Mittwoch, 20. Februar 2013

Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 13-23
- 7. Kriegstag -
- Austausch von Gefangenen  -

"Pack schlägt sich, Pack verträgt sich" war
Das Motto der Götter offenbar
Mit welchem vom Olymp aus sie
Regierten unten Mensch und Vieh.

Die Frösche und Mäuse unterdessen
Hielten es nicht für angemessen
Es den Göttern gleich zu tun.
Zwar trafen sich, was opportun,
Die Truppenführer beider Seiten
Am Schlachtfeldrand um Einzelheiten
Zu klären und neu festzulegen.

Doch dabei ging es den Strategen
Nur um des eignen Königs Heil.
"Pausback ist auf den Endsieg geil"
Sprach Puggütz zum Mäuseoberst Nager.
Der letztere, Troxartes Schwager,
Ein gar durchtriebener Filou,
Erwiderte: "Mein Freund hör zu:
Auch Parteckfresser will den Sieg.
Du weißt ja, er zog in den Krieg
Für seinen Sohn. Er wollte Rache.
Dass ich ganze Sache mache,
Ich sag es im Vertrauen dir,
Verlangt der König auch von mir."

Was schlägst du vor? Was kann man nun
In dieser Situation noch tun,
Die Sache ist ja arg verfahren
Um unser Gesicht dabei zu wahren?"
Wollt Oberst Poggütz gar gerissen
Von seinem Gegenüber wissen.

"Wir tauschen die Gefangenen aus"
Gab zur Antwort drauf die Maus.
"Das schafft in dieser üblen Lage
Uns beiden Luft für ein paar Tage.
Wir führen damit beiden Seiten
Nochmals frische Kräfte zu.
Während die sich weiter streiten
Können wir in aller Ruh,
Noch wehen unsre Landesfahnen,
Den Kriegsausgang dann weiter planen."

So wie vom Oberst vorgeschlagen
Hat es sich dann zugetragen.

Frosch um Frosch und Maus um Maus
Tauschten, was noch lebte aus.
Von Käslochnister gut bewacht
Wurden gleich zwei zurückgebracht
An den Teich ans Hetschenmoor,
Die drei Tage erst zuvor,
Als die Armee vorbei dort kam,
Beim Baden man gefangen nahm.

Im Gegenzug nahm Käslochnister
Seine gefangenen Geschwister,
Sichtlich froh und voller Glück,
Vom Pfuhl nach Mausheim mit zurück.

Wie just gerad' im Einzelfall
Geschildert wurden überall
Die Gefangenen nun ausgetauscht.
Zigtausende kamen dabei frei.
Auch Krottebabert war dabei.

Vom Glück der Freiheit wie berauscht
Sprang er, er hatte nach frischem Fleisch Verlangen,
Gleich los, um eine Fliege sich zu fangen.
Doch er hatte Pech, o je.
Fünf Mäus' der vierten Mausarmee,
Hatten bös, so war die Welt,
Eine Falle ihm gestellt.

Sie saßen feig in ihren Löchern
Und stießen wie aus irdnen Köchern,
Just in dem Momente zu
Als der Grüne sich im Nu
Den Fliegenköter wollte fangen.
Es ist tödlich ausgegangen!
Die Fliege wurd zum Henkersmahl.
Er selbst verendete in Qual.
Durchlöchert von fünf spitzen Pfeilen
Gab's für den Stabsarzt nichts zu heilen.
Im Gegenteil, als der ihn fand
Zog er die Fliege ihm am Band,
Ach, was hatte er ein Glück,
Denn sie war noch nicht verdaut,
Aus dem Magen ihm zurück.
Genüsslich hat er sie zerkaut,
Und murmelte dabei diskret
Für den Toten ein Gebet.

Der Krieg wurde, so ist das immer,
Wenn keiner nachgibt, immer schlimmer.
Die Kriegstreiber auf beiden Seiten,
So wie zu Agamemnons Zeiten,
Scheuten weder Müh noch Kosten
Und brachten, wie einst am Hellespont
Nun neue Truppen an die Front.

Im Westen aber auch im Osten
Gab es für Frösch' und Mäuse nun
Kaum noch Zeit sich auszuruh'n.
Selbst die Offiziere
Griffen zum Rappiere
Und zeigten in ihrer Kampfeswut
Gar tapfer alle ihren Mut.

Der General von Krustenbiss
Hatte vor keinem Grünen Schiss.
Er war eine gar kühne Maus
Und marschierte stets voraus.
Vom Kriegsalltag gar schlimm verdorben
Hatte Meriten er erworben
Sich bei Schinkenklauber schon.
Jetzt unter Pternotroctes Sohn
War auf Verderb oder Gedeih
Er wieder einmal mit dabei.
Drei Kriege hat er mitgemacht
Und schon verwonnen manche Schlacht.

Als mit dem Schwerte in der Hand
Er urplötzlich vor Frosch Atetsch stand
Ist ihm der Mut gar schnell vergangen.
Er hatte plötzlich kein Verlangen
Zu einem echten Zweikampf mehr.
"Es ist mir" sprach er, "eine Ehr"
Denn Du bist mir überlegen
Dir meinen Dolch und auch den Degen
Zu übergeben. Ohne Waffen
Kannst du mich dann nach hinten schaffen."

Er dachte heimlich: "Als Offizier
Geht es bei den Fröschen mir
Selbst in Gefangenschaft noch besser
Als an der Front für Parteckfresser.

Doch es sollte anders kommen
Als er es sich vorgenommen.

Atetsch hat ihn sich vorgeknöpft.
Am Ende lag die Maus geköpft
Dort wo sie grad noch eben stand
Im eignen Blut im Niemandsland.


Viele gar tapfere Soldaten
Sind ums Leben nun gekommen
Weil sie an einen sind geraten
Der es ihnen hat genommen.

Nicht alle sind so feig gefallen
Wie Krustenbiss der General.

Der wurde auf der Flucht erschlagen.
Von wem, das kann er nicht mehr sagen.

Eine der tapfersten von allen
Mäusen war Bissenklau, ein Korporal.
Wie Delon in der Dolonie
(Ilias 10/ 314-571; Der zehnte Gesang der Ilias wird nach
 dem troischen Späher, der von Odysseus und Diomedes
gefangen und getötet wurde, so genannt)
Trat er gar mutig und verwegen
Dem tapfern Quakerich entgegen.
Der zog sein Schwert: "Du blödes Vieh
Ich bring dich um wie Diomed
Der Sohn des Tydeus als Soldat
Mit Delon es vor Troja tat,"
So beschimpfte er die Maus
Überheblich laut gar fies
Und trat an vor ihr zum Strauß
Der sich nicht vermeiden ließ.


So wie es bei Homer noch steht
Geschah es nun mit Bissenklau.
Erst wurd ihm im Magen flau
Doch dann, nachdem dem armen Tropf
Abgeschlagen ward der Kopf,
Wurd er bewusstlos. Niemals mehr
Musst er in Troxartes Heer
In den Krieg 'ne Schlacht zu schlagen.
Ohne etwas noch zu sagen
Ist er gestorben. Seine Leiche
Platzierte Quakerich am Teiche
So dass vom Mauspalast aus sie
Auch gut für alle sichtbar war;
Doch leider vor der Teichoskopie 

Stahl sie von dort der Adebar.
Ein Kamerad von Bissenklau,
Mit Namen hieß er Katznichttrau,
Hatte, was mit dem Freunde war geschehen
Aus nächster Näh mit angesehen.
Der hatte nur noch einen Arm.
Den andern hatte er im Krieg verloren.
Wutentbrannt mit Zorn und Harm,
Hat Rache er dem Frosch geschworen.
Gleich sprang er vor, so wie ein Schemen
Um sie an Quakerich  zu nehmen.
Er zog das Schwert mit Doppelschneide
Zur Tat entschlossen aus der Scheide
Und wollt sich grad dazu erfrechen
Der dreisten Mörder zu erstechen.

Da traf von hinten ihn ein Pfeil
So unglücklich ins Hinterteil,
Dass sein Schwanz wurd arg lädiert.
Als ob der Murner es grad fräß`,
So schmerzte ihn sein Mausgesäß.
"Was ist denn" dacht er, "da passiert?"
Er wollt sich umdreh'n um zu sehen
Wie das Unglück war geschehen,
Da wurd er, denn der Schmerz war groß.
Vor lauter Pein besinnungslos.

Er krachte auf den Boden nieder
Und kam nicht mehr in Gang.
Er blieb gelähmt sein Leben lang
Und wurd nie wieder froh.
Dass es ein eigner Schütze war
Der Quakerich verfehlte um ein Haar
Und versehentlich traf seinen Po,
Wurd ihm erst nach dem Kriege  klar
Als zu Haus er längst als Krüppel war.

Der Bogenschütze Maisbreischmatzer,
Wütend über seinen Patzer,
Schoss indes ein zweites Mal.
Sein Pfeil traf Prootz den General

Vom achten Quakfroschregiment
In seine rechte Hinterbacke.
"Verflucht " dacht der, "verdammte Kacke,
Das ist nun mein Kariereend,

Denn wenn einem so hohen Tier,
Wie ich es bin als Offizier,
Herausragt aus dem Hinterteil,
Eines Mäusekriegers Pfeil,
Sieht man  ihm an, dass in der Flucht
Er hat im Krieg sein Heil gesucht.
Anstatt mit Orden mich zu zieren
Wird mich der König degradieren.

Während der General noch dachte
Und sich Karrieresorgen machte,
Schlug nebenan Frosch Quakerich
In wilder Kampfeslust um sich.
Wie Diomed, des Tydeus Sohn
Es dereinst tat vor Ilion,
(Ilias 10/ 487 ff)
Brachte er dreizehn Gegner um.
Im Schlafe, ohn' lang zu fragen,
Hat er sie allesamt erschlagen.
Für ihn war es ein Gaudium.
Der feige hinterlist'ge Lurch
Schnitt ihnen ihre Kehlen durch.
Röchelnd haben sie Ihr Leben
Im Schlaf dem König hingegeben.
Der Mörder grinste selbstzufrieden.
Er hatte den Kampf für sich entschieden
Und wollte grad ein Päuschen machen.
Da erschreckte ihn ein Krachen
Wie er es noch nie vernommen
Hatte in einer Schlacht bisher.

"Ich hab wohl etwas abbekommen"
Dacht er und es fiel ihm schwer
Sich auf sein glitschigkalten
Hinterbeinen noch zu halten.

Ein Mauser, ihm nicht wohl gewogen,
Hatte von hinten ungezogen,
Das ahnte er, "verdammte Zucht,"
'Nen Knüppel ihm mit voller Wucht
Auf den Schädel ohn' zu fragen,
Aus dem Hinterhalt geschlagen.
Ein Donnerschlag war nichts dagegen,
So dröhnte es in seinem Kopf.
Er griff zwar noch zu seinem Degen.
Dann wurd ihm schlecht. Dem armen Tropf
Strömte das Blut vom Ohr zum Kinne.
Dann schwanden langsam ihm die Sinne.
Das Letzte was er dachte war:
"Was war ich doch bloß für ein Narr.
Für Pausback hab mein Leben
Ich sinnlos hingegeben.
Wär' ich zu Haus bei meinen Lieben
Anstatt zu kämpfen, nur geblieben,
Dann könnt ich, anstatt jetzt zu sterben,
Einst meinen alten Herrn beerben.
Bestimmt hätte er mir sein Reich
Vererbt und auch den schönen Teich
Mit all den netten Kröten drin.
Doch dies ist endgültig vorbei.
Der Krieg und auch die Tyrannei
Machen wirklich keinen Sinn"
So dachte er in seiner Not.
Da erlöste ihn der Tod.

***

wird fortgesetzt



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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.