Dienstag, 18. November 2014

Auf dem Schlachtfeld

Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 27- 18
- 9. Kriegstag -
- Auf dem Schlachtfeld -

Die tote Mauser war arg schwer.
Aufgespießt auf seinem Speer
Wollt er ihn heim zur Gattin tragen.



"Was werd ich seinem Weibe sagen?"
Fragte er sich: "Mit Phantasie
Werde ich belügen sie!"

Dann dachte über die tote Maus
Er sich eine Geschichte aus,
In welcher Feigheit er verblümt
Hat als Heldentat gerühmt.

Er wollte der Witwe imponieren.
Sofort nach dem Kondolieren,
Wollt er ihren toten Gatten
Vor ihrem Mausloch bestatten.
Und bei der Trauerrede dann
Würde er für ihren Mann,
Worte finden die postum
Gereichen zur Ehre ihm und Ruhm.

Und sein Grab, sie zu beglücken,
Sollte eine Rose schmücken,
Herbeigeschafft aus Pausbacks Teiche,
Um zu erblühen auf der Leiche.

In den allerhöchsten Tönen
Würd' er von ihrem Gatten sprechen
Um die Witwe zu versöhnen
Für die kriegerische Tat,
Die er selbst begangen hat.
Doch das musste sie nicht wissen,
So dachte weiter er gerissen.

Der Mord an ihm wär' ein Verbrechen,
So würd' er ohne Missbehagen,
Zu dem schönen Mäuslein sagen,
Das Krümeldieb heraufbeschwor,
Nachdem sein Leben er verlor.

Und dann würd' er die Witwe trösten
Und ohne selbst sich zu enttarnen,
Mit Schmeicheleien sie umgarnen.

"Dein Mauser war einer der größten
Helden die auf Erden je
Im Kriege eine Schlacht geschlagen"
Würd er sie trösten und es wagen
Sie an seine Brust zu drücken,
Um mit dem Wort sie zu beglücken:
"Leider ist das nun passee!"

"Danach wird sie sicher lüstern
Danke mir ins Froschohr flüstern,
Dafür, dass du ihn hast heimgebracht.
Ach bitte bleib doch heute Nacht...
...Und der Rest wird sich ergeben!"

So dacht der grüne Recke eben
Als er vor sich schon ganz nah,
Das Städtchen Mausulina sah.

Wenig später war er dort.
Vor dem siebten Loch im Ort
Legte er den Toten ab;
Wonach er sich zur Tür begab.

Er wollt grad an die Haustür pochen
Als drinnen er 'ne Stimme hörte,
Die laut und deutlich hat gesprochen.
Was ihn an der Stimme störte,
War, dass sie sehr nach dem Gesang
Im heimatlichen Froschteich klang.

Ein Blick durchs Schlüsselloch, oje:
Es war der Quakitän zur See
Tuz, Kratus, Pudd von Puggelduck,
(Dissertation Ursula Wiepen S. 105/70/28/96)
Der drinnen mit großem Ordenschmuck,
Den Säbel keck noch umgehängt,
Maus Stibitz's Gattin hat bedrängt.

"Weis' mir" sprach er, "nicht die Tür,
Dann trage Sorge ich dafür,
Dass dein Mann, den wir gefangen,
Die Freiheit wieder wird erlangen."

"Ich kenn den König", so log er,
"Noch aus unsrer Kindheit her.
Wir haben Mücken einst gejagt.
Ich hab erst heut mit ihm gequakt.

Er wird, was ich will mir gewähren,
Und deinen Mann für frei erklären,
Wenn Du mir, was ich möcht, gewährst
Und dich dazu bereit erklärst,
Mit mir für deinen Gatten nun,
Was dafür nötig ist zu tun.

Du solltest Dich nicht länger zieren.
Wenn wir beide uns liieren,
Es ist ja schließlich nichts dabei,
Ist dein Mauser morgen frei."

Nach dieser dreisten Erpressung dann
Fügte er mit Nachdruck an:

"Sonst bleibt er in Gefangenschaft
Bis nachlässt seine Manneskraft
Und heimkehrt er als Tattergreis.
Ich trage seinen Schuldbeweis
In der Tasche hier bei mir.
Also überleg es dir!"

Dass sich die Mauslochwände bogen,
So hat der Quakitän gelogen.

Vor der Tür Frosch Schorreporch
Dacht "Hol den Offizier der Storch!"

"Ich muss mich wohl dem Schicksal fügen
Denn die Marine ist im Lügen
Allen andern überlegen.
Es ist bei denen Strategie.
Sie lernen es der Taktik wegen,
Auf der Offiziers-Akademie.
Dort paukt die Quakiralität,
Von morgens Früh bis abends spät,
Wie man auf See und Großer Fahrt,
Das Anseh'n der Marine wahrt."

"Gegen die", so dacht er dann,
Kommt im Lügen keiner an.
Die halten am Ende selber gar,
Was sie sich vorlügen, für wahr."

Resignierend wollt er gehen.
Freilich musst er vorher noch
Einmal kurz durch's Schlüsselloch
Lauschen und nach drinnen sehen.

Es kam so, wie es kommen musste!
Weil, dass er log, die Maus nicht wusste,
Hat dem Quakitän sie zugestimmt.

Schorreporch hat wutergrimmt
Seinen Speer mitsamt der Maus,
Aufgerichtet vor dem Haus.
Als dieser war fest aufgestellt,
Hat an der Glocke er geschellt
Und sich dann mit Vorbedacht,
Schleunigst aus dem Staub gemacht.


Hinter einer Rosenhecke,
Gleich an der nächsten Straßenecke,
Versteckt hat er mit angesehen,
Was dann vor'm Mausloch ist geschehen.

Des toten Kriegers Ehemaus,
Kam mit dem Quakitän heraus.

Ach was war das ein Gezeter
Als sie über'm Fußabtreter,
Ihren Liebsten hat erkannt.

Zornig zurück in's Loch gerannt,
Kam kurz darauf die süße Maus
Mit einem Schirrhaken heraus.
Und ohne einen Ton zu sagen,
Hat sie den Quakitän erschlagen.

***

"Glück gehabt" dacht Schorreporch;
"Die ist noch schlimmer als der Storch,
Welcher in der letzten Nacht
Mich selbst hätt' beinah umgebracht,
Als ich, was ich zwar nicht sollte,
Mit Puggelduck's Gattin flirten wollte."

Dann hat er schnellstens kehrt gemacht
Und zog ins Feld zurück zur Schlacht.

***

Was auf dem Weg dorthin geschah,
So wie Schorreporch es sah,
Es war wirklich ein Skandal,
Berichten wir das nächste Mal.

wird fortgesetzt




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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.