Dienstag, 3. Februar 2015

Im Elysium

Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 31 - 55
- Im Elysium -

"Da ist fürwahr was Wahres dran."
Schloss Hera sich nun Hebe an
Und dann erzählte sie sogleich
Von Joachim, welcher einfallsreich,
Als Frosch ein Flieger werden wollte,
Was letztlich auch gelingen sollte.


Der fliegende Frosch
- Anonymus -


Joachim, der kleine grüne Frosch ist seit er hüpfen kann von einem Traum besessen - er will fliegen.

Oft wurde er belächelt, manche nannten ihn einen Spinner, andere einen Sonderling. Jetzt ist es so weit. Endlich hat er sein Ziel erreicht. Heute Abend wird die große Show steigen, wofür er sich ein Leben lang abgerackert hat.

Dünn und blass ist er geworden. Seit Jahren hat er nicht mehr an den monatlich stattfindenden Hüpfwettkämpfen, die er als Kind so liebte teilgenommen. An denen er die Fliegenmatschküchlein - nur schon beim Gedanken an diese läuft ihm das Wasser im Mund zusammen - gleich Tellerweise verschlang. Er verzichtete auf alles, was er so lieb hatte: Seine Freunde, Wettkämpfe, Fliegenmatschküchlein. Mit all seinem Einsatz hatte er sich nur noch dem einen Ziel verschrieben: Fliegen zu können. Früh morgens, wenn die anderen noch schliefen, stand er auf und begann sein Training, am Abend ging er als letzter zu Bett. Anfangs fragten sich seine Freunde, was mit ihm denn wohl geschehen sei. Joachim, früher so ausgelassen und gesellig, wurde auf einmal so ernst und zurückgezogen. Nach und nach versandeten seine Freundschaften. Der stumme Joachim wurde er genannt, kaum wechselte er noch mit jemandem ein Wort. Früher unterhielt er sich mit den Gräsern, mit den Wolken und dem Wasser. Doch seit er dieser Sache nachging, die er sein Lebensziel nannte, nahm er seine Umwelt nicht mehr richtig wahr. Er wusste abends nicht mal mehr, ob tagsüber die Sonne schien oder ob es geregnet hatte. Er war in seiner Welt mit seinem Ziel.

Und jetzt steht er oben auf dem Hügel, kurz davor, den anderen die Früchte seines Schaffens zu zeigen. Zum ersten Mal seit Jahren wieder sieht er, in welch schöner Gegend er wohnt. Er hört die Grillen wieder zirpen und spürt den Wind, der ihm übers Gesicht streicht. Er riecht den Duft der Fliegenmatschküchlein, die er nach seiner Show verzehren wird. "Ach wo war ich all die Jahre, dass ich diese Kostbarkeiten nicht wahrgenommen habe. Geträumt habe ich, ein Schlafwandler. Von jetzt an werde ich all dies wieder bewusst genießen, jeden Tag."

Unten am Hügel hat sich inzwischen schon das ganze Dorf versammelt, neugierig, was
er wohl bieten würde. Einzelne Kinder winken ihm zu. Er winkt lächelnd zurück, das erste Lächeln seit Jahren. Er fühlt sich so glücklich, so frei.


Abflugbereit richtet er sich auf. Er wird zweimal um den Hügel fliegen, einen Looping
drehen und schließlich direkt neben den Küchlein landen, dann wird gefeiert. Fliegen - eine wahre Revolution für das Volk der Frösche. Alle haben sie den Schritt vom Wasser ans Land vollführt, aber die Luft hat noch keiner von ihnen wirklich in Besitz genommen, mal abgesehen von den kleinen Hüpfern.

Er holt Anlauf und springt. Wie aus dem Nichts taucht ein Storch auf, schnappt nach Joachim und fliegt mit ihm davon in die weite Welt.



Und wenn das Volk der Frösche diese Geschichte ihren kleinen Hüpfern erzählt, beendet sie der Älteste mit diesen Worten: "Versammelte Frösche, seid achtsam auf eure Wünsche und Träume. Sie könnten in Erfüllung gehen."



Ich hoffe sie gefällt euch!


***
wird fortgesetzt

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.