Montag, 2. Februar 2015

Im Elysium

Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 31 - 50
- Im Elysium -

Thetis in Erzählerkreis
Gab die nächste Story preis.
Sie erzählte wie es kam,
Die Sache war fürwahr absurd,
Und welche Wende es einst nahm,
Bevor der Frosch zum Teichschulz wurd.

Wie der Frosch Schulze vom Teich wurde


Im Teich lebten viele, viele Tiere, 
aber sie lebten immer im Streit miteinander.



Da war die Wasserspinne, die tanzte immer kreuz und quer über den Teich dahin; aber da kam das Fischlein und schnappte nach ihr. „Autsch, mein Bein““ schrie sie. „Du darfst mich doch nicht beißen!“

Das Fischlein schwamm weiter und spielte im Sonnenschein aber da kam die Frau Ente und schnappte nach ihm. „Autsch, mein Schwanz!“ schrie es. „Du darfst mich doch nicht beißen!“

Die Ente tauchte wieder auf und watschelte ans Ufer; aber da lauerte der Herr Fuchs und schnappte nach ihr. „Autsch, meine Flügel!“ schrie sie. „Du darfst mich doch nicht beißen!“

Und flog eine Libelle übers Wasser, gleich kam der Rohrspatz und schnappte nach ihr, und saß der Rohrspatz auf dem Rohr, gleich kam der Habicht und wollte ihn fressen, und kroch ein Käferchen am Rande des Teiches, gleich kroch ein Salamander hinter ihm her; saß eine Fliege am Halm, gleich schnappte der Frosch nach ihr und dann kam Herr Langbein mit seinem Schnabel und wollte den Frosch verzehren. Kurz und gut, jedes wollte den anderen beißen und doch nicht gebissen sein. Darum war immer Streit und Zank am Teich.

Da kamen eines Tages alle Tiere zusammen und sagten, das könne so nicht weiter gehen; sie wollten einen Schulzen wählen, der auf Recht und Ordnung im Teiche sähe. Alle waren so zufrieden, aber wer sollte Schulze sein?„Wer am schönsten singen kann!“ sagte der Rohrspatz, denn er wollte gerne Schulze werden, und fing gleich an, sein Liedchen zu pfeifen.

„Ach nein,“ sagte die Wasserspinne, „sondern wer am schönsten tanzen kann!“ Denn sie wollte gern Schulze werden und fing dann auch gleich an, mit ihren langen Beinen ein zierliches Menuett zu tanzen.

„Nein, nein, wer am längsten schlafen kann,“ sagte der Salamander; denn er wollte auch gerne Schulze werden und war eben erst von seinem Winterschlaf aufgewacht.
„Das fehlte gerade!“ rief quakend die Ente dazwischen, „sondern wer die schönsten Federn hat.“ Die hatte sie natürlich, und fing denn auch alsbald an, sie zu putzen und damit schön zu tun.

„Kinder,“ knarrte da ein alter Karpfen, der schon ganz bemoost war, dazwischen, „das ist alles Unsinn. Wer Schulze sein will, der muß flink auf den Beinen sein, damit er im ganzen Teich schnell nach dem Rechten sehen und fix überall hinkommen kann. Lasst uns einen Wettlauf machen, und wer am ersten auf dem anderen Ufer ist, soll Schulze sein!“

„Du hast recht“, riefen alle Tiere. „Also los!“



So traten sie dann alle an. „Eins, zwei, drei!“ kommandierte der Karpfen, und dann ging's los! Hui, was die Wasserspinne für Sprünge machte, wie die Ente ruderte, wie der Rohrspatz mit den Flügeln schlug, wie Reineke Fuchs am Ufer entlang in langen Sätzen dahineilte, wie der Salamander durch den Schlamm wühlte! Wer wohl am ersten drüben sein würde?

Aber einer lief nicht mit. Gemächlich saß er auf einem breiten Stein und glotzte mit seinen großen Augen ins Wasser, wo die Wellen ordentlich hoch aufspritzten bei dem Wettrennen der Tiere; das war Herr Frosch. Da auf einmal packte ihn Meister Langbein mit seinem Schnabel, um ihn hoch aufzuheben und ihn seiner Frau Störchin als einen fetten Braten zum Sonntag zu bringen. War das aber ein Schreck!
Quakend zappelte und strampelte er, um aus dem schrecklichen Schnabel seines Feines Storch herauszukommen und richtig! Wie der einmal ein bisschen nach Luft schnappen mußte, strampelte er sich los und plumps fiel er zur Erde, oder vielmehr auf ein großes Blatt gerade am anderen Ufer des Teiches.

Noch hatte er sich nicht von seinem Schreck erholt, da kamen die Tiere eins nach dem anderen angeschwommen, angeflogen, angekrochen, angelaufen, angesprungen. Was die aber für Gesichter machten, als sie den Frosch schon drüben fanden.
„Du schon hier?“ fragten sie ganz erstaunt. Der aber konnte nur sagen: „Quak!“
Wirklich, da saß er stolz und breit und behäbig auf seinem großen Blatt mit seinem grünen Frack und seiner weißen Weste und glotzte sie ganz erstaunt an.
Die Tiere aber waren ebenso erstaunt wie er. Aber was half's, Herr Frosch war als erster am anderen Ufer des Teiches gewesen.

Da schrieen alle Tiere: „Herr Frosch soll Schulze vom Teich sein. Herr Frosch lebe hoch!“ Herr Frosch aber saß ganz still und erstaunt da dann aber machte er einen breiten Mund und sagte: „Quak.“ Seitdem ist der Frosch Schulze am Teich.



***

wird fortgesetzt

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.