Dienstag, 14. Juli 2015

Am Schlachtfeldrande

Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 33 - 5
- 9. Kriegstag -
Am Schlachtfeldrande

evor
 er auf das Schlachtfeld kam,
Geriet er in einen Hinterhalt.

Der Frosch-Geheimdienst mit Gewalt
Aristo Korax gefangen nahm.
Der Anführer stahl ihm seine Orden
Und sprach: "Du bist gesehen worden
Wie mit einer grauen Maus
Geheimnisse du tauschtest aus.


Angeklagt wegen Hochverrat
Und gefesselt rabiat,
An den Händen und den Knie'n,
Schleppten des Königs Schergen ihn
Unter Androhung von Qual,
Zum Stabe vor das Tribunal.

Obwohl er hatte nichts verbrochen
Hat man schuldig ihn gesprochen.

Der gute arme Frosch wurd später
Hingerichtet als Verräter.

Das Urteil wurd sofort vollstreckt!

Bevor die Lanze in ihn fuhr,
Dachte er an eines nur.
"Süßchen, Allerliebste du,
Nun sehe ich dich nimmermehr."

Da schlug er bereits ein, der Speer
Und zerschnitt Korax die Kehle.

"Na denn tschüß" rief seine Seele
Während der Körper ist verreckt,
Und machte fix sich auf im Nu,
Um nach dem schnöden Erdenleben
Im Frosch ins Jenseits zu entschweben.

Der Leib, nach all dem Erdenglück,
Das er durchlebt hat Jahr für Jahr,
Zu Haus an seinem Teiche,
Bei Mückenjagd und Laiche,
Blieb auf der Erde dort zurück
Wo er just verendet war.

Wie Hektors Leichnam von Achill,
So haben Aristos Mörder nun,
Ohne jegliches Goodwill,
Gehässig lachend es erwogen,
Den Toten durch den Dreck gezogen
Um's dem Peliden gleich zu tun.


Nur weil kein Hund zugegen war,
Kam einer auf den Adebar.

"Werft ihn dem Storch zum Fraße vor!"
Grölte der dreiste Quadrokor
Und trat der Leiche mit dem Bein
Mitten ins Gesicht hinein
Sodass dessen einst so stolzen Züge
Verloren gänzlich ihr Gefüge.

Während aus der tiefen Wunde
Unter des toten Frosches Munde
Noch das Blut in Strömen floss
Und sich im Schlachtfeldrund ergoss,
Fledderten  am Teiche
Die Schergen nun die Leiche.

***
Wär' nicht der General gekommen,
Hätte mit dem einst so lieben
Frosch manch Frevel man getrieben.

Der hat den Leichnam mitgenommen.
Er hatte andere Interessen,
Denn er war sich sicher dessen,
Dass Aristos Gattin Lieblichgrün,
Sich um den Toten würd' bemüh'n,
Um zu Hause ihren Gatten
Im Seerosenteiche zu bestatten.

Und bei der Gelegenheit
Wollte in seiner Tollkühnheit,
Der Witwe er in Herzenssachen,
Gar forsch gleich einen Antrag machen.

Doch es sollte anders kommen
Als er es sich vorgenommen.

***

An Stelle der Witwe kam eine Maus.
Die bat ihn: "Rück den Leichnam raus.



Er war mir der Liebste  auf der Welt.
Nun liegt er tot in deinem Zelt.
Ich hab es unterwegs erfahren,
Als wir auf dem Wege waren,
Sein Sohn und ich zum Lazarett.
Ich bitte dich, ach sei so nett
Und gib mir seine grüne Leiche
Damit daheim an seinem Teiche,
Wie zusteht es dem tapfern Mann,
Ich ein Mal errichten kann,
Auf dass kein Frosch ihn je vergisst
Und das dem Freunde würdig ist
Welcher er mir immerdar
Bleiben wird wie er es war.

Er war nebst mir in seinem Leben
Auch König Pausback treu ergeben
Und ein kluger Froschsoldat
Der stets das Beste für ihn tat.

Er war keiner jener Mordgesellen,
Die in euerm grünen Haufen,
Mordend um ein paar Orden raufen,
Die falls siegen sie im Streit
Ihnen man dafür verleiht.

Er war, das sieht man ihm gar tot noch an
Lebendig stets ein Ehrenmann
Der keiner Fliege konnt' was tun
Und gegen alles war immun
Was Eifer, Neid, und Gier man nennt.
Er war auch kein Geheimagent,
Das gilt es hier nun klarzustellen,
Und auch kein Kriegsverbrecher der
Verraten hätte euer Heer.

Krieg und Gewalt war ihm verhasst.
Er hat sich keinem angepasst
Seines eignen Vorteils wegen.
Er griff nur dann zu seinem Degen
Wenn einen Schwachen vor Gewalt
Es  zu beschützen einmal galt
 Und schon gar nicht um im dummen Ringen
Unserer Völker jemand umzubringen.
Er war viel zu gut für diese Welt.
Und dennoch war der Mann ein Held.

Als ich in Not war, bot spontan
Er mir seine Hilfe an.
Er war von Lieblichgrün der Gatte
Und mir ein Freund wie nie zuvor
Ich im Leben einen hatte.

Eure Schergen brachten dumm
Den besten eurer Frösche um.

Als einst die Eltern ich verlor
War er zu mir so wie ein Vater.
Des Königs klügsten Kriegsberater,
Der was Pausback und dem Volk er zollte,
Nichts als den Krieg beenden wollte,
Hat dein Geheimdienst umgebracht."

"Mir scheint da ist bei deinem Haufen
Herr General, was schief gelaufen,"
Hat sie zum Vorwurf ihm gemacht.

Und dann fügte sie spontan
Ihre Bitte nochmals an:

"Rück den Leichnam mir heraus,
Bevor er anfängt zu verwesen,"
"Denn sonst", ergänzte noch die Maus,
"Bist du ein stolzer General,
Das wär' für dich bestimmt fatal,
Die längste Zeit gewesen!"

***

"Na gut", gab er darauf klein bei.
"Mir ist der Tote einerlei."

Dann ließ er einen Wagen kommen.
In dem hat sie ihn mitgenommen.
Der Kutscher kannt' den Weg
Hinab zum Binsensteg.
Und fuhr ihn an den Teich hinab.

Dort grub sie ihm ein kühles Grab
Und bettete ihn sanft hinein.
"Du sollst mir unvergessen sein!"
Sie Abschied nehmend, weinend sprach.
Den Talisman, den er ihr gab,
Legte sie ihm mit ins Grab.
Dann scharrte sie es zu gemach
Und wälzte einen Stein darauf,
In den nebst seinen Lebenslauf
Sie die Worte meißeln ließ:

"Hier ruht Pausbacks bester Spieß.
Er war zu gut für diese Welt.
Fürwahr er war ein Freiheitsheld."

Als letzter Satz stand auf dem Stein:
"Er soll mir unvergessen sein!"
Und unter seinem Namen
Noch das Wörtchen Amen.

***

wird fortgesetzt



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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.