der Feuerspäher,
"Die Sache brenzlig für uns steht.
Sprecht alle schnell noch ein Gebet.
Vielleicht hilft uns ja Smintheus."

Was man dazu wissen muss:
Gott Smintheus, der Gott der Mäus,
Ein Sohn des Obergottes Zeus,
Hat den Nagern wohl gewogen,
Schon manche aus dem Teich gezogen
Wenn sie dem Ertrinken nah,
Betend zum Olymp aufsah.

So hat man leise oder laut
Sich dem Gotte anvertraut.
Überall am Froschteichstrand
Zum Gebete man sich fand.



"Lieber Smintheus, sei so gut
Errett uns alle aus der Flut.
Großer Gott Apollon du,
Lass es, wir bitten dich, nicht zu,
Dass wir alle untergehen.
Lass dich am Teiche hier schnell sehen
Und zieh uns aus dem Wasser doch,
Wir fleh'n dich an, nur einmal noch.
Loxias, Hekatebolos,
Der du im Olympos wohnst,
Lykeios, Pythios-Phoibos,
Und neben deinem Vater thronst,
Wir bitten dich, lass unsern Haufen
Nicht im Hetschenteich ersaufen."

So haben sie den Blick nach oben
Betend zum Olymp erhoben.
Doch Smintheus hat nicht reagiert.

"Also gut, es ist egal"
Sprach am Ende arg frustriert
Zu seinem Hauf der General,
Er war eine gar tapfre Maus.
Und dann sprang mutig er voraus
Ohne zu zagen in die Fluten.
Die andern, wollten sie nicht schmoren,
Mussten ebenfalls sich sputen.
"Wir sind allesamt verloren"
Schrie Apodemus Mus im Sprung.
"Ich bin zum Sterben viel zu jung"
Schrie nebenan sein Kamerad
Und sprang ins nasse Wasserbad.


***

Ob der Krieg am Froschteichstrand
Damals so sein Ende fand,
Weiß aus momentaner Sicht
Selbst der Autor jetzt noch nicht.
Fest steht, dass es weitergeht.
Wie, Ihr morgen hier dann seht.


wird fortgesetzt



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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.