Samstag, 7. März 2015

Im Elysium

Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 31 - 131
- Im Elysium -

Weiter ging es nun reihum.
Als nächste im Elysium
War Helena, die Schöne dann
Mit Tildchen der Weltraukröte dran.


Tildchen die Weltraumkröte
- Kalimba -


Tildchen und ihre Freundin Hanna saßen gemütlich im Wald, neben einem Haufen Laub. Die Sonne schien und die beiden schwatzten und lachten übermütig. Nach einer kurzen Gesprächspause merkte Hanna, wie ernst Tildchen plötzlich geworden war, sie wirkte unruhig. "Was ist los?", fragte Hanna ihre Freundin.

Tildchen sah Hanna verschwörerisch an: "Ich habe gestern Abend meinen Vater und meinen Onkel belauscht. Als die Erwachsenen meinten ich würde schon schlafen, haben sie sich über UFOs unterhalten. Ich war jedoch noch wach und als ich hörte worüber sie reden, hab ich ganz frech gelauscht. Du darfst mich aber nicht verraten, sonst ist mein Papa sehr böse!"

Hanna versprach hoch und heilig niemanden ein Wort zu verraten, und so begann Tildchen zu erzählen:

"Also wenn ich das gestern Abend richtig verstanden habe, dann kommen jedes Jahr UFOs auf die Erde, und entführen Kröten in den Weltraum".

Hanna begann zu lachen: "Und diesen Unsinn glaubst du tatsächlich? Es gibt keine UFOs, das weißt du doch ganz genau." 


"Ich dachte immer, dass ich das ganz genau wisse", entgegnete Tildchen, "seit gestern Nacht bin ich mir da nicht mehr so sicher".

Als Hanna merkte, wie ernst ihre Freundin das alles meint, wurde sie ganz still und sah Tildchen lange und nachdenklich an. Tildchen erwiderte den Blick ganz ruhig und schließlich forderte Hanna sie auf, die ganze Geschichte zu erzählen. So erzählte Tildchen weiter:

"Also von den Hochzeitsfeiern weißt du ja, oder?"

"Naja", antwortete Hanna ziemlich verlegen, "nicht so wirklich. Meine Mutter ist nur rot geworden als ich sie mal drauf ansprach und hat mir nicht viel erzählt." 

Mama ist rot geworden

"Na gut", meinte Tildchen, "also den ganzen Winter haben wir ja im Waldlaub eingegraben geschlafen. Jetzt wo es wärmer wird, dürfen wir endlich wieder raus. Wenn es jetzt noch zu regnen beginnt, dann werden wir alle zu dem Teich zurückgehen, wo wir geboren sind, um zu heiraten und Kinder zu bekommen."

Hanna schaute Tildchen mit weit aufgerissenen Augen an: "Eine Familie? Aber woher bekommen wir denn so schnell ein nettes Kröten-Männchen als Ehemann und Vater für die Kinder?


"Da mach dir mal keine Sorgen", erwiderte Tildchen, "an dem Teich treffen sich so viele von uns, dass du jede Menge Kröten-Männchen treffen wirst. Und wenn dir einer gefällt, dann geht das mit den kleinen Kaulquappen-Kindern ganz von selbst." Tildchen zwinkerte dabei schelmisch. Hanna schien noch nicht ganz überzeugt zu sein, und so sprach Tildchen weiter:


Traum von einer Familie

"Also mein Vater und mein Onkel sprachen davon, dass es hinter dem Wald eine Stelle gibt, wo der Boden heiß und stinkend wird. Die Erde ist dort ein harter, schwarzer Fleck, ohne Blumen und Gras.

Da müssen wir drüber, wenn wir zum Teich kommen wollen, doch hohe Mauern aus Holz versperren uns den Weg". Hanna lauschte gebannt, von so etwas hatte sie noch nie gehört.

"Eine Legende erzählt, dass jedes Jahr die Außerirdischen kämen und fast alle Kröten die zum Teich wollen, ins Weltall entführen. Und zwar genau an dieser Mauer. Manche Kröten werden aber scheinbar wieder frei gelassen, die können sich dann aber nur noch an wenig erinnern. Bloß noch, dass da viele andere Kröten waren, und dass sie geflogen sind.

Tildchen war beim erzählen immer leiser geworden. Die beiden Krötenmädchen waren so in die Geschichte vertieft, dass sie erschraken, als plötzlich eine kleine Haselnuss neben ihnen vom Baum fiel. Verlegen lachten sie sich an. "Ich möchte vom UFO entführt werden und wissen was da passiert", sagte Tildchen plötzlich.

"Bist du wahnsinnig?", rief Hanna ganz entsetzt, "Und was machst du, wenn du nicht zu denen gehörst, die wieder frei gelassen werden? Was, wenn die Außerirdischen dich behalten wollen?"

 "Dann werde ich so lange frech und ungezogen sein, bis sie mich wieder loshaben wollen und mich zurück bringen", meinte Tildchen selbstbewusst. "das klappt schon." 

Und weil Hanna unbegrenztes Vertrauen in die Fähigkeiten ihrer Freundin hatte, zogen sich die beiden unter den Laubhaufen zurück und berieten, wie sie am besten vorgehen könnten, damit Tildchen vom UFO mitgenommen wird.


Endlich kam der Tag des Regens. Alle Kröten wussten, dass es nun an der Zeit war, sich auf den Weg zu den Teich zu machen, um eine Familie zu gründen. Von überall hüpften Kröten heran, Hunderte machten sich auf den Weg. Die Krötenwanderung begann. 



Als die beiden Freundinnen endlich an der hohen Holzmauer ankamen, waren sie enttäuscht. Viele, viele Kröten saßen schon davor. "Wie soll ich da ins UFO gelangen?", fragte Tildchen niedergeschlagen.

"Ich weiß was!", rief Hanna, "du kletterst einfach über die anderen drüber, dann bist du so weit oben, dass dich das UFO gar nicht übersehen kann!" 



Gesagt - getan. Tildchen war begeistert, umarmte Hanna um sich zu verabschieden und begann dann auf den Rücken der anderen Kröten zu klettern. Diese schimpften zwar, ließen Tildchen aber hochklettern. Dann war sie endlich ganz oben, konnte fast schon über die Holzmauer drüber sehen.


Die Zeit verstrich und Tildchen verlor langsam den Glauben an die UFOs. Auch wurden die beiden Kröten, auf deren Rücken sie saß, langsam ungeduldig und wollten sie runterschubsen. Da es auch bereits Abend war, wollte Tildchen dem Drängen der beiden nachgeben, da wurden sie plötzlich von komischen Geräuschen abgelenkt. Alarmiert sah Tildchen nach oben und sah riesengroße, seltsam geformte Wesen. Sie sahen kein bisschen wie Kröten aus. Die Außerirdischen!


Als Tildchen tatsächlich - und sogar als erste - von einem dieser Wesen gepackt und hoch gehoben wurde, zitterte diese aus Furcht. "Hätte ich mich doch nur nicht drauf eingelassen", dachte sie sich. Doch jetzt war es zu spät. Tildchen wurde höher und höher gehoben und schließlich in einem blauen, runden Raum abgesetzt.


"So, die erste Kröte sitzt im Eimer. Noch ein paar weitere und wir können sie über die Strasse tragen, damit die Autofahrer sie nicht überfahren". 



Tildchen hörte die Geräusche, welche diese Wesen von sich gaben, aber sie verstand sie nicht. Daher bibberte sie vor Angst, während mehr und mehr andere Kröten in dem Raum landeten. Es wurde immer enger und alle quakten laut vor lauter Furcht. 

Es wurde immer ungemütlicher, fand Tildchen. Doch dann spürte sie eine Bewegung.


"Hilfe, Hilfe wir fliegen!", schrie sie voller Panik. Jetzt war es also so weit, Tildchen wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. Einerseits hatte sie es tatsächlich ins UFO geschafft, andererseits wurde sie gerade - wer weiß wie weit - von ihrer besten Freundin getrennt. 




Der Flug kam Tildchen ziemlich lange vor und das UFO schaukelte sehr. Langsam wurde ihr übel und sie wurde immer grüner im Gesicht. Plötzlich spürte sie, wie das Raumschiff zu sinken begann. Es ging abwärts und abwärts. Wieder schrie Tildchen. Sie setzten offenbar zur Landung an. Wo mochten sie jetzt wohl sein und was würde mit ihnen geschehen? Sie sollte es bald erfahren.

In diesem Moment begann sich der Raum zu drehen. Die Kröten purzelten durcheinander. Tildchen stieg einer anderen Kröte auf die Nase, die sich gleich fürchterlich beschwerte. Tildchen entschuldigte sich, aber sie konnte ja nichts dafür. 



Der Raum drehte und bewegte sich, alle Kröten kullerten durcheinander und dann sahen sie schließen durch ein großes Loch die Wiese und den Wald wieder. Eilig sprangen sie alle drauf zu.


Als Tildchen endlich wieder festen Boden unter den Füßen hatte, ächzte und stöhnte sie. Vorsichtig bewegte sie sich ein Stück. Wenigstens hatte sie sich nichts gebrochen, als das UFO sich so drehte.

Tildchen sah sich um. Viele Kröten hüpften hektisch herum, aber niemand den sie kannte. Plötzlich fühlte sie sich schrecklich einsam. Warum nur waren ihr die Außerirdischen so wichtig gewesen? Nun war sie ganz alleine und hatte keine Ahnung wo sie war, oder wo sie hingehörte.

"Was mach ich nur?", schluchzte Tildchen herzzerreißend und setzte sich. Sie war verzweifelt, es war zum heulen - und genau das tat sie auch.

"Tildchen! Tildchen!", hörte sie da jemanden rufen. Schnell drehte sie sich in die Richtung, aus welcher der Ruf gekommen war und sah durch tränenverschleierte Augen zwei Kröten auf sich zuhüpfen. Als diese näher kamen, erkannte Tildchen in der einen Kröte ihre beste Freundin Hanna.



Schon wieder heulend - diesmal aber aus Freude - fielen sich die beiden Krötenmädchen in die Arme. "Wo kommst du denn her? Ach, ich freu mich ja so!", jubelte Tildchen.


"Als ich sah, dass du tatsächlich im UFO verschwunden warst, beschloss ich, dass ich dich nicht im Stich lassen kann, und drängelte mich wie eine Verrückte nach vorne. Ich schaffte es auch gleich vom zweiten UFO aufgenommen zu werden. Dann hoffte ich, dass ich in deine Nähe gebracht werde und Anton half mir, dich zu suchen". Bei den letzten Worten lächelte Hanna zu dem Kröten-Männchen, der sie begleitet hatte. "Übrigens hatte ich kein blaues UFO wie du, sondern ein rotes", grinste Hanna. 
Im roten UFO

In ihrem Kummer hatte Tildchen gar nicht auf etwaige weitere UFOs geachtet. Jetzt aber sah sie zum Himmel und da schwebte tatsächlich noch eines heran. Ein grünes war es diesmal.


Auch dieses UFO landete, drehte sich, und eine Menge Kröten purzelten heraus. "Wenn ich nur wüsste, wo wir sind und welchen Sinn das alles hat", dachte Tildchen laut nach.


"Also welchen Sinn das hat, weiß ich nicht", antwortete Hanna. "Aber wir sind auf der anderen Seite des stinkenden, schwarzen Fleckes. Ich hab nämlich ganz genau aufgepasst, wohin wir geflogen sind.


"Na dann", strahlte Tildchen, "dann lasst uns gehen. Ich muss noch einen Mann für mich suchen. Denn so wie du deinen Begleiter ansiehst, ist wohl klar wer der Vater deiner Kaulquappen-Kinder wird." Hanna errötete unter der Neckerei ihrer besten Freundin und fröhlich lachend zogen sie zu dritt los.

Am Teich angekommen, fand sich rasch ein Kröten-Männchen, der Tildchen schöne Augen machte. Bevor Tildchen aber loshüpfte um ihn besser kennen zu lernen, flüsterte sie noch schnell zu Hanna: "Ich weiß zwar noch immer nicht, warum diese UFOs zu uns kommen, aber die Außerirdischen sind auf jedem Fall nicht böse. Und ich bin gespannt, ob sie bei der nächsten Krötenwanderung wieder da sein werden." 



"Bestimmt", lachte Hanna, "und nun geh schon endlich zu deinem Verehrer, du Weltraumkröte."

Hanna und Tildchen zwinkerten sich zu und dann widmeten sich beide ihren zukünftigen Familienvätern und Ehemännern. Und sie warteten.. denn die nächste Krötenwanderung kommt bestimmt.


ENDE


***
wird fortgesetzt

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.