Mittwoch, 25. Februar 2015

Im Elysium


Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 31 - 109
- Im Elysium -

"Klar ist eines" sprach Athene,
"Als Jutta Failing noch studierte
Und zum Thema recherchierte,
Hat sie des Aristoquakes Schrift,
Die das Thema noch viel besser trifft,
Das gilt als sicher, nicht gelesen.

Hätte sie studiert auch jene
Und sich befasst mit dessen Thesen,
Hätt' nebst dem Doktor unbenommen,
Den Nobelpreis sie bekommen.

Dabei lachte sie gar heiter
Und fuhr dann selbst im Thema weiter:

"Ein lustiger Frosch auf 'ner Kanope,"
Ergänzte sie mittels Synkope,
Im Takte ihrer Vortragsweise,
Die Stimme abgesenkt auf leise,
"Beweist, ich sag's mit Recht und Fug,
Dass Jutta, obgleich sie ist sehr klug,
Ein bisschen oberflächlich war."


"Der Frosch stellt dort Gott Keku dar,
Der als einer von den acht
Über die Eingeweide wacht,
In Tal der Könige in Theben,
Damit sie frisch fürs neue Leben,
Um sie dem Toten einzuverleiben,
Wenn es soweit ist, auch bleiben."

Danach stellte mit Humor
Athene weitere Objekte vor,
Die damals, vor fünftausend Jahren
Bei den Ägyptern Usus waren.

"Seht her" rief stolz sie durch den Saal
Und hielt ein Foto dabei hoch.

"Die beiden hier waren einmal
Gewichte am Nil und sind es noch.
Doch wurden inzwischen allesamt
Vom Eichamt der Neuzeit-Dynastie
Sie gedrängt aus ihrem Amt
Und in  Museen abgestellt.

Dort ausgestellt in aller Welt,
Wollen sie uns heut verklaren
Wie bedeutend und gewichtig sie
Dereinst in Ägypten waren."

"Aus all den vergangenen Epochen",
Hat lächelnd weiter sie gesprochen,
"Ist aus dem Pharaonenland
Heute nicht mehr viel bekannt.
Doch wird, wie es dort einmal war,
Uns jetzt ansatzweise klar,
Wenn wir hier nun beim Betrachten
Der Fundstücke, welche beim Graben
Die Forscher dort gefunden haben,
Genau anseh'n und darauf achten,
Was von alter Lebensart
Durch die Zeit blieb uns bewahrt.

Anhand von diesem kleinen Rest,
Den die Archäologen fanden,
Stellen wir verwundert fest
Dass vor fast fünftausend Jahren,
Die Leute Froschverehrer waren,
Die zu leben wohl verstanden,
Und um ihr Dasein zu genießen,
Sich von Fröschen gar begatten ließen."


Dazu legte dem erlauchten Korps
Der Göttinnen im Elysium,
Aus dem ägyptischen Altertum,
Athene ein Figürchen vor,
An dem man sehen konnte wie
Im Nilstromland die Priesterschaft,
Von Dynastie zu Dynastie,
Als des Gottes Dienerschaft,
Mit Froschmasken herausgeputzt,
Das Weibervolk hat ausgenutzt.

So wie es die Tlingit -Frosch-Schamanen
Es später taten mit den Damen,
Gaben sie sich als Gottheit aus
Und zogen ihren Vorteil draus.

Als Amun verkleidet offenbar,
Haben sie es nach Belieben,
Im Tempel hinter dem Altar,
Mit dem dummen Volk getrieben.

In Scharen und mit Gottvertrauen,
Strömten die Ägypterfrauen
Zum Tempel hin der Frösche wegen,
Um zu erbitten deren Segen
Für Fruchtbarkeit im Eheleben.

Des Gottes vertrauter Priesterclan
Hat alles dazu dort getan,
Um das Erflehte hinzugeben.

Die Göttinnen all im hohen Haus
Lachten und klatschten froh Applaus
Und Hera sprach: "Wie Zeus als Schwan
Sich Leda näherte einst an,
Haben die Priester mit Bedacht,
In Amun's Namen es gemacht."

"Die Männer sind doch alle gleich,"
Hakte da Latona ein.
"Weil sie, auch wenn sie es nicht sollen,
Immer nur das Eine wollen,
Versuchen sie gar einfallsreich,
Es hinterlistig zu bekommen."

"Doch ich fiel darauf nicht herein.
Ich hab die geilen Lykier Bauern,
Bevor sie mir zu nahe kamen,
Und sich, was sie wollten nahmen,
Ohne jegliches Bedauern,
Ihre Lust gar schnell genommen."

"Weil garstig sie mich einst behandelt,
Hab ich in Frösche sie verwandelt,
Die noch heut in allen Laken
Und Teichen dort in Lykien quaken."


"Die Story kennen wir Mama."
Unterbrach Artemis sie.

"Der alte Zeus, mein Herr Papa,
Führte im Olymp Regie
Und hat sich köstlich amüsiert
Als du dich hast so feig geziert."

Und dann fügte sie im Nu,
Einen Nachsatz noch hinzu:

"Ich lag an deiner linken Brust
Und Apoll an deiner rechten,
Als die vom Rotwein stark bezechten,
Lykier dir den Trunk verwehrten,
Im Teich am Rand des Schilfes dort."


Und dann fuhr sie grinsend fort:

"Ich kann es heute noch nicht fassen,
Nur weil du hattest keine Lust
Auf das was die Bauern einst begehrten,
Hast du uns fast verhungern lassen."

"Deine Brüste waren leer!
Es kam und kam kein Tropfen mehr
Obgleich wir hungrig daran saugten."

"Auch wenn die Bauern nicht viel taugten,
Hättest du sie erhören sollen.
Dann hätten wir nicht darben müssen."

"Anstatt den Lüstlingen zu grollen
Und sie in Frösche zu verwandeln,
Hättest du mit ihnen handeln
Sollen und mit ein paar schlichten Küssen,
Damit sie eine Trunk uns gönnen,
Sie um den Finger wickeln können."

"Hättest du es so gemacht,
Hätten sie Wasser dir gebracht
Zum Erfrischen. Und zum Trinken
Kühlen Wein. Von Brot und Schinken
Hätten sicher auf dein Bitten,
Sie etwas für uns abgeschnitten."

"Ich kann es heut noch nicht verstehen"
Sprach Artemis zur Mama,
Der schönen Göttin Latona,
"Warum du ließest nicht geschehen
Was die Bauern, die verrohten,
In Lykien dir zum Tausch anboten."

Und weiter sprach sie voller Hohn:

"Wärest du auf ihr Verlangen
Ein bisschen auch nur eingegangen,
Mit ein paar schnellen, schlichten Küssen,
Dann hätten wir nicht hungern müssen
Ich und mein Bruder Apollon!"

***

wird fotgesetzt



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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.