Donnerstag, 9. Oktober 2014

Batrachomyomachia

Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 25-2
- Ein Zwischenspiel -

Auch Osiris, der Große Grüne,
Auf Ägyptens Götterbühne,
Damit sein Ruhm niemals verblasst,
Bekam 'ne Kaulquappe verpasst.

Huh, der Gott der Ewigkeit,
Nutzte die Gelegenheit,
Als er die Quappe bracht als Bote,
Mit Osiris ohne Zaudern,
Ein paar Worte kurz zu plaudern.

So hörte er die Anekdote
Vom Brudermord welchem am Nil
Der Grüne einst zum Opfer fiel.

In einer knappen Viertelstunde
Vernahm er aus beruf'nem Munde
Was dem Gott vor vielen Jahren,
Für ein Leid ward widerfahren.

Von Isis erfuhr er dann noch mehr
Als er wusste schon bisher.
Vom Phallus des Gottes war die Rede,
Welcher bei der Geschwisterfehde,
Als sich die beiden Götter stritten,
Dem älteren ward abgeschnitten.

Huh erzählte, was er nun wusste,
Seinem Vierlingsbruder Nun.


Weil etwas geschehen musste,
Konnten die beiden nicht mehr ruh'n.
Die Brüder, alle zwei vom Fache,
Ganz ohne lange Worte
Zu machen in der heiklen Sache,
Trieb es sogleich zum Tempel hin.

Von hinten durch die Tempelpforte,
Besuchten sie die Göttin drin,
Welche das ward beiden klar,
Einst des Osiris Gattin war.

Aus Gold geschmiedet hing sie da.
Huh, der sie als erster sah,
Las was auf der Tempelwand
Und auf der Kanope stand.

"Du bist der Lebenswiederholer"  las
Ganz leise flüsternd er ins Ohr
Seinem Götterbruders vor.

"Hör zu Bruder, ich ahne was,"
Gab dieser flüsternd ihm zurück.

Dann versuchten sie ihr Glück.

Sie wurden fündig bald fürwahr.
Was in der Kanope war,
Brachten sie gar einfallsreich,
Zu Amuns Oberpriester gleich.


Mit des Osiris bestem Teil
Hat jener dann sogleich versucht,
Es zu verwenden für die Zucht,
Welche er zu Amuns Heil,
So wie es Ercivan beschrieb,
(Erdogan Ercivan: "Verbotene Ägyptologie", Rottenburg 2001)
Im heiligen Bezirk betrieb.

Was er wollte, ist geglückt.
Ach was war der Mann entzückt
Als die ersten Tropfen Samen
Aus dem toten Phallus kamen.

Das war die Zutat, die er brauchte!
Als er die in Krötenlaich
Vorsichtig dann untertauchte,
Trat ein was er ideenreich,
In Amuns Diensten hat ersonnen.
Es hat zu wachsen gleich begonnen.

Der neue Keim ward noch bei Nacht
Zum Isis -Tempel hin gebracht,
Wo Huh und Kuk ihn dann zuletzt,
Dem Toten haben eingesetzt.

Man hat sich nicht umsonst bemüht.
Die Frucht ging auf und ist erblüht.

Ein neuer Froschgott war geboren.
Von Amun dazu auserkoren,
Sein Nachfolger im Amt auf Erden,
Wenn die Zeit reif ward, zu werden.

***

Um die Zeitenwende schließlich dann,
Trat er sein Amt als Gottheit an.

Ob es tatsächlich jener war,
Den unter dem Kürzel F.R.O.G. die Leute,
Vermehrt verehren wieder heute,
Ist nicht gesichert. Doch eines ist klar:
Die Menschen welche ihm vertrauen,
Obwohl sie ihn nicht näher kennen
Und ihn schlicht nur Frosch heut nennen,
(Gemeint ist das Kürzel F.R.O.G.)
Können fest heut auf ihn bauen."

Nach diesen Worten fügte dann
Telemachos Bilder an,
Welche klipp und klar bewiesen,
Dass weltweit heut die Menschen diesen,
Alten Glauben neu beleben
Um ihrem Dasein Sinn zu geben.

Hundert Fotos oder mehr,
Eröffnete den Seelen er.




 
Amun, Buddha, Jesus, Yin und Yang;
Der Frosch im Mythen-Zeitengang,
Weltweit im Religionsgeschehen,
War überall darauf zu sehen.

Vom Nil und über Griechenland,
Den Weg er in die Neuzeit fand.

Der Grüne, ganz nach Lurchenart,
Erobert in der Gegenwart,
Ihr seht es alle, brustgeschwellt,
Mit seiner Religion die Welt.

Die Leute glauben, wenn er quakt,
Dass "es gibt nur einen Gott" er sagt.
Und weil sie wissen, dass das stimmt,
Den Frosch man sich als Vorbild nimmt,
So wie er es ganz offenbar
Am Nil und auch bei uns einst war.

"Bei uns?" hat Achilles eingehakt
Und sogleich weiter nachgefragt:
"Meinst du Troja oder Attika?"

"Beide!" sprach Telemachos da.
"Frösche, wie jene welche wir hier sehen"
 So gab Achill er zu verstehen,
"Gab es dereinst in jedem Land.
Nur wurde uns das nicht bekannt,
Weil wir ja all in jenen Tagen,
Im Kampf vor Trojas Mauern lagen
Und unter hohen Blutverlusten
Helenas Ehre retten mussten.
Wir hatten einst in unserm Streit,
Vor lauter Kriegslust keine Zeit,
Dass muss auch ich euch eingestehen,
Die Frösche uns mal anzusehen,
Die unser Volk als Schmuck einst trug."

"Die armen Leute waren klug!"
Fuhr er fort, "so glaubt es mir.
Sie folgten in Sachen Religion
Alleinig ihrer Intuition.
Der Frosch war als Orakeltier
Auch in Delphi hochgeschätzt.
Und unsere Götter nicht zuletzt,
Bekamen ihn als Opfergabe.
(Gemeint sind die steinernen Froschfigürchen
die in den Tempeln zur Ehre der Götter abgelegt wurden)
Für Hera und Aphrodite gar,
Der Frosch ein Attribut einst war.

Doch auch in manchem Herrschaftsgrabe
Fanden ihn die Archäologen.
Dem Frosch war stets man wohl gewogen!
Das belegen alle Zeitberichte
Seit man aufschrieb die Geschichte."

Und dann fügte er spontan
Ein paar Frosch-Schmuckstücke an,
Er hatte online ja genug,
Wie sie das Volk zu Haus einst trug.



Nach der Bildvorstellung dann,
Er zu erzählen neu begann:

"Doch als dann die Päpste kamen,
Sie seinen guten Ruf ihm nahmen.

Man tilgte alle seine Zeichen.
Der Frosch musste dem Kreuze weichen.

Es war Rom einst nicht genehm,
Dass der Prophet Moses in Person
(Erdogan Ercivan: "Verbotene Ägyptologie", Seite 100 ff)
Nachweislich war Echnaton,
Der Ketzerpharao vom Nil.

Jener mit neuem Führungsstil,
Wollt Götter, die ihm unbequem,
Wie die Chronisten uns berichten,
Damals allesamt vernichten,
Um den Monotheismus einzuführen.

Aton zum Alleinherrscher zu küren,
War ein Schritt, ihr werdet's ahnen,
Der Jahwe den Weg zum Thron sollt bahnen.

Amun, Heket, Nun, Huh, Kuk,
Fielen zum Opfer jenem Spuk,
Den Echnaton heraufbeschwor.
Der Frosch an Einfluss schnell verlor.



Dem Grünen, welcher war so groß,
Versetzte Rom den Todesstoß.

Der Klerus, evangeliengeil,
Verkehrte ihn ins Gegenteil.

Bis ins hohe Mittelalter
Verbannte man ihn au dem Psalter
Oder stellte ihn dort gar
Als den Satan selber dar.

Erst heut, auch Päpste werden schlauer,
Befasst man sich mit ihm genauer.

Doch dass der Frosch, der schon so alt,
Jahrtausende hindurch als Gottheit galt,
Wird vom Klerus ganz gediegen,
Leider immer noch verschwiegen."

"Doch wer sich für Ihn interessiert,
Fuhr Telemachos,  keck im Wort,
In seiner Froscherklärung fort,
"Im Internet heut recherchiert.
Klickt man Aristoquakes an,
So wie es ich just hab getan,
Wird man kurz drauf fündig schon.

Wenn man sich dort dann geschickt
Weiter durch die Website klickt,
Wird selbst dem dümmsten sehr schnell klar,
Dass der Frosch ein Gott einst war,
Der alle andern auf der Welt,
In den Schatten hat gestellt."

Achilles applaudierte zag.
Da gab es einen Donnerschlag,
Dass ein jede Seel im hohen Haus
Bei sich dacht "nun ist es aus
Mit ihnen allen zweifelsfrei
Und die Ewigkeit vorbei".

Telemachos instinktiv,
Nach Helm und Schild und Rüstung rief.

Während noch der Donner grollte,
Er zum Langschwert greifen wollte.
Doch unter seinem neuen Kleide
Fand er weder Griff noch Scheide.

Da wurd dem alten Recken klar,
Dass er ja eine Seele war,
Und unbewaffnet den Rest der Zeit
Bleiben würd' in Ewigkeit.

Sein Vater indessen, Odysseus,
Sprach respektvoll: "Das war Zeus!
Ich kenne seinen Donnerkeil.
Es schadet deinem Seelenheil,
Wenn Du in seinem Reich hier oben
Den Frosch setzt auf den Himmelsgloben."

"Ich weiß Papa!" sprach da der Sohn.
"Hier sitzt ja Zeus noch auf dem Thron!
Und weil der das Zepter führt,
Ihm meine Hochachtung gebührt;"
Und flüsternd, ganz, ganz leise dann,
Fügte er als Nachsatz an:
"Seit Jupiter er lässt sich nennen",
So sprach zum Vater er intim,
"Ist kaum er wieder zu erkennen.
Mir scheint, es geht bergab mit ihm!"

Da gab es einen Donnerschlag.
Telemachos fuhr zusammen
Und auch Odysseus erschrak.
"Der Alte will uns zwei verdammen;"
Hat halblaut plötzlich und verzagt
Er zum Sohnemann gesagt.
Der hat sich schnell wieder gefasst.
"Wenn es dem alten Zeus nicht passt,"
Sprach er zum Vater, "dass ich hier
Mit den anderen und dir
Online geh ohn' ihn zu fragen,
Dann soll er's uns persönlich sagen
Anstatt hier solchen Lärm zu machen."

Die Antwort war ein Donnerkrachen
Wie es noch keiner hatte je erlebt.
Die ganze Welt hat nun erbebt
Und im Elysium, ungelogen,
Haben die Wände sich verzogen,
Und alles hüllte sich in Staub,
So hat der Alte losgewittert.
Selbst Achill hat nun gezittert,
Vor Angst wie sonst nur Espenlaub.

"Das hättest du nicht sagen sollen"
Hat Odysseus grad sagen wollen,
Als vom Olymp herab ein Lachen scholl,
So übermächtig laut und toll,
Dass es die Welt im Widerhall
Erschütterte. Ein Lachanfall
Hatte den alten Zeus befallen.
Alle hörten seinen Brummbass schallen
Als grölend er herüber schrie:
"Dort unten kämpfen weiter sie!
Nehmt alle schnell die Plätze ein.
Es wird uns ein Vergnügen sein
An Pausbacks Teich dem Kriegsgeschehen
Von hier oben zuzusehen!"

Dann rief er halblaut, fast diskret
Nach dem Mundschenk Ganymed
Und hat dem Schönen anbefohlen
Ambrosia-Chips herbei zu hohlen
Und Nektar einen ganzen Krug.

"Ich hoff wir haben noch genug,"
Sprach er, als der die Sachen brachte,
Wobei er sich's gemütlich machte.

Die Seelen im Elysium
Suchten sich als Publikum
Allesamt im hohen Haus,
Die besten Aussichtsplätze aus.
Und auch die Untergötter alle
Am Wolkenrand der Götterhalle,
Haben es sich bequem gemacht,
Für den nächsten Teil der Schlacht,
Die sogar Homer einst kannte,
Und Froschmäusekrieg sie nannte,
Welcher ward in jenen Tagen
Am Eridanos ausgetragen.


***
wird fortgesetzt



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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.