Mittwoch, 26. November 2014

Die Froschmarine

Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 27- 26
- 9. Kriegstag -
- Bei der Froschmarine -

Um den Gegner auszuspähen
Und ihn zu finden für die Schlacht,
Wurde die Pinass klar gemacht.


Schwämöbbel, der Fähnrich gar geschwind,
(Dissertation Ursula Wiepen, S. 113)
Setzte alle Tücher und vom Wind
Ließ er die Segel dann sich blähen.
Mit dreißig Knoten über Grund
Segelte er zum Binsensund,
Wo immer  in den letzten Tagen,
Die Mäus mit ihrer Hochseeflotte,
Auslaufbereit, Rotte für Rotte,
Klar zur Schlacht vor Anker lagen.

Auch diesmal war das wieder so.
Schwämöbbel sehr darüber froh
Wollt auf Gegenkurs grad gehen,
Um seinem Quakitän zu melden,
Wo ankern all die grauen Helden,
Welchen der Quakiral so grollte,
Dass er sie all versenken wollte.

Da hörten die Winde auf zu wehen.
Totale Flaute plötzlich: Ach
Was  war des für ein Ungemach:
Da ist er schnell an Land geschwommen
Und niemals mehr an Bord gekommen.

Dort an Deck indessen war
Ein jeder sich darüber klar,
Dass die Schlacht ganz sicher binnen
Der nächsten Stunde würd' beginnen.

Zwei Maate die auf Wache standen,
Und das mit einem Schwatz verbanden,
Hatten während des auf Wache stehen,
Ein Vorpostenboot der Mäus gesehen,
Das aus einem Wellental
Aufgetaucht war kurz einmal.

  
Sie haben sofort reagiert
Und den Läufer informiert.
Den sah man dann zum Pantrygasten
Zwei Decks nach oben höher hasten,
Um ihm die Nachricht mitzuteilen.


Ohne langen Firlefanz
Gab der sie an die Ordonnanz,
Die, ohne sich sehr zu beeilen,
Schließlich die Meldung an den Stab
In der Messe weitergab.

Und dann ging das weiter so.
Via Melder zum Eins O.
Der, vor seinem Käpt'n bang,
Überlegte erst mal lang,
Denn jener saß grad schwelgerisch,
Weil ja Mittag war, bei Tisch.


Beim Essen durft' man den nicht stören,
Denn da wollte er nichts hören,
Das war dem Eins O  klar,
Erst recht, wenn es nichts Gutes war.
Und nach dem Essen ganz mondän,
Schlief ein Stündchen der Kap'tän.

Als er dann ward aufgewacht,
Hat man die Nachricht ihm gebracht.


"Ach das ist ja ein Malheur"
Schrie er: "holt den Kommandeur,
Denn ohne den zuvor zu fragen,
Darf ich keinen Angriff wagen!"

Als nach drei weit'ren Viertelstunden,
Der wurde schließlich auch gefunden,
Weil er nach dem Mittagsmahl,
Sich ausgeruht hat erst einmal,
Bevor er in die Messe kam,
Wo er seinen Kaffee nahm,
Trug man ihm die Sache vor.

Es war ein Schlag ihm ins Kontor.
"Ach, was machen wir denn da?"
Hat der Gute aufgeregt,
Eine Weile überlegt.

***

Als er den Matrosen sah,
Welcher an der Reling stand,
Die Lösung er zur Frage fand.

"Diese Leute", dachte er,
Weil sie seit vielen Jahren,
Sicherlich zur See schon fahren
Sind allesamt ja Praktiker,
Die wissen was vor einer Schlacht,
Man auf einem Kriegsschiff macht.


In der Theorie da war
Er der Meister, das war klar.
Doch für eine Schlacht auf See
Fehlte ihm der Mut von Spee,
Welcher ohne lang zu zagen
Sich ohne jegliche Debatte,
Mit einer Übermacht geschlagen,
Und heldenhaft verloren hatte.

"An der Reling dort der Lord
Ist sicher lange schon an Bord.
Er trägt die Hände in der Tasche,
Wie es bei Fahrensleuten Masche.
Man sieht ihm an, der Mann hat Mut.
Der weiß sicher, was man tut."

So hat der Kommandeur gedacht
Und sich auf den Weg gemacht,
Um zu fragen den Matrosen
Was man tut im Wellentosen,
Um eine Seeschlacht zu gewinnen.


"Als erstes musst du sie beginnen
Und nicht zaudern und nicht zagen!"
Hat der Matrose so gefragt,
Zu seinem Kommandeur gequakt.

Und als Nachwort fügte dann
Er das Folgende noch an:

"Du solltest einmal etwas wagen,
Die Zähne fest zusammen beißen,
Und dir nicht in die Hose scheißen,
Nur weil ein paar graue Mäuse die,
Gar nicht so recht zu wissen wie,
Sie sich über Wasser halten sollen,
Dir Hasenfuß ans Leder wollen.

Oder bist du immer noch
Der Schlappschwanz, der du als Fähnrich warst,
Der feige sich sofort verkroch,
Wenn es in unsrer kleinen Schar
Ab und an mal brenzlig war.

Ich denke du erinnerst doch
Dich an die Grundausbildung noch.
Du warst mit mir im zweiten Zug.
So wie du dich mir offenbarst,
Bist du noch heut der Gerneklug
Der du schon damals bist gewesen.

Ich hab manches über dich gelesen.
Obwohl ich anfangs es nicht glaubte,
Dass die Marine sich's erlaubte,
Dich zum Admiral zu machen.
Tagelang musste ich lachen,
Als ich es erfahren habe.
Du hattest damals schon die Gabe
Mehr zu scheinen als zu sein.

Du kennst ja sicher auch noch Hein.
Hein Hoppetutz von Hoppepeit.
Ein Haudegen und blitzgescheit.
Er ist inzwischen schon Gefreiter.

Nach oben auf der Karriereleiter
Kommt einer wenn er nicht von Adel,
Wie ich natürlich nicht so schnell.

Obwohl stets Lob und niemals Tadel,
Ich erhielt, weil professionell
Mir keiner konnt' das Wasser reichen,
Ist es schwer für meinesgleichen,
Bei der Marine was zu werden.
Einer wie du, mit Denkbeschwerden
Und ohne Rückgrat hat es besser,
Denn nur so lässt sich's ertragen,
Stets zu allem ja zu sagen.
Und wenn mit Gabel und mit Messer
Man vornehm umzugeh'n versteht,
Es schnell und steil nach oben geht.

So ist es wohl auch dir ergangen.
Mein Gott", so hat der Lord gesprochen:
"Pausback hat schon viel verbrochen.
Doch dich zum Admiral zu machen
War eine von den dümmsten Sachen,
Nun hat der Dämlack den Salat,
Die er je befohlen hat.

Die Orden, die da an dir prangen,
Hast du dir bestimmt geliehen.
So ist dein Werdegang gediehen.

Doch um der zu sein, den vorgibst du,
Das weiß ein jeder unsrer Crew,
Fehlt es dir an Geistesgabe.
Nur mit Dünkel und Gehabe,
Und einem Rock, der Eindruck macht,
Gewinnt man selten eine Schlacht."

Und dann fügte er spontan
Noch ein paar andre Sätze an
Um den andern zu verprellen
Und ihn gänzlich bloßzustellen.

"Du bist schon immer faul gewesen.
Hättest du Clausewitz gelesen,
Dann wüsstest du, was in der Schlacht
Man als allererstes macht.

Wärst du der Klüg're von uns beiden,
Dann würdest du die Schlacht vermeiden.
Doch wie mir scheint bist du das nicht.
Man sieht, du bist nur d'rauf erpicht,
Noch einen Orden zu bekommen,
Mit deinem scheinheiligen Grienen,
Ohne ihn dir zu erdienen.
Du hast alles mitgenommen
Was die Flotte je bot an.
Sogar das Studium irgendwann.

Und ich soll hier in Planungssachen,
Die Drecksarbeit für dich nun machen.

Hättest anstatt dich anzubiedern,
Was ein Offizier nicht sollte,
Dem König als er hat gefragt,
Was Du wirklich denkst, gesagt,
Anstatt ihm schleimend zu erwidern,
Was er von dir hören wollte,
Dann könntest du an Bord hier nun
All das Erforderliche tun,
Ohne dass ich's dir erkläre
Was sofort vonnöten wäre,
Um uns alle zu erretten.
Alles was wir jetzt nötig hätten
Wär' einer so wie Spee, mit Mumm.
Doch keinen der feige ist und dumm.

Hättest Du dir die Zeit genommen,
Und Carl von Clausewitz studiert,
So wie ich es einstmals tat,
Dann bräuchtest du nicht meinen Rat!

Der Kommandeur zutiefst blamiert,
Wollte mit Gewissensbissen
Den Namen nun vom andern wissen.
Der ihn, den Chef der Hochseeflotte,
Aussetzte solchem derben Spotte.

***

Wie der freche Lümmel hieß
Und was dem flotten Admiral
Er noch erzählte überdies,
Berichten wir das nächste Mal.


wird fortgesetzt



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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.