Dienstag, 21. Mai 2013

Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 19-26
- Lyriker im Himmel -

"Saulus, Paulus" sprach sublim
Der Herr danach ganz leis' zu ihm:
"Von dir hatte ich mehr erhofft.
Unten auf Erden hast du oft
Gepredigt viele, viele Stunden
Um deine Meinung zu bekunden
Die du dir gemacht von mir.
Und nun in meinem Reiche hier
Berufst du dich auf Krötenlaich
Und auf fette Krotten,
Beschrieben von einem andern,
Die glücklich wie im Himmelreich,
Lärmend um die Teiche wandern.
Und uns hier oben all verspotten."

Das hat Paulus sehr gegrämt.
Er sah zu Boden arg  verschämt.
Doch dann schöpfte er neuen Mut
Denn er wollte von den Gaben
Im Obstlerkruge auch was haben.

Drum sprach zu Jesus er "Na gut"
Und dann fügte er spontan
Was ihm einfiel just grad an:

"Du weißt ich bin viel rumgekommen,
In all den langen Wanderjahren.
Da hab ich einiges erfahren!

Von den nicht gerade frommen
Leuten am Eridanos-Strom
Erfuhr ich von einem Tier-Pogrom
Und ließ ich es mir bekunden,
Das damals dort hat stattgefunden."

Nach dieser Einleitung sodann
Zu berichten er begann.




Der Froschmäusekrieg
 von
R.W. Aristoquakes

Proömium

Nun, da ich im reinsten und edelstem Sinne,
was sich einst ereignet, zu berichten beginne,
bete ich inständig zu Helikons Chor,
auf dass alle Völker mir leihen ihr Ohr,
damit all die sechstausend Menschenmillionen,
die heute auf der Erde hier wohnen,
von jenen Helden, die dereinst hier waren,
die wahre Geschichte vom mir nun erfahren.

Möge mein Werk, wenn es einst erschienen,
der Menschheit zur Lehre allzeit stets dienen,
damit sie, auch wenn beim Lesen sie lacht,
nicht ebenfalls solche Dummheiten macht,
wie es dereinst die rabiaten
antiken Tiere in Griechenland taten.

Vor mir liegt das Blatt in gähnender Leere.
Auf dass ich den Ruhm der Kriegshelden mehre,
berichte ich euch aus uralter Zeit,
als Frösche und Mäuse gerieten in Streit

Ich flehe zu Gott, mir die Feder zu führen,
um mit Ruhm die Helden von damals zu küren.
Ich bitt‘ ihn, homerische Worte zu finden,
aus denen sich lässt ein Lorbeerkranz winden.
Den drück‘ ich gedanklich, das sei mir erlaubt,
jenen wackeren Kriegern zur Ehre auf‘s Haupt,
die damals, vor Christus, im Jahr eins zwo acht,
schlugen so mutig und tapfer die Schlacht.

Möge es mir mit den Göttern gelingen,
euch Menschen von heute, das nahe zu bringen,
was Frösche und Mäuse, den Giganten einst gleich,
heldenhaft streitend, erwirkten am Teich.
Von glorreichen Taten ich euch nun berichte.
Und solch einen Anfang nahm die Geschichte



Der Froschmäusekrieg


Entkommen war mit knapper Not,
ein Mäuslein eben noch dem Tod.
Das Wiesel war nicht schnell genug.
Als die Maus 'nen Haken schlug,
lief der Verfolger geradeaus,
was großes Glück war für die Maus.
Just entkommen der Gefahr,
sie erschöpft und ängstlich war.

Hat deshalb nach rasanter Flucht,
ein sich’res Plätzchen sich gesucht.
Im Uferschilf, am kühlen Strand,
die Maus ein solches schließlich fand.

Lang hingestreckt, vor Schreck ganz blass,
lag zitternd und noch angstschweißnass
nun sicher, wie im Mutterschoß,
sie im weichen Ufermoos.
Allmählich wich aus ihr der Schrecken.
Wohlig begann sie sich zu strecken,
reckte den Pelz der Sonn‘ entgegen
und wollte sich grad schlafen legen.
Sie dacht‘ bei sich, jetzt froh gesonnen,
„ein neues Leben wird begonnen.
Gleich heute fang‘ ich damit an
oder morgen, irgendwann.

Das neue Leben zu begießen ,
welches es galt jetzt zu genießen,
nahm einen Trunk sie aus dem Teich.
Wollt‘ an der Köstlichkeit sich laben.
„Ich danke Dir für deine Gaben“,
sprach sie zum Schöpfer einfallsreich.

Da erschreckte sie ein Quacken.
Mitten im leck‘ren, kühlen Trunke,
saß mit aufgeblähten Backen,
eine dicke, feiste Unke, 
und nebenan, mit breiter Gosch,
quakte laut ein grüner Frosch.



„Hallo Graurock, nun pack aus“,
so keckerte er zu der Maus.
„Wer bist du, Freund im Pelzgewand,
was machst du hier an meinem Strand? 
Wer ist dein Vater, hast du Quappen?
Lass dich beim Lügen nicht ertappen!
Sag die Wahrheit bitte mir,
denn ich bin der König hier
und regier in diesen Breiten,
seit jeher und für alle Zeiten.
Ich werd‘ in Ehren stets gehalten
von den Jungen wie den Alten.
Pausback mich mein Froschvolk nennt,
das keinen bess‘ren Herrscher kennt.
Mein sel’ger  Quaqua Schlammbert schon,
war ein König in Person,
und in Liebe einst vereint
mit Nasstrud , die vor Glück geweint
als ich in ihrer Quappenschar,
der Erstgeborene einst war“.


„Auch dir, das muss ich eingestehen,
ist edle Herkunft anzusehen.
Mein geschultes Auge sieht
in dir das königlich‘ Geblüt,
und es hat fürwahr den Schein,
als könntest du auch streitbar sein.
Mut und Kühnheit, das ist klar,
denn ich sah was vorhin war,
wie den Streit du angenommen
und dem Wiesel bist entkommen.
Ich bin dessen mir bewusst,
dass du ein großes Tier sein musst.
Man sieht dir an, du bist ein Held,
zählst mehr als and‘re auf der Welt.
Bist ein König wohl, wie ich.
D‘rum bitteschön, erkläre dich.
Wenn du meiner würdig bist,
was ja durchaus möglich ist,
könntest gar mein Freund du werden.
So wahr ich  König bin auf Erden,
verspreche ich, ich lad dich ein,
zu Haus bei mir mein Gast zu sein.
Geschenke werde ich dir reichen,
wie sonst nur Helden meinesgleichen.
So bitt‘ ich nochmals, sag‘ geschwind
wer du bist und wessen Kind.

Krümeldieb, so hieß die Maus,
sprach daraufhin gerad‘ heraus: 
„Wie kannst du mich nach Herkunft fragen?
Das kann dir hier wohl jeder sagen.
Ich bin im ganzen Land bekannt.
Werd‘ Krümeldieb ganz schlicht genannt.
Den Namen hab‘ ich einst bekommen,
weil ich die Krumen nur genommen,
die mein Vater fallen ließ,
welcher Brötchennager hieß.
Mein hochherziger Papa liebte das kühle,
Mäusefräulein Leckemühle,
die als Tochter von Rex Schinkenfraß,
Adel, Geld und Gut besaß.
Als Mama mich zur Welt gebracht,
hat sie mir ein Geschenk gemacht.
Sie verbarg mich unter Nüssen und Feigen.
Manch‘ Leckerei wurd‘ dort mein eigen,
mit der Mutter mich zugedeckt,
hat vor den Manntieren versteckt.
Ich sag‘ es dir, an manchen Tagen
drückte mich sogar mein Magen,
wenn ich zu viel geknabbert hab‘
von alledem, was auf mir lag,
von all den leck’ren Schleckersachen,
die uns Mäusen Freude machen.

Doch auf dein Angebot zu kommen.
Das scheint mir listig, arg verschwommen.
Wie könnte ich dein Freund wohl sein,
wo wir doch haben nichts gemein.
Du führst ein Leben hier am Teiche,
in deinem Unterwasserreiche,
kommst selten nur heraus an Land,
immer nass ist dein Gewand.
Du lebst von Mücken und von Fliegen,
lässt nicht einmal die Würmer liegen.
Wenn du spürst danach Verlangen,
fängst du an sie dir zu fangen.
Das ist schnöde Lebensart,
die mir besser bleibt erspart“.

„Ich hingegen lass‘ mir schmecken,
mürbe, dreigebackne Wecken,
Honigkuchen mit Zuckerguss 
und darin vom Rum ein Schuss.
Mayonnaise mit Trüffel vermengt,
Schinken, der im Rauch gehängt,
süßen Käs‘ aus Rahm gerührt,
wie es unser eins gebührt.
Pastete, Mettwurst, dazu Wein
und Kekse die besonders fein.
Ich muss erles‘ne Sachen haben,
den Gaumen mir am Besten laben.
Sesamkäse, Schinkenschnitten,
hab‘ ich immer gern gelitten.
Leber, fein in Mehl gebraten.
Pudding, wenn er recht geraten.
Kurzum, ich lass mir all das schmecken, 
wonach Menschen sich die Finger lecken.

Du siehst, das ist doch sehr zum Lachen,
dass du zum Freund könntest mich machen,
wo wir sind beide so verschieden.
Ich hab‘ das Wasser stets gemieden,
denn, so lehrten mich die Alten,
„Wasser ist zum trinken nur,
hat keinen Griff, sich festzuhalten“.
Deshalb trinke ich es  pur,
zu vermeiden Wasserschaden,
und lass’ im  Rest euch Frösche baden“.

Lauthals lachte Pausback drauf:
„Lieber Freund, nun hör‘ schon auf.
Deine ganze Prahlerei
ist mir vollends einerlei.
Mir scheint, du denkst mit deinem Bauch.
Das ist bei uns jedoch nicht Brauch.
Komm mit, mein Freund, ich lad‘ dich ein,
bei mir zu Haus mein Gast zu sein.
In meinem Reich gibt’s viel zu schauen.
Du wirst den Augen kaum noch trauen,
Gottvater Zeus hat uns gegeben,
wir danken ihm, ein zweifach Leben.
Das eine, das auch dir bekannt,
das triste Dasein hier an Land.
Doch das and’re, das dir fremd,
nur ein Volk wie meines kennt.
Die Existenz im Wasser drin
erst gibt dem Leben tief’ren Sinn.
Ja, ich muss dir eingesteh’n,
für dich klingt solches schizophren.
Für einen, der wie du gekonnt,
sich Löcher gräbt, im Feld, als Haus,
ist eingeengt der Horizont.
Mir wäre solches Tun ein Graus.
Doch solltest Neugier du verspüren,
würd‘ ich dich gern‘ hinüberführen,
in mein Haus, das zu mir passt.
Mitten im See steht der Palast.
So steig getrost, ich werd‘ mich bücken,
hinauf auf meinen breiten Rücken.
Halte dich gut fest an mir, 
wenn ich dich hinüber führ,
dann kommst du, wie in einem Kahn,
wohlbehalten drüben an“.


So kam es, dass Maus Krümeldieb
auf  Pausback‘s grünen Rücken stieg.
Als sie die Arme um ihn legte
der Frosch die Paddel schon bewegte. 
Erst zwei, dann drei, dann alle vier.
Sie war sein erster Passagier,
und hat sich an ihm festgehalten,
wie an einem Freund `nem alten,
mit dem man geht durch dick und dünn,
so manches Stück im Leben hin. 

Anfangs machte das viel Spaß,
trockenen Fußes durch das Nass,
in den See hinauszugleiten.
Doch dann kamen and’re Zeiten.

Was Vergnügen g’rad‘ noch war,
sah Krümeldieb nun als Gefahr,
und als er jene hat erkannt,
wollte er zurück an Land.

„Wie konnt‘ ich Tor die Dummheit machen“,
schalt er sich selbst, sah Pausback lachen.
Dieser schien ihn zu verhöhnen,
nahm nicht wahr sein angstvoll‘ Stöhnen,
sondern erhöhte noch die Fahrt,
schwimmend nach der Frösche Art.

Das Mäuseherz begann zu klopfen
als die ersten Wassertropfen
bespritzten ihm das samt’ne Fell.
Die Fluten stiegen weiter schnell.

Er hat sich an den Frosch geklammert
und ziemlich laut dabei gejammert.
Er raufte sich all seine Haare
und alterte, so schien’s um Jahre,
denn gar nichts auf der Überfahrt,
blieb dem Mäuserich erspart.

Als der erste Wellenkamm
sein Bäuchlein, welches pelzig stramm,
auf dem Frosche lag, benetzte,
ihn das nicht gerad‘ ergetzte.
Im Gegenteil, nun gar nicht froh,
schrie er sein Zeter-Mordio
zum Olymp, zu Zeus hinauf.
Doch dieser hörte nicht darauf.

Die Maus gab zu, ganz unverhüllt,
dass sie war ziemlich angsterfüllt.
Das Wasser stand ihr bis zum Bauch
und schwappte manchmal höher auch. 
Den Schwanz ließ sie gerade sein.
Er tauchte in die Fluten ein
und wirkte wie ein Ruderblatt,
wie es sonst ein Schiff nur hat.
So stabilisierte sie die Lage,
die misslich war, was keine Frage.

In ihrer wirklich argen Not,
schien es der Maus als ein Gebot,
zu den Göttern laut zu flehen:
“ Lasst kein Unglück mir geschehen“.
Inständig bittend klangen ihre Worte,
die sie gen Himmel schrie in Forte.

„Unter mir, das grüne Tier,
ist wie einst der wilde Stier,
der, um Europa zu beglücken,
trug die Liebste auf dem Rücken,
die er geraubt, was ungezogen,
hin nach Kreta durch die Wogen.
So geschieht es wieder heute,
durch den Frosch, mit mir als Beute.
Seht ihr Götter nicht im Himmel,
was Rex Pausback, dieser Lümmel,
mittels seiner Froschgestalt,
antut mir mit Urgewalt.
Schleppt mich hin zu seiner Wohnung.
Will mein Freund sein zur Belohnung.
Ach Gott Zeus so steh mir bei,
dass dies auch die Wahrheit sei“.


Plötzlich wand sich durch die Flut,
Frosch und Maus stockte das Blut,
eine dicke, ungeheuer lange,
gefährlich gift’ge Wasserschlange,
die den Kopf stieß in die Höh‘
angriffslustig aus dem See.

Obgleich Pausback kein Feigling war,
wurd‘ ihm eines sofort klar.
Wollt‘ er dem sich’ren Tod enteilen
dann musste er sich nun beeilen,
und möglichst schnell auf Tiefe gehen,
sonst würd‘ ein Unglück ihm geschehen.

Als er die Schlange wollte fauchen,
begann der Frosch bereits zu tauchen,
wobei den Mausfreund er vergaß,
der rittlings weiter auf ihm saß.

Krümeldieb, mit „Weh“ und „Ach“,
ging über Bord, fiel in den Bach.

Sein Fell, obgleich es wasserdicht,
sog Nässe auf und das Gewicht,
zog die Maus in Neptuns Reich,
hinunter in den tiefen Teich.

Er tauchte strampelnd wieder auf,
doch nahm das Schicksal seinen  Lauf.
All die Verzweiflung, Angst und Not,
fand ihr End in seinem Tod.

Doch bevor die Maus ertrank,
für ewiglich im See versank,
bevor just ablief ihre Uhr,
schrie sie heraus den letzten Schwur.

„Mein Tod wird seine Rache finden.
Mich mit List zu überwinden,
ist eine Tat, die ungesühnt
zu bleiben wirklich nicht verdient.
Schande dir, du Lumpenhund,
bis zu deiner letzten  Stund.
Nur durch Tricks und mit Intrigen,
konntest du mich unterkriegen.
Im fairen Wettstreit, auf dem Lande,
wär‘ siegreich keiner deiner Bande.
Im Allkampf , Hüpfen, Laufen, Ringen,
würd‘ jedes Mäuschen dich bezwingen.
Du jedoch hast mich genarrt.
Im Wasser auf der Überfahrt,
plantest du, berechnend kalt,
nach eurer Art den Hinterhalt.
Hast verführt mich und belogen,
hast geheuchelt und betrogen.
Zeus allein hat es geseh’n,
was hier draußen ist gescheh’n.
Er, der für gerechte Sache,
sorgt ganz sicherlich für Rache“.

Dies schwor die Maus, mit letztem Hauch.
So verstand es Tafellecker auch,
der Kumpel, der im Ufergras,
im Sonnenschein, am Strande saß. 
Der hatte dem Drama zugeseh’n,
das eben war im  See gescheh‘n.
Mit lauter Stimme erhob er nun Klage,
und erstattete seinem König die Lage,
berichtete ihm, wie es war gekommen,
und welches Schicksal hatte genommen,
Krümeldieb, vom Frosch genarrt,
auf seiner Wasserüberfahrt. 


Da ergriff gewaltiger Zorn
das Mäusevolk. Man stieß ins Horn
und sandte Herolde hinaus
ins weite Land, in jedes Haus.
Man rief die Mausversammlung ein.
Das Unrecht wollt‘ beraten sein.
So traf man sich, das war Gebot,
bei Brotnagers im Morgenrot,
um nach des Froschkönigs Verbrechen,
den Ernst der Lage zu besprechen.


Während der tote Krümeldieb
als Leiche auf dem See noch trieb,
Bauch nach oben, Beine stramm,
welch Wunder, dass er dennoch schwamm,
sprach im Haus, das vollgerammelt
mit Mäusen war, die sich versammelt
zur Beratung alle hatten ,
einschließlich von zwei Nachbarratten,
welche drängten sich nach vorn,
Brotnager, der König, voller Zorn. 

 „Hört zu, Freunde und lasst euch sagen,
was sich da hat zugetragen
mit meinem Sohn, ich sag‘ es offen,
das hat mich ziemlich hart getroffen.
Zu Tod‘ betrübt steh‘ ich nun hier.
Drei Söhne stahl das Schicksal mir.
Den ersten werd‘ ich nie vergessen.
Den hat ein Wiesel aufgefressen.
Als er vor dem Mausloch saß 
und grad‘ seine Nüsse aß,
hat das Untier zugeschlagen.
So hat es sich einst zugetragen.
Der Mittlere, ihr wisst es alle, 
geriet in eine Mausefalle,
die aus Holz, mit List gemacht. 
Das Manntier hat ihn umgebracht.
Der Speck lockte ihn in’s Verderben.
Viel zu früh schon musst‘ er sterben.
Er war gerade sieben alt.
Sein Todestag jährt sich nun bald.
Doch gestern nun, grad‘ wie zum Hohn,
ertränkten die Frösche meinen Sohn,
welcher als Jüngster  hat von allen,
mir beinahe so gut gefallen, 
vom Vaterstolz und vom Gefühle,
wie meine Gattin Leckemühle. 
Pausback hat ihn umgebracht.
Es war Mord  mir Vorbedacht.
Er stieg auf einen Stuhl hinauf
und sprach in hasserfülltem Ton:
„Ab heute hört sich solches auf.
Der Meuchelmord an meinem Sohn,
der friedlich war und unbescholten,
hat unserm ganzen Volk gegolten“
Er schrie herab vom hohen Stuhl:
„Lasst die Frösche dort im Pfuhl,
dieser gottverdammte Rasse,
wie es sich gehört im Hasse,
als Vergeltung für die Sache,
spüren uns‘re Mäuserache.
Ich gebe euch den guten Rat,
lasst sofort schreiten uns zur Tat.
Lasst  gegen die Frösche uns in Bälde,
gemeinsam ziehen nun zu Felde“.

Das Mausvolk grölte wild entschlossen:
„Von jetzt an wird zurückgeschossen.
Lasst uns ziehen in den Krieg.
Tod den Fröschen, uns der Sieg“.

Die Abstimmung war schnell geschehen.
Weil Gegenstimmen übersehen
wurden, hieß das Resultat
Casus Belli für den Staat.

Darum, gleich d‘rauf, noch in der Nacht,
haben die Mäus‘ mobil gemacht.
Man zog sich Waffenröcke an 
und hat auch sonst alles getan,
was ein Soldat so eben macht,
bevor in‘s Feld er zieht zur Schlacht.
Zum Schutz der Schenkel sollten dienen,
gebrochene Bohnen, die als Schienen,
an die Beine man gezurrt
kunstvoll hatte mittels Gurt,
der, das ist bei Mäusen klar,
gewirkt aus einem Grashalm war.
An die Bohnen hatte in der Nacht
ein Stosstrupp sich herangemacht,
der todesmutig, höchst gewagt,
die Bohnen hatte losgenagt
und sie ins Lager transportiert,
wo man Schienen d’raus montiert.
Die Brustpanzer, all‘ leuchtend hell,
waren gefertigt aus dem Fell
des Wiesels, welches mittels Trick,
erhenkt ward mit `nem Würgestrick.
Das arme Tier, das so geendet
wurd‘ abgehäutet und gewendet,
sein Balg zernagt in kleine Flecken,
die Brüste der Krieger zu bedecken,
zu schützen deren tapf‘res Herz
vor Verwundung und vor Schmerz.

So sah, um Schaden zu vermeiden,
man vor’m Krieg, die Mäus‘ sich kleiden.


Als Schild, zu blocken Pfeil und Speer,
dienten den Kriegern nun im Heer,
gewölbte Deckel, die von Lampen
stammten und die grauen Wampen,
dazu sollten sie auch nützen,
vor Verwundung gut zu schützen.

Die Lanzen, um den Feind zu stechen,
waren Nadeln, schwer zu brechen,
vom Kriegsgott Ares ausgeliehen.
Damit in den Krieg zu ziehen
wurd‘ für jede Maus zur Pflicht,
selbst wenn sie wollte es gar nicht.
Die Helme aus Kichererbsenschoten,
sollten die Verwundungsquoten
in Grenzen halten. D‘rauf geschlagen,
ließ sich ein Schwerthieb selbst ertragen.

So waren die Mäuse gut gerüstet.
Sie haben lautstark sich gebrüstet,
dass sie in den nächsten Tagen
den Feind im Felde würden schlagen.

Als die Frösche es bemerkten,
wie die Mäuse sich verstärkten,
für das Kämpfen und das Streiten,
um zum Waffengang zu schreiten,
tauchten sie aus dem Teiche auf.
Schnell hüpften sie im Dauerlauf
zum Versammlungsplatz an Land,
zu halten Kriegsrat mit Verstand.

So recht konnt‘ keiner ganz versteh’n
was mit den Mäusen war gescheh’n.
„Was hat die nur so aufgeregt“,
hat sich das grüne Volk gefragt,
und über Kriegsgefahr geklagt.
Gemeinsam wurde überlegt
mittels Geist und mit Gespür,
was der Grund sein könnt‘ dafür.
Doch keiner wusste so recht Rat
bis eine Maus zu ihnen trat.


Mit Heroldstab, so wie es Sitte,
trat jene nun  in ihre Mitte.
Herr Topfkriecher von Käsehöhler,
von Herkunft aus hochwohlgeboren,
ward als Herold, weil ein Gröler,
von seiner Durchlaucht auserkoren,
zu der Fröschen hin zu eilen,
um König Pausback mitzuteilen,
dass der Tod von Krümeldieb,
ungesühnt nicht länger blieb.
Aus seinem wohlgeschulten Munde,
vernahm das Froschvolk nun die Kunde:

„Edle Frösche, die Mäuse senden mich
zu euch, denn sie sind außer sich.
Der König droht und lässt euch sagen,
dass er es niemals wird ertragen,
was König Pausback führte aus,
den Mord an Krümeldieb der Maus,
welche der Thronfolger einst war,
und tot ist nun für immerdar.
Man sah im See die Leiche treiben.
Sein Tod soll ungerächt nicht bleiben.
D‘rum rüstet Euer Volk zum Streit.
Das Mäusevolk steht schon bereit,
denn es dürstet arg nach Rache,
in der Mausertränkungssache.
Wir hatten alle ihn sehr lieb,
den wackren Prinzen Krümeldieb.
Also kämpft ihr tapf’ren Poggen,
rüstet euch, kommt in die Socken.

Und was seit jeher sich’s bewährte,
wenn jemand einen Krieg erklärte,
überreichte dann der Bote,
noch die offizielle Note.

Auf der stand zweifelsfrei und klar
was den Fröschen klar längst war.
Mit dem Frieden war es aus,
die Freundschaft endgültig vorbei,
Ja , sprach beim Abschied keck die Maus,
„bald gibt es eine Keilerei“.

Nachdem die Botschaft überbracht,
hat sie sich aus dem Staub gemacht.
Sie verließ der Grünen Lager
und kehrte heim in das der Nager,
wo sie sich, viel Feind viel Ehr,
reihte ein ins Mäuseheer.

Die Frösche waren sehr empört
über das was sie gehört.
König Pausback kam zu Ohren,
Kritik, die ziemlich unverfroren,
in welcher man sein Tun beklagte.
Worauf sich der erhob und sagte,

„Der Vorwurf, den man mir gemacht,
dass ich die Maus hätt‘ umgebracht,
ist erlogen und erstunken.
Das dumme Ding ist schlicht ertrunken.
Die Mordanklage kann nicht stimmen.
Das blöde Vieh konnt‘ nicht `mal schwimmen.
„Glaubt mir“, gab er zu verstehen,
„das Ganze war nur ein Versehen.
Die Maus hätte nicht sterben brauchen.
Doch wenn man nicht versteht zu tauchen,
wie es bei uns ein jedermann,
bereits im Quappenalter kann,
dann trägt man selbst die Schuld am Tod.
Ich war freundlich stets zur Maus,
lud sie ein zu mir nach Haus.
Doch dann geriet ich selbst in Not.
Eine Wasserschlange wollt‘ mich töten“.
Ohne dabei zu erröten,
log Pausback, alles war ganz Ohr,
dem Froschvolk `ne Geschichte vor,
die plausibel klang. Ob wahr,
was er berichtete, auch war,
das steht auf  einem andern Blatt.
„Was sich im See ereignet hat“,
so sprach er voller Ungeduld,
„daran ist nur die Schlange schuld.
Ich meine Händ‘ in Unschuld wasche.
Ich sage euch, die miese Masche,
Mordvorwürfe uns zu machen,
find‘ ich wirklich nicht zum Lachen.
Darum lasst uns überlegen,
was wir tun können dagegen,
dass das Lumpenpack in Grau
die Wahrheit nimmt nicht so genau.
Voll Hinterlist ist das Gesindel,
erfindet Märchen nur und Schwindel.
Man bezichtigt uns der Lüge.
Solch‘ Tun verdient schon mehr als Rüge.
Was denken sich die blöden Affen.
Sie drohen sogar nun mit Waffen.
Sie wollen gegen uns den Krieg.
Hört zu ihr Frösche, lasst euch sagen
wie wir die Mäus‘ vernichtend schlagen.

Auf die Taktik kommt es an. 
Ich habe da schon einen Plan.
Mit jenem führ‘ ich  euch zum Sieg
Die Strategie ist höchst verwegen.
Ich werde sie euch dar nun legen.
Mit ihr allein kann es gelingen,
die Mäuseheere zu bezwingen“.
Und dann erklärte er geschwind,
wie die Mäus‘ zu schlagen sind.

„Sollten sie den Angriff wagen,
werden tapfer wir uns schlagen.
Wir machen unser Volk mobil
und kämpfen nach bewährten Stil.
Wir sammeln uns am Uferrand,
wo abschüssig und steil der Strand.
Dort lauern wir die Mäuse auf.
Im Wasser warten wir darauf,
bis, verblendet sie im Hass,
heranstürmen. Dann machen wir sie nass.
Ein jeder von uns packt am Helm,
sich mutig einen Mäuseschelm
und zerrt ihn schnell über die schiefe
Bahn nach unten in die Tiefe,
taucht ihn unter Wasser dann,
dass er nicht mehr atmen kann.
Wer uns in die Quere läuft,
wird auf diese Art ersäuft.
Dies, ihr Frösche, ist mein Plan,
mit dem man Mäuse schlagen kann.
Nach der Schlacht und unser’m Sieg,
zeugt ein Denkmal bald vom Krieg,
welches uns gereicht zur Ehr,
erinnert an das Mäuseheer,
das von uns im Tatendrang,
vernichtet wurd‘ im Waffengang“.

Die Ansprache, recht klug gehalten,
ließ die jungen wie die alten
Frösche stolz vor Mut sich brüsten.
Dann begann man sich zu rüsten.
Der langen Rede kurzer Sinn!
Das Volk rannt‘ zu den Waffen hin.

Um zu vermeiden großen Schaden,
band man sich Schilfrohr um die Waden.
Die Krieger, legten selbstbewusst,
sich nun Panzer um die Brust,
die, was man am Teiche hatt‘,
man fertigte aus Mangoldblatt.


Das war dafür geeignet gut.
Aus Muschelschale ward der Hut,
aus echtem Perlmutt so gemacht
dass er, vor Schlägen  in der Schlacht,
den Kopf des Kriegers schützen sollte,
den keiner gern verlieren wollte.
Als Schild, gewölbt, nach innen hohl,
dienten Blätter frisch vom Kohl.
Sie sollten, weil recht zäh sie waren,
die Frösch‘ im Kampf davor bewahren,
dass des Gegners Lanzenstich
eindringt, das wär‘ fürchterlich,
in den grünen Wanst, o je,
so wusste jeder, das tut weh.
Die eig‘ne Lanze, für die Schlacht,
wurde aus Binsenrohr gemacht,
welches gut acht Ellen maß,
worauf ein Rohrkolbenspitz saß.

So drängten sich im Kriegsgewand,
die Helden bald am Froschteichrand,
und schwangen voller Tatendrang,
die Lanzen und ihr Kriegsgesang,
erschallte tausendstimmenfach
bis hinauf zum Sternendach,
wo im Olymp die Götter saßen
und ihr Ambrosia grad‘ aßen.



Gottvater Zeus, der alte Lümmel,
welcher ein Weiberheld einst war,
sah hinab auf das Getümmel
und erkannte die Gefahr.
Er rief die Götter. „Schaut nur seht,
dort unten es gleich los nun geht“.
Alle sahen nun die Scharen
die aufmarschiert dort unten waren.

„Drohend wie die Gigantenheere,
die mir einst kamen in die Quere,
marschieren unten sie am Teich
blutrünstig auf um Pausback‘s Reich.“


So sprach schelmisch lächelnd Zeus,
und danach, mit Ernst im Wort,
fuhr er fragend weiter fort:
„Wer von euch ist für die Mäus‘,
wer schreitet ein, von euch, mit Taten,
falls die Frösch‘ in Not geraten“?
Das wollt‘ der Alte, gar gerissen,
von seinen Untergöttern wissen.
„Ihr dürft die Zuneigung ruhig zeigen,
die ihr hegt im Frosch-Maus Streite,
für diese oder jene  Seite“.
Die Antwort d’rauf war Götterschweigen.
Da wandte sich Zeus dem Töchterchen zu:
„Pallas Athene, für wen bist denn du?
Für wen ergreifst denn du Partei?
Sag nicht, dass es wäre dir einerlei.
Sicher wirst du den Mäusen zu Hilfe eilen,
ihr Leid im Krieg, mit ihnen teilen,
wo sie dich doch stets umringen,
pfeifend im Tempel um dich springen.
Tag und Nacht sie niemals ruh’n,
sich am Speiseopfer gütlich tun,
dir zur Seite steh’n, so wie es Brauch,
selbst im dichten Opferrauch,
mutig stets bereit zum Mampf.
Sicher begleitest du sie nun im Kampf“.
So sprach der Kronide und segnete
seine Tochter, worauf  die ihm entgegnete:

„Lieber Vater, glaube mir,
Mäuse sind gar böse Tier‘.
Niemals helfe ich dem Pack,
das mit mir manch‘ Schabernack,
den selbst wir Götter nicht recht lieben,
hat so oftmals schon getrieben.
Selbst zu meinen Priestern gar,
schlichen sie auf den Altar,
und trugen vom geweihten Ort,
die Opfergaben alle fort.
Sie haben frech und unverzagt,
gar meine Binden angenagt,
die ich des nachts und auch am Tage,
einmal im Monat jeweils trage.
Mein jungfräuliches Götterblut
schmeckte ihnen wohl so gut,
dass manche lang‘ schon vor der Zeit
vor dem Mausloch lag bereit,
lauernd wie auf heißen Kohlen,
ob es bald `was gäb‘ zu holen.
Ja, Papa, du sollst es wissen.
Eine hat mich gar gebissen,
als sie in meiner Binde stak.
Dass ich zu Tode fast erschrak,
wirst du sicherlich verstehen.
Es war vermutlich ein Versehen,
ich war auch nicht sehr schwer verletzt,
doch die Binde war zerfetzt.
Ich musst‘ noch nachts zum Krämer laufen
um neue Binden mir zu kaufen“.
Die andern Götter grinsten schief.
Pallas fuhr fort. „ Als nachts ich schlief,
ging eine Maus, in ihrer Lust,
im Bette mir gar an die Brust.
Sie wollte wohl was Gutes haben
und sich an Jungfernmilch `mal laben.
Im Schlaf hat sie mich angemacht.
Doch Gott sei Dank, ich bin erwacht
bevor die Maus zu schnabulieren
beginnen konnte  unter‘m Hemd.
Sie wollt‘ bei mir sich verlustieren.
Doch solches war mir einst noch fremd“.
Die andern Götter lachten laut.
Athene sprach: „an meine Haut,
das hab ich dereinst ernst genommen,
ließ ich keinen Mauser kommen.
Ich hab noch in der selben Nacht,
den Garaus ihr im Bett gemacht“.
Und dann fuhr sie gar nicht heiter
in ihrem Mausberichte weiter:
„Die Grauen mochte ich noch nie.
Ich hege keine Sympathie
für das Mäusevolk im Herzen.
Sie stahlen mir sogar die Kerzen
die ich im Tempel für die Nacht,
aus Bienenwachs hab‘ mir gemacht.
Manch Lampe haben sie zerbrochen,
weil das Öl sie darin rochen
und  davon, obgleich sie es nicht sollten,
immer wieder naschen wollten.
Weil mir ihr Tun hat nicht behagt,
hab‘ ich sie oft davon gejagt.
Doch was kürzlich sie gemacht,
hat gegen sie mich aufgebracht.
Sie knabberten an meinem Kleid,
das ich gewebt vor langer Zeit,
mit großer Müh‘ aus feinstem Faden.
Das gute Stück, es kam zu Schaden. 
In’s schönste Gewand, das ich  je besessen,
haben  die Mäuse mir Löcher gefressen.
Der Schneider täglich vor mir flennt.
Ich schulde ihm noch zehn Talent.
Ich kann mir selber nichts mehr leisten.
Darum Papa, wirst du versteh’n,
was immer wird im Krieg gesche’n,
die Mäuse, die verfluchten, dreisten,
sind mir all‘ Schnuppe, völlig gleich.
Selbst wenn man sie ersäuft im Teich,
ist mir dieses einerlei.
Ich stehe ihnen niemals bei“.

Dann kam sie auf die dreisten, frechen,
Schreihälse im Teich zu sprechen.

„Das grüne Tier im andern Heer,
mag ich auch nicht g’rade sehr,
denn der glitschignassen Zunft,
fehlt es gänzlich an Vernunft.
Zu was die Frösche sich erfrechen,
und was sie sich gar dreist erlauben,
macht mir schon lange Kopfzerbrechen,
das könnt ihr mir hier ruhig glauben.
Die Frösche sind total missraten.
Stellt euch vor, was sie jüngst taten.
Als ich gerad‘ vom Krieg heim kam,
total erschöpft und ziemlich müde,
das Froschvolk sich sehr schlecht benahm,
sie stritten laut im Teich und rüde.
Ich konnte nicht zur Ruhe kommen,
so haben sie sich nachts benommen.
Sie quakten durch. Die ganze Nacht,
hab‘ ich kein Auge zugemacht.
Ich erinn‘re mich genau,
an den schrecklichen Radau,
der morgens erst sein Ende nahm,
als Bacchus grad‘ nach Hause kam. 
Zum Schlafen war es längst zu spät,
denn der Hahn hat schon gekräht.
So, Papa, du wirst es versteh’n,
ich mag keinen Frosch mehr seh’n,
selbst wenn im Krieg sie leiden Qual,
mir sind die Frösche scheißegal.
Wir Götter sollten’s endlich lassen,
auf die dort unten aufzupassen.
Was schert uns hier ihr dummer Streit,
den sie austragen, von Zeit zu Zeit.
Wir sollten uns daran nicht stören.
Sie brauchen ja nur aufzuhören.
Warum uns der Gefahr aussetzen?
Wir könnten uns dabei verletzen,
denn, wie wir hier wohl alle wissen,
kämpft man dort unten gar verbissen.
Lasst uns lieber von hier oben,
indem wir auf den Wolken liegen,
zuschau’n wie die furchtbar groben,
Tiere unten sich bekriegen.
Lasst uns mit Geduld ertragen,
wie Frösche sich mit Mäusen schlagen“.

So sprach Athene: „Papa verzeih‘“.
Die andern pflichteten ihr allesamt bei.

Schnell nahm man dann die Plätze ein
ließ alle fünfe g’rade sein,
und sah in göttlich weiser Ruh,
von oben aus dem Drama zu,
das unten sich an Pausback‘s Teich,
sollte nun ereignen gleich.

Schon kündete Trompetenschall,
von Mücken geblasen im Rund überall,
dass an des Teiches Wasserkante,
ein fürchterlicher Krieg entbrannte.
Im Olymp setzte auch Zeus nun ein Zeichen.
Er ließ einen donnernden Furz sacht entweichen.
Das war das Signal, den Krieg zu beginnen.
 Noch keiner konnt‘ sagen , wer würde gewinnen.


Maus Leckmann stand in vorderster Reihe.
Sie starb mit erbärmlich quietschendem Schreie,
als Frosch Schreihals, viel Feinde, viel Ehr,
ihr durch Bauch und Leber rammte den Speer.
Kopfüber stürzte sie nieder und starb dann verdutzt.
Ihr samtenes Fell vom Blute beschmutzt, 
war nicht mehr, wie vorher, schneeweiß sondern rot.
Es störte sie nicht mehr, denn nun war sie tot.

Danach spießte Lochmann den Pfützerer auf.
Sein Speer drang tief ein und nahm seinen Lauf.
Mutlos sank er nieder und war auch gleich hin.
Aus dem Leib floh die Seele, was sollt‘ sie noch drin‘.


Frosch Mangoldfreund zum Letzten entschlossen,
hat den tapferen Mauser Topfkriecher  erschossen.
Sein Pfeil schlug ein, genau über‘m Herzen.
Obwohl die Maus fiel, spürte sie keine Schmerzen.
Den Pfeil sah man zitternd im Fell bei ihr stecken. 
Nachdem sie laut quietschte, musst‘ sie verrecken.

Maus Käsehöhler, kaum war sie entdeckt,
wurde als nächste niedergestreckt.








Als Korax, im Schilf, Maus Schinkerich sah,
schiss die sich ins Fell, vor Kriegsangst beinah.
Doch dazu kam es, Gott sei Dank, nicht mehr ganz.
Der Frosch griff sie sich vorher am Schwanz
und schleuderte sie durch die Lüfte im Bogen,
hinein in den Teich, in die rauschenden Wogen.
Die Arme hat es arg getroffen.
Sie ist elendiglich ersoffen.


Auch  Maus Pfunderer erging es nun schlecht.
Frosch Schlammrich  stutzte sie sich zurecht,
schlug ihr brutal mit einem Stein,
den grauen Mäuseschädel ein.
Ihr Helm der Maus nur wenig nützte.
Das Hirn ihr aus der Nase spritzte.
Man sah ihr an, sie war getötet.
Der Boden war vom Blut gerötet.

Maus Tellerlecker brachte nun
ihrerseits den Schlammrich um.
Als sie behend‘ nach vorne sprang,
die Lanze in den Frosch eindrang.
Schlammrich wirkte ziemlich krank
als er kurz d‘rauf zu Boden sank.
Todesdunkel umgab ihn schnell
und es wurd‘ nie wieder für ihn hell.

Als Grünrock sah den feigen Mord
zerrte er den Mörder fort.
Griff ihn sich an der Gurgel dann,
erdrosselte den Mäusemann,
dass jener niemals mehr im Leben,
konnt‘ einen Pfeifton von sich geben. 










Krümeldieb rächte den toten Gefährten,
stieß Grünrock, dem tapf’ren und allkampfbewährten
Krieger die Lanze in die schwammige Leber
Er traf in die Milz dabei tief mit hinein.
Da half weder Mull noch irgend ein Kleber.
Das Blut quoll heraus, so sollt‘ es auch sein.
Des Frosches Seele flog zum Hades hinab.
Der Rest fand im Teich ein erfrischendes Grab.

Als Quäker dies sah, warf er Hände voll Schlamm
Nach Krümeldieb‘s Augen, dem die Sicht d‘rum verschwamm.

Darüber erbost, mit verschmiertem Gesicht,
war das Mäuslein auf ein’s  nur, auf Rache erpicht.
Mit furchtbarem Zorn und eiserner Hand,
tappte sie durchs Dunkel, ergriff was sie fand.
Es war ein Knüppel, so dick wie ein Baum,
den hat sie dem Frosch um die Ohren gehau’n.
Der brach d’rauf zusammen, lag röchelnd im Staub.
Aus seinen Ohren drang Blut, er war tot und halb taub.

Quakerich rächte den Kameraden sogleich,
schlug Krümeldieb mit der Faust windelweich.

Als dieser bewusstlos im Drecke dann lag,
trat sein Gegner heran, weder schüchtern noch zag,
und stieß dem Wehrlosen, so wollt‘ es der Brauch,
den Binsenspeer tief hinein in den Bauch.

Mit starkem Arm riss er ihn wieder heraus.
Das war zwar brutal und sah grausig aus,
doch tat es der Frosch aus wichtigem Grund.
So würde die Maus nie wieder gesund.
Aus feistem Wanst, aufgedunsen, geschwollen,
die Eingeweide matschig zu Boden ihr quollen.
Es war zwar nicht schön anzusehen,
doch der Maus tat’s nicht mehr weh.
Ihr war es gleich, was ihr geschehen,
denn ihr Leben war passe‘.

Der listige Grüne drückte im Nu,
der gefallenen Maus beide Äugelein zu,
damit die Tote nicht mehr sah,
was weiter noch mit ihr geschah.

Der Frosch stahl dann, in seiner Gier,
die Rüstung noch dem armen Tier. 
Danach gab er der Maus `nen Tritt.
„So“, sprach er, „nun sind wir quitt“.

Sie nahm gelassen es  in Kauf.
Was einem zwingt der Gegner auf,
das muss man tun ohn‘ nachzudenken,
denn nur die tapfersten beschenken,
in der Schlacht im Völkerkriege,
die Götter später mit dem Siege.

Man kann den Tod oft nicht vermeiden.
Wer siegen will muss das erleiden“.
So dachte der wackere Quäkerich,
sehr nachdenklich gerad‘ bei sich,
als schon die nächste Angriffswelle
der Mäuse rollte zu der Stelle,
wo die Frösche auf Lauer lagen,
um ihrerseits zurückzuschlagen.










Mit Hurra und Kampfgeschrei,
stürmten die Grauröcke herbei.
Wie Pausback es vorausgeseh‘n,
sollt‘ es den Mäusen nun ergeh‘n.

Dort wo zu End‘ der gräserne Wald,
auf dem abschüssigen Gelände am See,
geriet man in den Hinterhalt.
Es erwischte sie, ojemine.
Sie strauchelten alle, so wie sie es sollten.
Während sie kugelnd nach unten hin rollten,
plärrten sie, nun nicht mehr so froh,
in panischer Angst  Zeter-Mordio.
Doch nicht alles lief nach Plan.
Als sie im Wasser kamen an,
begrub die halbe Mausarmee,
die Frösche unter sich im See.
Die meisten wurden plattgedrückt,
Pausback‘s  Strategie missglückt.
Grün und Grau ist umgekommen.
Die Leichen sind davongeschwommen.






Einer jedoch ist nicht mit gefallen.
Der zackigste von den tapferen allen,
Brotnager, seines Zeichens Rex,
war nicht dumm und auch kein Fex.
Er hatte den Befehl gegeben.
Dass er allein konnt‘ überleben
lag daran ,dass er ziemlich klug,
doch nicht tapfer war genug,
um beim Angriff mitzustreiten.
Ihm genügte schon das Vorbereiten.

Nun, da er sein Heer, ganz offenbar,
zum größten Teil ersoffen war,
musste er wohl selber ran.
Das hat er nicht so gern getan.

Er sah König Pausback, der tauchte nun auf.
Als letzter der Grünen kam er jetzt herauf.
Die beiden Heerführer prallten aufeinander
Und kämpften mit Urgewalt dann miteinender.
Brotnager traf Pausback, was tat es dem weh,
mit dem Degen ganz vorne am Nagel vom Zeh.
Dem traten drei Tropfen von bläulichem Blut,
ach, es war fürwahr ein Graus,
aus dem grünen Zeh heraus.
Da verließ ihn die Kraft und es wich all sein Mut.
Entkräftet sank er nieder und wurde bedrängt.
Da hat sich Frosch Grünrock durch die Reihen gezwängt.

Er schleuderte mitten durch’s kämpfende Heer,
auf  Mauskönig Brotnager gezielt seinen Speer.
Doch dieser blieb stecken in Brotnagers Schild.
Der gestikulierte und fluchte wie wild.





Da schleuderte, aus der Menge heraus,
der Hüne Quakus die Lanze zur Maus.
Er wollte es gleichtun Gott Ares im Kriege,
der oft schon gewendet eine Schlacht noch zum Siege,
die andere längst verloren geglaubt.
Er zielte auf  Mauskönig Brotnagers Haupt.
Dann schwirrte die Lanze. Nachdem sie geflogen,
traf  Brotnagers Helm sie. Dort stak sie verbogen.
Doch Quakus, der furchtlose Krieger und Recke,
stürmte nach vorne, wollt‘ bringen zur Stecke
den verhassten Mäusefürsten,
denn er verspürte Rachedürsten.
Er kannte, vor Mordlust, jetzt kaum noch Geduld.
Der Mauskönig, vor ihm, allein trug die Schuld,
am Krieg, der ringsum so fürchterlich tobte,
weshalb er dem Graurock im Hasse gelobte.
„Ich bring‘ dich um du blöde Maus,
dann ist es mit dem Krieg bald aus“.

Als sein Gegner dieses vernommen,
hat er Reißaus schnellstens genommen.
Quakus stürmte hinterher.
Er kannte kein Erbarmen mehr.

Doch Brotfraß und Schinkler, zwei Mäusesoldaten,
kamen ihrem König zu Hilfe und taten,
ohne jegliche Debatte,
was Quakus nicht erwartet hatte.
Sie schwangen den Schild und sie zückten den Speer,
und stürmten nun hinter dem Froschkrieger her.








Doch Quakus, der Recke, zögerte nicht lang,
ihm fehlte zum Kampfe ganz plötzlich der Drang.
Er tauchte hinab, in den See tief hinein,
ließ die beiden zurück, an Land ganz allein.

Es war jedoch im Mäuseheer,
ein edler Krieger, der galt mehr.
Bröckchenräuber hieß die Maus.
Die trumpfte auf, sie kannt‘ sich aus.
Sie war der Sohn von Mauser Nager,
der ein Fachmann war im Mäuselager,
was das Kuchenaufspüren betraf.
Den fand sie nachts sogar im Schlaf.
Sie hatte, als mobil wurd‘ gemacht,
sich zurückgezogen mit Bedacht,
in ihr Loch auf leisen Sohlen,
zu kämpfen ihrem Sohn befohlen.

Dem sah sie jetzt zu, sie war wohlgemut
und dachte bei sich, „die Schlacht steht recht gut“,
denn Bröckchenräuber, ihr Sohnemann,
schickte sich gerade an,
das Geschlecht von grünen Fröschen,
mit neuen Waffen auszulöschen.
Er hatte eine Nuss aufgebrochen,
welche er gefunden hatte vor Wochen.
Die Hälften er als Handschuh‘ trug,
womit er blindlings  um sich schlug.
Mit diesen, nicht zu ihrem Heile,
bezogen die Frösche nunmehr Keile.
Die Maus machte sie Angst und Bang‘.
Sie liefen fort, am Teich entlang,
wandten verzweifelt sich zur Flucht,
haben zu retten sich versucht.
Doch Bröckchenräuber hinterher.
Es gab jetzt kaum noch Gegenwehr.



Nun wäre der Krieg fast entschieden gewesen,
denn die Maus, sie fegte mit eisernem Besen,
alles hinweg mit Schwung und Gewalt,
was grünlich war von Froschgestalt.

Hätte nicht Zeus gestoppt nun den Wahn,
weil ihm die Frösche leid getan,
würde die Maus in den grasgrünen Horden,
noch heute die tapferen Frösche ermorden.
Doch der Kronide hatte Erbarmen,
mit den Fröschen. Mit fuchtelnden Armen,
sprach er zu den Göttern die göttlichen Worte,
wohl überlegt und gesprochen in Forte:

„Ich kann es ja fast selbst nicht glauben.
Was sich die Mäuse da erlauben,
geht auf keine Ägis mehr.
Ohne Moral und ohne Ehr,
schlägt Bröckchenräuber nun d‘rauf los.
Heldenhaft zwar, wie er ficht,
wie ich dereinst, fast so famos.
Das Froschvolk überlebt es nicht.
D‘rum Athene, Ares, werdet munter.
Ich schicke euch zu ihm hinunter.
Ihr seid schließlich  kriegserfahren
schon seit vielen tausend Jahren.
Ihr könnt den Mauser niederzwingen
um vom Kampf ihn abzubringen“.


So sprach Zeus, Herr über Krieg und Frieden,
zu seinen Göttern, die gewohnt stets zu siegen.
Doch Ares entgegnete und gab zu bedenken:
„Die Maus könnt‘ Athene die Knochen verrenken,
und auch meine Kraft, denke ich, reicht diesmal nicht aus,
zu bezwingen, dort unten, die wütende Maus.
Wenn wir abwenden wollen, was den Fröschen nun droht,
sie erretten vor Niederlage, Untergang, Verderben und Not,
dann müssen wir alle die Arbeit uns teilen,
und gemeinsam dem Froschvolk zur Hilfe nun eilen,
oder du selbst, du kennst dich da aus,
hilfst ihnen allein aus der Patsche heraus.

Schleudere deinen Donner, das wird ihn erschrecken.
Er  wird daraufhin seine Waffen dir strecken.
Schlage ihn, wie du einst Kapaneus besiegt.
Der hat von dir auch sein Fett abgekriegt.
Wirf  ihn in den Staub, so wie die Giganten,
die Hals über Kopf zur Flucht sich einst wandten,
vor dir, so wie es Homer hat besungen.
Du hast selbst den eigenen Vater bezwungen.
Strecke ihn nieder und jag‘ ihn davon,
wie du es getan einst mit Enkeladon“.


So sprach Ares zu Zeus, seinem göttlichen Vater.
„Mach mit dem Mauser nicht erst lang‘ Theater.
Schick‘ ein paar mächtige Blitze hinab,
dann lässt Bröckchenräuber von den Fröschen schnell ab“

So geschah es. Der alte Zeus donnerte los.
Die Schadenfreude der anderen Götter war groß,
denn sie dachten, den Mauser würde das stören.
Doch jener tat so, als würd‘ er’s nicht hören.
Er mordete weiter, dem Endsieg entgegen,
und war sich so sicher. „Ich bin überlegen“,
so hat er mordend bei sich still gedacht
und über die feigen Frösche gelacht.

Da griff Zeus zornig erneut nach dem Beil
um mit Donner zu laden den nächst größeren Keil.
Es krachte, dass beinah‘ der Olymp barst entzwei.
„Ich habe“,  grinste er,“ noch weitere drei“.
Dann schwang er die furchtbaren Waffen im Kreise,
im Zorn, in gar furchterregender Weise.
Dann ließ er sie fahren, alle Welt war erschreckt,
doch unten, bei der Maus, hat es rein gar nichts bezweckt.
Bröckchenräuber ließ sich nicht beirren
durch Donner und durch Blitzeschwirren.
Er hörte die Frösche nur jammern und klagen
und hoffte das ganze Volk zu erschlagen.

Beinahe hätte er den Krieg noch gewonnen.
Da hat der Kronide etwas neues ersonnen.
Für das Froschvolk, das kurz vor dem Untergang stand,
ein arbeitsloses, ausgeruhtes Söldnerheer er fand.
Das heuerte er an, mit `ner Kiste voll Gold.
Weil jeder bekam, was ihm zustand an Sold,
rückten die Söldner ins Feld auch gleich aus,
niederzuringen die tapfere Maus,
und alle die noch übrig waren,
von den einst so stolzen Scharen.



Sie marschierten in Massen vom Olyp aus heran,
mit gepanzerten Rücken, vorn‘ Krummsäbel d’ran.
Sie stürmten all‘ seitwärts, wobei sie arg schielten,
damit sie beim Aufmarsch, die Marschordnung hielten.
Ihre furchtbaren Mäuler glichen zwei Scheren.
Ihren beinernen Zangen konnt‘ sich niemand erwehren.
Knöchern gepanzert waren die Rücken.
Auch die Bäuche waren mit Panzern versehen,
und zwar so, dass sie nicht störten beim Gehen.
Die Rüstung der Krieger, sie hatte acht Lücken,
die waren vom Konstrukteur dafür bezweckt,
dass man die Beine durch sie hindurch steckt.
Die Söldner alle gut  gebaut,
zeigten nicht ein bisschen Haut.
Ihre Schultern glänzten, wuchtig  und breit,
die Augen blickten wachsam umher jederzeit,
um ordentlich beim Seitwärtseilen,
die Lage rundum gut zu peilen.
Acht Füße, zum marschieren  gemacht,
trugen die Monster im Gleichschritt zur Schlacht.
Zwei Zangen nannt‘ das Tier sein eigen,
doch keine Hand zum Finger zeigen.
Krebse hießen sie mit Namen, 
die zu Tausenden nun kamen.
Sie kniffen und zwickten und waren nicht faul,
die Mäuse zu attackieren mit Scheren und Maul.
Manch Zange zwickte vom mausgrauen Schwanz
ein Stückchen sich ab oder stutzte ihn ganz.
Da haben die Mäuse das Weite gesucht
und flüchtend, im Stillen, die Götter verflucht,
die ihnen den Sieg vermasselt grad hatten.
Man konnte nicht `mal mehr, die Toten bestatten,
die zu Tausenden auf dem Schlachtfeld jetzt lagen.
Wer noch rennen konnte, nahm hastig Reißaus,
sonst hätten die Krebse auch den Rest noch erschlagen.
So war der eintägige Krieg dann schnell aus. 

Moral

So die Moral von dem Gedicht:
„Besser ist’s, man wagt es nicht“!




Epilog

Es blieb‘ noch manches nachzutragen.
D‘rum  lasst, ganz kurz, mich dies‘ noch sagen,
weil ich denk‘, es passt hier her.
Ich bitt‘ Euch alle wirklich sehr.
Lasst die Finger weg vom Krieg,
denn bitter schmeckt sogar der Sieg

Ich kenne das Soldatenleben,
denn ich war bei Vater Staat,
ein Leben lang Berufssoldat.
D‘rum will ich euch zum Besten geben,
was ich, seit kurzem Pensionär,
halte heut‘ vom Militär.

„Es bringt nichts ein, sich hochzurüsten
und mit Waffen sich zu brüsten.
Selbst wenn diese nur bezwecken,
einen Gegner abzuschrecken,
werden sie stets provozieren.
So läuft die Rüstungsschraube an
bis einem fehl’n die Mittel dann,
und er, obgleich er es nicht will,
abbaut seinen Overkill.

Einer könnt‘ es `mal probieren,
so wie es einst im Mäusestaat,
der dumme Mäusekönig tat.
Wehe uns. Wenn das passiert,
dann hätt‘ uns Brotnager blamiert.
Wir wären dümmer  als das Vieh
in Homers Batrachomyomachie.

Ich sag‘ das nicht von ungefähr,
war lang‘ genug beim Militär,
um ein Urteil mir in Sachen,
Krieg und Frieden selbst zu machen.
Ich kenn‘ des Heer und die Soldaten,
und manche ihrer Heldentaten,
die von den tapf’ren, ausgekochten,
Kriegern wurde ausgefochten.
War  selbst in mancher Schlacht dabei,
stand selten nur in zweiter Reih.
Auch manchen Stab lernte ich kennen,
der meist zu groß und aufgebläht, 
und was Offiziere Planung nennen,
bei der Generalität.
Auf manchem Schiff der Hochseeflotte,
fuhr ich in der ersten Rotte.
Selbst unter Wasser, etwas bang,
fuhr ich zur See, zwei Jahre lang.
Und wie beim Militär es Brauch,
bin ich oft geflogen auch.
Ich hab es nicht sehr weit gebracht,
denn wer Gedanken sich dort macht,
der kann bei der Armee nichts werden. 
Doch wer „ja“ sagt, treu und brav,
und die Natur hat von `nem Schaf,
das stoisch mitläuft in der Herden,
kann es beim Kommiss weit bringen.
Solch einem kann es dort gelingen,
selbst wenn er gar kein Rückgrat hat,
und auch kein großes Geistformat,
durch Buckeln und mit Konzilianz,
durch Kriechen und durch  Flagge zeigen,
treu dienend, von der Ordonnanz,
bis zum Feldherrn aufzusteigen.

Es gibt Beispiele dafür.
Gehorsam, den man übertreibt,
wuchert aus zum Krebsgeschwür,
das der Armee erhalten  bleibt.

Ich hab‘ die Bilder noch vor Augen,
von Armeen, die nichts taugen.
Von jenen rabiaten Horden,
welche Spaß fanden am Morden.
Die brandschatzten und marodierten,
während sie durchs Dorf marschierten,
die brutal, wohin sie kamen,
Mädchen sich und Frauen nahmen,
als wären die der letzte Dreck.
Der Soldat als Kinderschreck.
Mancher hat dabei gelacht.
Fast alle haben mitgemacht,
im Kriege, wie beschrieben, so
vor kurzem noch im Kosovo.

Auch jetzt nach der Jahrtausendwende,
findet das Morden noch kein Ende.
Des großen Bären wack’re Streiter,
morden grad‘ in Balkan weiter,
und die Welt in aller Ruh,
schaut im Fernsehn‘ dabei zu.
Verflucht noch mal, was muss gescheh’n
bevor wir auf die Straße geh’n.

Weil diesmal es ein Riese ist
der im Bruderkrieg vergisst,
dass man, was er macht, nicht tut,
verließ uns allesamt der Mut.
Selbst die Politik versagt.
Was sie noch kürzlich angeklagt,
billigt sie nun ungeniert.
Es wird von ihr  jetzt hingenommen
und gar von ihr finanziert.
Soweit ist es mit der gekommen.

Mein Gott denk‘ ich, es kann nicht sein.
Keiner mischt sich diesmal ein.

Keiner hat den Mut dazu.
Man wartet ab in aller Ruh,
und lässt die kleinen, braven guten
armen Leute dafür bluten,
dass jene die das Zepter tragen,
jämmerlich erneut versagen.

„Zivilcourage“ denk‘ ich dann.
Darauf kommt es heute an.
Wer diese Tugend heut‘ nicht hat,
der taugt auch nicht viel als Soldat.

Wann, verflucht, verdammt noch mal.
meldet hier, oder vor Ort,
endlich auch ein General,
zu dem Wahnsinn sich zu Wort,
indem er die Medien auf sich lenkt,
und sagt, was heimlich längst er denkt.

Doch es ist, das wird mir klar,
auch heut‘ noch, wie es immer war.
Aus falsch verstand’ner Ehr und Pflicht,
wagt es sich die Führung nicht,
den eig’nen Kriegsherrn anzuklagen
und die Meinung ihm zum sagen.

Im Gegenteil, zu Gräueltaten
verpflichtet sie die Frontsoldaten,
und spornt mit schönen bunten Orden,
sie täglich an zum Weitermorden.

Der kleine Mann, so dekoriert,
macht die Drecksarbeit, pariert,
weil er denkt, es müsste sein.
Solch Führungsstil ist zwar gemein,
doch, das sei hier kurz erklärt,
er hat sich immer noch bewährt.

So wart‘ ich bis im Kriegsverlauf,
endlich `mal steht einer auf,
der Schneid zeigt  in des Riesen Heer,
und sagt ich mache mit nicht mehr.
Was ist eine Armee denn wert,
die sich um’s Völkerrecht nicht schert?

Ich frag‘ mich zur Jahrtausendwende.
Wann nimmt der Völkermord ein Ende. 
Wann zeigt sich endlich ein Soldat, 
der noch etwas Rückgrat hat,
der nicht, was ihm wird anbefohlen,
Verbrechen, mitmacht unverhohlen.

Jasager gibt es in der Tat,
mehr als genug bei Vater Staat.
Widerspruch ist ungefragt,
in der Armee heut angesagt,
wenn einer tritt im Heereslager,
selbstherrlich auf wie Brötchennager.

Auch der Heerführer der kühnen,
allzu großmäuligen Grünen, 
das ist, so hoffe ich, jetzt klar,
keiner von jener Sorte war,
welche die Armeen tragen.
Die Wahrheit gilt es heut‘ zu sagen.
Feigheit, welche in der Schlacht,
im Kriege ist nicht angebracht,
das sag‘ ich in Soldatenpflicht,
dient auch dem Heer im Frieden nicht.

Wer nur „ja“ sagt und „jawoll“,
der hat die Hosen meist schon voll,
bevor er an die Front gegangen,
um mit dem Siegen anzufangen.

Um bei den Tieren zu verweilen,
die sich so dümmlich eist benahmen,
als sie am Teich zusammenkamen,
füg‘ ich an, noch ein paar Zeilen.

Sie lernten aus dem dummen Streit.
Zwar sind vor Zwist sie nicht gefeit,
auch sie zanken noch ab und an,
doch was sie in Homerus Schlacht
am Eridanos einst gemacht,
haben sie nie mehr getan.

Sie tragen keine Waffen mehr.
Auch unterhalten sie kein Heer.
Ich weis das deshalb so genau,
weil kürzlich erst, ich vom Radau,
den ein Frosch am Teich gemacht,
bin hochgeschreckt und aufgewacht.
Ich lag im Bett, fand keine Ruh,
und hörte König Pausback zu,
der des nachts sein Leid mir klagte.
So höret nun, was er mir sagte:

„Versucht den Krieg verbal zu führen,
dann müsst ihr nicht das Schwert erst spüren.
Lernt ihn mit Worten auszutragen,
dabei wird keiner totgeschlagen.
Nur die Dummen und die Bösen,
Konflikte noch mit Waffen lösen.
Seid klug und nicht, wie wir von Sinnen.
Auch damals gab‘s nichts zu gewinnen.
Als die Mäuse uns bekriegt,
hat ein drittes Volk gesiegt.

Die Krebse nahmen uns das Land.
Noch heut‘ beherrschen sie den Strand.
Wir mussten lange für sie dienen.
Heut‘ leben friedlich wir mit ihnen.

Wir haben damals schnell erkannt
dass Frieden viel, viel besser ist,
als jeder dumme Streit und Zwist.
Der Krieg wurd‘ aus dem Land verbannt.
Selbst mit der Mäusen leben wir
friedfertig jetzt zusammen hier.
Bei uns am Teich gilt das Gebot:
„Leben, bis von selbst der Tod
abruft uns mit Schicksal’s Macht,
wie Gott uns dies hat zugedacht“.

So quakte der Frosch am Teiche dort,
lauthals damals durch die Nacht.
Ich lag im Bette und gab Acht,
dass ich verstand auch jedes Wort.
Ich weis genau noch was danach,
im Bass der Schreihals weitersprach.

„Ihr seid die Spezies, von der man sagt,
dass sie wäre vernunftbegabt.
Werdet auch ihr endlich gescheit.
Löst nicht mit Waffen eu‘ren Streit.
Zieht aus dem Poem den rechten Schluss,
deshalb schrieb ihn Homer einst nieder,
dass vorkommt so etwas nie wieder,
denn sonst geschieht, was kommen muss.
Vermeidet diesen ernsten Fall.
Es könnte sein der letzte Knall,
den ihr hört auf  dieser Erde.
Gott gebe, dass es nicht so werde.
Werdet endlich, es wird Zeit,
auch ihr Manntiere gescheit.
Beginnt sie endlich abzuschaffen,
eure gottverdammten Waffen.
Besinnt euch auf des Wortes Macht.
Führt damit weise Schlacht um Schlacht.
Ohne dass erst Blut muss rinnen
werdet alle ihr gewinnen.

Wer mit dem Wort schlägt, ganz gewiss,
findet einen Kompromiss.
Macht das Reden euch zu eigen,
dann  wird es sich sehr bald schon zeigen,
dass ihr im Grunde euch versteht.
Weil es um uns alle geht,
solltet ihr nicht länger säumen,
und nur im Schlaf vom Frieden träumen,
sondern endlich selber nun,
etwas gegen die Kriege tun,
in denen täglich Menschen sterben.
Für den Frieden gilt mein Werben“,
so quakte der Frosch in lauer Nacht,
„und nicht dem Krieg und nicht der Schlacht“.

So wie die Frösche in den Laken,
von Liebe nur noch heute quaken,
sollten wir uns auch besinnen,
und in Frieden neu beginnen.

An der Drittjahrtausendschwelle
Zitiere ich deshalb die Stelle,
welche ich in der Bibel fand,
worin sie aufgeschrieben stand.
Ich denke, das ist hier vonnöten.
Die Stelle heißt, „du sollst nicht töten“.

Das Wort, welches von Jahwe stammt,
dem Nachfolger, von Zeus, im Amt,
schrieb ich fett, in dessen Namen,
und ergänze es durch Amen.


***

wird fortgesetzt









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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.