Donnerstag, 25. April 2013


Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 18-7
- Frosch und Kröte in der Kunst -

Hieronymus Bosch

 - Garten der Lüste -


Im "Garten der Lüste" offenbar
Der Frosch als Lüstling selten war.
Kein einziger Frosch scheinbar zu sehen
Der mitmacht dort das Lustgeschehen.

Wenn länger wir das Bild betrachten
Und auch auf Kleinigkeiten achten,
Finden wir die Frösche doch
Im Garten der Lüste noch.

Ein Frosch, recht sonderbar und klein
Findet sich im Hauptteil ein.
Besitzt zwei Beine nur und steht
Hinter 'nem Reh  das vor ihm geht.


Zwei Beine hat der Frosch dort nur.
Die andern sind zur Reparatur,
So denk ich, dieses ist der Grund,
Oder ist er nicht gesund?
Lassen wir die Frage offen
Und uns für ihn das Erstere  hoffen.

Während weiter wir uns schinden
Noch ein Exemplar zu finden
Vom Markenzeichen Frosch
Im Triptychon von Bosch,
Hören wir vom Himmel her
Quaken plötzlich und Geplärr.


Links oben durch die Lüfte schwingt
Sich ein Löwenaar; was er wohl bringt?
Ja, er tut uns den Gefallen.
Er trägt ein Fröschlein in den Krallen.
Wohin der Löwenadler fliegt
Hab ich nicht herausgekriegt.

Sehen weiter wir uns um
Erblicken wir ein Unikum
Welches unten rechts am Strom
Sich mit 'nem Frosch schleicht just davon.
Obwohl der Frosch ist riesig groß
Wird abgeschleppt er mitleidlos.
Was der Dieb will mit dem Tier
Hat er nicht verraten mir.



Wir trauern dem Frosch nicht lange nach
Und suchen weitere nun wach.
Linker Flügel Triptychon
Gibt es mehrere davon.
Am Teiche unten gleich ein paar.
Doch sie sind nur Inventar,
Als Zugabe, wie sich's gehört,
Die keinen Kunstexperten stört.


Doch hat sie sicher unterdessen
Das Scheusal alle aufgefressen,
Welches der ersten, der noch zuckt,
Gerade eben dort verschluckt.


Vom Teiche, gleich beim Einhorn dort,
Hüpft ängstlich auch grad einer fort
Und rechts daneben, wenn ihr sucht,
Seht ihr 'nen andern auf der Flucht.


Unten links, ganz in der Ecke,
Streiten zwei Vögel sich zum Zwecke,
Einen weit'ren Frosch indessen,
Zu zerfleischen und zu fressen.


Im Mittelgrund, im See indes
Schwimmt auch ein Frosch und taucht gar kess
 Hinter dem Schwan im Wasser auf,
Direkt vor eines Hasen Vorderlauf.
Drei Symbole in einer Reih:
Wollust, Zauber, Heuchelei.



Am Teiche, nun zur rechten Hand,
Kriechen Lurche grad an Land.




Auf einem Felsen sitzt ein Frosch,
Zieht gar skeptisch seine Gosch
Als dächte er "Hieronymus
Mach mit diesem Unsinn Schluss,
Sonst geht noch völlig in die Hose
Beim Malen die Metamorphose."

Vom Ufer aus hat das Geschehen
Ein andrer Frosch mit angesehen.
Er hat verschmitzt darob gelacht


Und sich dann aus dem Staub gemacht
Denn nebenan stand im Revier
Zähnefletschend ein gar wildes Tier
Das bedrohlich fauchte
Als ob es was zu Fressen brauchte.

Doch wenden wir in aller Ruh
Uns nun dem rechten Flügel zu.


Dort sitzt auf einer Mädchenbrust
Ein Frosch. Die Ausgeburt der Lust,
Hier als Strafe für die Eitelkeit
Vor der die Maid war nicht gefeit.

Als Zeichen wohl für Häresie
Sitzt ein Mini-Krötenvieh
Beim Oboe-Spieler noch,
Dem sie auf die Schulter kroch.


Ein Wolllustfröschlein am Gewande
Trägt unten rechts im Bild am Rande
Ein Spanner wohl, der still das Treiben
Bestaunt und anonym will bleiben.


Verbirgt sich hinter einer Nonne
Die schweinisch sündigt voller Wonne.

Aufgespießt ganz links ein Frosch.
Durch die Kloake bis zur Gosch,


Gemartert vom geglühten Stahl
Muss ertragen er die Qual,
Die Hieronymus erdachte
Als er ihn ins Bild einbrachte.

Im Knochenbaum erkennen wir
Zechende Männer all beim Bier.

Es wird wohl eine Sekte sein
Die dort tagt im hohlen Bein.
Der Anführer hat seine Nöte
Denn er sitzt auf einer Kröte
Welche ihm will just entschlüpfen
Um zum Bierfass hin zu hüpfen.
Dort wo der Meister schenkt grad ein
Möchte die Kröte gerne sein.

Rechts davon, auf Messers Schneide
Fressen Bestien Eingeweide
Und dann den ganzen Sünder auf.
Ein Fähnlein mit 'nem Frosch darauf
Weist hin auf dieses Teufelswerk
Und dient uns so als Augenmerk.
Zeigt an wo's Fressen findet statt.
Die Bestien sind noch längst nicht satt.

Im Höllenflügel, links am Rand,
Ein Frosch mit Herz in seiner Hand,
Das er auf einen Bratspieß steckt,
Zum Grillen, weil's dann besser schmeck.


Weiter oben dann im Bilde
Reitet eine ziemlich wilde

Nackte Hexe zu aller Spott
Auf einer warzigen Riesenkrott.
Der Satan hat ihr unverfroren
Als Bestrafung ihrerseits,
Für Unmoral und Geiz
Dieses Reittier auserkoren.
Die Hexe hat's nicht gern gelitten.
Auf einer Kröte hopp, hopp, hopp
Büßt sie nun im Froschgalopp
In der Unterwelt beritten.

Andrerseits im Bilde rechts
Ein Fröschlein männlichen Geschlechts,
Findet es dort höllisch nett.
Mit einem Weib im Höllenbett,

Sie war auf Erden wohl 'ne Nonne,
Versucht er sich in Sachen Wonne.
Der Frosch zur Lebzeit offenbar
Auf Erden schon was bess'res war.
Ein Politiker?  Vielleicht.
Er hat auch hier schon viel erreicht.
Der Teufel gab ihm diesen Job,
Im Bosch-Bilde "Garten der Lüste".
Doch er war auch hier ein Flop
Und konnt' nicht was er  müsste.

Wir lassen den armen Frosch in Ruh
Und wenden uns stattdessen
Dem nächsten Bosch-Gemälde zu.
Der Maler, heut noch unvergessen,
Malte Frösche immerfort
Und die finden wir auch dort.

***
wird fortgesetzt



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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.