Freitag, 10. Juli 2015

Am Schlachtfeldrande

Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 33 -1
- 9. Kriegstag -
Am Schlachtfeldrande

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Mutter aus dem Hause ging,"
Sie zu erzählen ihm anfing,
"Begann es, ach es war ein Graus,
Brachte den liebsten Mann von allen,
 Meinen Vater mir man tot nach Haus.
Er war gegen euch im Krieg gefallen.

Der Mäusekrieger der ihn brachte
Mir einen unsittlichen Antrag machte.
"Fürs Bringen ich den Lohn noch kriege!"
So grinste er mich dummdreist an
Und verlangte von mir dann
Dass ins Bett ich mit ihm stiege.

"Und bist du nicht willig," so sprach er zu mir,
"Erfährst du Gewalt, überlege es Dir!"

Dann hat der Schuft in seinem Wahn
Das Allerschlimmste mir angetan
Was einer Maid von einem Mann,
Wenn sie nicht will, passieren kann.

Er nahm die Unschuld mir und Ehr.
Als ich von ihm geschändet war
Machte mein Oheim der Barbar,
Sich so brutal über mich her,
Dass ich es nie vergessen werde
So lang ich lebe auf der Erde."

***

Da nahm der Frosch ganz zärtlich sie
In den Arm auf seinem Knie
Und sprach freundschaftlich zu ihr:



"Süßchen, Mädchen, glaube mir,
Die Zeit heilt selbst die tiefsten Wunden.
Bewahre dir die schönen Stunden,
Die du erlebt hast, tief im Herzen
Und versuche auszumerzen,
Was deine Seele so bedrückt."

"Ich kann es dir zwar nicht verübeln,"
So sprach er zu ihr missvergnügt.
"Doch solltest du nicht drüber grübeln
Was dir der Schuft hat zugefügt,
Sondern mit neuem Grundvertrauen,
Ohn' dich weiter selbst zu schinden,
Stets nach vorne nur noch schauen.
Nicht vergessen, überwinden!
Ich weiß, dass dir das bald schon glückt!"


"Für das, was einst dein Onkel tat,"
So fuhr mit Nachdruck er im Wort
Freundlich lächelnd zu ihr fort,
"Die Strafe er erhalten hat.
Er ist im Kriege umgekommen.
Ersoffen ganz genau genommen,
Weil er zu schwimmen nicht verstand.

Sein Körper ruht im Feindesland
Gleich an der Eridansfurt
Wo gestern er begraben wurd."

"Doch was dich betrifft, mein Kind,"
So fügte freundlich er im Nu
Einen Nachsatz noch hinzu,
"Ich sag das weil wir Freunde sind.
Du wirst sehen, irgendwann
Kommt auch für dich der rechte Mann,
Der dich liebt, noch mehr als ich.

Doch vorher, darum bitt ich dich,
Damit du glücklich wirst im Leben,
Musst deinem Oheim du vergeben.

Leg ihm ein Stückchen Käselab
Nebst einer Rose auf sein Grab
Und wein dich aus dort ganz intim,
Auf dem Hügel über ihm.

Verzeih ihm, zürne ihm nicht mehr,
Denn seine Seele sehnt sich sehr
Im Hades unten wo sie schmort,
 Im Sühneofen ebendort,
Dass Tränen du für sie vergießt
Und wieder Frieden mit ihr schließt,"

"Denn", so hat er's ihr erläutert
"Sie ist inzwischen längst geläutert.
Sie erwartet, dass du sie erlöst
Und nicht noch mehr ins Feuer stößt."

"Es sind die kleinen Dinge," sprach
Abschließend er zu ihr danach,
"Die wichtig sind im Leben,
Und dazu zählt auch das Vergeben!"

Dann gab er, was er hatte ihr!

"Dieser Talisman von mir,
Soll stets erinnern dich daran,
Dass ich dich lieb habe mein Kind
Und dass wir fortan Freunde sind 
Und wie es mit uns zwei begann."

***

Maus Süßchen hat es sehr behagt
Dass "Kind" er hat zu ihr gesagt.

"Obwohl ein Feind er ist" dacht sie,
"Aus Königs Pausbacks Froschgeschlecht
Und ulkig aussieht; irgendwie,
Hat der grüne Opa Recht.

Auch wurde ihr ganz plötzlich klar
Dass er ein Freund fürs Leben war,
Dem sie fortan wollte trauen.

Er kann mir in die Seele schauen,
Hat verwundert sie erkannt,
Als wär' mit jener er verwandt.

***

"Ja" sprach sie, das werd ich tun.
"Der Onkel soll in Frieden ruh'n."
Sie sprang herab von seinem Knie.
Tapfer lief zum Flusse sie,
Zu tun, was er erbeten hatte.

Auf der grünen Wiesenmatte,
Dort wo der Strom versandet
Den Abfall von Athen anlandet,
Über ihres Oheims Grab,
Legte sie den Käselab
Und auch eine Rose nieder.

"Onkel ich verzeihe dir!"
Sprach sie deutlich immer wieder
Und dabei perlten Tränen ihr
Über die hübschen samt'nen Wangen.

"Onkel" sprach sie laut mit Schneid,
"Ich weiß es ja, auch dir tut leid
Was du mir hast einst angetan.
Und immer wieder ganz spontan:
"Oheim, ich verzeihe dir!"

Danach, erleichtert ist es ihr
Viel, viel besser gleich gegangen.

Sie konnte sogar ein Späßchen machen
Und über Aristo Korax lachen,
Der eingenickt auf einem Blatte
Auf sie am Teich gewartet hatte.

"Verzeih, ich wollte Dich nicht wecken.
Denn ich weiß, ein alter Mann
Braucht seine Ruhe ab und an.
Auch wollte ich dich nicht erschrecken
Denn ich denk, du altes Haus,
Hast sicher Angst vor jeder Maus
Seit Schlacht um Schlacht beinah besiegt,
Ihr mit uns im Kriege liegt."

"Ich sehe, dir geht es recht gut!"
Sprach froh er zu ihr ausgeruht.
"Komm her mein Kind und hör mir zu.
Ich möcht, dass ohne jegliches Tabu
Und ohne ängstlich je zu zagen,
Wir uns stets die Wahrheit sagen.

Mit mir kannst du ohne jedweden
Scham stets Tabula rasa reden,
Denn unsere Seelen sind verwandt.

Das habe ich sofort erkannt
Als ich dir in die Augen sah.
Du warst mir fern und doch so nah
Als wärest du mein Fleisch und Blut.
Komm und setz dich her zu mir
Damit erkläre ich es Dir.

Da kletterte sie wohlgemut
Wieder auf sein grüne Knie.

Es klang als wär' es Poesie
Was er dann auf seine Weise
Ihr anvertraut hat zärtlich leise.

***

wird fortgesetzt










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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.