Dienstag, 10. September 2013

Batrachomyomachia

Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 21
Im Olymp

Zeus hatte sich das Kriegsgeschehen
Vom Olymp aus angesehen.


Er war vom Kampfe angetan
Und dacht "Was in Afghanistan
Und im Irak kürzlich geschah
Gegen die Taliban und Rex Saddam
Im Kriege mit Amerika,
War der reinste Kinderkram
Gegen das was die Despoten
Pausback und Schinkenklauber boten.

Da kämpfte Mann noch gegen Mann.
Da wusst', bevor die Schlacht begann,
Jeder genau um was es ging.
Da war sich keiner zu gering
Um selbst zu Schwert und Speer zu greifen
Und im fairen Waffenringen
Den Feind im Kampfe zu bezwingen.

"Wer nie den Angstschweiß hat gerochen,
Bevor den Gegner er hat erstochen
Und nie vor Schiss gefurzet hat,
Der taugt im Feld nicht als Soldat."

So dachte der Obergott bei sich.
"Es ist einfach widerlich
Sich auf Raketen zu versteifen
Und Bomben zu werfen in der Nacht.
Das zeugt von Feigheit. Eine Schlacht
Die aus der Ferne ungerührt
Per Knopfdruck nur noch wird geführt,
Ohn' Risiko auf 'ne Blessur,
Ist von schändlicher Natur!

Wer seinem Feind ins Auge schaut,
Und dabei den Kopf riskiert,
Oder ein Loch in seiner Haut,
Und trotzdem tapfer couragiert
Weiterkämpft im Feld der Ehr,
Der gilt den Kriegsgöttern viel mehr
Als einer welcher nur verspielt
Auf einen fernen Gegner zielt,
Und mit virtuellem Spielgeschick,
Aus dem Laptop mit nur einem Klick
Tausenden in einer Nacht,
Anonym den Garaus macht."

"Da lob ich mir die Tiersoldaten!"
Dachte der alte Zeus bei sich.
"Die allesamt nicht zimperlich
Vollbrachten wahre Heldentaten!"

Lauthalls schallend in der Schlacht
Hatte er oft losgelacht,
Wenn einer Maus mitsamt dem Kragen
Der graue Kopf wurd abgeschlagen
Oder ein Frosch in Pausbacks Moor
 Bein, Arm oder Aug verlor.

Da zeigten die Soldaten Mut.
Da spritzte wenigstens noch Blut.
Da bracht man keine Kinder um
So wie kürzlich ohne Mumm
In Syrien es Assads Soldaten
Ohne jeden Skrupel taten.

Bei den Tieren in der Schlacht
Wurde so was nicht gemacht!

Was völkerrechtlich war verboten
Vermieden die tierischen Despoten!
Doch auch ohne Gift und Gas
Hatte Zeus beim Zuseh'n Spaß.

Besonders wenn sich in  der Mitten
Des Schlachtfeldes O'ffziere stritten.
Denn jene, allesamt von Adel
Und aus vornehmsten Geschlecht,
Und im Gehabe ohne Tadel
Vor einem jeglichen Gefecht,
Knallten die Hacken erst zusammen,
Und nannten vornehm mit "gestatten"
Den Dienstgrad den sie inne hatten
Und danach den stolzen Namen
Sowie das Dorf aus dem sie kamen
Und das Geschlecht aus dem sie stammen.

Dann warfen sie mit viel Getu'
Sich den Fehdehandschuh zu,
Machten kehrt nach alter Sitte
Und gingen ein paar hundert Schritte
Soweit bis letztlich die Gefahr
Eines Kampfs vorüber war.

Da lachte Zeus, dass in den Logen
Im Göttersaale nebenan,
Wo die Untergötter saßen,
Zechend und Ambrosia aßen,
Vergnügt vereint der ganze Clan,
Sich knarrend alle Balken bogen
Und Bacchus der schlimmste dort von allen
Von seinem Thron wär' fast gefallen.

Doch auch die andern waren bang
Und zitterten minutenlang
Im aufgewirbelten Wolkenstaub
Schlimmer noch als Espenlaub.

***

Dann war des Bosses Schlachtrückschau
Beendet. Er kam zu Hera seiner Frau.
Die im großen Göttersaal
Begrüßte froh den Herrn Gemahl:

"Mir scheint, Du hast dich amüsiert;"
Sprach sie zum Alten wohlbedacht
Darauf den Ihren
Nicht zu provozieren
Denn sie wusste, dass ihr Gatte
Es nicht so gerne hatte
Wenn sie ihm in Kriegsdienstfragen
Wollte ihre Meinung sagen.

"O ja " sprach er, "in dieser Schlacht
Haben mir alle imponiert!
Die Frösche tapfer, so wie immer
Und die Mäuse noch viel schlimmer
Als sie es schon gestern waren.
Ich will Einzelheiten euch ersparen.
Pauschal gesagt: Es war famos!
Die Tiere kämpften so furios
Auf beiden Seiten um den Sieg
Als wäre es der letzte Krieg
Unten auf der Erde."

"Du musst," sprach Hera drauf zum Gatten,
"Damit es endlich Frieden werde,
Ares und Athene es gestatten,
Dass sie hinunter steigen morgen
Und dem Krieg ein Ende machen."
Und dann fügte sie spontan
Gar mitleidvoll noch an:
"Ich mach mir um die Frösche Sorgen!
Ich sah vorhin beim Raufen
Ein paar im Teich ersaufen."

"Ach Liebste, was sind das für Sachen"
Grinste ihr Ehemann sie an:
"Mitleid mit ihnen ziemt sich nicht.
Es stünde schlecht uns zu Gesicht
Wenn wir uns auf ihre Seite
Schlagen würden all im Streite.
Du denkst doch sicher noch daran
Was dir mit einem Frosch vor Jahren
Ist im Bette widerfahren."

Die Kinder grinsten vor sich hin.
Sie kannten seiner Rede Sinn!
Sie wussten wen er meinte
Und warum er es verneinte.

"Was machen wir denn heute Nacht
Bis unten weitergeht dis Schlacht?"
Wollt Zeus nun von den Seinen wissen.

Athene, wie immer dienstbeflissen,
Erwiderte darauf: "Papa,
Lass uns weitermachen da
Wo wir gestern aufgehört,
Weil Jesus uns hatte gestört."

"Ach ja," sprach Zeus, "von nebenan
Hörte ich den jungen Mann.
Ich hab sein Wort noch jetzt im Ohr.
Er hat zu euch mit viel Humor,
Ziemlich lang, ununterbrochen,
Von den Genen klug gesprochen
Und euch im Ernst erklärt,
Dass ihr alle Frösche wärt!"

"Ganz so war es nicht Papa"
Lachte Aphrodite da
Und fügte einen Nachsatz an:
"Er ist ein wunderbarer Mann!
Du solltest hier in unsrer Mitten
Und zur Freude von uns allen,
Ihn einmal zu Tische bitten.
Er würd' dir sicher auch gefallen!"

"Na gut, ich überleg es mir."
Erwiderte der Vater ihr.
"Aber nun lasst Euch nicht stören;
Ich kann ja drüben alles hören,
Was ihr für neue Froschgeschichten
Werdet hier nun gleich berichten.

Dann ging er zurück nach nebenan
Und setzte sich auf seinen Thron.

Im Großen Saal, indes nach Plan
Hephaistos, der Schmied und Heras Sohn
Ohn' große Vorrede dann
Mit einer Geschichte gleich begann
Die im Olymp noch keiner kannte,
Die schlicht er "Froschkonzert" nur nannte.


Das vergessene Froschkonzert
 - Gritt Küllberger -



wird fortgesetzt


Keine Kommentare:

Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.