Samstag, 11. Mai 2013

Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 18-16
- Frosch und Kröte in der Kunst -

- Wilhelm Busch -
Teil 3

Der Froschfreund

Meister Busch, heut schwer zu fassen,
Fand Frösche noch Natur belassen,
Denn vor hundertfünfzig Jahren,
Das habe ich derweil erfahren,
Gab es dieselben reichlich noch.
Damals, in jedem nassen Loch,
In jedem Pfuhl und jedem Teich,
Schwammen sie und hielten Laich.

Auf jedem Stückchen feuchten Gras
Dereinst noch ein Fröschlein saß.
Beim Schwimmen, Klettern, Sonnenbaden,
Im Schilfe auf versteckten Pfaden,
Folgte Busch den braven Tieren
Um sie näher zu studieren.



Mit Kohle hat er sie versiert
Für die Nachwelt aufskizziert,
Damit auch seine Enkel noch
Lernen wie er sprang und kroch
Und wie er einst hat ausgesehen,
Der Frosch um den's bald ist geschehen,
Wenn wir Menschen all' in Sachen
Umweltschutz so weitermachen,
Wie wir es derzeit nun
Auf unserem Planeten tun.

Die Enkel werden uns verfluchen
Und uns für unsre Dummheit hassen
Wenn sie ihn vergebens suchen
Weil wir ihm keinen Raum gelassen
Haben um friedlich  neben
Uns Menschen hier zu leben.

Busch, der längst schon ist verstorben
 Hat für den Laubfrosch stets geworben,
Denn er war ein kluger Mann
Und der Natur sehr zugetan.
Noch in Hunderten von Jahren
Wird man, was er schuf bewahren,
Und damit manches Skizzenblatt
Auf dem der Laubfrosch illustriert
Vom Meister wurde konserviert
Wie der ihn noch gesehen hat.

Das erste Blatt zeigt deren sieben
Die so erhalten sind geblieben.


Aus der Draufsicht, im Profil;
Auch von hinten: Er gefiel
Dem Zeichner Busch von allen Seiten.
Das schöne Tier mit seiner breiten,
Und unsäglich großen Gosch
Das einstmals lebte hier, der Frosch.

Eine andre Studie, auf Karton
Zeigt Stücker achte uns davon,
Die dort flüchtig doch versiert
Vom Meister wurden aufskizziert.


Aphoristisch  angerissen
Mit dem Tor zur Anatomie
Ließ uns Busch im Ungewissen
Über die innere Szenerie
Bei der medizinischen Fakultät
 Der Münchner Universität.

Manchen Frosch zum Forschungszwecke
Brachte man dort um die Ecke.
Manch Quaks dahingerafft
Starb dort für die Wissenschaft.
So mancher musst sein Leben lassen
Damit die Forscher sich befassen
Konnten mit dem Lurch,
 Gänzlich durch und durch.

Auch das nächste Bild erklärt
Was einem Frosche widerfährt
Wenn er im Studiensaal tritt ein.
Da hilft kein Zetern und kein Schrei'n.
Der Forschung wegen, per Skalpell,
Trennt man den Kopf vom Leib ihm schnell.
Mancher Frosch der einst gefangen
Am Teich ward, ist so eingegangen.
So mancher Quaks dazu erkoren
Forschung und Medizin zu dienen,
Hat dort seinen Kopf verloren
Drinnen mittels Guillotinen.


Die Skizze, es war angebracht,
War als Warnung wohl gedacht
Für alle jene Hünen,
Die anatomisch sich erkühnen
In der Münchner Uni wollten,
Dass Frösche sie nicht morden sollten.

'Ne andre Skizze, die ich fand
Zeigt eine Maus im Paffengewand
Mit einem Laubfrosch nebenan.
Was deutet hier der Künstler an?
Es ist zu spät um ihn zu fragen;
Er kann's uns nicht mehr sagen.
Es könnt ein Hinweis sein darauf
Dass beide im Geschichtsverlauf
Seit der Batrachomyomachie
Sich oft schon standen vis a vis
Und nie der selben Meinung waren.
Interessant wär' zu erfahren
Was Wilhelm hat dabei gedacht
Als zu Papier er sie gebracht.
Doch das wird sein Geheimnis bleiben
Denn Busch wird dazu weiter schweigen.

Wir wenden uns in aller Ruh
Indes dem nächsten Kunstwerk zu.

Die Bleistiftskizze zeigt uns drei
Frösche mit Maiglöckchen anbei;
Ansonsten keine Neuigkeit!

Des Meisters künstlerische Fähigkeit
Wird demonstriert im nächsten Blatt
Das W. Busch skizziert uns hat.
Den Höpping wie er lebt und leibt
Und wie er sich die Zeit vertreibt,
Hat Wilhelm uns hier dargestellt
Und uns zeichnerisch erhellt.
Der obere, man glaubt es kaum,
Versucht grad einen Purzelbaum;
Nimmt Anlauf, beugt sich, macht sich krumm;
Doch dann fehlt es ihm an Mumm.
Er strauchelt, schreit Zeter Mordio
Und kracht auf seinen grünen Po.

Nach einer Pause voller Pein
Fällt ihm etwas Neues ein.
Wer es beim Sport bringt nicht zu Ruhm
Muss eben etwas anderes tun.
Er zündet sich ein Pfeifchen an.


Doch auch das hat ihm nicht gut getan.
Er krümmt sich, spuckt, hält sich den Bauch.
Fast hätt' ihn umgebracht der Rauch.

Er überlebte, wie wir wissen.
Doch sein verräuchertes Gewissen
Sagte ihm. "Du musst was tun!
Mach gegen Tabak dich immun!
Treibe Sport und trimm dich fit!
Ohne Nikotin und Sprit,
Ist das Leben, du wirst's seh'n,
Ganz gewiss genau so schön!"

Das hat der Frosch dann auch gemacht.
Busch hat es zu Papier gebracht.

Wir seh'n ihn auf dem Skizzenblatt
Wie er Gymnastik treibt anstatt
Dem Rauch und Alkohol zu frönen.
Doch schwer fällt ihm das Abgewöhnen.


Kosakentanz und Liegestützen
Sind hilfreich hierbei und können nützen
Bei der Gift-Entziehungs-Kur.
Vorausgesetzt man übt auch stur
Und hält es bis zum Ende durch.
Ist fit danach erneut der Lurch,
Ist es, das wird ihm schnell klar,
Beinah wie zuvor er war.

Müde sinkt er auf die Bank.
Schöpft neue Kraft, und Gott sei Dank,
Macht er weiter. Laut Programm
Sind zehn Kniebeugen jetzt dran.

Dann Hüpfen auf den Hinterbeinen!
Busch malte ihn, so will es scheinen

Für den Münchener Bilderbogen
Als Studie für die Geschichte
Von der ich vorne schon berichte.
(Gemeint ist die Geschichte vom Frosch und den beiden Enten)

Von den Enten nun zum Frosche
Der mit seiner breiten Gosche
Blitzschnell nach einer Fliege schnappt.


Ob er diese hat geklappt ??

Ja, er hat sie fest entschlossen
Im Vorbeiflug abgeschossen!


Seht selbst, sie ist nun nicht mehr da.
Indes ist unser Hopsassa
Weiter auf der Fliegenjagd.


Was hätte Wilhelm wohl gesagt
Wenn er heute bei uns säße
Und all die Nonsens- Sprüche läse,
Die über ihn ich mir erlaube
Und mir aus den Fingern sauge?

"Gut erkannt" würd' er mich loben.
Wahrlich, die drei Höpper oben,
Hab ich bei der Jagd studiert
Und in mein Skizzenbuch skizziert.

Ihr seht die grünen Jagdgesellen
Auf der Pirsch das Wildbret stellen.

Hingegen sieht dem Jägersmann
Am unt'ren Rand das Pech man an.
Was als Fliege hat gerochen,
Hat als Wespe ihn gestochen.
Man sieht es ihm ganz deutlich an.
Der Stich im Hals hat weh getan.
Schmerzgekrümmt sieht man ihn glotzen;
Wahrscheinlich muss er kotzen!


Ein Busch-Frosch sei hier noch genannt.
Er wurde mir kürzlich erst bekannt.


Wilhelm schickte ihn per Brief
An eine, die er "Nanda" rief.
"Liebe Nanda," schrieb er ihr;
"Langsam wird es Frühling hier.
Schon quakt der Frosch. Mit frohem Schall
Stimmt ein bald auch Frau Nachtigall.
Im nächtlichen Duett die zwei
Singen uns den Lenz herbei."


Was drauf die Nenn-Nichte ihm schrieb
Dem Busch-Forscher verheimlicht blieb,
Denn der Meister gar gerissen
Hat den Antwortbrief zerrissen.

Der Frosch indes an seinem Teich
Quakte lustig bei der Laich.
Und Frau Nachtigall beim Rendezvous
Sie sang ihr schönstes Lied dazu.

***

Was Busch für uns hat illustriert
Hab ich ein wenig koloriert
Und dabei seine Bilderbogen
Speziell nur auf den Frosch bezogen.

Zum Abschluss will ich mich erfrechen
Zwei Frösche für euch zu besprechen,
Die ich nach Busch, der wär' entsetzt
Auf seinen Schädel hab gesetzt.
Den einen hab ich umgedreht
Damit er besser darauf steht.
Der andre sitzt im Augenhohl,
Für Auferstehung als Symbol.


"Was will der Künstler damit sagen"
So werdet ihr euch sicher fragen.

Ich geb' ja zu, das Bild ist Pfusch.
Doch sag ich auch, "Der Frosch ist Busch
Gleich nach der Reinkarnation.
Das hat der Meister nun davon!
Elf Dutzend Frösche malte er.
Nun kommt er selbst als Frosch daher.
Doch auch so hat er noch Scharm.
Die Flieg ist Nanda wohl, sein Schwarm
So mag es sein in Gottes Namen.
Auferstanden sind sie, Amen.



***

wird fortgesetzt

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.